Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

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sandrose
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Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von sandrose »

Hallo,
ich bin neu hier in diesem wunderbaren und sehr informativen Forum.

Bereits seit Jahrzehnten töpfere ich mit Kindern und Jugendlichen weniger anspruchsvolle Gegenstände. Mit den verschiedenen Aufbautechniken, dem Brennen und dem Glasieren im Allgemeinen bin ich vertraut.

Nun habe ich mir einen eigenen Brennofen zugelegt, einen Kittec Toplader CB-Master mit 130 Liter und eine Bentrup-Steuerung TC66.

Mittels Eindrückformen habe ich verschiedene Gefäße mit schwarzem Ton aufgebaut. Zum Einsatz kam Witgert 9sf (max. 1200°C), Sibelco Nigra 2002 (max. 1240°C) sowie 62102 Terra Nigra von Gerstaecker (max. 1200°C).

Manche Gefäße möchte ich nur 1 x brennen und dann ohne Glasur belassen, andere möchte ich, zumindest innen, glasieren. Beim Brennen möchte ich mich sehr nahe an anthrazit grau bis schwarz heran tasten. Nun meine Überlegungen:

Variante 1: Geplant ist zunächst ein Schrühbrand mit erhöhter Endtemperatur von 1180°C und Haltezeit 5 - 10 Minuten, um schwarz aus dem Ton zu kitzeln. Dann ein Glasurbrand mit 1020°C - 1080°C.
Nun frage ich mich, ob die Glasur nach einem erhöhten Schrühbrand mit 1180°C nicht absackt? Der Scherben ist ja durch die hohen Temperaturen beim Schrühbrand stark verdichtet und glatt.

Variante 2: Zwei unterschiedliche Schrühbrände:
a) Einbrandverfahren mit 1180°C ohne Glasurbrand. Fertig!
b) Normaler Schrühbrand mit ca. 1050°C, dann Glasurbrand im Innern der Schale auf 1180° mit einer dem Temperaturbereich von 1180°C angepassten Glasur. So könnte der Scherben auch gewollt schwarz werden.

Unter die Glasur im Inneren der Schale werde ich in jedem Fall weiße Engobe legen, um das Schwarz zu überdecken.

Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.

Anbei noch ein Foto aus einer Ausstellung, wie mein Endprodukt in etwa aussehen sollte. Der weiße Glasurauftrag ist jedoch noch nicht perfekt.

Was meinen die Experten unter euch zu meinem Vorhaben? Variante 1 oder Variante 2?

Im Voraus vielen Dank für eure Ratschläge.

sandrose

Schwarze Schale-small.jpg
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sandrose
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Re: Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von sandrose »

Beim Foto handelt es sich um die Schale einer Freundin. Gebrannt wurde das Objekt in einer Töpfergruppe, die Brennkurve ist nicht bekannt.
Toepfer
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 4. Januar 2017, 10:50

Re: Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von Toepfer »

Ich kenne die Tone nun nicht und bin überrascht, dass man schwarzen Ton so hoch bennen kann. Ich verwende G&S Ton, welchen ich bei 1110°C brenne.

Wenn du bei Variante 1 den Ton erst dicht brennst, wird das glasieren kaum gelingen. Das Wasser in der Glasur kann nicht in den Scherben. Es wird ewig trocknen und wahrscheinlich beim antrocknen ablaufen. Man könnte etwas Tapetenleim zur Glasur hinzufügen. Ist aber alles Pillepalle.
Zudem sollte man einen dicht gebrannten Scherben nicht nochmal brennen. Die Keramik wird wohl beim zweiten Brand springen. Variante 1 ist in meinen Augen für die Tonne.

Natürlich sollte die verwendete Glasur stets der Temperatur angepasst sein. Bei schwarzem Ton sehe ich oft eine Blasenbildung, wenn er beidseitig glasiert wurde. Aber das ist ja nicht dein Ziel.
Wichtig ist zuerst, die geeignete Temperatur für den entsprechenden Ton heraus zu finden. Dann kümmere dich um eine entsprechende Glasur.
Beim engobieren solltest du peinlichst genau den richtigen Zeitpunkt erwischen. Zu früh - und alles kann zusammensacken. Zu spät, der Ton wird reissen.

Generell sehen engobierte Stellen die überglasiert sind (schwarzem G&S Ton) besser aus, wenn man sie nicht zu hoch brennt. Unterschiedliche Schichtdicken sind dann nämlich sichtbarer, als wenn man 20-30° herunter geht.
Zudem halte ich 1050°C schon für eine ziemlich hohe Schrühtemperatur. Tun es 900 bis 950°C nicht auch? Ist doch dein (Strom)Geld.
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sandrose
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Re: Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von sandrose »

Hallo Toepfer,

ganz lieben Dank für Deine ausführliche Antwort. :daumen: :daumen: :daumen:

Damit ich auf der sicheren Seite bin, werde ich diejenigen Schalen, die glasiert werden sollen, zunächst mit einem "normalen" Schrühbrand brennen und dann mit einer passenden Glasur im Innern bearbeiten.

Die Schalen mit sehr aufgeworfener Struktur auf der Außenseite werde ich in einem weiteren Brand mit höherer Temperatur schrühen und auf eine Glasur verzichten. Die verwendeten Tone können lt. Tontüte bis max. 1200°C gebrannt werden. Je höher die Temperatur, desto dunkler wird der Scherben, siehe Foto.
Kraft Ton Temperatur I.jpg

1200°C werde ich nicht ganz ausreizen, um Risse zu vermeiden. An meinem früheren Arbeitsplatz habe ich in einem großen Naber-Therm-Ofen jeweils mit 1180°C die dunkelgrauen Töpfe produziert. Das ging immer problemlos.

Es kam mir noch ein weiterer Gedanke: Mit einem ganz ganz dünnen Glasurauftrag mit transparent matter Glasur wird die graue Farbe meiner Töpfe auch dunkler werden.

Sobald ich Ergebnisse vorliegen habe, werde ich hier berichten.

Viele Grüße
Uschi
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Maria Ortiz Gil
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Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Uschi,

bereits dicht gebrannter und auch glattgebrannter, also glasierter Ton kann noch mal glasiert werden, wenn man die Stücke heiß macht, idealerweise gleich wenn man sie möglichst heiß aus dem Ofen herausholt, bei etwa 200 Grad. Das Anmachwasser der Glasur, das sonst in den den Poren der niedrig geschrühten Ware aufgenommen werden würde, verdunstet durch die Hitze des Scherbens sofort, so dass das Glasurpulver trotz verschlossener Oberfläche haften bleibt. Etwas organischer Kleber in der Glasur ist sicher hilfreich, hat aber den Nachteil, dass er beim Brennen fürchterlich nach organisch verbranntem stinkt, und letztendlich geht es auch ohne Kleber, wenn man darauf aufpasst wo man später die Finger plaziert, denn das Glasurpulver reibt sich sehr leicht ab. Etwas schwierig ist es, die heißen Sachen zu hantieren. Dazu muss man alles gut vorbereiten, evtl. die zum Glasieren nötigen Bewegungen erst mal kalt ausprobieren, bevor man später im heißen Zustand das Teil einfach fallen lassen muss, weil man sich sonst die Finger verbrennt.

Bereits fertig und dicht gebrannte Stücke lassen sich durchaus noch mal brennen und müssen deshalb nicht unbedingt reissen. Es kommt dabei darauf an, aus welchem Ton sie gemacht sind, ob schamottiert oder nicht, wie sie gearbeitet sind, ob dick oder dünn, und wie sie glasiert sind. Problematisch ist immer, wenn nur eine Seite glasiert wurde, z.B. nur innen. Wie immer, muss man ausprobieren was geht und was nicht geht.

Bisher habe ich immer gesehen, dass der so genannte schwarze Ton, der in Wirklichkeit immer sehr stark dunkel braun ist, eher noch bräunlicher wird wenn man ihn transparent glasiert. Muss man testen.

Schönen Gruß
Maria
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sandrose
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Re: Schwarzen Ton verarbeiten und brennen

Beitrag von sandrose »

Hallo Maria,

ganz lieben Dank für Deine Ausführungen zu meinen Fragen. :daumen: :haken: :daumen:

Viele Grüße
Uschi
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