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Italien

Einreise, Aufenthalt, Arbeitserlaubnis

Grundsätzlich gilt, daß in Italien sämtliche Prozeduren und Amtswege verwickelter und umständlicher sind als etwa in Deutschland.
Deutsche Arbeitnehmer haben in Italien im Rahmen der EG-Bestimmungen Anspruch auf eine Aufenthaltserlaubnis.
Zur Erlangung der Aufenthaltserlaubnis wird die Vorlage nachstehender Unterlagen verlangt:
a. der Ausweis, mit dem er nach Italien eingereist ist
b. eine Einstellungserklärung des Arbeitgebers oder eine Arbeitsbescheinigung

Bei nicht berufstätigen Personen wird der Nachweis entsprechender Geldmittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts und der Zugehörigkeit zur deutschen Sozialversicherung verlangt.
Die Aufenthaltserlaubnis hat eine Gültigkeitsdauer von mindestens 5 Jahren und wird ohne weiteres verlängert. Eine gültige Aufenthaltserlaubnis kann einem Arbeitnehmer nicht entzogen werden, weil er keine Beschäftigung mehr hat.
Befindet sich ein deutscher Arbeitnehmer bei einem italienischen Arbeitgeber in einem Beschäftigungsverhältnis, dessen Dauer mindestens drei Monate und weniger als ein Jahr beträgt, so erhält er eine befristete Aufenthaltserlaubnis von der vorraussichtlichen Dauer des Arbeitsverhältnisses.

Arbeitsverträge: Ist die Probezeit oder die zeitliche Befristung nicht schriftlich festgehalten, so gilt der Arbeitsvertrag als unbefristet. Eine Befristung ist zulässig bei Ersatz für abwesende Arbeitnehmer, bei Saisonarbeit und in der Tourismusbranche. Die Befristung des Arbeitsvertrages wird in Anspruch genommen um Kündigungsschutzverfahren auszuschließen.

Einstellungen von Arbeitnehmern erfolgen in Italien nur unter Einschaltung des zuständigen Arbeitsamtes.
Der Arbeitgeber muß einen schriftlichen Antrag auf Zuweisung eines Arbeitnehmers stellen, in dem die Arbeitsbedingungen sowie Qualifikation nach Maßgabe des Tarifvertrages aufgeführt sind. Das Arbeitsamt ermittelt aufgrund der Anforderungen einen passenden Arbeitnehmer aus der Liste der Arbeitsuchenden, wenn es sich bei dem Antrag nicht um eine namentlich angegebene Person handelt.

Für die Einschreibung als Arbeitsuchender beim Arbeitsamt sind folgende Unterlagen erforderlich:

Arbeitsbuch und Familienbescheinigung werden von der Meldebehörde (anagrafe) ausgestellt.
Für die Meldung bei der Anagrafe wird der Wohnsitz in der Gemeinde und die Aufenthaltserlaubnis der Ausländerbehörden der Questur vorausgesetzt. Die beim Arbeitsamt eingeschriebenen Arbeitssuchenden haben sich einer Meldekontrolle zu unterziehen, andernfalls werden sie von der Liste der Arbeitsuchenden gestrichen.
Hat jemand ohne Arbeitsamt einen Arbeitsplatz gefunden, darf er die Arbeit erst aufnehmen, wenn das Arbeitsamt die Genehmigung (nulla osta) erteilt hat.
Die Bestimmung des einzustellenden Arbeitnehmers liegt nicht im Ermessen des Arbeitgebers, sondern wird von der Arbeitsverwaltung getroffen.

Im übrigen gibt es zahlreiche Umgehungsmöglichkeiten dieses bürokratischen Arbeitsvermittlungssystems. Dies hat den Gesetzgeber zu einer Auflockerung des Systems durch Quoten frei Einzustellender bewogen.

Die Aufenthaltserlaubnis (permesso di soggiorno) ertelt die Questur, Fremdenabteilung (ufficio stranieri). Unter Vorlage der Aufenthaltserlaubnis erhält man dann bei der zuständigen Gemeinde die Wohnsitzbestätigung (residenza).
(Quelle: Bundesverwaltungsamt)

Botschaft Italienische Botschaft
Dessauer Str. 28
10963 Berlin
(030) 25440-0 www.botschaft-italien.de

Töpfervereinigungen

Leider keine bekannt.

Keramikzeitschriften

Literatur

Kurse, Schulen

Museen

Sonstige Hinweise

Es gibt in Italien nur vereinzelt Studio Töpfer in unserem Sinne. Man braucht zwar in Italien keine Meisterprüfung zum Führen einer Töpferei, es gibt jedoch dort immer noch die traditionellen Töpfer, die spottbillig und in atemberaubender Geschwindigkeit Drehware herstellen. So ist auch in Italien ein Keramiker eigentlich einer der nur bemalt und glasiert, die Schrühware jedoch billigst einkauft (und oft auch überhaupt nicht drehen kann). Dreher sind einfache Arbeiter (die jedoch einen berechtigten Stolz auf ihre Fertigkeiten haben).
In Süditalien wird auch noch die die traditionelle Töpferware hergestellt: einfaches, nur innen bleiglasiertes Geschirr.
Das Zentrum für Kunstkeramik in Italien ist natürlich Faenza: das überaus sehenswerte Museum, der Wettbewerb alle zwei Jahre, Keramikschulen und viele Kurse und viele Werkstätten die sich in der Umgebung angesiedelt haben.

Außerdem wird jeweils am ersten Septemberwochende ein internationaler Dreherwettbewerb in Faenza durchgeführt. Unterlagen gibt es bei ENTE Ceramica Faenza, Residenza Municipale, I-48018 Faenza.

Sozialversicherung: Für die Versicherungspflicht ist die Höhe des Einkommens ohne Bedeutung. Deutsche Staatsangehörige werden nach Ummeldung ohne Wartefrist in die italienische Sozialversicherung übernommen. Die Formalitäten werden vom Arbeitgeber erledigt, der auch die Beiträge abführt.

Erfahrungsberichte

Die Keramikschule in Faenza
Zur Anmeldung braucht man ein Schulabgangszeugnis und einen Nachweis, daß man keramisch gearbeitet hat (Praktikum genügt), beides muß ins Italienische übersetzt und beglaubigt sein. Die Aufnahmeprüfung besteht in einem Gespräch mit allen Lehrern (auf italienisch), die einem Fragen über bisherige Erfahrungen stellen, um sich einen Eindruck über den Schüler machen zu können. Gleich anschließend bekommt man dann Bescheid ob man aufgenommen wird.
Man kann zwischen ca. 8 Fachrichtungen wählen, z.B. Steinzeug/Porzellan, ein Kurs mit Schwerpunkt Skulptur, ein Technikerkurs, Wand und Bodengestaltung, Restauration, traditionelle Keramik (hauptsächlich Drehen und Glasurentwicklung). Die Schule schickt einem auf Anfrage gern ein Informationsblatt zu. Der Unterricht findet täglich (auch Samstag) von 8 bis 13 Uhr statt, einmal in der Woche auch nachmittags. Neben den praktischen fachbezogenen Stunden wird Freihandzeichnen und technisch Zeichnen, Kunstgeschichte, Technologie, Englisch und Sozialkunde gegeben. Jeder Kurs erstreckt sich über zwei Jahre und wird mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung und einer Ausstellung abgeschlossen.
Mit Eigenengagement kann man viel lernen und profitieren und die bürokratische Schulstruktur vergessen. Z.B. ist das Schultor nur um 8 Uhr und um 13 Uhr offen, kommt man zu spät oder will eher gehen, ist das mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden, außerdem braucht man für jede Fehlstunde eine Entschuldigung. Aber ansonsten bietet die Schule (fast) unbegrenzte Möglichkeiten zur freien Entfaltung was Formen, Skulpturen, Glasuren und Farben angeht. Man kann völlig frei experimentieren und oftmals kommen dabei recht verrückte Sachen heraus. Inwieweit einem der Abschluß in Faenza in Deutschland beruflich was bringt, kann ich schlecht beurteilen  interessant ist es aber auf jeden Fall!

Viele Lehrer haben eigene Werkstätten und wenn man Glück hat, kann man mal bei einigen arbeiten. Ebenso viele Keramikkünstler sind recht aufgeschlossen und lassen einen manchmal mitarbeiten. Allerdings meist unbezahlt, aber man kann dafür mal was für sich selbst machen oder etwas mitbrennen. Faenza ist heute wohl nicht nur DAS Zentrum für die Keramik des 15. bis 18. Jahrhunderts, sondern auch für die moderne Keramik. Das riesige Museum beherbergt neben den immensen Sammlungen antiker Keramik auch zeitgenössische Stücke. Am wichtigsten ist aber die jährliche Ausstellung des internationalen Keramikwettbewerbes. Im Sommer finden viele Workshops bei bekannten italienischen Keramikern statt. Außerdem gibt es jedes Jahr auf der Piazza die Meisterschaften im Freidrehen, ein herrliches Spektakel: Jeder Teilnehmer bekommt 5 kg Ton und eine halbe Stude Zeit, in der er im ersten Durchgang eine Schüssel drehen muß; Sieger ist, wer den weitesten Durchmesser erreicht. Im zweiten Durchgang muß er dann einen Zylinder drehen mit 15 cm Durchmesser. Die höchste Röhre gewinnt. Letzten Sommer wurden ca. 85 cm Durchmesser und 90 cm Höhe erreicht!
Im Winter gibt es regelmäßig Vorträge von bekannten italienischen Keramikern mit anschließender Diskussion.. Wenn man wollte, könnte man sich ausschließlich mit Keramik vollsaugen!
Claudia Müller


Ich war für zweieinhalb Monate in Italien, um an einem Ökologiekurs teilzunehmen und wollte die Gelegenheit wahrnehmen, mir auch eine Stelle in einer Töpferei in dieser Zeit zu suchen.
In der Nähe von Faenza habe ich bei zwei jungen, jedoch sehr erfahrenen Töpfern, die nur Schrühware produzieren, einen Platz in der Werkstatt bekommen und sofort Freundschaft mit ihnen geschlossen.
In München mache ich Keramik nur in meiner Freizeit und deshalb war es sehr wichtig für mich, endlich 4 Stunden am Tag drehen zu können. Bei Roberto und Gianfranco konnte ich die freie Drehscheibe benutzen und meine Drehtechnik verbessern. Natürlich konnte ich noch nicht ihre Bestellungen drehen, dazu müßte ich noch viel mehr Zeit und Erfahrung haben. Roberto dreht praktisch auf den Millimeter genau, er hat aber auch schon mit 13 Jahren angefangen und wenn er auch eine Serie von 200 Stück drehen muß, liebt er doch das letzte Stück genauso wie das erste.
In diesen Monaten sind oft Keramiker gekommen und haben sich geschrühte oder lederharte Ware geholt. In Faenza ist ein Keramiker selten jemand, der ein Stück von Anfang an dreht, bemalt und glasiert. Es herrscht eine Arbeitsteilung zwischen dem Drehen und dem Dekorieren.Das Ergebnis ist: zuviel Produktion mit oft gleichen Motiven. Die Handarbeit wird nicht sehr hoch eingeschätzt.
Roberto und Gianfranco konnten wirklich tolle Sachen drehen, dazu braucht man nur(!) die 20jährige Erfahrung, die sie haben; aber sie müssen ihre Ware viel zu billig für Handarbeit verkaufen.
Christina Mordenti
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