Ton & Glasuren - Was für was

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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NadjaP
Beiträge: 4
Registriert: Montag 25. September 2017, 20:16

Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von NadjaP »

Hallo zusammen,

ich bin neu in der Branche und habe eine Frage da ich mir jetzt eine Grundausstattung Ton und Glasuren zulegen möchte. Ich mache in erster Linie Gebrauchskeramik und ein bisschen Schmuck. Meine Fragen gelten somit an erster Stelle der Gebrauchskeramik:

1. Mir wurde gesagt ab 1100 Grad ist es dicht, d.h. ich muss immer recht hoch brennen, aber die meisten Glasuren für Gebrauchskeramik sind bis max. 1080 Grad. Kann man die auch höher brennen sodass die Kombination Sinn macht?

2. Welchen Ton und Glasuren würdet ihr generell für Gebrauchskeramik empfehlen? Ich bevorzuge erdige, matte Töne.

3. Wenn ich niedrig brenne und somit die Steingutglasuren benutze, kann ich sie dann auch als Gebrauchskeramik nutzen? Sind sie stabil genug?

Vielen Dank schon vorab.
Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von Andreas33 »

Das ist ein sehr komplexes Thema, das kann man schlecht in ein paar Sätzen erklären.

Es gibt Ton der bei 1100° dicht ist und auch ziemlich stabil ist, einen hatte ich auch früher und fand ihn recht gut.
Aber noch lange nicht jeder Ton ist bei 1100° dicht.
Ich brenne meistens bei 1235° bei Steinzeugtemperatur.

Wenn 1080° angegeben ist, dann lieber nicht höher brennen.

Als Gebrauchskeramik kannst du gut auch bis 1080 brennen. Das ist haltbar und gut, aber noch besser ist eben höher zu brennen, dann muss aber alles darauf abgestimmt sein, der Ton, die Glasur, die Malfarben und natürlich der Ofen.

Ich würde empfehlen, dass du dich in einem Geschäft für Keramikbedarf beraten lässt.
NadjaP
Beiträge: 4
Registriert: Montag 25. September 2017, 20:16

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von NadjaP »

Vielen Dank Andreas!
Wassermann
Beiträge: 38
Registriert: Dienstag 6. Juni 2006, 11:54
Wohnort: Niedersachsen

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von Wassermann »

Hallo,

am besten wäre es eine Ausbildung zu machen.
Mit Gebrauchsgeschirr bewegst du dich im Bereich der Lebensmittelsicherheit.
Da sollte man wissen welche Glasur man auf welchen Ton schmiert, und was da bei welcher Temperatur herauskommt.

Die Verantwortung für das fertige Produkt trägst am Ende Du, nicht der Keramikfachhändler, und auch nicht der Hersteller der Fertigglasur.

Viel Erfolg
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von Jens Adam »

Hallo,
wie Andreas33 schon schrieb- Ton, Glasur und Ofen (maximale Brenntemperatur) müssen zusammen passen. Früher konnte man nur über 1200° dicht brennende Tone bekommen.
Inzwischen gibt es auch ein paar Tone, die ab 1100° dicht werden. Glasuren gibt es für diesen Brennbereich nur vergleichsweise wenig, dafür kann man viel leichter Dekorfarben verwenden als im Hochtemperaturbereich wo die Farbpalette immer noch eingeschränkt ist.
Brennt man niedriger, also normalerweise bis 1080°, dann wird der Scherben normalerweise nicht dicht, das Abdichten muss dann allein von der Glasur übernommen werden. Mikrowellengeeignet, frostfest und spülmaschinenbeständig ist solche Keramik normalerweise nicht, dafür gibt es eine große Vielfalt an Glasuren und Dekorfarben.
Es gibt also keinen Königsweg, eine Beratung bei einem Keramikbedarfshändler ist sicher kein Fehler, auch telefonisch kann man da schon hilfreiche Informationen bekommen.
In den Katalogen findest Du auch Hinweise dazu, welche Glasuren für Geschirr geeignet sind. Wenn Du Dich auf diese beschränkst, wirst Du auch kein "giftiges" Geschirr produzieren. Zu diesem Thema findest Du aber im Forum schon genug Informationen wenn Du suchst.

Freundlichen Gruß
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
Wie schon vielfach erwähnt ist die "Sicherheit" bei Keramik, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommt ein kompliziertes Thema, über das du dir so schnell keinen Überblick verschaffen können wirst. Aber, du kannst ein paar einfache Regeln einhalten um so sicher wie möglich zu fahren. Stell sicher, dass du die Geschichte deines Ofens kennst. Wenn du ihn aus zweiter Hand hast, kannst du in Erfahrung bringen, ob der Vorbesitzer darin bleihaltige Glasuren gebrannt hat? Ich habe sogar schon alte Brennöfen aus Werkstätten, die Ofenkacheln hergestellt haben, zum Verkauf angeboten gesehen. Du kannst davon ausgehen, dass bei so einem Ofen verdampftes Blei in den Schamottesteinen sitzt und bei erneuten Bränden auf deine eigentlich ungiftige Glasur "anfliegt". Also ein sauberer Ofen währe der beste Start.
Dann benutze am besten eine farblose oder weiße, glänzende, haarrissfreie Innenglasur auf allen Flächen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Ein Fachhändler kann dir sicher eine empfehlen, die dafür in Frage kommt. Eine solche Glasur enthält keinerlei färbende Oxide (Welche sich bei unsachgemäßem Brand/Gebrauch aus der Glasur herauslösen könnten) und ist am besten auch noch Zinkfrei. Würdest du ein gutes Transparent auf Basis einer bleifreien Fritte nehmen, könntest du dich damit kaum vergiften. Und dann gilt als Faustregel, Vorsicht bei allen tiefen Farben, vor allem Rot und Dunkelblau, und Hände weg von allen metallisch schimmernden, irisierenden oder sogar spiegelnden Glasuren. Solche Glasuren sind regelrecht überladen mit färbenden Oxiden und garantiert nicht Lebensmittelecht, egal was da steht. Das gleiche gilt für Glasuren mit sichtbaren Kristallen, oder starken Effekten auf der Oberfläche. Die sollten wirklich nur für Deko Objekte verwendet werden. Ich würde auch keine steinmatten Glasuren für Geschirr verwenden, egal ob innen oder aussen. Wenn dir die Hochglanzoptik nicht gefällt, wähle vielleicht wenigstens ein Seidenmatt. Das klingt jetzt, als ob dir nicht viel Auswahl übrig bleibt, aber bedenke, du kannst deine Keramik auf vielfältigste "ungiftige" Weise dekorieren. Reliefeffekte durch Schlickermalerei, Bearbeiten der Oberfläche mit einer Schlinge oder einem strukturgebenden Werkzeug, Engobenmalerei, Auswaschen in Kombination mit Shellack, Wachsausspartechnik, Drucken auf Keramik etc..... Alles natürlich eher Aussen als Innen... aber die Liste ist endlos. Mann braucht nicht unbedingt knallige Farben und Effektglasuren. Für Geschirr zumindest nicht. Und wenn du dann noch deine Ofenladungen streng nach Geschirr und Deko trennst dann bist du auf einem guten Weg.
mangolo
Beiträge: 4
Registriert: Montag 31. März 2014, 17:42

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von mangolo »

Wie schon beschrieben: Spühmaschienentauglichkeit und frostsicherheit sind bei unter 1100 C idR nicht gegeben. Braucht es das nicht unbedingt und es geht hauptsächlich um die Dichtigkeit wäre ein Dichtungsmittel (erhältlich im Töpfreibedarf) eine brauchbare Lösung (dieses Problem hat man schon in den letzten vielen Jahrhunderten mit zB Milch gelöst).
romankatze
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2017, 18:01

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von romankatze »

Moin!

Die alte Frage: Steingut oder Steinzeug ?

Für Gebrauchskeramik kann ich nur Steinzeug empfehlen. Die Glasuren für diesen Brennbereich brauchen im Gegensatz zu Steingut (Brennbereich bis 1050°C) keine "Flussmittel", die im allgemeinen problematisch sind.
So wird (wurde) gerne Blei in die Steingut-Glasuren eingeführt, damit der gemeinsame Schmelzpunkt der Glasurrohstoffe gering ist und in diesen Temperaturbereich angewendet werden kann. Damit hat man aber auch einen Schadstoff eingeführt, der für Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, verboten ist (Bleilässigkeitsgesetz):
http://www.bfr.bund.de/de/presseinforma ... -6134.html

Im Brennbereich des Steinzeuges werden alle "normalen" Glaurrohstoffe, die in der Regel auch noch preisgünstig sind, ausgeschmolzen.
Deswegen sind Steinzeugglasuren (normalerweise) schadstofffrei.
Außerdem ist Steinzeug haltbarer und im Alltag pflegeleichter.

Teekannen z.B. die ich vor 20 Jahren aus Steinzeug hergestellt habe und seitdem täglich gebraucht wurden, könnte man (nach einer Nacht im Soda-Bad) reinigen und als neu in den Laden stellen, ohne dass es jemanden auffallen würde. :wink:

Gruß aus Ostfriesland
Hinrich
romankatze
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2017, 18:01

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von romankatze »

hab noch was vergessen:

Steinzeug im Brennbereich um die 1250°C ist i.a. auch dichtgesintert, so dass der Scherben auch ohne Glasur wasserdicht ist.

Der Nachteil des Steinzeuges: die hohe Brenntemperatur (höhere Brennkosten)

G.a.O.
Hinrich
emden
Beiträge: 175
Registriert: Montag 12. November 2007, 19:55

Re: Ton & Glasuren - Was für was

Beitrag von emden »

Im Interesse aller Töpfer die ihr Geld professionell mit Keramik verdienen wollen und viel Zeit und Wissen in ihre Arbeit investiert haben, möchte ich dich dringend bitten von der Produktion von Gebrauchskeramik Abstand zu nehmen. Der Kunde von heute geht davon aus hochwertige Keramik zu bekommen, ungiftig, spülmaschinenfest, haltbar ( was Keramik kann...) und natürlich formschön. Keramik, die nur mit Chemie das Wasser halten kann oder halbtrocken im Schrank vor sich hinmodert ist nicht mehr der gewünschte Standart. Abdichten mit Milch ? gehts noch oder willst du dir eine Kuh anschaffen? Es gibt viele schöne Dinge die man aus Keramik herstellen kann, probiers doch erst einmal mit diesem Feld und sammle ein wenig Erfahrung. Viel Freude am Gestalten.
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