Porzellanmasse für Aufbau

[Elisaa]

Hallo zusammen,

kann mir hier jemand eine gute Porzellanmasse zum Aufbauen (Skulpturen) empfehlen (bitte den Brennbereich dazu schreiben), bei der keine Deformationen durch den Brand zu erwarten sind?

Vielen Dank und lieben Gruß

[Gasbrenner]

Porzellan ohne Deformationsgefahr wäre wohl eine wirklich große Innovation. Leider ist das bei dem hohen Gehalt an Glasphase im Hochfeuer kaum zu realisieren. Bei Gefäßen kann man da über die Formgebung etwas gegensteuern (Ringspannung, Randgestaltung etc) Bei Skulpturen ist das deutlich schwieriger. Früher behalf man sich bei Keramikfiguren mit Brennhilfsmitteln, welche kritische Punkte im Brand abstützten. Oder man brannte komplizierte Teile in einem Bett aus einer feuerfesten Körnung, notfalls Rollquarz. Die Glasur wurde dann vor einem zweiten, niedrigeren, Brand aufgetragen.

Man kann die Deformation von Porzellanmassen natürlich auch begrenzen, indem man die Brenntemperatur so niedrig wählt, dass sich nur wenig Glasphase bildet.

Mittlerweile gibt es u.a. aus England schamottierte Porzellanmassen, welche schon mal durch ihre geringere Schwindung weniger Verzug in der Trocknung aufweisen. Da die Schamotte üblicherweise ebenfalls aus Porzellan besteht, erweicht sie im Brand genau wie die "frische" Porzellanmasse.

Eine bessere Stabilität hätten wahrscheinlich Porzellanmassen mit Molochitschamotte. Der Weißegrad dürfte hier auch stimmen, allerdings ist die Masse dann nicht sehr durchscheinend. Molochit gibt es bei gut sortierten Fachhändlern. Ich vermute aber, dass man das noch selber einmischen muss.

Eine Alternative kann eine sehr helle Steinzeugmasse sein. Witgert hatte mal so eine Art Halbporzellanmasse mit Schamotte. Die war dann zwar nicht durchscheinend, aber recht hell und viel schöner zu verarbeiten als eine "echte" Porzellanmasse.

[Elisaa]

Hallo Gasbrenner,

vielen dank für deine Antwort. Die Brenntemperatur niedrig zu wählen ist ein guter Tipp, ich werde es so probieren.
Ich hab gehört, es gibt Leute, die mischen in Limoges-Porzellan selbst angerührtes Papier ein, um es so stabiler zu machen.
Aber da fehlen mir die Erfahrungswerte wieviel und welche Art von Papier ich dem Porzellan beimengen kann.

Falls noch jemand Tipps hat, würd´s mich freuen.
Danke und lg

[Gasbrenner]

wenn Du Paperporzellan probieren willst, kannst Du bei Creaton oder Witgert anfragen. Die Fasern selber einzumischen ist bei Porzellan noch unerfreulicher als Schamotte unterzuarbeiten. Das Paperporzellan zeigt üblicherweise ein günstiges Trocknungsverhalten und ist besonders für filigrane Strukturen hervorragend, weil es nicht so leicht bricht.

[Fotomanni]

wenn Du Paperporzellan probieren willst, kannst Du bei Creaton oder Witgert anfragen.

Zum ausprobieren gibts das fertig bei KK. Wenn auch nicht ganz billig.

http://www.keramik-kraft.de/DE/Ton/Porz ... html?sel=8

[Orion]

Hallo,
ich habe sehr gute Erfahrung mit Porzellan-Paperclay gemacht, vor allem immer selber hergestellt. Ich nehme auf eine Rolle Limoges 1,5 Rollen Aldi Klopapier und gebe dazu ca 2 Liter Wasser abhängig von der Konsistenz der Masse. Allerdings habe ich mit Skulpturen keine Erfahrung. Ich gieße diese Masse in von mir vorgefertigte Formen. oder ich gieße Platten, die ich dann weiterverarbeite. brenne dann bei 1200°C die Gegenstände sind extrem dünnwandig bis durchscheinend.

[Orion]

Hallo Ich beziehe mich nochmal auf Gasbrenners Äußerung, dass es sich nicht lohnt das Paperclay selbst herzustellen, weil es so schwierig zu mixen sei. Das stimmt nur bedingt, denn das richtige Werkzeug kann es richten. Es geht tatsächlich nicht so gut mit den herkömmlichen Mixern, zumal sie auch nicht aus Edelstahl sind was empfehlenswert ist.Ich habe hier mal ein Foto von meinem Mixer aus Edelstahl gemacht. Man kann sich so ein Werkzeug herstellen lassen. Es arbeiten vorzüglich und es macht mir daher Spaß das Porzellanpaperclay in meiner von mir benötigten Variation herzustellen.
Gruß Marion

[Gasbrenner]

Ich muss meine Aussage zum Anmischen von Paperporzellan dahingehend korrigieren, dass ich von dem Einarbeiten der Fasern in eine plastische Masse ausgegangen bin.

Es ist völlig richtig, dass man die Fasern in eine Gießmasse recht unproblematisch einarbeiten kann, vorausgesetzt man hat, wie Orion angemerkt hat, das richtige Werkzeug und arbeitet sauber. Je nach gestalterischem Ansatz kann man gerade bei Porzellan sehr gut mit gegossenen Rohlingen arbeiten.

Prinzipiell könnte man auch eine plastische Porzellanmasse verflüssigen die Fasern einarbeiten und dann wieder rücktrockenen, aber das wäre mir dann doch, wie das Einkneten der Fasern, zu mühsam.

Da Elisaa noch neu ist, hier noch vier Anmerkungen zu Papierfasern in keramischen Massen:
1. Massen mit Naturfasern sind nur begrenzt haltbar. Die Fasern verrotten in der feuchten Tonmatrix innerhalb einiger Wochen, abhängig von Masse, Faserart und Witterung. Ich habe mit einigen Stockflecken auf der Masse kein Problem, zumal die meist rückstandsfrei wegbrennen. Wenn die Fasern aber zu lange gammeln, verlieren sie ihre strukturgebende Wirkung. Man hat dann nur noch die Basismasse mit viel Schimmel. Deshalb solche Massen nie "auf Vorrat" anmachen oder kaufen. Die Industriemassen haben bisweilen ein Haltbarkeitsdatum.
2. Die Fasern bewirken nur beim Modellieren und Trocknen, sowie hinsichtlich der Trockenbruchfestigkeit positive Effekte. Wenn sie verbrannt sind, ist bis auf eine leicht erhöhte Porosität kein stabilisierender Effekt mehr da. Die Fasern helfen also kaum gegen Deformation im Brand.
3. Die Fasern verbrennen im keramischen Brand. Das gibt Qualm und Mief. Wer einen Gasofen oder einen E-Ofen mit Abzug hat, ist im Vorteil. Vorsicht bei ängstlichen Mitbewohnern oder Rauchmeldern.
4. Im E-Ofen kann es, bei viel Faser im Ofen, beim Brand zu einer leicht reduzierenden Atmosphäre kommen. Dann verbrennt die Faser unvollständig und es bildet sich bei etwas stärkeren Wandungen ein schwarzer Kern. Das kann zu Spannungen führen und Paperporzellanskulpturen sind dann vielleicht nicht mehr überall durchscheinend. Wenn der Ofen Lüftungsschieber hat, sollten die länger offen bleiben. Bei Topladern ohne Lüftung kann man bisweilen über Haltezeiten um 700°C den Ausbrand verbessern.

[Orion]

Hallo,
ich habe immer in eine plastische Masse eingearbeitet.. Evtl habe ich mich doof ausgedrückt. Alle gezeigten Stücke sind aus einer Mischung Plastische Masse mit Papier unter Zugabe von Wasser entstanden. Mankann auch gut Passende Mengen abwiegen.

Gruß Marion

[Elisaa]

Hallo,
vielen lieben Dank für eure vielen tollen Antworten und die Weitergabe eures Fachwissens!
Da ich derzeit noch im Suchen eines Geschäftslokals bin,(was kein leichtes ist) erfolgt meine Antwort etwas spät.
Ich denke, ich werde unterschiedliche Herangehensweisen ausprobieren und werde es zunächst mit den Massen probieren,
die es zu kaufen gibt. derzeit muss ich mich noch mit Organisatorischem herumschlagen, bevor ich beginnen kann.
Vielen herzlichen Dank aufjedenfall nochmal und lg aus Wien,
Elisa

[vinzenzia]

Der thread ist zwar schon älter, aber vielleicht bekomme ich doch noch eine Antwort auf meine Fragen. Ich habe noch nie mit Porzellan gearbeitet und möchte es aber aufbauen mit der Technik wie bei Ton, natürlich wesentlich dünner und es soll auch durchscheinend werden. Es gibt fester Porzellanmasse zu kaufen. Das weiß ich. Paperclay möchte ich nicht wegen der Rauchentwicklung und des Gestanks. Also mit welchen Problemen habe ich zu rechnen?
Es grüßt
vinzenzia