Ton dehnbar oder formstabil

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
Antworten
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Andreas33 »

Ich versuche mich gerade bei Drehton neu zu orientieren. Ich verwende Steinzeugton.

Jetzt habe ich das erste Mal Ton auf der Drehscheibe probiert, der als formstabil bezeichnet wird, 25% 0-0,2 schamottiert, von Witgert. Gefällt mir sehr gut und ist auch einigermaßen dünn zu drehen. Besonders gefällt mir, dass ein Gefäß beim höher drehen, bzw. bei starkem Bauch nicht so schnell zusammen sackt, wie bei halbfettem Ton, was ich bis jetzt immer hatte. Mit halbfettem Ton hatte ich aber auch immer ziemlich Schwierigkeiten auf 30 cm Höhe zu kommen. Auch beim Abheben von der Scheibe von frisch gedrehten Teilen verzieht sich der Ton kaum.
Nur die feinen Schamotte-Körnchen sehen bei dünnen Schalen manchmal zu grob aus.

Was kann ich unter dehnbarem Ton (ist immer fetter Ton, also unschamottiert) verstehen, das ist eine Bezeichnung die Keramik- Kraft verwendet.
Ist der besonders gut zum dünn drehen?
Ist der sehr anfällig auf Verziehen, wenn ich das fertig gedrehte Stück von der Scheibe heben möchte?

Was sind die Eigenschaften?
Migla
Beiträge: 434
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Migla »

Hallo, gemeint ist wohl das aufspannen beim Drehen bauchiger Formen, wobei es fast so viele verschiedene Griffe gibt wie Töpfer. Ist auch sehr stark abhängig von der Wassermenge,die individuell zum Drehen benötigt wird. Ich habe über Jahrzehnte fast ausschließlich die Masse Nr.11 von Witgert verarbeitet, unschamottiert( aus Filterkuchen selbst hergestellt) für alle Höhen und Durchmesser. So trocken wie möglich gedreht und unter Beachtung der üblichen Werte für die Wandstärke. Hohlware war nach sorgfältigem Abschneiden problemlos abzuheben, weite Formen/ Schalen auf Holzscheiben. Frostfeste Gartenkeramik aus 2 sg40.
Wandstärke zwischen minimal das 3-fache des gröbsten Kornes bis max. zum 6-fachen des gröbsten Kornes.
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Andreas33 »

danke Migla,
wie hoch kommst Du mit der unschamottierten Masse, die Du verwendest?
Das kenne ich auch, wenn der Ton einigermaßen trocken ist, dass er dann besser für Höhen und zum dünn drehen geeignet ist.
Ziemlich trockenen Ton möchte ich jetzt eher vermeiden, da es mir zu anstrengend ist mit dem Zentrieren und kneten.

Ich habe gerade gedacht, dass der Begriff halbfett auch irreführend sein kann, den ich oben verwendet habe. In meiner Beschreibung habe ich den unschamottierten Ton gemeint, den ich bis jetzt immer verwendet habe. Bei Keramik-Kraft wird halbfett bei unschamottiertem Ton verwendet, also Ton, der weder formstabil noch dehnbar ist. Dort werden diese drei Bezeichnungen verwendet: formstabil=mager , halbfett und dehnbar= fett.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Laborfuerdesign »

Interessante Fragen... Ich höre immer, dass fetter Ton, also sehr plastischer Ton ohne Schamotte mit vielleicht mehr Ball Clay als üblich, als einfacher auszuformen beschrieben wird. Der lasse sich besser Dehnen und zu z.B bauchigen Gefäßen verarbeiten. Aber ich kann das nicht nachvollziehen. Ich hasse unschamottierten, sehr fetten Ton, weil er kein Rückgrat hat. Das Zeug sackt unter seinem eigenen Gewicht zusammen, schrumpft in der einen Dimension mehr als in der anderen und... was am allerschlimmsten ist... verzieht sich wie Hölle schon beim Trocknen. Was nutzt mir die ganze Arbeit eine schöne Schale zu drehen, die wirklich gut läuft, wenn sie dann am nächsten Morgen aussieht wie ein Rugby Ei, bloss weil ich keinen Zirkus mit Abdecken und Umdrehen und sonstwas betrieben habe.

Ich verwende für "größere" Formen den 9SF von Jäger. Der hat 0,2mm Schamotte und ist super stabil. Und ich sehe nicht, warum er sich weniger dehnen lassen sollte als ein fetter Ton. Ich brauche vielleicht einen Zug mehr...aber dafür hält das dann auch. Und dank der Schamotte ist das Verziehen weniger ein Thema.. auch das Angarnieren von Teilen. Ich habe bei fettem Ton wesentlich schneller Risse, wenn ein Teil mal etwas trockener geworden ist. Sogar bei Tellern kann ich mir ziemlich viel erlauben ohne die berühmten S Risse oder sonstwas. Manchmal lasse ich flache Teile einfach auf der Siebdruckplatte, auf der ich drehe, ohne sie abzuschneiden. Ich lass die liegen mit ner Zeitung drauf bis sie sich von selbst lösen... das würde mit einem fetteren Ton nie gehen. Ich muss aber zugeben, ich nehme den Jäger Ton nur, weil er billig ist. Es gibt andere Massen mit der selben Schmottierung von Witgert oder GS die besser sind.

Das extrem Beispiel für einen fetten Ton währe ja eigentlich drehbar eingestelltes Porzellan. Ich hab vor ein paar Tagen zum allerersten Mal ein englisches Porzellan gedreht... nicht Audrey Blackman. Das fühlte sich an, als bestünde es zur Hälfte aus Bentonit und zur anderen Hälfte aus Veegum. :lol: Ich habe drei erbärmlich eirige Becherlein hinbekommen, bevor ich aufgegeben habe... (ich weiss jetzt warum so viele Porzellan Formen "organisch" sind) Was ich nicht weiß, ist wie all diese US Kristallglasierer auf Youtube aus Porzellan diese genialen Vasen mit den flachen Schultern und himmelhohen Hälsen drehen. Matt Horne verwendet Audrey Blackman und kann damit scheinbar ALLES tun. Entweder, das ist ein ganz anderes Material als das was ich hatte, oder der Mann ist ein Gott. Naja, ich lobe mir vorerst meinen rauhen, formstabilen Steinzeugton. Ich wüsste nicht, was ich aus dem nicht Drehen kann, was ein fetterer Ton könnte.

Es gibt von Jäger übrigens auch den 9ZF mit Zementfeiner Schamotte... die Körner hinterlassen beim Abdrehen nicht ab und zu diese ärgerlichen Riefen und sind kaum spürbar. Ist ein guter Kompromiss zu ganz umschamottiert. Wenn der Jäger Ton bloss nicht so erbärmlich steif währe. Ich kaufe bloss alle zwei Monate 10, 15 Hubel und die letzten beiden Male war das Zeug wirklich so bockhart.... ich musste jeden Hubel in Eimern einweichen bevor ich den Ton überhaupt kneten konnte. Echt schade.

@Migla... max 6-fache Korngröße.... heisst das deine Wandstärke beträgt bei 02,mm Ton nur 1,2mm? Das ist wirklich dünn. :shock:
Migla
Beiträge: 434
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Migla »

Hallo, die Bezeichnungen fett, halbfett usw. beziehen sich zunächst nicht auf den Schamottegehalt, sondern auf die Plastizität,die Wasserbindefähigkeit der verschiedenen in einer Arbeitsmasse zusammen verwendeten Tonsorten und Rohstoffe, die mit dem einfachen Kugeltest ermittelt werden kann, sowie dann für die fertige Arbeitsmasse selbst. Nur mit fettem Ton bekommt man keine Arbeitsmasse hin genau so wenig wie nur mit magerem Ton, das eine schmiert, das andere bröckelt eher.daher auch die Bezeichnung kurzer oder langer Ton, bes.beim Henkeln zu spüren.
Für meine Angaben zur Wandstärke muss ich mich entschuldigen, die waren natürlich Quatsch. Sie beziehen sich auf frostfeste und wasserdichte Gartenkeramik und Objekte aus der Masse 2 sg/40 mit Schamotte bis 2mm.
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Andreas33 »

ich habe die letzten Tage das erste Mal Ton mit 0,2 Körnung, 25%, probiert, von Witgert, daher bin ich auch auf die Frage gekommen.
Mir geht es jetzt auch so, dass ich den Witgert- Ton mit 0,2 Körnung bevorzugen würde, aber ich bin mir noch unsicher ob der zu allem passt. Bis jetzt habe ich immer den Pyritton (der wohl kein Pyrit enthält, wie ich jetzt gelesen habe)
verwendet, aber bauchig und besonders groß ging damit immer schlecht, außer der Ton war schon sehr trocken. Oft habe ich auch gedacht, dass es an mir liegt, wenn ich bei youtube spezialisierte Dreher sehe.

Für kleine feine (dünne) Schälchen und Tassen würde ich weiterhin eher den Pyritton verwenden, mit dem kann ich besonders dünn drehen ohne dass dann die Körnchen stören.
Der schamottierte Witgertton überzeugt mich bei besonders bauchigen Vasen, Krügen und großen Schalen.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Laborfuerdesign »

Der 32er von Jäger enthält Basalt Grus anstatt Pyrit. Er hat eine tolle Farbe aber leider ist er sehr kurz. Manchmal so sehr, dass man sich anstrengen muss um eine Wurst daraus zu rollen ... wenn man das denn wollte. Komischerweise stört das nicht so sehr, sobald er nass wird und er lässt sich eigentlich ganz gut drehen. Ich werde deinen Wittgert Ton mal probieren, vielleicht ist der nicht so schrecklich hart wie das Jäger Zeug und ich kann meine Einweich-Eimer Sammlung wieder wegräumen.
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von hille »

Du solltest den 32er eine Weile liegen lassen, dann wird er viel besser. Ich benutze ihn immer erst mindestens ein halbes Jahr nach Kauf.
Migla
Beiträge: 434
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Migla »

Andreas33 hat geschrieben: Sonntag 24. Juni 2018, 18:34 danke Migla,
wie hoch kommst Du mit der unschamottierten Masse, die Du verwendest?
Das kenne ich auch, wenn der Ton einigermaßen trocken ist, dass er dann besser für Höhen und zum dünn drehen geeignet ist.
Ziemlich trockenen Ton möchte ich jetzt eher vermeiden, da es mir zu anstrengend ist mit dem Zentrieren und kneten.

Ich habe gerade gedacht, dass der Begriff halbfett auch irreführend sein kann, den ich oben verwendet habe. In meiner Beschreibung habe ich den unschamottierten Ton gemeint, den ich bis jetzt immer verwendet habe. Bei Keramik-Kraft wird halbfett bei unschamottiertem Ton verwendet, also Ton, der weder formstabil noch dehnbar ist. Dort werden diese drei Bezeichnungen verwendet: formstabil=mager , halbfett und dehnbar= fett.
Hallo Andreas, 40cm Höhe sind mit Nr.11 von Witgert kein Problem. Den Stress mit der Kneterei habe ich schon vor vielen Jahren weitgehend eingestellt. Frisch aus der Vakuumpresse,portioniert, unter Beachtung der Schneckenrichtung-quer-2x auf den Tisch geschlagen und vorgeformt und auf die Scheibe.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Laborfuerdesign »

Das mit dem 32er klingt vernünftig... so viel Weitsicht und oder Geduld habe ich bis jetzt aber noch nicht aufbringen können. Mir ist aber schon ein paar Mal ein Stück auf der Scheibe zusammengefallen oder ähnliches. Ich pack das dann, schleimig wie es ist, in eine Tüte und nach ein paar Tagen pack ich es wieder aus und knete es auf einer Gipsplatte durch. Selbst danach ist der Ton wie ausgetauscht, wesentlich geschmeidiger.

Wenn man jetzt noch eine Vakuumstrangpresse hätte... seufz... das leidige Tonschlagen oder Kneten ist nicht grade handgelenkfreundlich... egal wie man es anstellt... und nerven tut es auch. Aber eine Strangpresse ist halt nicht so schnell angeschafft wie ein neues Abdrehwerkzeug oder mal ne neue Schiene :lol: leider...
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Andreas33 »

Migla,
"40 cm kein Problem", das klingt gut.
Vor meiner Gesellenprüfung damals habe ich mich sehr rumgequält um auf die 30cm Höhe beim Drehen zu kommen. Erst hinterher war mir klar, dass ich nur den falschen Ton dazu hatte. Mein damaliger Chef war Baukeramiker und hat sich damals wenig dafür interessiert, wie ich das hin kriege.

Ich denke, dann werde ich auch mal den unschamottierten Ton von Witgert probieren, mir gefällt auch die gelbliche Farbe, da ich gerne einen Teil der Keramik unglasiert lasse. Vielleicht hat der ähnliche Eigenschaften, wie dein Ton.

Schön, dass Du eine Strangpresse hast, dann produzierst Du wohl eine ganze Menge, wenn Du so eingerichtet bist.

Ja, der 25% -tige Ton von Witgert ist angenehm weich, vielleicht schon etwas zu weich, wenn er frisch ist. Meiner hat jetzt aber auch 1 - 2 Jahre im Keller gelegen und ist wohl von daher auch noch besser, als frisch gekauft.
Yaki
Beiträge: 121
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Ton dehnbar oder formstabil

Beitrag von Yaki »

Migla hat geschrieben: Mittwoch 27. Juni 2018, 12:53 Hallo Andreas, 40cm Höhe sind mit Nr.11 von Witgert kein Problem. Den Stress mit der Kneterei habe ich schon vor vielen Jahren weitgehend eingestellt. Frisch aus der Vakuumpresse,portioniert, unter Beachtung der Schneckenrichtung-quer-2x auf den Tisch geschlagen und vorgeformt und auf die Scheibe.
Hallo Migla,
sorry, dass ich so spät nochmals auf das Thema komme. Ich mühe mich gerade mit den 40cm ab.
Wieviel Ton nimmst du denn, um bei einem Zylinder auf 40 cm Höhe zu kommen?
Danke und Gruß, Yaki
Antworten