Probleme mit Ton von Wittgert

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
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AnneKaffeekanne
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Registriert: Montag 8. Februar 2010, 11:14

Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von AnneKaffeekanne »

Hallo Keramikerkollegen von nah und fern.
Ich hoffe mich hört einer in diesem großen Keramikerkosmos.
Ich habe ein fundamentales Problem:
Letztes Jahr habe ich im Februar wieder Ton von Wittgert bekommen (Masse 14 mit und ohne Schammotte). Nach einigen Bränden hatte ich Gewißheit darüber, daß dieser Ton mit metallähnlichen Splittern verunreinigt war, denn nach dem Brennen waren dicke schlackeähnliche Tropfen auf der Oberfläche zu sehen. Nach einigem Hickhack mit Witgert haben sie im Juli und Oktober Ersatzmassen geliefert die ich dann fürs Weihnachtsgeschäft verdreht habe. Dann der nächste Schock: 60% Ausschuß wegen undefinierter Rissebildung, obwohl ich nichts an meiner Verarbeitung geändert hatte. Solche Risse habt ihr noch nicht gesehen.
-Teekannen von oben bis in den Boden komplett aufgerissen mit einer 1cm dicken Spaltöffnung
-Gerade Bodenrisse neben dem Mittelpunkt
-50% der Risse entstehen schon beim Trocknen, 10% sind erst nach dem Schrühbrand sichtbar
Nun verhandle ich mit Wittgert und erfahre nebenbei, daß sie die Aufbereitungsmethoden geändert haben - von Nassaufbereitung zu Trockenaufbereitung.
Wittgert meint ich bin für die Risse verantwortlich.
Ich habe aber das Gefühl, daß dieser neue Ton extreme Spannungen in sich trägt.
Hat einer ähnliche Erfahrungen oder einen Tipp wo ich gelben - lederfarbenen Steinzeugton der bei 1300 °C brennbar ist alternativ bekommen könnte?
polaX
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Registriert: Donnerstag 26. April 2007, 18:22

Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von polaX »

Hallo Anne, es gibt auch von Goerg&Schneider einen gelbbrennenden bzw. lederfarbenen Steinzeugton, Du könntest Dich an Susanne Bartram von G&S wenden, sie versenden auch ganze Stangen als Proben (kurzfristige Aktion, um zu werben, da viele diese Firma nicht kennen)
Sie berät Dich sicher gerne...ach ja, die Firma ist in Siershahn, Westerwald.
Grüße Pola
P.S. Aber eigentlich bin ich absolute Wittgert-Anhängerin und hatte noch nie Probleme. Aber wenn Du Nachweisen willst, daß es an deren Masse lag, solltest Du Dich an einen Profi wenden...(Kann ich Dir auch über PN sagen)
polaX
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Registriert: Donnerstag 26. April 2007, 18:22

Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von polaX »

Hallo Harry, ich bin mir sicher, daß das Forschungszentrum für keramische Werkstoffe in Höhr das machen darf...dort arbeitet eine Reihe von Ingenieuren...und was ich noch so weiß von Fachtheaorie, gibt es Standardtests, um best. Verunreinigungen nachzuweisen...(nutzt allerdings nix, wenn man die Charge angenommen hat, ohne eine Brennprobe zu machen, dann wird es vor Gericht sehr schwer, glaube ich...)
hille
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Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von hille »

Harry hat geschrieben: Jeder Hersteller weist darauf hin, zuerst Proben der Masse zu brennen. Damit sind die aus dem "Schneider". Da wir Keramiker und keine Logistiker sind, drückt halt oft die Zeit und man dreht wie der Dolle im guten Glauben, die Masse is gut. Mittlerweile mache ich Proben.........................
Rechtlich gesehen mag das stimmen, daß sie damit aus dem Schneider sind. Aber es ist auch eine klasse Methode, im Konfliktfall seinen Kunden endgültig loszuwerden. :green: Und ein paar potentielle gleich mit dazu. Denn wie viele Keramiker, die dies hier lesen, werden nun freudig Wittgertkunden werden???
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AnneKaffeekanne
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von AnneKaffeekanne »

Vielen Dank für die Infos und den regen Wortwechsel.
Ich werde es bei G&S versuchen.
Denkt Ihr ich habe recht in meiner Vermutung, das ich als Endverbraucher ebend durch die Risse und Spannungen den Unterschied zwischen den verschiedenen Aufbereitungsmethoden merke?
Ehrlich gesagt fühlt es sich tatsächlich so an, als wäre der Zusammenhalt in der Mineralstrucktur der Tonteilchen viel schwächer und deswegen spannungsempfindlicher.
AnneKaffeekanne
polaX
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von polaX »

Hallo Anne, ja, ich denke auch, daß dies einen grundlegenden Unterschied macht, aber eigentlich hört es sich auch fast so an, als wäre Cristobalit in der Masse...nur eine Vermutung ( chemisch gleich Quartz, mineralogisch völlig anders)...aber ich bein da auch nicht so firm. Bekommst Du denn Schadenersatz, denn das hättest Du auch in einer kleinen Brennprobe nicht unbedingt entdeckt... Du kannst Dich auch an die Fachschule für Keramiktechnik wenden (auch in Höhr) dort haben die auch Massen getestet und nachgeprüft, für Regressforderungen soweit ich weiß.
Hattest Du den eine große Menge der Masse? Viele Grüße Pola
nicht mehr angemeldet

Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

... das ich als Endverbraucher ebend durch die Risse und Spannungen den Unterschied zwischen den verschiedenen Aufbereitungsmethoden merke? Ehrlich gesagt fühlt es sich tatsächlich so an, als wäre der Zusammenhalt in der Mineralstrucktur der Tonteilchen viel schwächer und deswegen spannungsempfindlicher
Hallo Anne,
das müsstest du ausschließen können, wenn du den Ton vorm Drehen mal derart gründlich durcharbeitest und schlägst, dass die Masse absolut homogen ist. Wenn der Fehler nur eine mechanische Ursache hat, müsste sich das auf diese Weise beheben lassen. Wenn dann aber immer noch Risse auftreten, muss es ein Fehler in der Zusammensetzung der Masse sein.
Gruß, Ulrike
atelierdgt
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von atelierdgt »

Hallo!
Tja auch ich war begeisterte Wittgert Anhängerin....doch vor einigen Jahren hatte ich Blasen, Hühnerei große Blasen. Das hätte ich schon als exper. Kunst verkaufen können :green:
Nach Hin und Her mit Wittgert & Tonne austauschen, keine Verbesserung. Ich habe immer 10 Pakete geöffnet, durchnummeriert und Probepötte gedreht. 2 Pakete gingen, der Rest war :cry:

Nun bin ich weg von Wittgert und bei Fuchs, bisher bin ich zufrieden.

Eine Kollegin in meiner Nähe hatte 3-4mm dicke Schamotte in ihrer "zementfeinen"Masse, eine andere auch Riesenblasen und eine weitere hatte auch Verunreinigungen. Ich weiß nicht was die da machen, aber toll ist das nicht.

Ich fand das vor allem so Schade, da ich über 15 Jahre mit Wittgert Masse gedreht habe und immer Glücklich war - aber fast ein Jahr 2. Wahl...... :evil: .......das hält kein Töpper aus.



Gruß von Connie
Wer Rechtschreibfehler findet - darf sie behalten!!!!!
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AnneKaffeekanne
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von AnneKaffeekanne »

Hallo, hier bin ich nochmal.
Ich habe wegen der Einschlüsse die Komplette Ladung (3t) ausgetauscht bekommen. Ich bin ein friedlicher Mensch der nicht zu kolerischen Anfällen neigt und da ich in gewisser Weise abhängig von dem Ton bin, habe ich keine anderen Schritte in Erwägung gezogen. Als aber die neue Masse mit den Rissen und dem Ausschuß zeigte , daß es nicht besser wurde, habe ich Existensängste bekommen und sofort bei Wittgert angerufen und richtig Rabatz gemacht. Ich denke ich werde jetzt nochmal alles probieren - von besser kneten bis höher Schrühen und mal schauen was bei rauskommt.
Ein Danke von AnneKaffeekanne.
keramikart
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von keramikart »

Ja, ja, die Wittgert Massen! Seit 30 Jahren geliebt und gehasst. Ich habe bestimmt noch 4 T "Austauschmassen" im Keller liegen.. und immer wieder überrascht mich diese Firma mit tollen innovativen Ideen! Heute hat mich eine Keramikkollegin angerufen und von einer neuen Porzellanmasse erzählt die unglaublich durchscheinend sei. Sie ist total begeistert ! Ich selber schätze und verarbeite 2 Massen regelmäßig , aber zur Sicherheit produziere ich auch mit Fuchs und Schneider Massen , die sind zwar nicht so dolle aber sicher!
lG. Haryb
fegora
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von fegora »

Liebe Leute,
Ton ist ein Naturprodukt und unterliegt deshalb auch naturgegebenen Schwankungen. Ein dänischer Lehrer von mir hat es mal in einer verzweifelten Situation als ich dachte ich sei völlig ahnungsfrei mit "mother earth is dictating you" auf den Punkt gebracht.
Kein Tonlieferant kann seriöserweise diese das Produktionsergebnis beeinflussenden Schwankungen zu 100% ausschließen.
Also schaltet mal einen Gang zurück und berichtet auch mal von Problemen mit Ton von anderen Lieferanten - oder sollte es diese bei Euch nicht geben? Ich für meinen Teil habe mit Witgert Ton den ich seit mehr als 30 Jahren beziehe bisher keine nennenswerten Probleme gehabt.
Anders als zum Beispiel mit Fuchs Ton.....
Beste Helau- freie Grüße aus dem Rheinland
fegora
Chrisu
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von Chrisu »

Oh ja!
Bei diesem Lied kann ich auch mitsingen... Ich hab eine frühsinternde Drehmasse von Wittgert - da gibt's gerne auch mal Risse. Und meine schwarze Masse ist so verunreinigt, dass ich die kaum noch drehen bzw. abdrehen kann. Hab mich schon beim Verkäufer beschwert - die nette Dame sagte nur: "Ach ja Wittgert - da gibt's öfter Probleme."
Hm. Die Drehmasse hab ich schon gewechselt. Leider ist die schwarze so schön (wenn nicht gerade 3mm große Batzen drin sind)...
Also, wie man liest, macht Wittgert derzeit keine gute Werbung für sich. Und ich bin schon der Meinung, dass so eine größere Schelte in einem Keramikerforum sich auf die Verkaufszahlen der Firma auswirken kann. Keine Werbung ist so gut, wie die von Mund zu Mund - auch die nagative nicht.
Chrisu
martin.burberg
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von martin.burberg »

Ich habe früher viele Jahre lang die Witgertmasse 11 verdreht und bis auf ein paar zerfetzte Plastiktüten eigentlich nix gehabt, was da nicht reingehörte.
Als sie dann aber durch eine neue Preisstaffelung versucht haben, die Kleinkunden (unter 5 Tonnen) loszuwerden, bin ich wieder zu Jäger gewechselt. Und wenn ich das hier so lese, bin ich darüber heilfroh...

Schöne Grüße, Martin
Chrisu
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von Chrisu »

Hallo fegora:
Wie hieß denn der dänsiche Lehrer, den du zitiert hast? Mir kommt das so bekannt vor! Oder ist es ein allgemeines Zitat, wie "Die Axt im Haus erspart den Zimmermann" (da hat sich Schiller mal wieder überhaupt nicht ausgekannt! - aber das nur so nebenbei)?
Liebe Grüße,
Chrisu
fegora
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Re: Probleme mit Ton von Wittgert

Beitrag von fegora »

Hallo Chrisu,
der gute Mann heißt Sten Peterson, lebt in Egernsund, Dänemark und war Betriebsleiter bei "Grönland Keramik"..
Ob allerdings das Zitat von Ihm ist weiß ich natürlich nicht - ich weiß nur, dass es richtig ist. Wer eine 100% gleichmäßige, in der Zusammensetzung schwankungsfreie Masse braucht, der sollte Kunststoff verarbeiten. Da geht das nämlich.
Ich habe selber 30 Jahre lang jeden Tag ca. 10t Ton verarbeitet und kenne die Schwankungen in diesem Naturprodukt und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Produktion daher sehr genau.
LG
fegora
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