kalkspatz Auslandsinfo

Lateinamerika

Es werden hier nicht alle Länder einzeln aufgeführt, denn wir haben aus dem südlichen Amerika wenig Material und unter dem Aspekt Arbeit ist das eh schwierig - siehe Carmens Bericht.
Wer sich dafür interessiert, kann in der Reiseliteratur die Botschaften, Fremdenvekehrsämter etc. finden und in den Buchhandlungen schöne Bücher über die Keramik.

Literatur

Ekuador:
"Bei Keramikfälschern in Ekuador" KeramikMagazin 2/80
"Jatun Molino, a pottery village in thje ecuadorian amazon basin" Ceramics Monthly May 1995
Jamaica:
"Contemporary Jamaican Potters", Pottery in Australia, Febr. 88
"Jamaica's Ma Lou", Ceramics Monthly, April 84
Kolumbien:
"Colombian Roof Tiles", Ceramics Monthly, Febr. 83
Chile:
"Chilean Stoneware", Ceramics Monthly, Oct. 85
Argentinien:
"Cooperative Efforts in Argentina", Ceramics Monthly, Jan. 88
Brasilien:
"Brasilianische Keramik" KeramikMagazin 2/82
"Die Töpfer von Alto do Moura" (Brasilien), KeramikMagazin 3/84
"Potters of the Upper Amazon", Ceramics Monthly, Dec. 1989
Peru:
"Keramikherde der indianischen Bauern im Altiplano Perus", KeramikMagazin 3/87
"Geschichtsbücher in Sand und Lehm"(Peru) KeramikMagazin1/79
"Werkstattskizzen aus Peru", Neue Keramik 9/89
"The Water Jars of Cocucho", Ceramics Monthly, Aug. 84
"Schamanismus und Musterkunst - Die Keramikkultur der Shipibo-Indianer" Keramikmagazin 4/94
Bolivien:
"Keramikprojekt in Bolivien", Neue Keramik 5/88
Nicaragua:
"Nicaragua - A Production Potter's Paradise?", Ceramic Review 138-1992
"Pioneer Pottery at Taller de Ceramica: A Nicaraguan Women's Collective" Studio Potter Newsletter 5/1, 1992
"Frauen in Nicaragua", KeramikMagazin 3/87

Mexiko

Ein Visum ist für einen Aufenthalt bis zu 90 Tagen nicht erforderlich. Mexiko hat eine hohe Arbeitslosenrate, Lebenshaltungskosten, die in den Städten praktisch unseren vergleichbar sind und niedrige Löhne, deshalb dürfte es eher ein Glücksfall sein, eine bezahlte Arbeit zu finden. Aber es gibt ja immer Leute, die am "Made in Germany" interessiert sind.

Mexikanische Botschaft

Rathausgasse 30
53111 Bonn
Tel.0228/631226

Töpfervereinigungen

(Stand teilweise von 1988)
HYA,
Adele Goldsmith
Apartado Postal 462-4
Cuernavaca Morelos 62430 Mexico

El Tomate,
Gustavo Perez
Aptdo. Postal 403
Jalepa Veracruz Mexico

Centro Ceramico SA de CV, Hugo Velasquez
Presidente Carranza 90
Coyoacan 04000 Mexico

Ceramic Cooperative
Callejon del Pueblito #6
San Miguel de Allende GTO

Literatur

Mexiko City ist riesig und es gibt auf dem Gebiet der Keramik eine Menge zu sehen - Museen, Wandgestaltungen und die archäologischen Ausgrabungen.
Berühmt ist das Anthropologische Nationalmuseum, das im ausgedehnten Chapultepec Park im Zentrum der Stadt liegt. Der Bau des Museums ist schon an sich architektonisch atemberaubend; die Ausstellungen sind es nicht minder und man braucht bis zu drei Besuche, wenn man die ganze Kollektion an Keramik und archäologischen Funden in Ruhe betrachten will.
In den südlichen Ausläufern der Stadt, in der Calle Tecuila 150, gibt es eines der ungewöhnlichsten Museen, die ich je besucht habe: das 'Anahuacally' (Haus Mexikos). Es wurde in den fünfziger Jahren von Diego Rivera, dem berühmten Wandmaler, für seine große Sammlung an präkolumbianischer Kunst gestaltet.
Das vierstöckige Gebäude, das an eine atztekische Pyramide erinnert, beherbergt Hunderte von keramischen Objekten und Steinmetzarbeiten ebenso wie Orginal-Zeichnungen von Riveras Wandmalereien.
Nicht weit davon, bei der Coyoacan Metro Station, liegt das Haus von Frida Kahlo, Malerin und Frau von Diego Rivera. Heutzutage ein Museum, gibt es einen intimen Einblick in ihr Leben. In jedem Raum hängen Gemälde von Frida. Sie war jedoch auch eine Sammlerin präkolumbianischer Kunst und so gibt es in vielen Räumen Schmuck und Terracotta-Figuren aus dem alten Mexiko zu sehen.
In der Küche gibt es eine beeindruckende Sammlung von Gebrauchsgeschirr der mexikanischen Volkskeramik; bemalte Krüge, Teller, Kaffekannen und Miniaturkeramik bedecken die Wände. Draußen im wundervollen Garten gibt es in einem kleinen nachempfundenen Tempel noch mehr Keramik und Skulpturen zu sehen.

Oaxaca liegt 600 km südlich von Mexiko City. Man erreicht es nach einer haarsträubenden zehnstündigen Busfahrt über Bergpässe und Landschaften, die mit Riesenkakteen bedeckt sind. Die Stadt liegt in in der Mitte eines wundervollen Tales in der Provinz selben Namens.
Innerhalb eines Umkreises von 50 Kilometern liegen etliche Dörfer, in denen noch die alten Traditionen und Überlieferungen gepflegt werden. Einen Eindruck davon bekommt man am besten an den Markttagen der Gemeinden und den archäologischen Ausgrabungen von Mitla und Monte-Alban. Berühmt ist Oaxaca für seine grünglasierte Gebrauchskeramik, die auf dem Töpfermarkt in der nahen Gemeinde Atzompa verkauft wird. In Coyotepec wiederum wird Schwarzkeramik nach alten Techniken hergestellt.
Das Rufino Tamayo Museum in Oaxaca, nach dem Maler und Sammler gleichen Namens benannt, beherrbergt eine absolut herausragende Sammlung präkolumbianischer Kunst von einzigartiger Schönheit und Orginalität.
Das Regional-Museum im Ort ist den Funden aus Monte-Alban, einer zapotekischen Stadt, gewidmet und zeigt eine gute Auswahl an Töpferei, Tonfiguren und Begräbnisurnen.
Gilles le Corre


British Westindies (Ostkaribik)

Auf diesen Inseln in der Karibik, die zu den kleinsten unabhängigen Staaten der Erde gehören, gibt nur noch klägliche Reste von Tradition und überlieferter Kultur. Die Europäer begannen die Zerstörungsarbeit, doch die US-amerikanische Kultur hat durch die überwältigende Macht ihres Geldes und ihrer Fernsehbilder auch die kreolische Kultur der freigelassenen Sklaven und die Traditionen der letzten Indianer fast vernichtet.
Und so gibt es keine nennenswerte Keramik mehr für den einheimischen Markt auf den kleinen Insel des karibischen Raumes. Gelegentlich findet man auf dem Markt noch einfache handgeformte Töpferware, z.B. den traditionellen "coal pot", auf dem mit Holzkohle gekocht wurde. Doch das sind nur noch Ausnahmen, Zement hat praktisch alle Einsatzbereiche von Ziegelwaren übernommen; Blech und Plastik erledigen den Rest.
Auf Grenada fand ich in den Vororten beim Hafen von St.George's eine Werkstatt, die natürlich auch Touristenware herstellte, aber auch mit solchen Dingen wie handgefertigten Biberschwanzdachziegeln zur Restauration der historischen Dächer im Zentrum ihr Geld verdiente. Leider hatten sie gerade ihren Holzofen abgerissen und brannten in einem kleinen E-Toplader.
Die Carib-Indianer haben früher wunderbar plastisch ornamentierte Gefäße hergestellt, die in einigen örtlichen Museen (z.B. im Museum im Botanischen Garten auf St.Vincent) zu bewundern sind. Die letzten Reste der Caribs, die auf Dominica ein kleines "Reservat" haben, wissen immer noch wo der Ton zu finden ist, und das man daraus Keramik machen kann - doch das "wie" ist mit den Alten gestorben.

Da steht nun der weiße Töpfer. Es gibt alle Rohmaterialien für die Masse und den Ofen, es gäbe zu entwickelnde Absatzmärkte (Busladungen von Touristen) und es gibt Menschen die bitterarm sind und keine Einkommensquelle haben.
Was fehlt? Nach meinen fast einjährigen Erfahrungen in einem Entwicklungshilfeprojekt dort bin ich versucht zu sagen: ein ausländischer Experte mit viel Zeit und Geld. Das hört sich sehr, sehr überheblich an, trifft aber trotzdem einen Teil der Wahrheit. Ihre eigene Kultur ist zerstört, alles was von außen kommt muß gut sein (so sieht man es wenigstens im TV); so wird jede Hilfe auch von außen erwartet.
Das ist jedoch nur ein Teil der Realität. Der Experte mit dickem Etat ist oft auch nur eine feinere Form der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Deutsche. Der größte Teil der Geldmittel wird im internen Kreislauf des Projektes verbraucht - ob am Ende überhaupt etwas weiterbesteht, nachdem die gutbezahlten Experten wieder verschwunden sind, ist leider nur allzu oft fraglich.

Für mich eine überaus lehrreiche Erfahrung. Ich hoffe, daß auch die Einheimischen etwas von mir gelernt haben - sicher bin ich jedoch nicht...
Für alle, die diese Erfahrung suchen, ist das ASA-Programm eine wichtige Adresse (siehe "Entwicklungshilfe").
Günter Haltmayer


Nicaragua

Können Sie sich eine Wegwerfgesellschaft vorstellen, in der nicht Papier- oder Kunststoffteller nach Gebrauch weggeschmissen werden, sondern Keramik? Das geschieht wirklich in Nicaragua, während des Festes von San Juan de Oriente (einem kleinen Dorf, das praktisch aus Töpfereien besteht). Die Gäste bekommen ihr Essen auf Tontellern serviert, die nach Gebrauch einfach auf einen Haufen an der Seite geworfen werden.
Während meiner 1 1/2 Jahre in Nicaragua sah ich hauptsächlich drei Typen von Töpferei:
a. die vielfältig dekorierten Töpfe im präkolumbianischen Stil
b. gröberes Gebrauchsgeschirr und
c. Töpfereien, die finanzielle Unterstützung vom Ausland erhalten und viele Techniken der sog. "entwickelten" Welt anwenden.
Mein erstes Jahr verbrachte ich in einer Werkstatt, die Ware des ersten Typs herstellte und die letzten sechs Monate als Koordinator einer Töpferei, die geistig behinderte und taube Erwachsene beschäftigt. Dieses Projekt wurde von einer italienischen Entwicklungshilfeinstitution mit Ausrüstung und Geld unterstützt.
San Juan de Oriente ist bekannt für seine Keramik im präkolumbianischen Stil, die von OXFAM und anderen Organisationen exportiert wird. Es ist ein buntes Dorf ungefähr 1 Stunde südlich von Managua.
Sobald man das Dorf betritt, hat man das Gefühl in eine andere Welt versetzt zu sein. Töpfe sind vor den Häusern an der Straße aufgestapelt. In fast jedem Haus findet man eine kleine Töpferei mit einem Brennofen dahinter.

Die Töpferei, in der ich arbeitete, war eine Kooperative aus 7 Frauen und 4 Männern. Die meisten arbeiteten dort vormittags und den Nachmittag zuhause.
Fast 1 Jahr lang ging ich 3-4mal die Woche in diese Werkstatt, um ihre Techniken zu erlernen. Sie verarbeiteten eine Mischung aus einem groben grauen Ton, der am Ort gegraben wurde und einem plastischeren roten Ton, während alle anderen nur den örtlichen Ton benutzten.
Die Ware wie Tassen, Krüge, Teekannen, Zuckerdosen und Schüsseln wurde größtenteils auf der Fußdrehscheibe gefertigt und die Vasen im präkolumbianischen Stil mit Köpfen und Händen aus Pressformen versehen. Teller wurden eingedreht, kleine Flöten in Tiergestalt handgeformt.
Alle Töpfe wurden ungefähr dreimal in einer dunkelgrauen kohlehaltigen Engobe getaucht, die im Brand cremefarben wird, und dann mit glatten Kieseln, polierten Holzstückchen oder alten Impfstoffglaskolben poliert. Die hochwertigste Ware durchlief den ganzen Prozeß dann ein zweitesmal.
Die Bemalung erfolgt mit Oxiden wie Eisen, Mangan oder Zink, die örtlich erhältlich sind oder importierten wie Kobalt, Kupfer oder Chrom. Pinsel werden aus Babyhaaren hergestellt, die in Kugelschreiberhülsen stecken.
Nach jedem Farbauftrag werden die Töpfe nochmal poliert; bei einem großen Gefäß dauert die ganze Bemalungsprozedur mehrere Tage. Nach dem Trocknen werden die traditionellen Muster in Sgraffito ausgekratzt und die Töpfe im Holzofen auf ca. 800 Grad C gebrannt.
Nach dem Brand werden einige Gefäße nochmal mit schwarzer Tinte bemalt oder mit Schuhpolitur behandelt.
Dern Großteil der Ware verkauft die Kooperative direkt, wobei sehr viel Bestellungen dabei sind. Zum Beispiel ist es normal eine Bestellung für Hunderte von Aschenbechern von einem Konferenzzentrum oder Hotel zu erhalten, die dann als Werbegeschenke dienen.
Weniges wird auf den örtlichen Märkten verkauft, wobei die Preise in Relation zur aufgewendeten Arbeit sehr niedrig sind. Sogar die bemalte Irdenware ist billiger als Glas oder Plastik.
Es würden jedoch die wenigsten Nicaraguaner freiwillig aus Tongefäßen essen; das würde als ein Anzeichen wirklicher Armut angesehen. Nur die Allerärmsten benutzen Tonwaren und sie bevorzugen natürlich die billigeren Tongefäße, die von Bauerntöpfereien stammen. Die dekorierte Ware wird hauptsächlich von Touristen oder reichen Nicaraguanern mit ausländischer Ausbildung gekauft.
Neben dieser hochdekorierten Ware wird in San Juan de Oriente nur ein kleiner Teil Gebrauchsgeschirr gemacht - wie eben die Wegwerfteller für das Fest. Andere Dörfer sind jedoch auf diese Gebrauchsware spezialisiert, die wesentlich weniger arbeitsintensiv herzustellen ist.
So auch in dem Dorf Tolapa, 3 Stunden nördlich von Managua gelegen. Die Keramik ist hier wesentlich einfacher dekoriert und nicht so verfeinert, wie in der Kooperative in San Juan.
Alles wird von Hand in Wulsttechnik aufgebaut; alle Materialien werden in der Umgebung gefunden, der Ton mit Sand gemischt. Dekoriert wird mit rotem und weißem Schlicker. Die Produktpalette reicht von bis zu 70 cm hohen Wasserkrügen über Kochtöpfe und Tortillateller bis zu Pflanztöpfen. Eine einzige Person kann an einem Tag 3-4 der großen Wasserkrüge herstellen.
Im Dorf sind die Preise sehr niedrig; ein Hänge-Pflanztopf kostet soviel wie eine Tortilla. Da die Bauern keine eigene Transportmöglichkeit haben, sind sie von dem einzigen Lastwagenbesitzer des Dorfes, der auch das einzige Ziegelhaus besitzt, abhängig.
Ihre Arbeit hat ein geringes Ansehen und die Töpfer waren sehr erstaunt über mein Interesse an ihrer täglichen Arbeit und konnten nicht verstehen, warum ich den materiellen Komfort Englands verlassen hatte.

Die letzten sechs Monate arbeitete ich in einer Töpferei, die 7 lernbehinderte Erwachsene beschäftigte und eine Menge Hilfe von einer italienischen Entwicklungshilfeorganisation bekam. Wir benutzten eine Mischung aus westlichen und nicaraguanischen Techniken und Materialen.
Das meiste wurde auf Bestellung gefertigt; Halterungen für elektrische Kochelemente ebenso wie Keramikeier, Erinnerungsaschenbecher, Vasen, Becher, Schüsseln und Flöten.

In Nicaragua wird insgesamt eine große Palette an Keramik hergestellt, wobei die von mir erwähnten Typen bloß diejenigen sind, mit denen ich am meisten zutun hatte. So beschäftigt eine Werkstatt in Managua mit deutscher Unterstützung Kriegsveteranen; in Somoto an der hondurianischen Grenze gibt es eine Werkstatt, die Hilfe von der nordamerikanischen Organisation 'Potters for Peace' erhält und energiesparende Techniken ausprobiert, etwa einen mit Sägemehl beheizten Brennofen.
Rebecca Yo


Peru

Peru eignet sich meinen Erfahrungen nach aufgrund seiner politischen und wirtschaftlichen Lage nicht zur Auslandsarbeit für Töpfer. Während meines fünfmonatigen Aufenthalts in Peru habe ich sehr viele Töpfereien besucht und festgestellt, daß sich die Töpfer in drei Gruppen aufteilen lassen:
- die indianischen Familienbetriebe
Sie fertigen vor allem Koch- und Chichagefäße, aber auch Touristen-Kinkerlitz.
Sie sind sehr arm, denn Keramiktöpfe kauft sich nur derjenige, der sich keinen Blechtopf und kein Plastikgeschirr mehr leisten kann (und können so natürlich niemand Lohn zahlen).
Zudem sind die Indios auch sehr fremdenscheu und durch den Terrorismus sehr ängstlich, so daß es auch nicht möglich ist unentgeltlich mitzuarbeiten. Wenn man es trotzdem versuchen will, sollte man Quechua und Aymara (Indianersprachen) beherrschen.
-Töpfer, die ihr Know-How aus dem Ausland haben
Sie gehören zu den reichen Peruanern b.z.w. Ausländern, die sich mit billigen Arbeitskräften oft eine goldene Nase verdienen. Ihre Keramik verkaufen sie vor allem in Lima, oft Geschirr für die vielen Ausländer.
Diese Töpfer könnten sicherlich angemessenen Lohn zahlen, sind auch sehr interessiert daran von Ausländern etwas zu lernen. Doch finde ich es nicht sehr interessant in Peru in einem Betrieb zu arbeiten, der einen Abklatsch von europäischer Irdenware produziert.
-Entwicklungsdienst
Zwei Projekte habe ich gesehen. Beide wurden von den Indios nicht angenommen und sind dadurch gescheitert.
In so einem armen Land wäre es viel wichtiger landwirtschaftliche Projekte zu fördern, damit die Bevölkerung etwas zu essen hat. Erst dann wird die Keramik einen hohen Stellenwert erhalten und Projekte können sinnvoll sein.
Carmen Tille

Bolivien

Die Töpfereien im Cochabamba-Tal stellen billiges, bleiglasiertes Eßgeschirr her. In einem Land wie Bolivien, wo jede Plastikschüssel importiert werden muß, haben sich die alten Strukturen vielerorts bis heute erhalten. So wird das irdene Geschirr von der armen Landbevölkerung täglich benutzt, man bekommt glasierte und unglasierte Ware auf fast jedem Markt angeboten und auch die Suppe wird an den Straßenständen in handgemachten Schüsseln serviert. Die Keramik ist die mit Abstand billigste Geschirrart.
Im Cochabamba-Tal wird in einem Dorf seit vielen Generationen bleiglasiertes, mit Kupfer und Eisen dekoriertes Geschirr hergestellt. Das Klima ist auf 2750 Meter Höhe sehr mild und trocken (im Winter 20 Grad C, im Sommer 30 Grad, so daß die ganze Produktion im Frieen stattfinden kann. Bei meinem kurzen Besuch lernte ich einen typischen größeren Familienbetrieb kennen, dessen Arbeitsweise ich in etwa beschreiben will.
Der Ton wird ebenso wie Eisen- und Kupferoxid in den umliegenden Bergen gegraben und neben dem Haus aufbereitet. Der Ton wird eingesumpft, getrocknet und geknetet, die Oxide mit Steinen zerkleinert. Maschinen gibt es keine.
Die Fußdrehscheibe steht ebenfalls im Freien mit Blick auf die Berge und eiert nicht schlecht ... Die getrocknetenTöpfe (Schüsseln und Schalen in allen Grössen, Krüge und Tassen) werden mit einer aus alten Autobatterien gewonnenen Bleiglasur überschüttet und mit Stockschwämmchen und Pinsel schwungvoll dekoriert. Die von der Sonne vorgewärmte Ware wird (nur von Männern!) in den ca. 2,5 m hohen zylindrischen Ofen gestapelt. Als Frau durfte ich auf keinen Fall einen Blick dort hinein tun, weil dann angeblich der Brand nichts wird! So sind die Frauen am Glasieren und Dekorieren, während Vater und Sohn den Ofen vollräumen.
Der oben offene Zylinder wird dick mit alten Scherben bedeckt, und gebrannt wird in ca. vier Stunden mit den getrockneten Schalen der Cashewnuss, denn Brennholz ist Mangelware. Die Endtemperatur wurde auf etwa 800 - 900°C geschätzt. Der Verkauf in der nächsten Stadt wird über Verwandte abgewickelt, wobei mir schleierhaft geblieben ist, wie die Ware dort hinkommt, denn wie fast alle Bolivianer verfügen auch die Töpfer über kein eigenes Transportmittel. Sicherlich hat man in der näheren Umgebung diverse feste Zwischenhändler. Den Töpfern bleibt immer eines der untersten Lohnniveaus: eine schöne Schale mit 30 cm Durchmesser, kleinen Ohrenhenkeln und Dekoration kostet weniger als 2 DM!
Als plötzlich hereinplatzende, völlig Fremde haben mich diese Töpfer nach einer kurzen Begrüßungsphase sehr herzlich aufgenommen. Die anfängliche Photoscheu wurde schnell und gründlich überwunden (ich schätze, daß das irgendwie mit dem 20 Liter - Kanister Chicha zusammenhing...)
Soweit zu erfahren war, lebt diese Familie nicht das ganze Jahr über dort, sondern hat auch noch einige Felder und Tiere in der Umgebung zu betreuen. Man hat allgemein mehrere wirtschaftliche Standbeine in Bolivien. Wirtschaft und Politik sind in gewisser Weise unberechenbar.
Für die Zukunft dieser traditionellen Töpfereien sieht es meines Erachtens trotz eines Entwicklungshilfeprojektes im Dorf schlecht aus. Der allgemeine Trend orientiert sich - wie immer - in Richtung Westen, so daß Plastik und Email bald schon unschlagbar billiger sein werden. Das internationale Entwicklungshilfeprojekt vor Ort hat so auch trotz großer Tonaufbereitungsmaschinen, Elektro- und Gasöfen nach mehrjähriger (!) Laufzeit immer noch keinen Absatzmarkt. Neben einfacher Gebrauchskeramik versucht man sich hier mit Fayencemalerei und "witziger" Gipsgußware. Schade. Issa Rogge

Argentinien

Keramikzeitschriften

Nueva Ceramica
Montañeses 1978
(1428) - Capital Federal
Argentina
Vierteljährlich, $34 /Jahr. Farbig, behandelt vor allem die nationale Keramikszene. Kleinanzeigen!

Töpferei hat einen sozialen Hintergrund, so meinen Chunjy Orejero und seine Kollegen, die nahe bei Salta in Nord-Argentinien leben. Zusammen bilden sie eine Cooperative von sechs Töpfern, deren Hauptanliegen in der Erhaltung des indianischen Erbes der Region liegt.
Argentinien ist ein Konglomerat von verschiedensten Landschaften und Völkern. Im Nordwesten, an der Grenze zu Bolivien, liegen Wüsten, während zur brasilianischen Grenze im Nordosten hin sich Dschungel erstreckt. Mittelargentinien ist durch die "pampas" charakterisiert und der Süden durch eine steinige, windgepeitschte Tundra.
Die meisten Argentinier sind europäischer Abstammung, mehr oder minder stark mit indianischem Blut gemischt.
"Die indianische Kultur muß wiederbelebt werden" sagt Chuny, der wie die meisten Einwohner der Gegend indianische Vorfahren hat. "Die Töpferei hatte religiöse Bedeutung und wurde in vielen Zeremonien benutzt. Viele der alten Gefäße hatten menschliche oder tierische Form und wurden mit Symbolen bemalt."
"Nicht der Mensch erschafft das Land, er wird vom Land erschafft" sagt Osvaldo, der Kopf der Cooperative. Einer seiner Yuros (Krüge) zeigt einen Töpfer, der aus der Wand des Gefäßes heraustritt, als wäre er aus dem Ton geboren - der Symbolik der indianischen Töpferei folgend, die immer in Bezug zur Erde und ihren Schöpfungen stand.
Alle Mitglieder der Salta-Cooperative (sie nennt sich Winananpaj, was "wachsen" im lokalen Quecha-Dialekt bedeutet) bauen ihre Ware aus dem rot-braunen Ton auf, der in den Bergen gegraben wird. Es werden keine Glasuren verwendet, dekoriert wird mit farbigen Engoben. Gebrannt wird in primitiven, holzgefeuerten Adobeöfen (Adobe ist ein Gemisch aus Stroh und Lehm), die meistens nur 200-300 Liter fassen.
Nördlich von Salta, der bolivianischen Grenze zu, liegt San Salvador de Jujuy (kurz Jujuy). Dort produzieren zwei Brüder, Mario und Miguel Mendoza, mit Hilfe ihrer großen Familie Töpfe und mit Engoben bemalte Figuren, die in der Tradition der Kolla-Indianer Nordargentiniens stehen. Hinter der Straße mit ihrem Geschäft steigt der "Berg der sieben Farben" auf, wo natürliche Engobenrohstoffe gegraben werden. Auch sie brennen in einem kleinen Holzofen. Ein Brand (bis zu rot-oranger Glut) dauert ungefähr 18 Stunden.
Auch in Großstädten haben sich die Töpfer in Cooperativen organisiert. Die Mitglieder der "Artesanos de Alfar de Buenos Aires" arbeiten in vielen Methoden mit Ton und bedienen sich der Palette der niedrig- und hochbrennenden Glasuren in Elektroöfen. Raum, Materialien und Brennöfen sind teuer, deshalb ist Zusammenarbeit überlebensnotwendig, vor allem unter den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen in Argentinien.
Die meisten unabhängigen Töpfer von Buenos Aires verdienen ihren Lebensunterhalt durch Kurse. Nur zwei oder drei Läden in der Stadt verkaufen Keramik aus der Region. Es gibt einfach noch keinen ausreichend großen Markt für moderne Keramik.
Die Fähigkeit der argentinischen Töpfer zur Zusammenarbeit beeindruckt jeden Außenstehenden. Es gibt, aus ökonomischer Notwendigkeit geboren, echte Kameradschaft zwischen ihnen. Der Kontrast zur nordamerikanischen Keramikszene ist bemerkenswert. Es soll ja Leute geben, die Zusammenarbeit zwischen Künstlern als unvereinbar mit "reiner" Kunst sehen. Individueller schöpferischer Ausdruck und Zusammenarbeit schliessen einander nicht aus, das zeigt das Beispiel der Gruppen in Argentinien.
Thomas Wolff

In El Bolson fand Anfang 89 das zweite Treffen argentinischer Töpfer statt. Die Studio-Töpferei und speziell hochgebrannte Keramik steckt hier erst in den Kinderschuhen, aber das Interesse wächst ständig.
Ich selber mache auch Irdenware, grabe meinen eigenen Ton und feure sowohl mit Holz als auch elektrisch. Mein Geschirr (Teeservice, Bierkrüge etc.) verkaufe ich in El Bolson und in Barloche, einem touristischen Töpferort nahe bei Eduardo.
Rowen Brain, El Bolson

MANCA FIESTA - FESTMARKT DER TÖPFE
Die Zapotecas auf dem Markt von Tenochtitlan pflegen sich zu treffen, um ihre Erzeugnisse zu tauschen, sich kennenzulernen und sich zu vergnügen... Und das seit vielen Jahren, noch bevor Cortés das Land betrat und der zur Zeit höchststehenden Kultur des Kontinents und der Welt mit Kreuz und Schwert ein Ende setzte.
Entlang der Andenkette waren diese Art von Treffen, diese Tauschmärkte, die wöchentlich, monatlich oder jährlich stattfanden, üblich und in einigen Gegenden der Hochanden konnten sie sich ihre Existenz erhalten. In Argentinien blieb nur die Manca Fiesta, der Festmarkt der Töpfe in La Quiaca übrig.
La Quiaca liegt auf 3442 Meter über dem Meeresspiegel auf der jujenischen Hochebene, der "Puna Jujena", keinen Kilometer entfernt von der bolivianischen Grenze und ist praktisch mit dem bolivianischen Nachbardorf Villazón verschmolzen. Der Eisenbahn- und Straßenbau haben La Quiaca die heutige Bedeutung als Verkehrs- und Handelspunkt gegeben. Früher spielte das Dorf Yavi diese Rolle, das auf dem ehemaligen Handelsweg der Inca liegt.
Die Manca Fiesta, der Geschichte der Puna zufolge, ist so alt wie das Dorf oder die Kleinstadt La Quiaca selber. Fast immer findet sie mit kleinen unwesentlichen Veränderungen am östlichen Eingang des Dorfes statt; dort wo man im Sommer Karneval feiert, am Fuße eines Hügels.

Wie in alten Zeiten pflegen auf der Fiesta die Produkte mittels alter Tauschsysteme bis hin zum Erwerb durch Geld ihren Besitzer zu wechseln. Ebenso vielseitig sind die Maße und Gewichte, wie der Barren, das Fünftel, Dutzend, Handvoll, Schüsselvoll und die verschiedenen Waagen, wie Balken-, Schnell- und Federwaagen, die auf dem Markt noch Anwendung finden.
Tage vorher treten die Campesinos im Umkreis von vielen Kilometern ihre Reise an, mit Gedreidesäcken vollgefüllt mit Feldfrüchten, Gewürzen, Maisfladen, Pfirsichen, überrote Weintrauben sorglältig verpackt in Körbchen... Genauso bringen sie Charquis und Chalones (Salzfleisch), Wolle, Leder, Sombreros, Ponchos, Webwaren, Körbe und die ganzen typischen Erzeugnisse für den täglichen Gebrauch der alteingesessenen Coyas und der anderen Punabewohner. Auch fehlen nicht Cocablätter und die vielfältigen Räucherwaren für die Verehrungszeremonie der Pacha Mama (Erdmutter) am ersten August oder zu etwaigen Hauseinweihungen; dazu bietet man vom Schafsfötus bis hin zum Karnevalskonfetti alles an, was symbolisch die Lebensgrundlagen und die nicht mehr zu entbehren gewillten Annehmlichkeiten des Lebens darstellt.
Der Verkauf von Töpferware hat den größten Anteil am Markt. Die Tongefäße stammen fast ausschließlich aus bolivianischen Werkstätten, die sich 30 bis 50 km entfernt von La Quiaca befinden. Um Tonlagerstätten braucht man sich in der Puna nicht zu sorgen; selbst der Marktplatz sieht aus wie eine einzige lehmgestampfte Fläche. Das Gestein der am Horizont sichtbaren Berge sowie die bizarren Felsformationen der Quebrada von Humahuaca, durch die man von Süden her zu der riesigen Hochebene der Puna gelangt, bestehen aus Löss. Feingewaschenen Ton findet man in den Bächen am Fuße der Berghänge. Die Töpfe sind größtenteils aufgebaut; und das mit einer Perfektion, die für das Auge eines Scheibentöpfers beschämend wirken muß. Der orange-rote Scherben ist schwarzgeräuchert vom Feldbrand.
Auf der Puna gibt es fast keine Bäume, so wird wohl der getrocknete Lamadung als Brennstoff dienen. Der Klang der Töpfe zeigt den niedrigen Brand an; vielmals sind sie nicht gargebrannt, aber auch nur so kann man sie über den offenen Feuerstellen benutzen um die traditionellen Eintöpfe wie "Locro" (Mais, Kartoffeln und Fleisch) zu kochen. Zur besseren Stabilität wird der Masse zerriebene "Pirca" (quechua für: 'Trockensteinmauer'; hier: talkumhaltiges Gestein) nach alter Incarezeptur zugesetzt.
Ein paar Stände bieten auch handgedrehte Schalen an; verziert mit schwungvollen, abstrakt anmutenden Pinselstrichen und Kringeln von Eisenengobe und mit gelblich-grüner Bleiglasur glasiert. Verwunderung rufen die aus- und abgedrehten Füße der Schalen hervor und es taucht die Vermutung auf, ob da nicht ein "Entwicklungshelfer" am Werke war.
Gebrannt wird diese Keramik in einfach aus Lufttrockenziegeln gebauten Holzöfen mit überschlagender Flammenführung. Die Luftziegel werden aus einem Gemisch aus Sand, Pirca, Ton und Zement hergestellt. Sorgfälltig in Mais- und Weizenstroh eingebunden kommen die Tongefäße auf die Manca Fiesta. So manche siebenberöckte Bolivianerin mit einem Bündel Tontöpfe auf dem Rücken sieht man auf dem Weg zum Markt.

Der Markt konnte sich mit der Zeit dem Angebot des Fortschritts nicht entziehen und so erblickt man Abteilungen, wo Kleider, Haushaltswaren, Heiligenbilder, billiger Schmuck zusammen mit Türen, Fenstern, Brennholz, Röhren und Wellblech verkauft werden. Der Grund dieser Warenzusammenstellung findet sich im Organisationsdenken der Bürgermeisterei, die Abteilungen vorschreibt um ein "flammendes Chaos" zu verhindern. So gruppieren sich auf der einen Seite Gemüse- und Fleischhändler; auf der andern Seite lassen sich Töpfer, Wollhändler und all die anderen Handwerker nieder.
Eine andere Abteilung bilden die provisorischen Blechhütten für den Verkauf von Essen und Trinken und wo man sich nachts und tags zum Tanz trifft. Die Esel stehen dagegen überall und richten sich nur nach dem scharfen Westwind aus.

Eine jujenische Zeitung schreibt folgendes über die Fiesta: "Die Manca Fiesta faßt Jahrhunderte bestender Kultur zusammen. Leider sehen es so nur wenige und von den eigenen offiziellen Stellen wurde die Manca nie dokumentiert, geschützt und geleitet wie einer der unschätzbaren Werte, die die Vergangenheit uns in die Hände gab. Dagegen haben zuweilen die Maßregeln der städtischen Ordnung, der Polizei und der Zoll diesen einmaligen Festmarkt an den Rand des Überlebens gebracht. Wenig wurde getan um die tieferliegende Kultur- und Gesellschaftsbotschaft zu erfassen. Doch in dem Markttreiben leben nebeneinander Wirtschaft, Handwerk, Liedergut, Brauchtum, Essen, Sprachen.. eine Vielfalt von Lebensformen, deren Studium uns zum Nachdenken anregen müßte."
Doch nicht nur die Ignoranz der Behörden bedrängt das Überleben der Manca Fiesta. Da ist vor allem der wirtschaftliche Aspekt: der krasse Gegensatz der Campesinos und der an Kunsthandwerk interessierten Aufkäufer aus den Städten und den Anbietern von industriegefertigter Massenware.
Erika Büttner


Ekuador

Geographisch ist Ecuador eines der abwechslungsreichsten Länder Lateinamerikas, wenn man seine relativ geringe Größe nimmt. Es besteht aus drei verschiedenen Regionen: den Anden mit dem Chimbarazo als höchstem Gipfel, westlich davon das Küstenland am Pazifik und östlich des Gebirges die Dschungel des Amazonasbeckens, der "Oriente". Innerhalb der Distanz von nur 300 km kann man die Landschaft sich von der Küste zu schneebedeckten Gipfel erheben sehen, um dann in dampfenden Dschungel hinunterzutauchen. Dort im Regenwald Ecuadors findet man die kleine Ortschaft Jatun Molino.
Ungefähr 100 Personen (60 Kinder und 40 Erwachsene) bewohnen das Dorf, das aus 15 Häusern entlang des Rio Bobanza besteht. Die meisten palmblättergedeckten Häuser sind zweistöckig mit erhöhtem Wohnbereich und den Kochstellen und Vorratslagern darunter.
Obwohl die älteren Frauen die hauptsächlichen Produzenten von Keramik sind, ist es normal das Mädchen von 10 oder 12 Jahren zusammen mit ihren Müttern arbeiten. Während die Keramik für den persönlichen Gebrauch zu Hause hergestellt wird, arbeiten einige zusammen in einem für diesen Zweck errichteten Gebäude an Keramikwaren für den Verkauf oder Tausch. Diese Stücke werden mit dem Flugzeug in die nächste Stadt und von dort nach Quito zum Verkauf transportiert. Für die Bewohner des Regenwaldes ist dieser Verkaufsweg normal geworden, da sie neue Einkommensquellen suchten um ihren Bedarf an Medizin oder Werkzeugen zu befriedigen.
Die Keramikwaren halten sich streng an die traditionelle Formen, wenn auch individuelle Variationen die Werke jeder Produzentin unverwechselbar machen.
Zum Tongraben in einem Bachbett unternehmen die Frauen einen etwa zwanzigminütigen Marsch durch den Dschungel. Mit dem Ton werden große Körbe aus geflochtenen Palmwedeln, ausgelegt mit Bananenstaudenblättern, gefüllt; jeder Korb wiegt über 30 Kilo.
Zu Hause werden dann lange Stunden mit dem Reinigen des Tons von Steinen und Wurzeln durch Quetschen mit der Hand verbracht. Die Gefahr des Austrocknens besteht in dem Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit nicht.
Das Aufbauen mit Wülsten und Verstreichen zu dünnwandiger Ware ist die häufigste Arbeitsmethode. Als Werkzeuge werden verschiedene Spachtel aus Kalebassenschalen, Holzklöpfer, Hüllblätter von Maiskolben, die zum Glätten der Ränder dienen und glatte Steine zum Polieren verwendet. Es werden immer mehrere Stücke gleichzeitig hergestellt, so daß Stücke antrocknen können, während die Töpferin an anderen weiterarbeitet.
Im lederharten Zustand wird mit einem Tuch eine rote Engobe auf den Topf aufgetragen. Sobald diese Engobe griffest ist, werden mit einem feinen Pinsel aus Menschenhaar in stundenlanger Feinarbeit komplizierte Muster aufgetragen. Die Pigmente sind Erdfarben (weiß, schwarz, rot und ocker) und werden von Hand zwischen zwei Steinen fein zermahlen. Die Muster beziehen sich meist auf Dinge des täglichen Lebens wie Tiere (z.B.. Schlangen, Spinnen, Frösche, Vögel, Schildkröten) oder Pflanzen.
Normalerweise wird jedes Stück für sich gebrannt. Sie werden dazu in einem großen Topf mit einem ca. 12 cm großen Loch im Boden auf drei Baumstämme gesetzt, die wie Wagenspeichen zusammenlaufen und zusammen mit Kleinholz für den 30-45 minütigen Brand sorgen. Der noch heiße Topf wird sofort mit Baumharz eingerieben, das die Oberfläche versiegelt und das Gefäß wasserdicht macht.
Die Palette der Ware umfaßt kleine Schalen, genannt mucauas, die zum Servieren der Speisen oder Chichatrinken dienen; tinajas, Vorratsgefäße verschiedener Größe; verschiedene andere große Schüsselformen und eine Vielfalt bildlicher Darstellungen von Tieren und Menschen als Gefäße.
Joe Molinari
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