„Schüler schreiben im Töpferblatt...“

G’sundheit !

Einige Gesundheitsgefahren in der Keramikwerkstatt

von: Johanna Flitsch


Wer in einer Keramikwerkstatt arbeitet, kann unter Umständen seine Gesundheit gefährden. Ich möchte einige dieser Gefahren vor Augen führen und dabei zum Teil auf die jeweiligen Krankheitsbilder eingehen.


GLASUREN. Die Gefahr durch die Verwendung von Blei

Eine Bleiglasur mag schön sein, aber das Schwermetall Blei ist ein Um­welt­gift und schädigt lebendige Organismen: Als nicht abbaubares Gift reichert es den Organis­mus bis zu einem Sättigungsgrad an, ohne dass es zu klinisch diagnostizierbaren Vergiftungserscheinungen kommt.


Zu den Bleivergiftungen:

Sie werden unterteilt in akute und chronische Bleivergiftungen.

Akute Bleivergiftungen...

Chronische Bleivergiftungen...

„Bleisaum“ ist eine nachweisbare Bleisulfid (PbS) – Einlagerung im Zahn­fleisch. Das führt zu einer schweren Schädigung der Nieren und des ZNS, die sich in Krämpfen und Depressionen äußert.

Therapie:

Eine Therapie der Bleikrankheit ist nicht so einfach, da der Körper das Schwermetall speichert und kaum ausscheidet. Ein „Komplexbildner“ wird eingenommen, welcher sich mit Blei bindet und dieser Komplex kann ausge­schieden werden.

Vorsichtsmaßnahmen:

Vermeidung der Verwendung von Blei (ggf. nur als Bleifritte); Schutzklei­dung wie Atemmaske beim anrühren von Glasur; Staubvermeidung, Verwendung von Gummi­handschuhen. Auf keinen Fall im Glasurraum Nahrungsauf­nahme.

Beim Spritzen von Glasur Verwendung von Spritzkabine und Ab­sauganlage.


STAUB: Die Gefahr durch Siliziumdioxid

Staub ist in der Keramikwerkstatt ein gravierendes Problem, denn er enthält immer das für die Silikose (Staublunge) verantwortliche SiO2 . Durch ihre ge­ringe Korngröße von ca. 5mm (0,005 mm) können sich die SiO2 – Teilchen (Siliziumdioxid) auf der Lunge ablagern. Mit Zunahme von kristallinem SiO2 und feinen alveolengängigen Staubfraktionen nimmt die Gefahr zu.

Gefahrenquellen:

Gefahr durch SiO2 besteht nicht nur durch Staub in der Werkstatt, son­dern auch bei der Gewinnung und Bearbeitung von Sandstein, Kiesel­erde, Granit, Steinkohle und in der Tongrube.

Staubpartikel von Quarz und seinen Verwandten Cristoballit und Tridy­mit, die u.U. auch im Ton enthalten sind, gefährden die Atemwege. Ge­fahren gehen also sowohl von Quarz-, wie auch von Tonstäuben aus.

Krankheiten:

Die genannten Gefahrenquellen, also in den Stäuben enthaltene SiO2 , er­zeugt in der Lunge Bindegewebsknötchen und fibrotische Veränderun­gen: Es entsteht ein nutzlo­ses Stützgewebe, das die Atmung behindert. Die häufigste durch SiO2 – Teilchen hervorgerufene Krankheit ist also die Silikose (Quarz­stauberkrankung).

Symptome:


Durch die Silikoseschädigung entwickelt sich gerne noch die Silikotuber­ku­lose.

Vorsichtsmaßnahmen: Das Wichtigste ist die Staubvermeidung. In der Werkstatt sollte man z.B. lieber nicht kehren, sondern immer feucht wischen oder den Raum unter Wasser setzen und dann nass saugen.

Bei der Arbeit mit Quarzpulver (z.B. beim Anmachen von Glasuren) sollte man eine Staubmaske tragen.


DÄMPFE: Was kommt aus dem Ofen ?

Während des Keramikbrandes werden viele Stoffe frei: Wasserdampf, feiner Kohlen­stoff, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Fluor...

Handelt es sich um einen Glasurbrand , so verflüchtigen sich noch Stoffe wie Kupfer­oxid, Bleioxid, Zinkoxid, Kaliumoxid... Diese freiwerdenen Dämpfe werden in Werk­stätten u.U. eingeatmet und können sich auf die Gesundheit auswirken; am häufig­sten kommt es dabei zur Belastung von Nasenschleim­haut und Augen.

® Am gefährlichsten sind Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Fluor und Blei­dämpfe.

Vorsichtsmaßnahmen:

Ein Ofenabzug sollte vorhanden und dicht sein !

Auch das Ofenschauloch sollte im Normalbetrieb geschlossen sein.


ORTOPÄDISCHE SCHÄDEN: wenn der Rücken schmerzt

Keramiker leiden häufig unter Rückenverspannungen durch eine einsei­tig belastende Sitzhaltung an der Töpferscheibe oder das Heben größe­rer Ge­wichte. In kalten und feuchten Räumen verstärken sich solche Be­schwerden. Langfristig gesehen sollte man dies nicht unterschätzen und entsprechende Vorsorge treffen: Rückenschule, Gymnastik, richtig he­ben lernen, optimale Arbeitsbedingungen schaffen.


LEBENSGEFAHR: ein anderes Thema

Meine Aufgabe war es, anhand einiger Beispiele zu beschreiben, wie man seine Ge­sundheit in der Keramikwerkstatt langfristig gefährden kann. Ein ganz anderes Thema wären die mannigfachen Unfallgefahren in diesem Be­reich: Kohlenmonoxid-Vergiftung durch unsachgemäß be­triebene Gasöfen, Gefahr durch elektrischen Strom (380 V !), Ver­brennungsgefahr, Verlet­zungsgefahren an Tonschneider, Töp­ferscheibe usw.

--- aber das wäre eine andere Geschichte !---


Die Autorin dieses Textes, Johanna Flitsch, besucht die 12. Klasse des Nymphen­burger Gymnasiums in München. Der abgedruckte Text ist die Kurzfassung eines Referates, das sie im Dezember 1999 im Rahmen des Grundkurs „Keramisches Gestalten“ gehalten hat.

Mehr zu diesem Kurs unter www.nymphenburger-schulen.de .

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kalkspatz sammelt Material zum Thema Umwelt- und Gesundheitsschutz in der Keramik und möchte dazu eine Broschüre zusammenstellen.

Wer etwas beitragen möchte, wende sich bitte

an Christian Sautier, tel&fax: 08153/3214 Email: sot@5sl.org