Leserbrief


von Katarina Kienlechner-Gligoris

Liebe kalkspatz-Redakteure, leider gehöre ich nicht zu Ceramitec und verschieße nicht Werbung zu jedem Preis in jede Richtung, indem mein von BSE verschreckter Magen- und Darmtrakt mein ganzes Psychosystem aus den Fugen bringt und bangt um die Früchte des unerschütterlichen Wohlstandes gebracht zu werden, sondern hoffe höchstens ab und zu einem betuchten Ästheten zu begegnen der kunstsinnig das in meinen Gefäßen und Vasen sieht, was ich darin sehe, bzw. hineinlege, nämlich die geduldige lange Mühe ohne Drehscheibe, so wie vor 3000 Jahren zu arbeiten, und alle Vorteile zu entdecken die eine solche – luxuriöse heute – Arbeitsweise bringt, welche sind:

das Gefäß wird stabiler da die Tonteilchen nicht locker übereinander aufgebaut werden wie durch Scheibentöpfern, sondern gründlich durchgeknetet um die richtige Form zu erzielen bzw. auszubauen.

Eine größere Nuancierung der Form ist möglich.

Ich bin Autodidaktin und meine Tätigkeit ist eigentlich „aus der Not geboren“, d.h. es galt eine künstlerische Ausdrucksweise zu finden, die sich im Haus in und mit der Familie, Kindern damals zwischen zwei und dreizehn, fünf an der Zahl verwirklichen ließ, Ölmalerei schied da aus, Ton bestand.

Ist ein Töpfer ein Künstler? Kann man das Töpfern als Kunst sehen? Die Frage wurde von Euch denk' ich schon einmal aufgeworfen.

 

Ich meine ja. Man muss von einem bestimmten Ziel einer Verwendung abkommen, etwas entstehen und sprechen lassen. Die Form des Gefäßes hat für mich mehr symbolischen Wert, als Mittel des Ausdrucks, als wegen dem Nutzen. Es scheiden sich da die Geister. Es gibt Leute die fragen sich nach dem Nutzen und urteilen danach. Andere sehen Formen und Farben.

Für mich ist das Töpfern eine zwingende Lebensphilosophie. Die Erde ist Zeichen für Unscheinbares, Vergängliches wie ein geglücktes Leben auch, man gibt sein Bestes, und doch bleibt der Erfolg immer ungewiss und dies ergibt die Spannung (beim Öffnen des Brennofens).

Wenn man eine gute Glasur gefunden hat bleibt man dabei, man erarbeitet und experimentiert mit immer neuen Techniken, die Erfahrung aber ist kostbar und bleibt, ob in einem Heft oder Buch verewigt oder nicht.

So kann man das Töpfern in den Alltag mit hineinnehmen, ob fachlich geschult oder auch nicht, wie in meinem Fall (aber kein Hobby, ich hasse dieses Wort, da geh' ich lieber schwimmen). Ich bin mit meiner Autodidaktik, die ich seit ca. 13 Jahren nun betreibe alt geworden; es ist schön damit alt zu werden, der Gedanke bis an sein Lebensende einer Beschäftigung nachzugehen die einen erfüllt, auch wenn der Lohn nicht viel ist.