neue Brennplatten schrühen?

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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fritz-rs

neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von fritz-rs »

neue Brennplatten schrühen?

liebe Kolleginnen, Kollegen,

in Foren habe ich mehrfach gelesen, daß neue Brennplatten vor einem Glasurbrand geschrüht werden müssen.
Ich habe das im Hinterkopf gehabt, zuerst auch übernommen, dann letztlich aber nicht verstanden.
Warum? Die Platten sind doch bei der Herstellung schon gebrannt worden.

Heute war ich bei BSZ in Essen und habe neue Platten gekauft. Da lag es nahe, mal deren Meinung zu diesem Thema zu hören.
Und, - meine Ansicht wurde bestätigt. Schrühen sei nicht erforderlich!

Welche Gründe für eine andere Ansicht haben zu der Schrühmeinung geführt?

??? Gruß Fritz
keramikart
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Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von keramikart »

Hallo fritz,
Brennplatten schrühen ist mir neu, habe ich in meinen 37 Jahren Keramikherstellung noch nie gemacht. Weder bei Si, Corderitnoch noch bei ReSig. Einen neuen Ofen, ja den brenne ich einmal leer auf 1000C ... aber Brennplatten? nein!
lG. Harry
fritz-rs

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Harry,

ich habe das bisher auch noch nie gemacht, aber es waren immer auch keine großen Platten.
Das Blatt von Jäger hat mich jetzt etwas verunsichert: http://www.carl-jaeger.de/PDF/Anleitungen/Ofenpl.pdf
Ist das übervorsichtige Aktion, um Reklamationen zu vermeiden? Die Platten sind doch in der Herstellung gebrannt. Warum noch einmal?

Gruß Fritz
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von hille »

Physikalisch kann ich es dir auch nicht beantworten.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, dass ich einen wichtigen Unterschied zwischen *einfach mit in den Schrühbrand stellen* und einem speziellen, ganz langsamen Einbrennprogramm für Brennhilfsmittel festgestellt habe. Meine Ofenplatte für den Rakuofen konnte ich früher mindestens einmal im Jahr neu kaufen, die sind gerissen, gerissen, gerissen. Dann habe ich von einer Kollegin diese Einbrennbrennkurve geraten bekommen, seitdem brenne ich seit ca. 10 Jahren mit der selben Platte. IRGENDWAS passiert also beim Einbrennen. Im E-Ofen ist es aber nicht so relevant, weil die Belastung der Platten dort nicht so groß ist.
fritz-rs

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von fritz-rs »

Hille, danke.
Auch, wenn ich den Grund nur erahne, werde ich die Platten in einem eigenen Brand schrühen.
Es dürfte wohl mehr ums Entspannen gehen. Die Platten werden vllt. im Durchlauf bei möglicher Maxtemperatur gebrannt und, so stelle ich es mir vor, bauen Spannungen auf.
Da sie in den E-Ofen nicht passen, werde ich mal einen Langsambrand im Gasofen machen. Ob 8 Std. reichen, 120°/h?

Gruß Fritz
Gasbrenner
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Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von Gasbrenner »

Eigentlich kann ein "Einbrennen", noch dazu im Schrühbrand, auf die üblichen Cordieritplatten keinen großen Effekt haben.
Die Platten werden vom Hersteller bei deutlich höheren Temperaturen vorgebrannt, gleiches gilt für die Erzeugung der darin enthaltenen Cordieritschamotte. Beim Schrühbrand sind da keine nennenswerten Effekte zu erwarten.

Allerdings ist eine gute Trocknung der Platten, ggfs mit einer Trockenkurve, bisweilen sinnvoll. Die Platten werden üblicherweise nass geschnitten, manchmal nicht trocken gelagert und sind sehr feinporig. Schnelles Aufheizen im ersten Brand kann zu Dampfdruck in den Kapillaren und zu Stress in der Struktur beitragen.

Die meisten neuen Platten, die in den ersten Bränden sterben, wurden allerdings unsachgemäß transportiert oder gelagert. Brennplatten sollten nie in größeren Stapeln gelagert oder gar transportiert werden. Bei 2-4 Platten immer Wellpappe o.ä. dazwischen. Größere Stückzahlen immer aufrecht lagern und transportieren. Dies ist um so wichtiger, wenn man gebraucht Platten transportiert oder lagert, denn Cordieritplatten biegen sich schon nach wenigen Bränden minimal durch. Dies und kleinste Anhaftungen sorgen bei gestapelten Platten dann für erhebliche Punktbelastungen.

Ich hatte auch mal eine Charge Brennplatten, bei denen nach wenigen Bränden die Ecken unter den Stützen wegbrachen. Da stimmte wahrscheinlich der Cordieritgehalt nicht und der Hersteller hat ausgetauscht. Ein anderes mal hatten mehrere neue Platten Risse, die nur beim Benetzen schwach sichtbar waren.
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von hille »

Meine Einbrennkurve ist:

In 12h auf 250°, anschließend in 2h auf 600°. Das kann man wirklich schon eher als Trocknungsprogramm bezeichnen.

Völlig durchnässte neue Brennhilfsmittel kenne ich auch, das spricht für Gasbrenners Theorie.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von Gasbrenner »

Beim Lesen des Infoblatts von Carl Jäger musste ich schmunzeln. Besonders die Erwähnung zu geringer Plattenabstände.
Erstens ist mir der technische Hintergrund für diese Empfehlung völlig unklar und zweitens bietet Jäger Brennstützen an, die deutlich kürzer sind, als die empfohlenen Abstände (und ich rede hier nicht von Stapelstützen).

Auch die Erwähnung, dass großflächige Stücke, direkt auf die Platte gesetzt, zu Unheil führen, ist ziemlich gewagt. Ich lege auch bei großen Stücken gerne was unter, weiß aber, dass man bei Porzellan, um Verzug zu vermeiden, tunlichst direkt auf ein völlig gerades Brennhilfsmittel setzen muss.

Auch ist es richtig, dass ein Dreipunktsystem für die Platten sicherlich am unproblematischsten ist. Aber gerade bei sehr schweren Teilen muss man an mehr als drei Punkten zu unterbauen und mit etwas Ton ausgleichen. Selbst Nabertherm hat im aktuellen Prospekt sowohl einen Besatz in Dreipunkt, wie auch in Vierpunkt abgebildet.

Wenn die schon schreiben, dass man nicht zu nah an die Spiralen setzen soll, wäre es nett, einen Abstand zu empfehlen.
Fotomanni
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Registriert: Dienstag 28. April 2015, 11:38

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von Fotomanni »

Gasbrenner hat geschrieben:bietet Jäger Brennstützen an, die deutlich kürzer sind, als die empfohlenen Abstände
Sind die vielleicht für die unterste Platte gedacht? Also zwischen Ofenboden und unterster Platte.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von hille »

Nein, die sind zum Kombinieren mit den *normal* hohen Stützen.

Nicht nur bei Porzellan, auch bei Steinzeug bekäme man wohl *interessante* Ergebnisse, wenn man den Tipp mit dem nicht direkt auf die Platte setzen bei großen Teilen befolgen würde. :green: Und zum Dreipunktsystem kann ich auch nur sagen, bei runden Platten selbstverständlich. Aber bei eckigen Ofenplatten ab einer bestimmten Größe fühle ich mich ebenfalls mit Vierpunktsystem wesentlich wohler, kann auch meistens den Platz so besser ausnutzen. Natürlich mit Tonbatzen zum Höhenausgleich.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Fotomanni:
Jäger bezieht sich in der Abstandsempfehlung ausdrücklich auf den "Abstand von Brennplatte zu Brennplatte"
fritz-rs

Re: neue Brennplatten schrühen?

Beitrag von fritz-rs »

Ich habe nicht geahnt, daß die Frage so breite Reaktionen und auch Meinungen bringt.
Ich danke allen, die sich beteiligt haben.
Den Brand habe ich jetzt gemacht und weitere Fragen produziert, die ich in einem neuen Thread vorstelle.

Gruß Fritz
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