Kinderkunstwerke im Brennofen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Töpferstüble
Beiträge: 7
Registriert: Montag 12. März 2018, 13:44

Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von Töpferstüble »

Hallo zusammen,

mein Patenkind hat mit unserem Drehton (unschamottiert) kleine Kunstwerke gebaut.
Nun würden wir bei unserem nächsten Schrühbrand, den machen wir bei 1000 Grad,
ein paar seiner Werke mit in den Ofen packen.

Es handelt sich um einen Schneemann (7cm hoch und 2,5cm breit)
sowie drei kleine Schalen (Aufbautechnik), wobei die Tonwürste nicht verstrichen, sondern nur übereinander gelegt sind.
Die Schälchen sind circa 5,5cm hoch und haben einen Durchmesser von 4,5 cm.

Müssen wir Angst davor haben, dass dabei unser Ofen beschädigt wird, im Fall,
dass zum Beispiel Ton abplatzt und in den Heizspiralen hängen bleibt?

Hat jemand Erfahrung mit Kinderwerken, die nicht sauber verstrichen sind oder "klumpig" gearbeitet sind?

Wir freuen uns auf Eure Antworten. Vielen Dank
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von hille »

Ich denke, da kann nicht viel passieren, wenn die Sachen gut durchgetrocknet sind. Abplatzer durch nicht genügendes Verstreichen sind harmlos und außerdem handelt es sich ja um einen Schrühbrand.
Töpferstüble
Beiträge: 7
Registriert: Montag 12. März 2018, 13:44

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von Töpferstüble »

Herzlichen Dank für deine Einschätzung.

Hat denn jemande schon mal erlebt, dass abgeplatzter Ton sich in der Ofenspirale verfängt?
Schädigt, das die Heizspirale oder bröckelt der nach dem Abkühlen einfach wieder ab....
landleben
Beiträge: 141
Registriert: Sonntag 21. Oktober 2012, 11:34

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von landleben »

Das müßte dann von Hand abgesammelt oder vorsichtig mit dem Staubsauger entfernt werden.
LG
Landleben
natifo
Beiträge: 40
Registriert: Dienstag 19. Februar 2008, 09:40

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von natifo »

Hallo,

ich habe viel mit Kindern getöpfert und das Wichtigste, was ich ihnen immer wieder versucht habe zu vermitteln war, dass sie ohne Lufteinschlüsse arbeiten müssen, da ansonsten ihre Werke im Ofen explodieren können.
Aber trotzdem hat hin und wieder solch eine "Explosion" stattgefunden und Teile sind regelrecht gesprengt worden und in kleinsten Stücken durch den Ofen geschossen. Die Heizspiralen sind dadurch nie beschädigt worden, auch wenn einzelne Tonstückchen in den Heizspiralen hängen geblieben waren. Die konnte man einfach entfernen. Allerdings sind oft benachbarte Kunstwerke in Mitleidenschaft gezogen und mitunter auch völlig zerstört worden. Das ist dann sehr schade und traurig für die betroffenen Kinder!
Also ganz ganz wichtig, den Kindern zu erklären, was passiert, wenn sich ein Luftloch im Ton befindet. Einmal konnte ich einer Kindergruppe an einen gerade gebrannten Ofen, in dem eine solche Explosion stattgefunden hatte, demonstrieren, wie das aussieht. Sie haben Bauklötze gestaunt, als sie sahen, wie dramatisch sich so etwas auswirkt. :shock:

Gruß Renate
Töpferstüble
Beiträge: 7
Registriert: Montag 12. März 2018, 13:44

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von Töpferstüble »

Hallo Renate,

vielen Dank für deinen Kommentar.
Das richtige "einlernen" der Kinder ist wohl die beste Maßnahme!
Dennoch kann ich sagen, dass die Stücke den Brand ohne gefürchtete Explosion/Risse überlebt haben :-)

Jetzt im Anschluss an den Brand hat sich noch eine Frage gestellt. Thema Risse und Glasurbrand

Können Risse, die im Schrühbrand (1000 Grad) nicht größer geworden bzw. entstanden sind, mit Glasur überdeckt werden?
Den Glasurbrand machen wir bei 1200 Grad.
Birgt das Gefahren für den Ofen, die spätere Verwendung etc...

Herzlichen Dank nochmal für ein Feedback und ein schönes Wochenende
Tingel
Beiträge: 24
Registriert: Dienstag 26. Januar 2010, 11:43

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von Tingel »

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Risse so gut wie nie mit Glasur überdecken lassen - auch wenn es während des Glasieren erst mal so aussieht. Glasur schmilzt aus und läuft u. U. in den Riss hinein, aber man wird ihn trotzdem sehen. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Riss im Glasurbrand noch größer geworden ist bei ungünstiger Belastung.

Vielleicht haben die Profis aber auch einen geheimen Tipp...

LG
Tina
fegora
Beiträge: 645
Registriert: Montag 25. Juni 2007, 16:40
Wohnort: 40882 Ratingen

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von fegora »

Explodieren oder auseinanderfallen von Teilen beim Schrühbrand

Schlampig gearbeitet, Luft drin, unfähig usw. Generationen von Schulkindern, Kursteilnehmern, Hobbytöpfern usw. mussten sich schon ähnliche Vorwürfe anhören oder selber machen.
Schuld ist aber in 95% der Fälle der erfahrungsfreie und daher ahnungslose Brennofenbediener!

Aus 40 jähriger Erfahrung folgende Ratschläge für das zerstörungsfreie Brennen dickwandiger bis massiver Teile::
Die gründlich getrockneten Teile in den Ofen einsetzen.
Gegenstände auf Füßchen oder Dreikantleisten setzen (auch beim Schrühbrand!).
Be- und Entlüftungslöcher am Ofen öffnen.

Immer ein Trockenprogramm fahren:
In ca. 8 Stunden langsam und kontinuierlich ansteigend auf 140°C aufheizen, damit das Restwasser Zeit zum Austreten hat - auch in gut getrockneten Teilen ist noch ca. 2% Wasser!
Wenn schneller aufgeheizt wird passiert folgendes: Das Wasser verdampft, geht zum Teil durch die Poren nach aussen und zum Teil in die Lufteinschlüsse. Wasser vertausendfacht sein Volumen beim Verdampfen und der Teil des Wasserdampfs der in die Lufteinschlüsse geht bringt die Stücke dann zum Abplatzen oder Explodieren.

Am Ofen- Entlüftungsloch bei Erreichen der 140°C mit einem Spiegel durch davor halten kontrollieren ob noch Feuchtigkeit austritt - wenn ja solange die Temperatur halten bis der Spiegel klar bleibt.

Daran anschließend in ca. 8 Stunden auf 650°C aufheizen und anschließend mit voller Leistung bis zur Endtemperatur.
Angegebene Zeiten sind Richtwerte und je nach Wandstärken und Größe der Gegenstände nach unten veränderbar.
Mit einer Einschränkung: Nicht sorgfältig angearbeitete Stücke (aufgerauht und geschlickert) fallen auch dann noch ab.

Mein dänischer Lehrer hat mal dazu gesagt:"Mother earth is dictating you!"
Und das bezieht sich auch auf die Zeit die man sich bei der Arbeit mit Ton nehmen muss.

Felix Gorris
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von madame Alexis »

Danke, Fegora.
Du sprichst mir aus dem Herzen.
Übrigens - ich brenne öfter mal Stücke, bei denen ich weiß, das sie Lufteinschlüsse haben. Explodiert ist bei mir noch nie irgendwas.

Grüße,
Alex
Jan Posininsky Nbg
Beiträge: 7
Registriert: Donnerstag 29. Januar 2015, 22:56
Wohnort: Nürnberg

Re: Kinderkunstwerke im Brennofen

Beitrag von Jan Posininsky Nbg »

Ergänzen möchte ich zu der Diskussion, das aus meiner Sicht es nicht nötig ist, Schrühbrände für Kindertonsachen auf 1000 Grad zu brennen- das benötigt weder ein Schulton noch tut es dem Verbrauch gut. Der Glasurbrand bei 1200 Grad ist ja bereits ein Steinzeugbrand!!: hierfür bitte an die richtigen Glasuren denken.
Mit den richtigen Ton und entsprechender Sintertemperatur des Tones, laßt sich prima bei 850 Schrühen (ggf 30 Minuten halten)1050 (Steingut-) Glasieren so dass die Teile meist auch für den Gartenbereich taugen.
Wegen der Sprengreste in den Heizspiralen: bei alten Öfen sind die Spiralen oft sehr brüchig (auswechseln!!), besonders dann sehr vorsichtig entfernen.
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