Im wievielten
Jahr studierst du an der Burg?
Ich bin im zweiten Studienjahr, das Vorbereitungsjahr konnte ich,
dank meiner Töpferlehre, überspringen.
Wie lange
dauert das Studium?
12 Semester.
Wieviele
Studienplätze gibt es?
Es gibt maximal 6 Studienplätze, wobei sich im Schnitt 30 Leute
auf diese Plätze bewerben. Von den Studierenden sind 90% Frauen,
1/3 alte, 1/3 neue Bundesländer und 1/3 aus dem Ausland.
Wie ist
das Studium aufgebaut und wie sind die Inhalte?
Die ersten 6 Semester sind Grundstudium. Im Vorbereitungsjahr werden
handwerkliche und zeichnerische Fähigkeiten bzw. Gestaltung und
Stilfindung vermittelt. In Bezug auf das Material heißt das sowohl
Technologie, Glasuren, Brenntechniken, Tonentstehung, etc., als
natürlich auch das Drehen. Beim Drehen liegen die Schwerpunkte auf
Becher, Dose, Kanne. Beim Zeichnen auf Portrait und Akt, freie Themen
sind dann z.B. Theater, Oper, Zoo.
Im 1. Jahr wird dann (von der Professorin) ein Thema gestellt, das
man in etwa „Alltagsgegenstand und Archetyp“ nennen könnte, d.h.
Auseinandersetzung mit einem Thema und seinen Variationen anhand
verschiedener Massen, Massezuständen (für mich war z.B. der Schlicker
ganz wichtig) und diverser Brenntechniken. Als Beispiel: ich habe
mir als Thema Mikroorganismen gewählt und am Ende der Entwicklung
stand dann die Zelle, aus der ich dann eine Gießform hergestellt
habe. Diese Gießform war dann wiederum Grundlage für Oberflächenexperimente,
das Thema Dekor stand nun im Vordergrund.
Auch im 2. Jahr gibt es ein gestelltes Thema, wobei der Schwerpunkt
jetzt mehr auf dem Inhalt als auf der Technik liegt. Mein persönliches
Beispiel ist hier das Thema „Leibgedächtnis“ indem ich mir „die
Haut“ erwählt habe. Dazu arbeite ich erst einmal theoretisch und
versuche, mich auch über Film und Literatur dem Thema zu nähern.
Weitere Beispiele sind Ausstellungen wie die berüchtigten „Körperwelten“
oder das Thema Anatomie ganz allgemein.
Im 3. Jahr beginnt das Hauptstudium und damit das freie Arbeiten.
Wie sieht
die Abschlußarbeit aus?
Es gibt 2 Teile: Einmal die schriftliche Diplomarbeit zu einem frei
gewählten Thema, z.B. aus der Kunstgeschichte oder der Philosophie.
Der andere Teil, für den man 1 Jahr Zeit hat, besteht aus Idee,
Konzeptentwicklung und deren Umsetzung, sowie einer Präsentation
der Arbeit.
Wie ist
die Aufnahmeprüfung abgelaufen?
Alle Fachbereiche der Kunst machen die gleiche Prüfung. Die dauert
drei Tage. Jeder, der sich bewirbt, wird dazu eingeladen. Während
der ersten Aufgabe (Portraitzeichnen) schauen sich die Profs die
Mappen an.
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Danach wird
ausgesiebt. Den glücklichen „Auserwählten“ werden dann weitere Aufgaben
gestellt, wir mußten z.B. ein Plakat entwerfen, ein Tonrelief herstellen,
zu einem Gedicht ein Objekt bauen. Abschließend noch ein Gespräch
mit den Professoren, das ich für sehr wichtig halte.
Warum
haben Sie dich genommen?
Keine Ahnung. Ich hatte ein paar Vorgespräche, u.a. mit meiner jetzigen
Professorin, die sicher ganz hilfreich waren. (ha, ha, ha)
Sag doch
bitte mal noch was zur Ausstattung Eures Fachbereiches!
lso, es gibt eine Drehwerkstatt und 5 Ateliers für je 2-3 Leute.
Labor, Masseaufbereitung, 2 Brennräume, 7 Öfen, davon 2 Gas und
2 Holzbrandöfen, einen für Raku und 2 Tonnen für den Schwarzbrand.
An Rohstoffen ist alles da, was das Herz begehrt. Es gibt auch einen
Werkstattmeister, der einem sowohl die gewünschte Masse zusammenmischt,
als auch in anderen Fällen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Was gibt
es noch an Fachbereichen und wie ist der Kontakt untereinander?
Gibt’s da was Interdisziplinäres?
Das Grundstudium ist schlichtweg interdisziplinär, denn sowohl der
Studiengang Plastik, zu dem außer der Keramik noch die Bildhauerei,
Metall und Schmuck gehören, als auch die Studiengänge Malerei/Graphik
und Kunsterziehung, haben neben dem eigenen Fachthema gemeinsamen
Unterricht in den übrigen Fächern – z.B. graphisches Naturstudium,
Anatomie, Kunstgeschichte, Philosophie, Gestaltungslehre sowie Psychologie.
Davon abgesehen gibt es noch die Fakultät Design u.a. mit den Fächern
Keramik/Glasdesign. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Entwicklung
von Gießformen (meist für Porzellan).
Hat die
Schule Kontakte zum Ausland?
J a sogar sehr gute, wobei der Schwerpunkt auf Europa liegt. Austausch
und Förderprogramme werden stark unterstützt. Es gibt gemeinsame
Projektarbeit, die im guten Gelingen am Ende auch eine Ausstellung
hat.
Gefällt
dir die Arbeitsweise? Was vermißt Du?
Ich würde gerne noch fächerübergreifender arbeiten z.B. mit Metall
oder dem Computer. Die Fachbereiche sind letztendlich doch ziemlich
getrennt.
Christiane
Schlegel
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