Herstellung von Terracotta Bodenfliesen

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
sonja

Herstellung von Terracotta Bodenfliesen

Beitrag von sonja »

Ich möchte gerne Bodenfliesen für den Innenbereich selbst herstellen.

Wer hat Erfahrung hiermit?
* Welche Tone sind geeignet?
* Brenntemperatur?
* Nachbehandlung wie z.B. Säuerung?

email : wie@softlab.de
Holger Jarnicki
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Beitrag von Holger Jarnicki »

Hallo Sonja,

mit Erstaunen stelle ich fest, dass dir noch niemand geantwortet hat.

Also wenn du selbst Terra Cotta Fliesen herstellen willst,verwendest du natürlich einen rotbrennenden Ton mit möglichst geringer Schwindung (wg Masshaltigkeit).

Falls du die Masse ziemlich dicht brennst, denke daran, einen hochwertigen, Kunststoffvergüteten Fliesenkleber zu verwenden.

Willst du die Oberfläche versiegeln z.B. mit Hartöl ?

Auch dafür spielt die Brenntemperatur eine Rolle.

Was meinst du eigentlich mit "säuern" ?

Wenn du die Rückseite der Fliesen mit einer Drahtschlinge kreuzweise einritzt, lasen sie sich besser verlegen.

Ich hoffe, ich konnte die helfen

Viele Grüsse Holger
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Hallo Sonja,

mir fällt dazu noch ein, daß Bodenfliesen je nach Bedarf rutsch- und abriebfest sein sollten.

Gruß
Kerstin
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Günter
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Beitrag von Günter »

weil Holger nach dem "Absäuern" gefragt hat: das muss man bei der traditionellen Cottoverlegung machen. die Cottotone der toscana etc. sind extrem kalkhaltig und werden, so lies ich mir erzählen, direkt nach dem brand in ein säurebad geschickt, wohl damit es nicht soviele kalkspatzen gibt... aber da ich bisher auch nur endbehandelte cottos verlegt habe, weiss ichs nicht exact. was ich aber erzählen kann zu dem thema, wäre einen nette selbsterlebte geschichte: die werkstatt, in der ich arbeitet, sollte für einen ofensetzer kachelofensimse aus dem orginal cottoton aus florenz herstellen (den hatte der ofensetzer unter grössten schwierigkeiten liefern lassen, weil nur ein einziges fuhrunternehmen etwas vom hof der firma in italien wegfahren "durfte" und da irgendwelche undurchsichtigen gewerkschaftlichen/mafiösen ... es dauerte jedenfalls ein halbes jahr, bis der ton über die alpen kam). wir stellten die simse her und brannten sie in unserer naivität wie wir eine normale rote masse brennen würden - was zu einem geschmolzenen blasigen lavaklumpen am boden des brennofens führte. erst danach erfuhren wir von dem hohen kalkgehalt, der bei einer bestimmten temperatur (die eben unterhalb der von uns eingestellten lag) zu einem schlagartigen erweichen der masse führte.
renate

Beitrag von renate »

ich arbeite in einer sozialeinrichtung und die herstellung von cottofliesen ist unser tägliches brot. hast du noch interesse oder sind deine fliesen schon fertig?
lb. grüße aus österreich
enate
vanessa
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Beitrag von vanessa »

hallo renate ,

ich bin zwar nicht sonja ,.aber mich interessiert das auch .weil ich darüber auch nachdenke ,mir einen fußboden zu machen.
ich habe da auch so meine vorstellungen drüber ,fände es aber sehr interessant ,von jemanden zu hören ,der das professionell macht.

persönlich werde ich völlig unprofessionell da drangehen , ich schneid mir den hubel in scheiben und klopf die noch ein bischen ,zum verdichten. manche glasier ich bunt ,die andern bleiben natur und werden dann gewachst. ich nehme an ,daß ich die eher hoch brenne wegen der besseren haltbarkeit ,doch welche masse ich da verwende ,muß ich noch testen. ein schöner hinweis war das mit dem kleber bei dichtgebrannter masse von holger .
schief dürfen sie jedenfalls sein ,das mag ich sehr gern .
nur in die fugen muß dann was halbwegs attraktives. da kenn ich mich nun noch garnicht aus.

wenns für einen wintergarten wär ,finde ich ,bräuchten sie nichtmal abriebfest sein ,denn so alte abgetretene steine find ich total schön ,wenn sie einen kräftigen rotton besitzen.

aber wie ist das mit dem wachs? werden die davon rutschig?
vielleicht würde ich sie nichtmal wachsen ,aber ich schätze ,wenn man mal durchwischen möchte ,ist wachs schon besser ,oder?

na ,wie du siehst ,sind da noch viele unreife überlegungen,so daß ich mich über weitere erfahrungen schon sehr freuen würde.

nun sei herzlichst gegrüßt
von vanessa.
renate

Beitrag von renate »

Hallo Vanessa!

wenn du die Cottoplatten selber machen willst, musst du auf alle fälle eine grundsatzentscheidung treffen, denn es ist ein riesiger unterschied ob du hoch oder niedrig brennst.
hochgebrannte ware ist zwar dicht(einigermaßen), wirkt aber optisch sehr kühl - und ist es auch tatsächlich.
niedrigbebrannte ware enthält noch genügend luft um einen guten speicher abzugeben (wenn dir zum beispiel die wintersonne draufscheint hält das ein paar stunden an), die optik wirkt irgendwie weicher und so ein boden lädt zum barfußlaufen geradezu ein. so richtig abtreten wirst du ihn bis an dein lebensende wohl nicht können!
ich habe auch schon lehm von einem bauaushub verwendet, im dort gebauten haus als küchenboden - mit holz kombiniert - verlegt, sieht traumhaft aus!
willst du einen niedrig gebrannten boden, der unbehandelt ist, aufwischen, dann "frisst" er förmlich deinen putzlappen, so stark saugt er. es ist günstig, ihn zumindest zu wachsen - er wird nicht rutschig dadurch. sehr edel ist auch naturharzöl - dadurch wird er etwas feuriger.
es werden noch viele fragen auftauchen - ich beantworte sie dir gern!
liebe grüße vorerst
renate
vanessa
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Beitrag von vanessa »

hallo liebe renate ,

da freu ich mich sehr über deine tolle antwort.
die entscheidung ist für mich sofort klar ,warm und natürlich soll es sein.

wenn ich sie in dem lehm verlege ,ist es dann trotzdem wichtig ,daß sie ganz gerade ,also im sinne von plan ,also unterseits ,sind? oder könnte evt. der lehm auch für einen ausgleich sorgen?

naja ,nötigenfalls kann ich ja auch sehr sorgfältig arbeiten...

wir wollen auch eine fußbodenheizung drunter legen. wir glauben daß das sinnvoll ist . oder gibts da irgend etwas das dagegen spricht?

danke sehr auch für dein angebot weiterer hilfe ,ich werde ,wenn es soweit ist ,darauf zurückkommen.

nun wünsche ich dir einen sehr schönen abend.
liebe grüße sendet vanessa.
renate

Beitrag von renate »

liebe Vanessa,
ich glaube mit dem lehm hast du mich missverstanden!
der lehm wurde gebrannt und mit handelsüblichem fliesenkleber ganz normal verlegt. du kannst das resultat auf unserer homepage anschaun:

www.cotto.at

unter dem lehm-ziegel/holzboden ist auch eine fußbodenheizung - und ich sag dir - es ist ein traum!
also - dranbleiben und ohren steif!
renate
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Günter
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Beitrag von Günter »

man kann übrigens wirklich cottos oder spaltplatten (vielleicht aber keine dünen wandfliesen) direkt in lehm verlegen.
mich würde von renate aber sehr interessieren, welchen ton sie normalerweise für ihre cottos nehmen, wie es mit dem kalkgehalt steht, wie hoch gebrannt und wie die cottos dann endbehandelt werden....
vanessa
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Beitrag von vanessa »

liebe renate ,

vielen dank ,ich habe auch deine seite mal angesehen ,das sind wirklich wunderschöne arbeiten ,das spornt mich gleich richtig an.

lieber günter ,

ich dachte es mir gleich ,das mit dem lehm ,jedoch muß der ja dann irgendwie verfestigt werden ,denke ich .von baustoffen hab ich noch gar keine ahnung ,ich würde erstmal gucken gehen ,obs da einen zusatzstoff im baumarkt gibt ,der den lehm wie ein kleber bindet.
würdest du mir sagen ,was du darüber weißt?

bis denn ,
alles liebe euch b eiden
von vanessa.
renate

Beitrag von renate »

hallo Günther,

für unsere standardware nehmen wir westerwälder ton rot mit 45 %iger schamottierung und brennen ihn bei 960 - 980 °. dieser ton hat - wenn überhaupt - nur einen geringen kalkanteil, daher brennt er auch richtig orangerot und nicht ocker oder gelb. verlegt wird er ganz normal in fliesenkleber, vor dem verfugen entweder gut wässern oder mit einem imprägniermittel einstreichen, um normal verfugen zu können. sofort nachwischen, und nach dem austrocknen der fugenmasse absäuern, um den grauschleier von der fugenmasse wegzubekommen. dann gründlich austrocknen lassen (ohne fußbodenheizung!!) - eher wochen als tage - und dann endbehandeln. einfach und bewährt mit AURO Hartöl oder mit sogenanntem Büffelglanz - ein wachs, das problemlos mit einer weichen bürste eingerieben werden kann und schon nach einer viertel stunde begehbar ist.

alle anderen rohmaterialien (lehm, stooberton, ...) erfordern ein sorgfältiges brennen, um unangenehme überraschungen zu vermeiden - haltezeiten, um die organischen anteile abgasen zu können, genügend "luft" beim setzen, um innere reduktion zu vermeiden, etc.

eine große spielwiese, die sich da auftut!

alles liebe
Renate

enate
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Günter
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Beitrag von Günter »

Liebe Vanessa, erstmal ist zu bedenken, dass unter "lehm" alles verstanden wird, was aus der erde kommt und einen tonanteil zu haben scheint. du musst also erstmal rauskriegen, ob dieser lehm einigermassen fest ist wenn getrocknet, ob er starke risse bekommt etc. wenn risse: mit sand magern, wenn zu bröselig ton zusetzen (oder fetteren lehm). ausserdem sollte baulehm immer wenn möglich einen faseranteil haben, um seine festigkeit zu verbessern. traditonell werden dazu pferdeäpfel zugesetzt oder stroh, strohhäksel oder was immer dir faseriges zur hand kommt (das kann bis zur schafwolle gehen). ich setze dem lehmputz für meine öfen immer Polypropylenfasern bei - die haben enorme vorteile, weil die fasern so fein sind und ein paar handvoll für den putz eines ganzen ofens reichen. weitere zusätze sind normalerweise nicht nötig und im normalen baustoffhandel auch gar nicht erhältlich.
vanessa
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Beitrag von vanessa »

hallo günter ,
danke ,
aber wenn ich die kacheln in dem lehm verlege und den in die fugen reinmach...wird der dann wirklich so fest ,daß man drüberlaufen kann ,ohne daß es staubt?

ich hatte erst einmal einen eimer lehm und hab da glasur draus gemacht ,weitere eigenschaften des lehms kenne ich bislang leider gar nicht. aber ich hörte ,daß man ihn auch an wände streichen kann ,statt putz und tapete.

auch vom ofenbau mit lehm hörte ich und hab mich da immer gefragt ,ob denn der regen den lehm nicht runterwäscht...

da wäre ich sehr dankbar für noch ein paar auskünfte von dir ,oder vielleicht weißt du eine quelle zu diesem thema? möglichst im netz ,wäre schön.

diese fasern waren neulich schon mal beim thema paperclay im gespräch ,ich fand aber noch keine adresse ,wo ich die herbekommen könnte.

soweit erstmal vielen dank und liebste grüße sendet
und einen schönen abend wünscht
vanessa.




liebe renate ,
auch dir besten dank und liebste grüße
von vanessa.
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Günter
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Beitrag von Günter »

Hallo Vanessa, wenn du die platten mit lehm verfugst, dann wird am schluss ja alles mit dem schwamm in die fugen "gewaschen" - dadurch liegt der lehm in den fugen automatisch etwas tiefer und es gibt keinen abrieb, wenn man drübergeht, also auch keinen staub. problem ist allerdings das feuchte aufwischen - darum kann man die lehmfugen entweder mit halböl einölen und so wesentlich wasserfester machen oder dem fugenlehm einige wenige prozent zement beimischen (wodurch er natürlich auch härter wird, bei zuviel zement aber böse reisst).
die PP-fasern habe ich von WEMA in nürnberg (Keramikbedarf) - teuer, aber überaus ergiebig.
die öfen die ich bau, sind alle zum heizen, darum im haus und deshalb nicht feuchtigkeitsgefärdet. aber man kann durchaus auch eine einigermassen wetterfeste aussenhaut machen, wenn wenigstens ein schutzdach drüber ist.
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