Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

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Laborfuerdesign
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Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Guten Tag und ein freundliches Hallo,
Ich lese schon seit ca. 2 Jahren als Gast in diesem spannenden Forum mit und habe mich jetzt angemeldet, um eine Frage zu stellen. Ich drehe in meiner Freizeit gerne Deko-Objekte auf der Scheibe, hauptsächlich Vasen und Schalen. Nun habe ich zum ersten Mal hierfür die extra schwarze Masse 9 von Witgert verwendet. Mit der schamottierten Variante hatte ich keinerlei Probleme, die Körnung bis 0,5 mm fühlte sich jedoch auf Dauer unangenehm an, also bin ich auf die unschamottierte Variante umgestiegen. Diese lässt sich prima drehen und die seidige Oberfläche, die auch beim Abdrehen erhalten bleibt, ist was ganz Feines. Zu meinem Horror musste ich allerdings feststellen, dass die weiten Öffnungen der Gefäße sich beim Trocknen stark verziehen. Was beim Abnehmen von der Scheibe (ich drehe auf Brettchen, sogenannten Wonderbats) noch kreisrund war, sieht nach dem Trocknen fürchterlich eierig aus. Dies passierte sowohl mit Gefäßen, die eine sehr dünne Wandstärke haben, als auch mit etwas dickeren. Der Raum, in dem ich arbeite, ist eigentlich recht kühl und die Gefäße trocknen ohne direkte Sonneneinstrahlung und ohne Zugluft auf ebenem Untergrund. Sobald es geht, stelle ich sie auch mit der Öffnung nach unten auf eine Lage Zeitungspapier. Ich hatte dieses Problem auch noch nie mit irgendwelchem anderen, schamottierten Ton. Jetzt meine Frage:

was kann ich tun um dieses Verziehen zu verhindern? Und ist das ein spezielles Problem dieser Masse, oder passiert das immer mit völlig unschamottiertem Ton? Ich habe leider keinen Schrank oder ähnliches, in dem ich die Gefäße langsamer trocknen könnte. Ich habe versucht eine Plastiktüte gleich nach dem Drehen darüber zu stülpen, aber wenn die den Rand berührt, ist dieser ruiniert. Und wenn ich warte, bis der Ton fester ist, dann ist der Schaden schon eingetreten. Ich könnte Eimer über die Gefäße stülpen... Aber richtig befriedigend ist das nicht, da das ja Unmengen Platz im Regal einnimmt. Hat jemand noch eine andere Idee? Oder kennt jemand eine schwarze Masse mit feinerer Schamotte als 0,5, die nicht so zickig ist? Vielen Dank und einen schönen Tag.

PS ich habe noch kein Gefäß aus diesem Ton gebrannt, aber ich nehme nicht an, es würde sich magischerweise in seinen runden Ausgangszustand zurückverformen, oder?
Gasbrenner
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Gasbrenner »

Nimm mal ein Stück Zeitungspapier, leg es auf das Gefäß und fahr mit dem Finger leicht drüber, so dass es am Gefäßrand anklebt. Du kannst zusätzlich Zeitungsbögen über den Gefäßen ausbreiten.

Es kann schon sein, dass der Übergang zu einer unschamottierten Masse Probleme verursacht.

Die schamottierten Massen sind dreherisch nicht einfach. Wenn man aber einmal gelernt hat mit wenig Wasser zu drehen und keine wilden Aufzüge zu machen, verzeihen sie vieles.
Allein schon die viel stärkere Schwindung der unschamottierten Massen begünstigt den Verzug, dazu kommt das "Gedächtnis" der unschamottierten Massen. In den Formling eingearbeitete Strukturen wirken sich beim Trocknen aus. Z.B. können Spiralstrukturen sich beim Trocknen "zurückdrehen" Ein langer Henkel, der absolut grade angesetzt war, sitzt dann nach dem Trocknen schräg am Gefäß.

Es kann sogar sein, dass sich eine Verformung im Brand wieder etwas ausgleicht. Ein Versuch ist es wert. Wegschmeißen geht immer.
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo Gasbrenner
und besten Dank für die rasend schnelle Antwort. Das mit dem Blatt Zeitungspapier hab ich schon mal hier gelesen. Allerdings als Trick beim Abnehmen der Gefäße vom Scheibenkopf. (Was ich wegen der Brettchen ja nicht muss). Das werde ich auf alle Fälle versuchen. Ich nehme mal an, sollte der Rand sich durch das Papier aufrauen, kann ich ihn im lederharten Zustand wieder "glatt polieren".
Das mit dem Gedächtnis dieser Masse habe ich auch schon erfahren müssen. Ich hatte bei einem Gefäß den Rand nach dem Abdrehen wieder rund "geknetet"... Nur um dann festzustellen, dass es nach dem Trocknen noch fürchterlicher aussah als zuvor. :x
Es ist echt schade, dass Witgert keine Variante dieser Masse mit zementfeiner Schamotte macht. Das währe ein schöner Kompromiss zwischen glatt und stabil.
Danke noch mal und einen schönen Tag!
Gasbrenner
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Gasbrenner »

Witgert hat zwar keine schwarze Masse mit zementfeiner Schamotte, bietet aber einige Massen in einer Schamottierung 0-0,2mm an. Die ist ziemlich nah an zementfein. Es legt sich nur nicht jeder Händler alle Varianten in die Hütte. Frag doch mal bei Witgert nach, ob es deine Wunschmasse in 0-0,2 gibt und bei welchem Händler Du mal eine Stange beziehen kannst.
Fotomanni
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Fotomanni »

Laborfuerdesign hat geschrieben:(ich drehe auf Brettchen, sogenannten Wonderbats)
Wo kriegst du die her?
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo Manfred
Ich habe die als Set von 6 eckigen Brettchen mit einem grossen runden Adapter zum Einlegen bei Amaz**.com bestellt. Also der US Version der Website. Bestellen kann man dort ganz normal, Zoll und Versand erledigen die. Man kann die Brettchen in 6er packs dazukaufen. Der Adapter bleibt auf der Scheibe und man wechselt bloss die Brettchen in der Mitte. Für Teile mit kleinen Standflächen ist das System super. Für grosse Standflächen gibt es runde Wonderbats in allen Grössen. Die quadratischen Brettchen nehmen halt im Trockenregal wenig Raum ein. Mir würde sonst schnell der Platz ausgehen. Man kann dort übrigens auch für ein paar Dollar sogenannte batpins für den scheibenkopf kaufen, falls man keine Stifte zum Aufsetzen der Bretter hat.
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Also aus den PDFs bei Witgert online geht nicht hervor in welchen Schamottierungen die einzelnen Massen kommen. Aber nach etwas googeln scheint es bei KK tatsächlich eine 0,2 mm Variante der Masse 9 zu geben. Ich hatte meinen Händler so verstanden, dass es die Masse nicht gibt, nicht, dass er sie bloss nicht hat. Prima, danke für den Tipp!
Mit freundlichen Grüßen
Fotomanni
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Fotomanni »

Laborfuerdesign hat geschrieben:Also aus den PDFs bei Witgert online geht nicht hervor in welchen Schamottierungen die einzelnen Massen kommen.
In der PDF Übersicht kannst du die Schamottierung aus der Siebanalyse schließen. In den eigentlichen Datenblättern steht es explizit drin. Z.B. bei 116sf "Die Masse enthält ca. 25 % Schamotte KS 11 der Körnung 0-0,5 mm."
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo Manfred,
Danke für die Info. Hatte auf der Website keine PDFs zu den einzelnen Massen gefunden, aber für mich zum Verständnis, wie kann ich die Schamottierungen aus der Siebanalyse ableiten? Wenn da zB steht 500 Mikrometer und in der Spalte bei Masse 9, die Zahl 0,4 was bedeutet das? Ich könnte raten, das bedeutet die größten Teilchen sind 0,5 mm gross und machen 0,4 Teile der Masse aus? Ok, das ist wohl Unsinn. :roll: Zumal es auch 63 Mikrometer als Angabe gibt, ist das dann quasi unschamottiert?
Vielen Dank im Voraus
Fotomanni
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Fotomanni »

Laborfuerdesign hat geschrieben:Hatte auf der Website keine PDFs zu den einzelnen Massen gefunden, aber für mich zum Verständnis, wie kann ich die Schamottierungen aus der Siebanalyse ableiten?
Die Datenblätter musst du bei Witgert anfordern. Ist aber kein Problem. Einfach eine Mail schicken und um die Datenblätter für die Tone bitten die du haben möchtest. Kommt sehr schnell.

Die Siebanalyse kann ich dir auch nicht übersetzen aber ich habe das Gefühl, dass je gröber desto mehr Zeug (Schamotte?) ist im Ton.

Allerdings gibt es auch die Bezeichnungen "s","sf","sg" usw. Die stehen nicht im PDF aber du findest sie z.B. im KK Katalog oder online Shop. Oder einfach gleich bei Witgert mit anfragen. Kannst auch dort anrufen. Die sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
reinerlie
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von reinerlie »

Bei Witgert bedeutet:

sf 0,2 = 0,2 mm
sf = 0,5 mm
s = 1 mm
sg = 2 mm
sg 0-3 = 3mm
sg 0-5 = 5 mm max. Korngröße
jayjay886
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von jayjay886 »

Hallo, ich bin neu hier und noch Anfänger. Dieser Thread ist super und hilft :) Vielen dank
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
ich dachte Ich schreibe mal kurz ein Update zu meinem "Problem". Ein supernetter User hat mir in einer PN einen Trick verraten, der mein Problem aus der Welt geschafft hat. Die allermeisten von euch werden das wissen, und es ist an sich auch kein Trick. Aber für die, denen es wie mir nicht bewusst ist: Es hilft enorm, wenn die gedrehte Form einen "Spannring", also eine Verdickung/Lippe/Wulst am oberen Rand hat. Viele Formen haben das ja automatisch, aber ich habe alles so gedreht, dass der Rand nicht dicker als die Wandstärke war. Ich fand das optisch ansprechender und sauberer, "moderner".
Bei schamottiertem Ton hat das noch nie zu Problemen geführt, aber die Witgert Masse hatte sich ja übel verzogen. Ich habe seit dem Tipp etwa 15 Teile gedreht, verschiedenste Formen, aber alle mit einem verdickten Rand (der Rand ist etwa zweimal so dick wie die Wandstärke, die bei mir recht dünn ausfällt). Desweiteren habe ich, ebenso auf Anraten hin, die Teile nicht kopfüber zum Trocknen gestellt und ET VOILA, nichts hat sich mehr verzogen. Zuerst haben mir die Formen mit Rand nicht gefallen, aber man muss bedenken, dass man diesen Spannring ja auf verschiedenste Weise ausführen kann. Auch ein einfaches Umbiegen der Wand um 90 Grad ist denkbar. Beim Experimentieren mit der neuen Optik sind mir interessante Einfälle gekommen, die ich so gar nicht gehabt hätte. Ich bin also überglücklich und sehr dankbar für die Hilfe. Das gilt auch für alle anderen, die mir hier geschrieben haben.
Liebe Grüße
Ursula28
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Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Ursula28 »

Hallo einen kleinen Beitrag möchte ich noch dazu geben. Ich habe festgestellt, dass es auch eine Rolle spielt, wenn das Abdrehen zu früh geschieht. Also der Ton zwar lederhart, aber nicht fest genug ist. Ich htte früher immer das Problem, dass sich ( Ich drehe Hohlfüße ab ) der Boden beim Trocknen gewölbt hatte. Gruß Ursula
Laborfuerdesign
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Re: Trick gegen Verziehen von gedrehten Teilen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
Ich hatte mich ja tierisch gefreut, dass meine Gefäße und Schalen mit Spannring das Trocknen und den Schrühbrand unverzogen überstanden hatten. Ich hatte sie dann ewig nicht glasiert, weil ich mir nicht sicher war, welche Glasuren auf dem schwarzen Ton funktionieren würden. Vor einer Weile hab ich die Stücke dann in den Glasurbrand gegeben und festgestellt, dass das Verziehen bei dieser Masse (Witgert 9 extra schwarz) nicht das einzige Problem ist. Der Brand lief in einem Toplader ohne Belüftungsöffnungen bei 1180 Grad und die Stücke waren auf drei Ebenen verteilt. Oben wurde es dem Ton zu heiss, er bekam zwar eine tolle, wirklich pechschwarze Farbe und eine nahezu seidenmatt glänzende Oberfläche wo er nicht glasiert war, aber leider auch lauter große Blasen. Ganz unten war es anscheinend nicht warm genug, denn da blieb der Ton stumpf und eher "kackbraun", eine Farbe, der man wirklich nicht viel abgewinnen kann. In der Mitte hat es ganz gut funktioniert, keine Blasen und eine tief dunkelbraune Farbe, nicht wirklich schwarz aber nah genug dran. Währe das mein Ofen gewesen, könnte ich mir die Mühe machen herauszufinden, welche Temperatur es denn genau in der Mitte hatte, aber das Problem ist, dass sich auch in der Mitte ein paar der Gefäße übel verzogen haben. Die Glasuren saßen gut aber vor allem die Schalen sind zT oval geworden. Vor allem die, die nur innen glasiert waren. Ich weiss, dass das ein Problem sein kann, aber was nutzt einem der schöne schwarze Ton, wenn man ihn ganz unter Glasur versteckt... Ich muss also sagen, die Tatsache, dass diese Masse so temperaturempfindlich ist und sich im Glasurbrand so doof verzieht, hat mir etwas die Laune daran verdorben. Ich hab mir jetzt vorerst andere Massen rausgesucht, die weder beim Trocknen noch beim Glasieren solchen Ärger machen, egal ob die Form einen Spannring hat oder nicht. :|
Die Gefäße mit der 0,5 mm Schamotte haben sich übrigens nicht verzogen und keine Blasen geworfen, sind aber auch nicht gesintert.
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