Schüler schreiben im Töpferblatt...
Gsundheit !
Einige Gesundheitsgefahren in der Keramikwerkstatt
von: Johanna Flitsch
Wer in einer Keramikwerkstatt arbeitet, kann unter Umständen seine Gesundheit gefährden. Ich möchte einige dieser Gefahren vor Augen führen und dabei zum Teil auf die jeweiligen Krankheitsbilder eingehen.
Eine Bleiglasur mag schön sein, aber das Schwermetall Blei ist ein Umweltgift und schädigt lebendige Organismen: Als nicht abbaubares Gift reichert es den Organismus bis zu einem Sättigungsgrad an, ohne dass es zu klinisch diagnostizierbaren Vergiftungserscheinungen kommt.
unter bestimmten Bedingungen kann sich das Blei aus der gebrannten Glasur lösen. Dabei spielt die Menge des enthaltenen Bleies eine geringere Rolle, als die Frage, wie gut oder schlecht das Blei im Glas chemisch gebunden ist. Man spricht dann von einer hohen oder geringen Bleilässigkeit. Da sich das Blei v.a. durch Einwirkung von Säure aus der Glasur lösen kann, ist hier Vorsicht geboten: Säurehaltige Nahrungsmittel (saurer Hering, Salat, Zitronensaft...) sollte man auf keinen Fall in bleiglasierter Keramik lagern. Doch die Gefahr für den Benutzer der Keramik ist eigentlich sehr gering. Das liegt an der geringeren Resorption des Bleies: es wird von Magen und Darm schlecht aufgenommen.
Größer ist die Gefahr durch Blei für den Keramiker. In seiner Reinform als Bleimenninge wird es zwar in unseren Breiten kaum oder nicht (?) mehr verwendet, aber auch die Bleifritten (mit Glas verschmolzenes Blei) können zu Vergiftungserscheinungen führen.
Zu den Bleivergiftungen:
Sie werden unterteilt in akute und chronische Bleivergiftungen.
Akute Bleivergiftungen...
sind sehr selten
Symptome: Erbrechen, Darmcholiken, schwere Schädigung der Leber, der Niere und des zentralen Nervensystems (ZNS).
Chronische Bleivergiftungen...
sind am Anfang wenig charakteristisch und schwer zu diagnostizieren
Symptome im Anfangsstadium:
Kopfschmerzen, Verstopfung, Müdigkeit
Symptome im fortgeschrittenen Stadium:
Dünndarmcholiken, Neusynthese von Blut wird gestört
Schwere Vergiftungen:
Bleisaum ist eine nachweisbare Bleisulfid (PbS) Einlagerung im Zahnfleisch. Das führt zu einer schweren Schädigung der Nieren und des ZNS, die sich in Krämpfen und Depressionen äußert.
Eine Therapie der Bleikrankheit ist nicht so einfach, da der Körper das Schwermetall speichert und kaum ausscheidet. Ein Komplexbildner wird eingenommen, welcher sich mit Blei bindet und dieser Komplex kann ausgeschieden werden.
Vermeidung der Verwendung von Blei (ggf. nur als Bleifritte); Schutzkleidung wie Atemmaske beim anrühren von Glasur; Staubvermeidung, Verwendung von Gummihandschuhen. Auf keinen Fall im Glasurraum Nahrungsaufnahme.
Beim Spritzen von Glasur Verwendung von Spritzkabine und Absauganlage.
Staub ist in der Keramikwerkstatt ein gravierendes Problem, denn er enthält immer das für die Silikose (Staublunge) verantwortliche SiO2 . Durch ihre geringe Korngröße von ca. 5mm (0,005 mm) können sich die SiO2 Teilchen (Siliziumdioxid) auf der Lunge ablagern. Mit Zunahme von kristallinem SiO2 und feinen alveolengängigen Staubfraktionen nimmt die Gefahr zu.
Gefahr durch SiO2 besteht nicht nur durch Staub in der Werkstatt, sondern auch bei der Gewinnung und Bearbeitung von Sandstein, Kieselerde, Granit, Steinkohle und in der Tongrube.
Staubpartikel von Quarz und seinen Verwandten Cristoballit und Tridymit, die u.U. auch im Ton enthalten sind, gefährden die Atemwege. Gefahren gehen also sowohl von Quarz-, wie auch von Tonstäuben aus.
Krankheiten:
Die genannten Gefahrenquellen, also in den Stäuben enthaltene SiO2 , erzeugt in der Lunge Bindegewebsknötchen und fibrotische Veränderungen: Es entsteht ein nutzloses Stützgewebe, das die Atmung behindert. Die häufigste durch SiO2 Teilchen hervorgerufene Krankheit ist also die Silikose (Quarzstauberkrankung).
Symptome:
Reizhusten, Atemnot, Chronische Bronchitis
Langfristig: Lungenhochdruck (d.h. Bluthochdruck im Lungenkreislauf)
Durch die Silikoseschädigung entwickelt sich gerne noch die Silikotuberkulose.
Vorsichtsmaßnahmen: Das Wichtigste ist die Staubvermeidung. In der Werkstatt sollte man z.B. lieber nicht kehren, sondern immer feucht wischen oder den Raum unter Wasser setzen und dann nass saugen.
Bei der Arbeit mit Quarzpulver (z.B. beim Anmachen von Glasuren) sollte man eine Staubmaske tragen.
Während des Keramikbrandes werden viele Stoffe frei: Wasserdampf, feiner Kohlenstoff, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Fluor...
Handelt es sich um einen Glasurbrand , so verflüchtigen sich noch Stoffe wie Kupferoxid, Bleioxid, Zinkoxid, Kaliumoxid... Diese freiwerdenen Dämpfe werden in Werkstätten u.U. eingeatmet und können sich auf die Gesundheit auswirken; am häufigsten kommt es dabei zur Belastung von Nasenschleimhaut und Augen.
® Am gefährlichsten sind Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Fluor und Bleidämpfe.
Vorsichtsmaßnahmen:
Ein Ofenabzug sollte vorhanden und dicht sein !
Auch das Ofenschauloch sollte im Normalbetrieb geschlossen sein.
Keramiker leiden häufig unter Rückenverspannungen durch eine einseitig belastende Sitzhaltung an der Töpferscheibe oder das Heben größerer Gewichte. In kalten und feuchten Räumen verstärken sich solche Beschwerden. Langfristig gesehen sollte man dies nicht unterschätzen und entsprechende Vorsorge treffen: Rückenschule, Gymnastik, richtig heben lernen, optimale Arbeitsbedingungen schaffen.
Meine Aufgabe war es, anhand einiger Beispiele zu beschreiben, wie man seine Gesundheit in der Keramikwerkstatt langfristig gefährden kann. Ein ganz anderes Thema wären die mannigfachen Unfallgefahren in diesem Bereich: Kohlenmonoxid-Vergiftung durch unsachgemäß betriebene Gasöfen, Gefahr durch elektrischen Strom (380 V !), Verbrennungsgefahr, Verletzungsgefahren an Tonschneider, Töpferscheibe usw.
--- aber das wäre eine andere Geschichte !---
Die Autorin dieses Textes, Johanna Flitsch, besucht die 12. Klasse des Nymphenburger Gymnasiums in München. Der abgedruckte Text ist die Kurzfassung eines Referates, das sie im Dezember 1999 im Rahmen des Grundkurs Keramisches Gestalten gehalten hat.
Mehr zu diesem Kurs unter www.nymphenburger-schulen.de .
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kalkspatz sammelt Material zum Thema Umwelt- und Gesundheitsschutz in der Keramik und möchte dazu eine Broschüre zusammenstellen.
Wer etwas beitragen möchte, wende sich bitte
an Christian Sautier, tel&fax: 08153/3214 Email: sot@5sl.org