kalkspatz Auslandsinfo

Portugal

Einreise, Aufenthalt, Arbeitsaufnahme

Möchte sich ein EG-Bürger für mehr als 180 Tage in Portugal niederlassen, muß er bei der für seinen beabsichtigten Wohnort zuständigen portugiesischen Ausländerbehörde eine Wohnsitzgenehmigung (autorizacao de residencia) beantragen. Es ist sinnvoller und schneller, dies nicht bei den portugiesischen Botschaften, die dafür eigentlich zuständig wären, zu tun, sondern direkt vor Ort.
Ansonsten geniessen EG-Bürger volle Freizügigkeit, müssen jedoch auch mit der portugiesischen Bürokratie kämpfen.

Botschaft

Botschaft der Republik Portugal
Ubierstr. 78
53173 Bonn 2
Tel. 0228/ 363011/16

Töpfervereinigungen

Leider keine bekannt

Keramikzeitschriften

.

Sonstige Hinweise

Es gibt einen gesetzlichen Mindestlohn für Arbeiter sowie dreizehntes und vierzehntes Monatsgehalt. In Lissabon sind die Löhne ca. 20% höher als auf dem Land. Die medizinische Grundversorgung ist kostenlos.

In Vila Nova de Gaia, wo es traditionell industrielle Keramik gibt, fand 1990 die erste internationale Konferenz mit dem Titel "Ceramic/Earth-Fire" statt, der andere folgen werden.

Kurse, Schulen

Centro de Formacao Profissional de Caldas da Rainha (CENCAL), Rua Luis Caldas, Apt. 39, 2505 Caldas da Rainha, Tel. 062/26404.
Ein handwerklich/ industrielles Berufsbildungszentrum.

Erfahrungsberichte

Ich habe mir in Portugal einige Töpferorte angeschaut, aber leider keine Arbeit gefunden. Es wurde mir angeboten, umsonst zu arbeiten, was leider von manchen Franzosen und Deutschen praktiziert wird.
Portugal ist ein armes Land. Die Löhne sind niedrig und das Gebrauchsgeschirr ist sehr billig.
Die Töpfereien sind oft Familienbetriebe, in denen die Töchter umsonst mitarbeiten (dekorieren). Es gibt außerdem oft Altgesellen, die schon 40 Jahre oder mehr in dieser Töpferei drehen. Und mit denen kann man natürlich schlecht konkurrieren!
Regina Hämmerle
Dieses Jahr konnte ich meinen 6 Jahre zurückliegenden Besuch in Nordportugal wiederholen. Die kleine Stadt Barcelos und ihre Umgebung gilt als Kunsthandwerkzentrum und liegt geographisch zwischen Braga und Vial do Conde, ca. eine Fahrstunde von Porto entfernt. Die Stadt selber ist sehr schön und allein deshalb einen Besuch wert. Viele Bauten sind in der Zeit zwischen Romantik und Spätbarock entstanden.
An Kunsthandwerk gibt es: handgeklöppelte Spitzen, Webereien wie Decken und Teppiche, Stickereien, Goldschmiedearbeiten, Kupfergerät, Holzarbeiten und vor allem Keramik.
Bei meinem ersten Besuch konnte ich noch das Töpfermuseum besichtigen, das leider vor zwei Jahren geschlossen wurde. Dort gab es, neben den Keramiken des Landes, eine alte Drehscheibe und Hilfsgeräte wie Drehschienen zu sehen.
Jeden Donnerstag gibt es mitten in der Stadt einen großen Markt, auf dem man alles erdenkliche erstehen kann. Trotz des wachsenden Tourismus kommt die Atmosphäre noch zum Tragen. Ein Teil des Angebotes ist auf dem Boden ausgebreitet. Frauen tragen ihre Waren auf dem Kopf. Dies ist aber nicht nur im romantischen Sinne zu sehen. Zum normalen Straßenbild gehören auch verkrüppelte Menschen, die ihr Leiden zur Schau tragen, um durch Betteln überleben zu können.
Die Keramik ist überwiegend Industrieware, aber man findet noch Handwerker. Von ihnen werden einfache unglasierte handgedrehte Gefäße und bleiglasiertes, flottbemaltes (Malhorn) Geschirr hergestellt. Typische Motive: Blume, Fisch und der Hahn.

Der Hahn ist ein Wahrzeichen und buntbemalte Hähne aus Ton sind die beliebtesten Souvenirs von Portugal geworden. Die dazugehörige Wundergeschichte:
Im Mittelalter soll ein Durchreisender des Diebstahls bezichtigt und vom damaligen Herzog von Braganca zum Tode verurteilt worden sein. Dem Herzog wurde während der Urteilsverkündung ein gebratener Hahn vorgesetzt. Der Verurteilte schwor unschuldig zu sein und forderte das Bratenstück auf, als Beweis zu krähen. Der Brutzelhahn krähte und der Mann wurde freigelassen.

Das Touristenbüro von Barcelos verfügt über Adressen von Keramikern. Die Suche nach Töpfern bleibt trotzdem nervenaufreibend. Die Straßenverhältnisse und die Ausschilderung der Dörfer ist schlecht, sobald man die Hauptstraße verläßt. Die Keramiker sind überwiegend offen und zeigen gern ihre Arbeitstechniken. Sprachlich gab es Schwierigkeiten. Wenn man nicht portugiesisch spricht, helfen Kenntnisse in Englisch oder Französisch meist gar nicht. Aber das tut dem Austausch keinen Abbruch. Wir verständigten uns mit Augen, Händen und Füßen.
Es wird überwiegend mit niedrigbrennender roter Masse gearbeitet, die von Hand aufbereitet wird. Der Boden ist sehr eisenhaltig. Bei meinen Streifzügen durch das Land konnte ich mehrere Tonabbaustellen entdecken, aber nur wenige enthielten auch streifenweise weißen Ton. Eine Vielzahl von Ziegelindustrien sind angesiedelt. Die Qualitätsbeurteilung der Töpferware unterscheidet sich stark von unseren Verhältnissen. Eine Beule im Topf ist keineswegs qualitätsmindernd. So gab es preislich keinen Unterschied zwischen fehlerfreier Ware und Stücken mit Boden- und Henkelrissen. Ein handgedrehtes, unglasiertes Gefäß (ca. 50 cm Höhe) kostete im Schnitt umgerechnet 9 DM. Im Gegensatz zu früher bekommt man auch glasiertes Eßgeschirr, welches nicht mehr bleilässig sein soll. Das Symbol der Lebensmittelechtheit (Becher und Gabel) klebte auf manchen Stücken. Die meisten Töpfer, die noch mit bleilässiger Ware handelten, kannten immerhin das Symbol und die Bedeutung. Gebrannt werden die Stücke in einfachen holzbefeuerten Öfen, die aus Ziegelsteinen gebaut wurden.

Die Hestellung von gegossenen Figuren scheint ein blühendes Geschäft zu sein. Dazu wird weiße Masse benutzt. Mehrere Fabriken sind um Barcelos angesiedelt. Die Gipsformen befanden sich in einem unglaublich verdreckten Zustand. Die Formen zeigen keinen eigenen Gestaltungswillen und können jederzeit auch bei uns im Kaufhaus gefunden werden. Die gegossenen Teile von Elefanten, Tigern, Hunden etc. werden grob montiert, schlecht verputzt und nach dem Schrühbrand mit Lack überspritzt. Gebrannt wird mit Industrieöfen. Die Arbeitsverhältnisse fand ich erschreckend. Alles ist eingetaucht in zentimeterdicken Staub. Der Lack wird frei im Raum verspritzt.
Allgemein ist das Gesundheits- und Umweltbewußtsein gering. Wälder und Strände glichen oftmals Müllhalden.
Typisch für die Gegend ist auch das Modellieren von Figuren: eine eigenwillige Gestaltung von ländlichen Szenen, Tieren, Menschen mit Riesenaugen, langgezogenen Gliedmaßen, Teufel mit heraushängender Zunge. Sie haben etwas sehr eigenes und sind frech in ihrer Ausdrucksweise. Die handmodellierten Stücke werden in gleicher einfacher Weise gebrannt wie die Gefäße der Töpfer. Nach dem Brand werden die skurrilen Wesen mit kräftigen knallbunten Lackfarben bepinselt. Überhaupt werden Gegenstände, die nicht zum reinen Gebrauch zählen, wie Dose, Wandteller etc. meist gelackt.

An manchen Straßenständen konnte ich alte Riesentöpfe entdecken. Niemand konnte mir Auskunft darüber geben, ob diese riesigen Gefäße auch heute noch hergestellt werden. Ich glaube es nicht. Sie haben mir auf jeden Fall sehr gut gefallen.
Katrin Fröhlich


zurück