Entwicklungshilfeprojekt in Tansania
Verfasst: Sonntag 22. April 2007, 22:18
Töpfernd weg von der Straße
Blind sein in Tansania – das bedeutet zumeist bettelnd auf der Straße zu sitzen. Das ist traurig, denn eigentlich muß es nicht sein! Denn sehgeschädigte Menschen können durchaus einiges leisten. Doch nun ganz von vorne erzählt von den Betroffenen bis zu einem Töpferprojekt, welches einen Ausweg bietet.
Rahabu erzählt:
Ich bin Rahabu und bin 16 Jahre alt. Ich komme aus Sikonge. Mein Dorf ist mit dem Dalla dalla, einem Sammeltaxi, eineinhalb Stunden von Tabora entfernt.
Meine Mutter ist sehr arm und ich habe sechs Geschwister. Weil mein Vater schon gestorben ist und wir nur ein kleines Feld haben, haben wir fast nur Maisbrei gegessen. Man hat mir gesagt, meine Blindheit käme von der einseitigen Ernährung. Sieben Jahre lang habe ich die „Shule ya furaha“, die Grundschule für Blinde in Tabora, besucht. Das war kostenlos.
Ich bin dort gerne gewesen und war eine gute Schülerin. Die Sekundarschule würde Schulgeld kosten. Deshalb sitze ich seit 2 Jahren zu Hause.
Mama ist sehr traurig, weil ich als ältestes Kind nichts zum Familienunterhalt beitragen kann. Ich fühle mich nutzlos und würde gerne arbeiten.
Rahabus Geschichte ist ähnlich wie die Lebenswege vieler anderer sehgeschädigter Jugendlicher in Tansania. 90 % aller augenkranken und sehbehinderten Menschen leben in den ärmsten Ländern der Welt. Eine häufige Ursache für Blindheit im Westen Tansanias ist - wie bei Rahabu - Vitamin-A-Mangel. Außerdem leiden viele Menschen an Trachom, Flussblindheit und Grauem Star.
Tabora, eine Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern im Westen Tansanias. Sie hat etwas Besonderes – eine Blindenschule. Davon gibt es nur eine Handvoll in dem flächenmäßig zweieinhalb Mal so großen Land wie Deutschland. Sie heißt „Shule ya furaha“ – „Schule der Freude“ und nimmt Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse auf.
Viele Eltern schicken ihre sehgeschädigten Kinder erst gar nicht in die Schule, aus Schamgefühl, Armut oder Unwissenheit. Oder weil die Schulen bereits überfüllt sind und niemanden mehr aufnehmen können. Besonders Mädchen erhalten häufig keine Schulbildung.
Nach Beendigung der 7. Klasse werden Examen geschrieben. Nur sehr wenige Schüler sind anschließend in der Lage, eine weiterführende Schule zu besuchen.
An diesem Punkt setzt unser Projekt an. Wir sind die deutschen Projektkoordinatoren Gabi und Rainer Bacher. Seit November 2006 wohnen wir gemeinsam mit unseren drei kleinen Söhnen in Tabora. Ich, Rainer, bin selbst blind und Sonderschullehrer.
Träger der Töpferschule und Werkstatt für sehbehinderte und blinde Menschen sind die Missionare des Heiligen Franz von Sales, ein sozial sehr engagierter Orden, der in Tansania mehrheitlich aus indischen Priestern besteht. Unterstützt wird der Aufbau vor allem durch Entwicklungshilfegelder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch die africa action/Deutschland e.V..
Im Moment ist das Gebäude, die Werkstatt samt Internatstrakt, im Entstehen. Die Wände sind bereits hochgezogen, so daß mit der Dachkonstruktion begonnen werden konnte. Ende Juni soll der Bau fertig gestellt werden.
Nach und nach werden insgesamt 20 blinde und sehbehinderte Menschen, vorwiegend Jugendliche, aufgenommen. Diese werden von zunächst vier lokalen Töpfern angeleitet und unterstützt. Zusätzlich suchen wir freiwillige Töpfer oder Töpferinnen aus Deutschland, die die Aufbauphase der Werkstatt unterstützen möchten.
Die Töpferei wird vorwiegend auf die Produktion von Keramikwasserfiltern spezialisiert sein, denn ein Großteil der Bevölkerung in der Region hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dafür wird eine Schulung der „Potters for peace“ in Anspruch genommen. Diese aus den USA stammende Nicht-Regierungsorganisation leitete bereits in vielen Entwicklungsländern (z.B. Ghana, Nicaragua) einheimische Töpfer in der Produktion ihrer sehr günstig herstellbaren Wasserfilter an und ist somit bestens mit typischen lokalen Gegebenheiten vertraut. Die Filter können das Wasser zu über 99 % von Bakterien, Parasiten und Würmern reinigen. So können viele Magen-Darm-Krankheiten verhindert werden, was die Gesundheitssituation in Tabora deutlich verbessern wird.
Keramikwasserfilter bestehen aus einem großen Plastikeimer (oder auch aus Ton) mit Hahn, in welchen oben der Keramikeinsatz hineingehängt wird sowie einem Deckel. Dieser Einsatz wird aus einem Tongemisch hergestellt, in welches brennbare Substanzen in einer bestimmten Größe gemischt werden. Diese verpuffen beim Brennen. Der Einsatz wird porös und somit wasserdurchlässig. Das Wasser sickert langsam hindurch. Größere Verunreinigungen, aber auch Würmer und Parasiten werden rein mechanisch aufgehalten. Bakterien werden mittels kollodialem Silber, welches einmalig bei Inbetriebnahme des Filters aufgetragen wird, vernichtet. Die Filterqualität wird regelmäßig durch Tests überprüft.
In einer Stunde kann ein Filter 1,5 l Wasser reinigen. Daraus wird ersichtlich, dass eine typische afrikanische Großfamilie bei regelmäßiger Befüllung mit einem Filter ausreichend sauberes Trinkwasser pro Tag gewinnen kann.
Die Schulung zur Herstellung der Wasserfilter durch „Potters for peace“ wird in den Monaten August bis Oktober dieses Jahres stattfinden. In diesem Rahmen wird auch ein Mani-Kiln gebaut werden. Brennöfen sind in Tabora bislang unbekannt, aber unbedingt nötig, da die Filter beim Brennen über dem offenen Feuer, wie bislang dort bei Gebrauchswaren praktiziert, nicht die nötige Bruchfestigkeit erlangen. Außerdem werden Vorbereitungen für die Wasserfilterproduktion getroffen. Das geeignete, individuell auf den örtlichen Ton abgestimmte Tongemisch muß bestimmt und ein Prototyp hergestellt werden, der anschließend in einem staatlichen Labor auf seine Leistungsfähigkeit überprüft wird. Dabei werden die Töpfer der Werkstatt befähigt, selbständig Wasserfilter zu bauen und diese fachkundig zu verbreiten (z.B. Vermitteln der Hygieneregeln an die Nutzer).
Neben der Produktion von Wasserfiltern ist die Herstellung von Fliesen geplant, denn bislang müssen diese stets aus dem Ausland nach Tansania eingeführt werden. Außerdem könnten Gebrauchsgüter mit Hilfe der Plattentechnik oder Schmuck hergestellt werden.
Wir suchen noch dringend (möglichst ab September) engagierte Töpfer und Töpferinnen, die beim Aufbau der Töpferwerkstatt mithelfen möchten!
Abenteuerlust ist erlaubt, sollte aber nicht die einzige Triebfeder zur Mitwirkung im Projekt sein. Wichtig ist uns vor allem der Wille zu helfen, aber auch Offenheit gegenüber sehgeschädigten Menschen und einer anderen Kultur sowie Kreativität. Wir wünschen uns Freiwillige, die Freude daran haben, ihr Wissen weiterzuvermitteln, aber auch das Wissen und Können einheimischer Töpfer zu würdigen. Vorteilhaft wären Erfahrungen in der Fliesenproduktion, in der Herstellung von Gipsformen oder in der Herstellung von Glasuren. Grundkenntnisse im Englischen sind notwendig und die Bereitschaft, sich mit Kisuaheli, der Landessprache, auseinanderzusetzen.
Ein Aufenthalt sollte zwischen 6 und 12 Monaten dauern, um eine wirklich effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten. Vor Ort werden Sie von uns, Gabi und Rainer Bacher, betreut.
„Marafiki wa Afrika“ („Freunde für Afrika“), ein kleiner Verein bei Freising hat unser Volunteerprogramm in die Hand genommen. Sie führen die Vorbereitung auf den Auslandseinsatz durch. Außerdem übernimmt der Verein die Auslandskrankenversicherung. Kost und Logis (eigenes Zimmer) sowie die Kosten für die Aufenthaltsgenehmigung und die Kosten für An- und Abreise werden übernommen. Damit bieten wir Ihnen einen intensiven Blick über den eigenen Tellerrand in eine andere Kultur. Sie werden mit Sicherheit interessante Menschen kennen lernen und auch im töpferischen Bereich ihr Wissen erweitern können.
Wer diese Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen möchte, bekommt Infos bzw. kann sich ab sofort bewerben unter:
Franz Pointner
Tel. 08122 / 5404030
Franz.pointner@gmx.de
Gabi und Rainer Bacher
Blind sein in Tansania – das bedeutet zumeist bettelnd auf der Straße zu sitzen. Das ist traurig, denn eigentlich muß es nicht sein! Denn sehgeschädigte Menschen können durchaus einiges leisten. Doch nun ganz von vorne erzählt von den Betroffenen bis zu einem Töpferprojekt, welches einen Ausweg bietet.
Rahabu erzählt:
Ich bin Rahabu und bin 16 Jahre alt. Ich komme aus Sikonge. Mein Dorf ist mit dem Dalla dalla, einem Sammeltaxi, eineinhalb Stunden von Tabora entfernt.
Meine Mutter ist sehr arm und ich habe sechs Geschwister. Weil mein Vater schon gestorben ist und wir nur ein kleines Feld haben, haben wir fast nur Maisbrei gegessen. Man hat mir gesagt, meine Blindheit käme von der einseitigen Ernährung. Sieben Jahre lang habe ich die „Shule ya furaha“, die Grundschule für Blinde in Tabora, besucht. Das war kostenlos.
Ich bin dort gerne gewesen und war eine gute Schülerin. Die Sekundarschule würde Schulgeld kosten. Deshalb sitze ich seit 2 Jahren zu Hause.
Mama ist sehr traurig, weil ich als ältestes Kind nichts zum Familienunterhalt beitragen kann. Ich fühle mich nutzlos und würde gerne arbeiten.
Rahabus Geschichte ist ähnlich wie die Lebenswege vieler anderer sehgeschädigter Jugendlicher in Tansania. 90 % aller augenkranken und sehbehinderten Menschen leben in den ärmsten Ländern der Welt. Eine häufige Ursache für Blindheit im Westen Tansanias ist - wie bei Rahabu - Vitamin-A-Mangel. Außerdem leiden viele Menschen an Trachom, Flussblindheit und Grauem Star.
Tabora, eine Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern im Westen Tansanias. Sie hat etwas Besonderes – eine Blindenschule. Davon gibt es nur eine Handvoll in dem flächenmäßig zweieinhalb Mal so großen Land wie Deutschland. Sie heißt „Shule ya furaha“ – „Schule der Freude“ und nimmt Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse auf.
Viele Eltern schicken ihre sehgeschädigten Kinder erst gar nicht in die Schule, aus Schamgefühl, Armut oder Unwissenheit. Oder weil die Schulen bereits überfüllt sind und niemanden mehr aufnehmen können. Besonders Mädchen erhalten häufig keine Schulbildung.
Nach Beendigung der 7. Klasse werden Examen geschrieben. Nur sehr wenige Schüler sind anschließend in der Lage, eine weiterführende Schule zu besuchen.
An diesem Punkt setzt unser Projekt an. Wir sind die deutschen Projektkoordinatoren Gabi und Rainer Bacher. Seit November 2006 wohnen wir gemeinsam mit unseren drei kleinen Söhnen in Tabora. Ich, Rainer, bin selbst blind und Sonderschullehrer.
Träger der Töpferschule und Werkstatt für sehbehinderte und blinde Menschen sind die Missionare des Heiligen Franz von Sales, ein sozial sehr engagierter Orden, der in Tansania mehrheitlich aus indischen Priestern besteht. Unterstützt wird der Aufbau vor allem durch Entwicklungshilfegelder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch die africa action/Deutschland e.V..
Im Moment ist das Gebäude, die Werkstatt samt Internatstrakt, im Entstehen. Die Wände sind bereits hochgezogen, so daß mit der Dachkonstruktion begonnen werden konnte. Ende Juni soll der Bau fertig gestellt werden.
Nach und nach werden insgesamt 20 blinde und sehbehinderte Menschen, vorwiegend Jugendliche, aufgenommen. Diese werden von zunächst vier lokalen Töpfern angeleitet und unterstützt. Zusätzlich suchen wir freiwillige Töpfer oder Töpferinnen aus Deutschland, die die Aufbauphase der Werkstatt unterstützen möchten.
Die Töpferei wird vorwiegend auf die Produktion von Keramikwasserfiltern spezialisiert sein, denn ein Großteil der Bevölkerung in der Region hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dafür wird eine Schulung der „Potters for peace“ in Anspruch genommen. Diese aus den USA stammende Nicht-Regierungsorganisation leitete bereits in vielen Entwicklungsländern (z.B. Ghana, Nicaragua) einheimische Töpfer in der Produktion ihrer sehr günstig herstellbaren Wasserfilter an und ist somit bestens mit typischen lokalen Gegebenheiten vertraut. Die Filter können das Wasser zu über 99 % von Bakterien, Parasiten und Würmern reinigen. So können viele Magen-Darm-Krankheiten verhindert werden, was die Gesundheitssituation in Tabora deutlich verbessern wird.
Keramikwasserfilter bestehen aus einem großen Plastikeimer (oder auch aus Ton) mit Hahn, in welchen oben der Keramikeinsatz hineingehängt wird sowie einem Deckel. Dieser Einsatz wird aus einem Tongemisch hergestellt, in welches brennbare Substanzen in einer bestimmten Größe gemischt werden. Diese verpuffen beim Brennen. Der Einsatz wird porös und somit wasserdurchlässig. Das Wasser sickert langsam hindurch. Größere Verunreinigungen, aber auch Würmer und Parasiten werden rein mechanisch aufgehalten. Bakterien werden mittels kollodialem Silber, welches einmalig bei Inbetriebnahme des Filters aufgetragen wird, vernichtet. Die Filterqualität wird regelmäßig durch Tests überprüft.
In einer Stunde kann ein Filter 1,5 l Wasser reinigen. Daraus wird ersichtlich, dass eine typische afrikanische Großfamilie bei regelmäßiger Befüllung mit einem Filter ausreichend sauberes Trinkwasser pro Tag gewinnen kann.
Die Schulung zur Herstellung der Wasserfilter durch „Potters for peace“ wird in den Monaten August bis Oktober dieses Jahres stattfinden. In diesem Rahmen wird auch ein Mani-Kiln gebaut werden. Brennöfen sind in Tabora bislang unbekannt, aber unbedingt nötig, da die Filter beim Brennen über dem offenen Feuer, wie bislang dort bei Gebrauchswaren praktiziert, nicht die nötige Bruchfestigkeit erlangen. Außerdem werden Vorbereitungen für die Wasserfilterproduktion getroffen. Das geeignete, individuell auf den örtlichen Ton abgestimmte Tongemisch muß bestimmt und ein Prototyp hergestellt werden, der anschließend in einem staatlichen Labor auf seine Leistungsfähigkeit überprüft wird. Dabei werden die Töpfer der Werkstatt befähigt, selbständig Wasserfilter zu bauen und diese fachkundig zu verbreiten (z.B. Vermitteln der Hygieneregeln an die Nutzer).
Neben der Produktion von Wasserfiltern ist die Herstellung von Fliesen geplant, denn bislang müssen diese stets aus dem Ausland nach Tansania eingeführt werden. Außerdem könnten Gebrauchsgüter mit Hilfe der Plattentechnik oder Schmuck hergestellt werden.
Wir suchen noch dringend (möglichst ab September) engagierte Töpfer und Töpferinnen, die beim Aufbau der Töpferwerkstatt mithelfen möchten!
Abenteuerlust ist erlaubt, sollte aber nicht die einzige Triebfeder zur Mitwirkung im Projekt sein. Wichtig ist uns vor allem der Wille zu helfen, aber auch Offenheit gegenüber sehgeschädigten Menschen und einer anderen Kultur sowie Kreativität. Wir wünschen uns Freiwillige, die Freude daran haben, ihr Wissen weiterzuvermitteln, aber auch das Wissen und Können einheimischer Töpfer zu würdigen. Vorteilhaft wären Erfahrungen in der Fliesenproduktion, in der Herstellung von Gipsformen oder in der Herstellung von Glasuren. Grundkenntnisse im Englischen sind notwendig und die Bereitschaft, sich mit Kisuaheli, der Landessprache, auseinanderzusetzen.
Ein Aufenthalt sollte zwischen 6 und 12 Monaten dauern, um eine wirklich effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten. Vor Ort werden Sie von uns, Gabi und Rainer Bacher, betreut.
„Marafiki wa Afrika“ („Freunde für Afrika“), ein kleiner Verein bei Freising hat unser Volunteerprogramm in die Hand genommen. Sie führen die Vorbereitung auf den Auslandseinsatz durch. Außerdem übernimmt der Verein die Auslandskrankenversicherung. Kost und Logis (eigenes Zimmer) sowie die Kosten für die Aufenthaltsgenehmigung und die Kosten für An- und Abreise werden übernommen. Damit bieten wir Ihnen einen intensiven Blick über den eigenen Tellerrand in eine andere Kultur. Sie werden mit Sicherheit interessante Menschen kennen lernen und auch im töpferischen Bereich ihr Wissen erweitern können.
Wer diese Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen möchte, bekommt Infos bzw. kann sich ab sofort bewerben unter:
Franz Pointner
Tel. 08122 / 5404030
Franz.pointner@gmx.de
Gabi und Rainer Bacher