Kalkspatzen

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
Merle1
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Kalkspatzen

Beitrag von Merle1 »

Hallo liebe Kalkspatzen,
nachdem ich schon viele gute Tipps und Hinweise in den verschiedenen Foren gefunden habe, habe ich jetzt eine Frage, zu der ich bisher noch in keinem Forum eine Aussage finden konnte. Es geht um die Vermeidung/ Behandlung von Kalkspatzen (die im Ton :wink: ): Ich habe in meinem Garten eine sehr lehmhaltige Erde, die sich, mit etwas Papier vermischt, auch bis 1100 Grad brennen lässt - mit relativ viel Ausschuss und Fehlern, aber das ist mir der regionale Bezug wert. Das echte Problem sind die Kalkspatzen, die sich nach kürzerer oder längerer Zeit in fast jedem Stück bemerkbar machen. Jetzt habe ich irgendwo gelesen, dass Ziegeleien manchmal ihre gebrannten Ziegel in Wasser tauchen, damit sich der ungelöschte Kalk in gelöschten umwandelt (wenn ich das richtig verstanden habe) und sich so später nicht mehr ausdehnt. Meine Frage(n): Muß ich meine Teile sowohl nach dem Schrühbrand (mach ich bei 900°) als auch nach dem Glasurbrand tauchen und kann ich dann wirklich davon ausgehen, dass ich nicht nach Monaten noch Reklamationen wegen Absprengungen habe? Oder gibt es andere Möglichkeiten, die Kalkspatzen zu vermeiden (außer Wechsel der Masse)?
Liebe Grüße,
Merle1
cheval
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von cheval »

Hallo,
soviel ich über Kalk weiß, würde ich mich behaupten trauen, wenn Ziegeleien sowas tatsächlich machen, dann, um eine kontrollierte Reaktion des ungelöschten Kalkes zu produzieren. Und dann müßte der auch sehr fein und gleichmäßig in der Masse verteilt sein. Ungelöschter Kalk (wie Gips benutzt)+Wasser gibt einen hübschen Vulkan (mein Vater hat mal aus Versehen einen "Modelleisenbahnberg" aus sowas gebaut, mit sehr "reaktionärem Ergebnis" :lol: )
Auch ist Kalk in dieser Form stark ätzend, ich glaube nicht, daß man lange per Hand mit einer Masse arbeitet, die "kalkspatzauslösende" Mengen davon intus hat.
Keramik-Kalkspatzen entstehen aber vor allem durch Gips, sprich (und jetzt sehr einfach ausgedrückt), die "unerwüntsche" Kalkbeimengung in deinem Lehm hat schon lang mit Wasser (und/oder anderem) reagiert.
Da wird dir wahrscheinlich nur helfen, die Masse vor der Verarbeitung zu reinigen,bzw. die "Kalk-Gipsteilchen" zu verkleinern und besser in der Masse zu verteilen also : Trocknen->Reiben->Sieben->Wässern->Abschöpfen..usw.
Kalkspatzen gibt es eigentlich nur mit "größeren" Gipsteilchen in der Masse, durch richtiges Aufbereiten kann man die verhindern.
Joe
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Joe »

Jawohl die Aufbereitung ist dabei wichtig
Schlämmen dann durchs rüttelsieb und in die filterpresse.
Wobei ich jetzt davon ausgehe das das nicht so leicht wer zur verfügung hat.
Bild

Liebe Grüß�Josef
fegora
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von fegora »

Hallo Merle,
mit den Kalkspatzen ist das so eine Sache.
Meines Wissens nach enthält jeder rotbrennende Ton mehr oder weniger Kalk. Solange dieser in Pulverform mit Korngrößen kleiner als 0,2mm enthalten ist macht das nichts. Größere Kalkstücke entwickeln hingegen nach dem Brennen bei Kontakt mit Wasser ihr Volumen erheblich und lösen dadurch die Kraterbildung aus.
Da selbst Walzwerke nicht unter 0,5mm den Ton walzen können bleibt es nur den Ton zu trocknen und zu mahlen oder ihn flüssig durch entsprechende Siebe zu geben.
Die Firma von der Du gesagt hast, dass sie Ihre Produkte nach dem Brennen in Wasser taucht macht das um spätere Reklamationen auszuschließen. Die Reaktion der Kalkstücke kommt nämlich je nach Feuchtigkeitseinwirkung manchmal erst nach Monaten.
VG
fegora
Merle1
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Merle1 »

Hallo zusammen,
vielen Dank für die schnellen Antworten. Es sieht dann wohl so aus, als ob ich um eine relativ aufwändige Aufbereitung der Masse nicht herumkomme. Oder kann ich die Aussage von fegora: .. „Die Firma von der Du gesagt hast, dass sie Ihre Produkte nach dem Brennen in Wasser taucht macht das um spätere Reklamationen auszuschließen. Die Reaktion der Kalkstücke kommt nämlich je nach Feuchtigkeitseinwirkung manchmal erst nach Monaten.“ ... so verstehen, dass, wenn ich die Stücke in Wasser tauche und nichts passiert, ich dann davon ausgehen kann, dass es auch später keine Absprengungen mehr gibt? Oder wie kann die Firma sonst Reklamationen ausschließen?
Nochmals danke,
Merle
fegora
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von fegora »

Hallo Merle,
so ist es.
Gruß
fegora
Merle1
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Merle1 »

Danke, ihr habt mir sehr geholfen. Als erste Sofortmaßnahme werde ich dann morgen mal eine große Wanne mit Wasser füllen und alle meine bisher gefertigten Arbeiten für eine Weile dort hineinstellen - zum Glück sind es noch nicht so furchtbar viele, bin noch in der Testphase - und hoffen, dass vielleicht doch einige ohne größere Absprengungen überleben. Ob und wie ich in Zukunft mit dieser Erde weiterarbeite muss ich mir noch genauer überlegen, vielleicht sollte ich als erstes mal auf eine Kugelmühle sparen.
Liebe Grüße,
Merle
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Orion
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Orion »

Hallo,
ich hole diese thread mal wieder aus der Versenkung. Ich arbeite zur Zeit mit grobschamottierten Tonen und besonders bei einem habe ich immer wieder Abplatzer in deren Trichtermitte kleine weiße "Körner" sind, von denen ich vermute, dass es sich um die sogenannten Kalkspatzen handelt. Es handelt sich hier um PRGM Ton von Collet und ich liebe dessen Farbspiel nach dem Brand bis 1250°C. Ich möchte ungern wechseln. Kann ich das Abplatzen verhindern? Und warum enthält eine fertig aufbereitete Masse solch ein Risiko? Wenn von 10 Teilen 4 unverkäuflich sind, dann ist mir das zu viel. Ich brauche ganz dringend Hilfe! Im Moment arbeite ich mit einer Partie, wo es etwas besser aussieht, aber es gibt dennoch Abplatzer.
Gruß Marion
Gruß Orion




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Gasbrenner
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Marion,

Wenn es sich um Kalk handelt, sind die weißen Kerne meist bröckelig. Abplatzer können aber auch durch andere Mineralien entstehen, die entweder durch den Ton oder die Magerung (Schamotte etc) in die Masse kommen. Grobe Quarzkörner können z.B. die Ursache sein. Ich hatte das Problem auch mal. Die Abplatzer traten immer nach dem Schrühbrand auf. Ich habe es dann ohne Schrühbrand probiert und das Problem hat sich erledigt.
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Orion
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Orion »

Hallo, bei mir sind es immer weiße kleine Stückchen, die an der tiefsten Stelle der Abplatzstelle sitzen und es passiert immer beim zweiten also Glattbrand. Gibt es da auch eine Möglichkeit das zu vermeiden? Brenne ich zu hoch Auf der Verpackung steht bis 1250 und da bleibe ich! Sollte ich drunter bleiben?
Gruß Marion
Gruß Orion




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Gasbrenner
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Gasbrenner »

Da die Masse von Collet auf ihrer Internetseite bis 1300°C freigegeben ist, hast Du bei 1250°C sicherlich nichts falsch gemacht.
Wenn es ein helles Korn ist, kommen, neben selteneren Mineralien, tatsächlich Kalk und grober Quarz als Ursache in Frage.

Kalk würde nach dem Glattbrand, wenn überhaupt, eine Weile brauchen um zu expandieren und die Abplatzer zu verursachen. Machen könntest Du da wenig. Das wäre ein Fall um die Masse zu reklamieren.

Bei grobem Quarz treten die Probleme durch die Volumenänderungen der Quarzmodifikationen i.d.R. während oder unmittelbar nach dem Brand auf. Quarz wird bisweilen als Magerung eingesetzt (Schamotteersatz) oder über die Schamotte mit eingeschleppt. Man kann da kein Allheilmittel nennen. Verzicht auf das Schrühen, Veränderungen bei Haltezeit und Endtemperatur wären Versuchsrichtungen.

Ich würde aber dennoch den Händler informieren und um eine Klärung bitten. Die Masse ist ja nicht billig und man kann als Keramiker eigentlich keine Verarbeitungsfehler machen, die solche Abplatzer provozieren (außer man knetet Kalk, Gips oder groben Quarz in die Masse). Die Tonhersteller haben Laboratorien und können da bestimmen, was für ein Mineral den Schaden verursacht hat. Kann ja auch sein, dass die Schamotte durch irgendwas verunreinigt war.
Ist der Übeltäter bekannt kann man auch sagen, ob und wie man über den Brand noch was richten kann
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Orion
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Orion »

Hallo, danke, das habe ich befürchtet, denn ich habe mit dem Händler schon gesprochen und er hatte mir gesagt,dass Collet vor geraumer Zeit Probleme auf diesem Sektor hatte und diese jetzt aber behoben sein. Ich könnte also nun ruhig zu diesem Ton greifen... vielleicht wollte er seine Reste loswerden??? Nein, Spaß beiseite das kann ich mir nicht vorstellen. Ich werde wohl suchen müssen einen anderen Ton zu finden der mir dies Farbspiel hergibt.
Danke nochmals für die Hilfe zur Entscheidung. Schade um diesen wunderbaren Ton, der sich nebenbei auch super verarbeiten lässt.
Gruß Marion
Gruß Orion




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Gasbrenner
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Gasbrenner »

Es gibt ja zumindest ähnliche Massen auf dem Markt. Die Creaton 596?, die Witgert Indian Summer (in der gröberen Variante). Jäger hat auch so was. Dann kannst Du vielleicht zumindest die Zeit überbrücken, bis Dein Händler eine neue, hoffentlich einwandfreie, Charge von der Collet Masse hat.
nicht mehr angemeldet

Re: Kalkspatzen

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Den Creaton 596 kann ich empfehlen - oft verwendet (Ergo, Anfänger) - wirklich sehr unempfindlich und in gleichbleibender Qualität, nie Ärger damit gehabt (anders als bei Witgert).
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Orion
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Re: Kalkspatzen

Beitrag von Orion »

Whoww, danke für die Tipps. Das wird sofort abgespeichert, denn diese Abplatzer sind wirklich zu ärgerlich! Bei einer 40iger Kugelpflanzschale ist sofort klar was für ein finanzieller Verlust das ist!
Gruß Marion
Gruß Orion




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