Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von Andreas33 »

Ich bin zwar alles andere als neu mit dem Thema Ton, aber habe keine passendere Rubrik gefunden.

Ich habe leider viel vergessen, weil ich nur sehr unregelmäßig etwas mit Ton mache und will mich so versichern, dass ich es nicht verkehrt mache. In erster Linie interessiert mich wie ihr die Aufheizgeschwindigkeit einstellt.

Ich brenne Schrühtemperatur 900 Grad mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 80 Grad bis zur Grenze von 570°, dann voll, wenn ich nur kleinere Dinge wie Schälchen, Teller und Tassen im Ofen habe. Kann man schneller aufheizen oder ist es schon die Grenze?
Bei massiveren Dingen schrühe ich mit 60 Grad Aufheizgeschwindigkeit.
Ich verwende Steinzeugton mit und ganz ohne Schamotte, gerade habe ich den Pyritton (unschamottiert) von ... weiß ich gerade nicht.

Beim Glasurbrand habe ich meistens 150 Grad Aufheizgeschwindigkeit bei kleineren und größeren Teilen auch wieder bis zur Grenze von 570°, danach heize ich voll.
Ist die Aufheizgeschwindigkeit das Maximum bei kleinen Teilen, geht es schneller oder besser nicht?
pino.satemin
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 29. April 2012, 18:11

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von pino.satemin »

Ciao Andreas,
in meiner Werkstatt stelle ich Gebrauchsgeschirr her, auch große Schüsseln und Teller. Mit meiner Tonmasse, die 18% feinschamottiert ist, heize ich ohne Probleme beim Schrühbrand 100Grad/Stunde auf: 4,5 Std. bis 450 Grad und dann full speed.
Glasurbrände, wenn die Werkstücke noch feucht sind, 2 Std. bis 150 Grad und dann volle Leistung/Aufheizgeschwindigkeit.
Ich denke, das hängt sehr von der verwendeten Tonsorte ab. Bei einer Drehmasse ohne Schamotte würde ich beim Schrühbrand etwas vorsichtiger sein: 80 Grad/Stunde. Letztlich hilft nur ausprobieren.
Viele Grüße
Pino
Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von Andreas33 »

danke,
das ist dann schon noch mal was anderes als ich gewohnt bin...... und schon bei 450° full speed.... ok
Töpfermobil
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 25. Januar 2017, 23:21

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von Töpfermobil »

Hallo,

ich habe zum selben Thema eine Frage.
Wie hoch ist das Risiko, bei einer unschamottierten Steinzeug-Masse frisch glasierte Stücke (mitunter innen und außen m. verschied. Glasuren, ca. 1 Std. Anziehzeit dazwischen) in den Ofen zu stellen und nach ~2 Stunden "Ruhezeit" im Ofen denselben anzuheizen?
Die Kurve war in jenem Fall 160°C/Stunde, bis 500°C erreicht sind, dann volle Pulle bis 1230°C, danach Haltezeit und Abkühlen. Das Ergebnis weiß ich noch nicht. Selbst, wenn nichts weiter passiert ist, versuche ich generell, das Risiko solcher Aktionen einzuschätzen, denn nach dem, was ich gelernt hatte, sollte ein Stück nach dem Glasieren zumindest eine gute Weile - vllt. 1 Tag - stehen (bei unserem Winterwetter draußen), bis es in den Ofen kommt und angeheizt wird. Manche können es aber nicht abwarten, wie ich in verschiedenen Werkstätten festgestellt habe. Und da hakt meine Frage ein.
Und eigtl. auch eine zweite Frage, was schlimmstenfalls passieren kann, falls das Stück im Glattbrand noch zu feucht war?

Vielen liebe Dank schonmal vorab für Eure Antworten!
Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von Andreas33 »

Ich mache das auch öfters mal, dass ich noch einzelne Stücke, die frisch glasiert sind in den Ofen dazu stelle. Zu Dingen, die schon etwas länger getrocknet sind. Da hatte ich noch keine Probleme damit.

Nur wenn alles im Ofen frisch glasiert ist, lasse ich den Ofen erst einmal bei niedriger Temperatur laufen, damit die Stücke erst mal durchtrocknen.

Aber die Frage, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn ein frisch glasiertes Stück in den Ofen kommt und schnell aufheizt, das interessiert mich auch.....
..... Mein Gedanke dazu: .... nichts, außer dass es sehr dampft und vielleicht der Ofen etwas darunter leidet.
Fotomanni
Beiträge: 187
Registriert: Dienstag 28. April 2015, 11:38

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von Fotomanni »

Töpfermobil hat geschrieben: Samstag 16. Dezember 2017, 14:29Manche können es aber nicht abwarten,
Ich kenne es vom Kurs. Da wird am Glasurtermin der Ofen eingeräumt sobald die Teile fertig sind und anschließend gleich eingeschaltet.

Selbst mache ich es auch so. Wenn der Ofen voll ist wird gebrannt. Da steht dann auch schon ein Teil mal einen Tag im Ofen, andere nur ein paar Minuten. Die sind dann gerade so weit getrocknet, dass sich die Farbe von nass zu trocken geändert hat.

Allerdings heize ich mit 150°C/h hoch bis 650°C. Keine Ahnung ob das für die Glasuren einen Unterschied macht.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von madame Alexis »

Es kann passieren, das sich die Glasur zusammenzieht und "Inselchen" bildet, wenn die Glasur zu schnell trocknet. Schlimmstenfalls können die Inselchen abfallen und die Platte oder den Nachbarn befallen. Kommt schon sehr auf die Glasur an, und deren Dicke. Und es ist gar nicht gut für den Ofen. Ich würde die Stücke so lange es geht, draußen ( also schon im Zimmer) stehen lassen - Zugluft ist gut - und nicht frisch glasiert in den Ofen packen.
romankatze
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2017, 18:01

Re: Brenntemperatur und Aufheizgeschwindigkeit

Beitrag von romankatze »

Moin!

Bei nicht geschrühter Ware und noch feuchtem (dicken) Scherben kann der Ton "explodieren" und die Teile fliegen im ganzen Ofen rum.
Habe ich einmal erlebt an einem Tunnelofen in Fredelsloh (ist schon dreißig Jahre her). Da hatten sich zusätzlich noch die Wagen verkeilt! .
Dass war ein großer Schaden zumal der Hydraulikvorschub noch versucht hatte den ganzen Quatsch weiter zu transportiern bis zur Notabschaltung.
Ich habe seitdem NIE mehr versucht feuchte glasierte Rohware in einem Rutsch glatt zu brennen.
Besser ist es den Ofen mit diesen Teilen auf geringer Temperatur (8 Std. mit max. 120°C) über Nacht durchzutrocknen, und frühesten in der nächsten Nacht (Nachtstrom!) zum Glattbrand freizugeben
Wenn der Scherben geschrüht ist kann die Feuchtigkeit schneller entweichen, aber auch hier erstmal ein bis zwei Stunden bei 150°C die Hitze halten und erst dann durchstarten!
Wenn es ein dicker Scherben ist würde ich auch erst eine Nacht später brennen, denn wenn die Temperatur zu schnell steigt können sich Fingernagel große "Plätchen lösen, die entweder auf der Ware kleben bleiben oder abfallen so dass in jedem Fall das Teil beschädigt ist .

Grundsätzlich sollte man sich angewöhnen, die Ware nur in den Ofen zu stellen, wenn der Scherben durchgetrocknet ist.

Der Glasurauftrag bei einem trockenem geschrühten Scherben (z.B. beim Tauchen in die Glasur mit der Zange) ist eher unproblematisch und kann sofort weiter verarbeitet werden.

Gruß aus Ostfriesland
Hinrich
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