Drehen, Drehen und ...

Wieso, weshalb, warum ...
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Taurusli007
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Drehen, Drehen und ...

Beitrag von Taurusli007 »

Guten Tag miteinander

Ich töpfere bzw. drehen an der Scheibe schon seit geraumer Zeit hobbymässig. Ich habe schon einige Töpfermeister erlebt und damit auch immer wieder mal neue Drehtechniken. Es gibt auch interessante Literatur, wie z.B. Drehen an der Töpferscheibe von Joachim Jung.

Doch langsam frage ich mich schon, gibt es da erkennbare Tendenzen oder Gemeinsamkeiten? Was habt ihr für Erfahrungen damit?

Ich gebe dazu ein paar Beispiele:
  • Bevor mit dem Knöchelgriff aufgezogen wird, sollte das Gefäss konvex sein oder doch nicht; doch es gibt auch Töpfer, die die Endform direkt anstreben.

    Die Schiene ist zum Formen und Aufziehen (aus konvexer Form heraus) zu verwenden oder doch nur für den Endschliff? Für beide Varianten gibt es Beispiele in der Fachliteratur.

    Ist die anfänglich empfohlene konvexe Form vor dem Schienenzug nicht auch deshalb etwas veraltet, weil sich damit nur schwer kleine Bodenflächen realisieren lassen?
Bin mal gespannt, was ich dazu zu hören bekomme :(

Aber bitte nicht, dass das jedermann/frau seine eigene Sache sei, dass wäre schon etwas zu einfach.
Katrin 306
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Beitrag von Katrin 306 »

Hallo,
ist aber so, dass das jeder so macht wie es für ihn/sie am besten geht. Und wenn man damit sein Geld verdienen will/muss, hat man auch gar nicht so viel Zeit darüber nachzudenken, sondern macht einfach.
Anfangs hält man noch jeden Griff ein, später lässt man auch mal was weg, "skizziert" die Form bei Zangengriff/Knöchelzug schon vor und stellt mit der Schiene fertig. Bei grossen Töppen (J.Jung) brauchste auch eine etwas andere Technik.
Wenn Fehler auftreten, ist dann der Zeitpunkt gekommen, sich Gedanken zu machen.
Will nicht unhöflich erscheinen, aber Zeit ist Geld und ich muss nun wieder in die Werkstatt.
Gruss,
Katrin
hille
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Beitrag von hille »

Ich kann dir auch nur sagen, wenn du eine Ausbildung machst, da bekommst du die Variante aus deinem Betrieb beigebracht, und da denkst du dann nicht weiter drüber nach, so übernimmst du's eben. Ich mache z.B. keinen Knöchelzug, den gab's bei uns nicht :lol: , ich mache das mit dem Daumen. (Vielleicht sollte ich ein weiteres Anleitungsbuch schreiben, um die Verwirrung zu vergrößern! :wink: :lol: )

Es führen eben doch so einige Wege nach Rom.

Versuche einfach herauszufinden, womit DU am besten zurecht kommst.
Taurusli007
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... Effektivität oder doch Effizienz

Beitrag von Taurusli007 »

Ja, zunächst vielen Dank für die Hinweise. Grundsätzlich habt ihr schon Recht und ihr habt gute Erfahrungen damit gemacht. Gestattet mir trotzdem folgende Gedanken, die auch Fehlannahmen sein können:

Der Lehrbetrieb zeigt dem Lehrnenden nur so viel Technik, wie er braucht um die gewünschten Objekte so effizient als möglich zu erstellen. Es gilt da vielleicht der Grundsatz: Nur soviel Technik als nötig und nicht soviel als möglich. Doch können daraus auch Spätfolgen entstehen, z.B. Haltungsschäden, Beschwerden in den Händen und Fingern?

Vielleicht ist man nur davon seit langer Zeit bewahrt, weil man eher selten grosse Gefässe dreht oder hat eine ausgezeichnete Konstitution.

Oder findet ihr, dass ich etwas zu extrem bin :D ?
keramikart
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Beitrag von keramikart »

stimmt!

lG.harryb
hille
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Beitrag von hille »

Wenn ich dich richtig verstehe, dann willst du weiterhin hobbymäßig töpfern. Ich glaube nicht, daß du dir in diesem Fall ernsthafte Gesundheitsschäden zuziehen wirst. Also mach dir nicht so viele Gedanken. :wink:

Grundsätzlich finde ich es wichtig, daß die Sitzposition gut gewählt ist. Schön hoch, also Sitz in Scheibenhöhe. Und leicht geneigte Sitzfläche.
Haltungsschäden bzw. Rückenprobleme sind am ehesten ein Problem, Schäden an Händen oder Fingern, davon habe ich noch nie gehört.
Taurusli007
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Balance zwischen Wagnis und Sicherheit

Beitrag von Taurusli007 »

Hallo zusammen

Vielen Dank für Eure Anregungen. Ich mag das zwischen den Zeilen gerne hören; ist vielleicht eine Unart von mir :D

Ich bleibe wohl hobbymässig und trotzdem glaube ich zu merken, dass einige Töpfern gar nicht so gerne Einblick in ihr Handwerk geben. Es könnte ja eine Konkurrenz geben, jedoch aus Not, geben sie dann doch Töpferkurse, sind aber gleichzeitig eher sparsam mit Ratschlägen.

Nur schon am lapidaren Beispiel, ob die Fähigkeit ein harter oder weicher Ton zu bearbeiten an der Scheibe ein weniger oder besserer Töpfer ausmacht, scheiden sich interessanterweise schon die Geister.

Oder habt ihr erlebt, dass man Euch grosszügig die einzelnen Schritte erklärt haben:

1. Zentrieren
2. Massieren
3. Loch setzen
4. Aufbrechen
5. Erster Hilfsgriff
6. Zangengriff (nachträglich von Klemmgriff abgeändert :cry: )
7. Zweiter Hilfsgriff
8. Knöchelzug
9. Schienenzug
10. Bauchen
(auswendig aus dem Kopf, vielleicht stimmt nicht alles)

inkl. Varianten mit Begründung? Versteht mich bitte richtig, ich wäre nicht motiviert darüber zu sprechen, wenn ich erfahre, dass ihr Euch über dieses Thema nervt. Ich finde es einfach ein spannender Aspekt als Laie.
Gruss Stef
Zuletzt geändert von Taurusli007 am Freitag 24. Juli 2009, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Stef,
im Kalkspatz-Seminarprogramm wird jedes Jahr ein Intensiv-Drehkurs mit Birke Kästner angeboten.
Dort werden Dir die gewünschten Griffe mit Varianten gelehrt.
Gruß,
Wolfgang
Taurusli007
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Umsonst ...!

Beitrag von Taurusli007 »

Hallo Harry

Nee, umsonst muss er oder sie das Wissen nicht weitergeben und ich habe durchaus auch sehr gute Erfahrungen gesammelt. Doch nicht selten wird ein Kursgeld bezahlt, die Hilfestellungen lassen jedoch eher wenig Interesse, Wissen zu vermitteln seitens des Töpfermeisters, vermuten. Das alles seinen Preis hat, damit habe ich keine Mühe. Klemmgriff ist der Zangengriff; ich habs korrigiert

Vielen Dank für die Hinweise zu den Drehkursen. Vielleicht habe ich Möglichkeit dazu.

Aber eigentlich sind wir etwas vom Thema abgekommen. Mich würde folgendes interessieren:

- Dreht ihr grössere Gefässe (z.B. ab 3 kg aufwärts) mit der Kammschiene als Teil des Aufziehens oder alles mit den Händen bzw. Finger?
- Wenn ja, wie habe ich das mit dem Über- resp. Unterziehen zu verstehen?
hille
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Beitrag von hille »

Also, als ich meine Ausbildung begonnen habe, da hatte mein Betrieb ja wohl ein Interesse daran, mir das Drehen gut beizubringen.
Und soll ich dir sagen, wie das ablief? Zweimal zeigen, so, jetzt mach mal. Ich hatte Glück, wenn zwischendurch jemand kam, der mich auf meine gröbsten Fehler aufmerksam gemacht hat. Trotzdem ist noch was aus mir geworden. :lol:

Was will ich damit sagen? Natürlich ist es nicht schlecht, wenn man eine gute Anleitung hat. Aber lernen tut man das Drehen nur durch die tausend und abertausendfache Wiederholung so richtig gut. Ich weiß, das will kaum einer gerne hören, weil es eine Menge Schweiß vor den Erfolg stellt. Aber so läuft die Sache nunmal.
Chrisu
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Beitrag von Chrisu »

Es ist eben nicht alles für jeden das Richtige! So eben auch beim Drehen. Try and error... in der Keramik ist das oftoftoft so...
hille
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Beitrag von hille »

Zur Schiene kann ich nur sagen, wenn du sie benutzt, dann sollte das Gefäß danach die gewünschte Höhe und Breite haben. Danach nicht nochmal ohne Schiene rummurksen. Nur den letzten Schliff an der Form machen.
cheval
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Re: Umsonst ...!

Beitrag von cheval »

Taurusli007 hat geschrieben: - Dreht ihr grössere Gefässe (z.B. ab 3 kg aufwärts) mit der Kammschiene als Teil des Aufziehens oder alles mit den Händen bzw. Finger?
- Wenn ja, wie habe ich das mit dem Über- resp. Unterziehen zu verstehen?
*lach* (ned persönlich nehmen, aber ich finde deine Frage auch total witzig)
Ich habe z.B. die dumme Angewohnheit : Ich habe eine Lieblingsdrehschiene und mit der drehe ich jede Form und jedes Ding, das ich haben will. Ist nur manchmal bei kleinen Sachen in Serie etwas zeitraubend, da ginge es mit einer Schiene in der "richtigen, optimalen" Form wesentlich schneller.
Ich weiß auch, daß ich persönlich für den letzten "Schienenzug" gerne noch ein bischen "Futter" unten habe, weil ich mit der Schiene nochmal hoch und "raus" ziehe. Mit zwei Schienen geht das immer schlecht, deshalb arbeite ich nicht gern mit zwei.
Was ich immer mal gerne gelernt hätte, wäre mit einem Leder zu drehen (ich war mit zwei "Lederdrehern" auf der Berufsschule) einfach, weil es Zeit- und Materialsparend ist. (Wenn ich mal Zeit habe, setzte ich mich vielleicht hin und übe es :lol: )

Wenn du einen Bauch bei z.B einem Krug haben willst ziehst du über der Schiene, wenn du nach innen willst ziehst du unter (rein theoretisch) - praktisch ist das einfach Gefühlssache, wie du am Besten an die gewünschte Form kommst und eben Übung. (o;

Ich versteh das mit dem "konvex" in deinem ersten Post auch nicht. Am Anfang sollte man halt lernen "gerade Zylinder" zu drehen, einfach aus dem Grund, weil man so am einfachsten lernt (und durch aufschneiden gut kontrollieren kann) "unten" alles rauszuholen und gleichmäßige Wandstärken zu produzieren.

Zum "Zangengriff" - Ich habe gelernt : Nie loslassen, immer durchziehen, und am Rand sofort wieder "übergreifen" und nachzentrieren. Mit Zangengriff sparst du dir also quasi einen Arbeitsschritt.
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Hallo Taurusli007,

mir kam noch eine Idee, vielleicht hilft dir das weiter,
es gibt jede Menge Videos im Netz, wo du es dir anschauen kannst. Auch, wie unterschiedlich die Leute es machen.
Hier ein 2-teiliges Video von Dwight Crossley -
Ich habe vor seinen Fähigkeiten großen Respekt. Er verdreht hier Grolleg Porzellanmasse, bei der man zusätzlich noch die enorme Schwindung berücksichtigen muss, d.h. man muss die Form beim Drehen etwas "übertreiben", damit sie im trockenen Zustand noch genügend Spannung hat. Weil der Bauch immer etwas mehr schwindet als die Höhe und die Schulter einer Vase sich noch hebt beim Trocknen ...

Ich benutze zum Drehen innen oft ein Stückchen Naturschwamm, weil es besser gleitet und nicht so tiefe Rillen hinterlässt.

Video 1. Teil
http://www.youtube.com/watch?v=JbAIUSY2 ... re=related
Video 2. Teil
http://www.youtube.com/watch?v=8EbNyBqATpA

Gruß, Ulrike
Taurusli007
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Konvex....

Beitrag von Taurusli007 »

Danke für die vielen interessanten Beiträge und die Youtubes werde ich mir anschauen. Konvex... na ja, da der Winkel zu der nachträglich möglicherweise konkaven Form möglichst gross ist, was eine enorme "Spannung" erzeugt, so nehme ich es wenigstens an. In der Tat muss ich beim Ausprobieren höllisch aufpassen, dass die Wände nicht gleich wie Bleche werden (typischer Anfängerfehler). Ich bin zwar noch sehr ungelenkig, aber ich muss eingestehen, dass die Gefässe nicht nur dünner, sondern auch wesentlich stabiler, als wenn sie von Hand direkt an die Form (Konvexe) gedreht werden.
Das Drehen selber kann schon Kunst und spannend anzuschauen sein; die einen drehen gerne Kunst und andere andere wollen kunstvoll drehen :D .
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