Bau eines kleinen Brennofens

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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Ima
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Bau eines kleinen Brennofens

Beitrag von Ima »

Hi, Ihr,

hat schon mal jemand von euch eine kleinen Elektroofen (oder Gas) gebaut?

Ich möchte kleine Schmuckteile aud Porzellan (also 1250) brennen und nicht jedesmal warten, bis mein 300l Toplader auch voll genug zum Brennen ist.

Oder hat jemand so ein Ding zu verkaufen?
Brennraum ca. 30x30 cm reicht.

Ima
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ralf burger
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ian gregory : Rocket Kiln

Beitrag von ralf burger »

Hallo,
also würde da den Rocket Kiln von Ian Gregory empfehlen. Für Schmuck dürfte der nicht zu schlagen sein.
Er besteht aus einer Röhre Fasermatten mit einem Kamin aus Fasermatten. Gasbefeuert kommt der Ofen in 20 Minuten auf 1280 C und etwas langsamer wieder runter. Große Teile haben da ihre Probleme aber Schmuck sollte das üebrleben und die Reduktion oder Atmosphärenregelung ist auch ok. Mit etwas mehr Zeit kann man sicher auch die Ergebnisse verbessern.

http://www.ian-gregory.co.uk/kilns.html

Ciao
Rafl
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Milan
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kleiner Gasofen

Beitrag von Milan »

N'abend alle,

so ein Ding gibts eigentlich nicht zu kaufen. Aber vielleicht kannst Du Dir oder Dir jemand so etwas bauen. Brauchst Du aber vor allem etwas Erfahrung mit der Gasbrennerei.

Ich habe mir mal vor ca. 10 Jahren einen kleinen Gas-Haubenofen gebaut. Und dann auch tatsächlich auf Töpfermärkten 4 Nachproduktionen an andere Keramiker verkauft (bei Raku-Vorführungen so als Nebenerwerb). Der Ofen bestand aus einem handelsüblichen Lötbrenner vom Baumarkt, einem Billig-Grill, einem Röhrenmodul und einer Platte aus kristalliner Keramikfaser von Roth. Drumrum noch eine Fasermatte und eine gewickelte Alu-Lochplatte mit Endlos-Schlauchbinder. Ein Bild, wie ich damals mit der alten Ofenversion unterwegs bin gibts hier zu sehen.

Den Ofen habe ich gerade vor 2 Wochen umgebaut um bei meinen Proben für Hochtemperatur-Lüsterglasuren schneller voran zu kommen. Um die Ofenatmosphäre besser steuern zu können, ist der Brenner jetzt auf einem "Fahrstuhl" montiert, lässt sich also hoch und runterfahren und reguliert damit die Sekundärluft. Ich kann den Brenner auch ganz hochschieben und die Sekundärluftzufuhr ausschließen, dann ist der Ofen dicht.

Zusätzlich lässt sich der "Fahrstuhl" benutzen, um kleine Holzbriketts (Lochsäge) in den Ofenraum zu hieven und so im unteren Temperaturbereich um 500° C ohne Gaszufuhr zu reduzieren.

Ich habe leider nicht die Zeit Dir einen solchen Ofen zu bauen, aber vielleicht findest Du hier im Forum jemanden.

Bei Interesse sende ich später Bilder von der neuen Ofenversion mit "Fahrstuhl".

Gruß Milan
[img]http://www.milan-keramik.de/L.jpg[/img]
www.milan-keramik.de
Ima
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Beitrag von Ima »

Danke Ralf und Milan.

Das hört sich sehr spannend an! Ich würde nun nur noch gerne erfahren, wo genau ich die Materialien bekomme und was das in Etwa kostet.

Mit Gasöfen zu brennen, habe ich Erfahrung.
Habe während meines Studiums vorzugsweise mit Reduktionsglasuren (also auch Gasofen) gearbeitet und hatte selbst einen großen Laser-Kiln (Brennofen).

In meinem Haus habe ich aber keine Möglichkeit, einen größeren Gasofen zu stellen, deshalb Elo-Ofen.

Aber die Tatsache, eine kleinen und portablen Gasofen zu haben, reizt mich schon sehr, zumal ich in letzter Zeit gerne Schmuck herstelle und eben keinen großen Brennraum dafür benötige.

Milan,
der Gedankenanstoß mit den Lüstern war großartig.
Keramik-Schmuck mit reduzierten Lüster, stelle ich mir super vor.
Warum kam ich denn da noch nicht drauf? :roll:
Zumal ich meine Abschlussarbeit über reduzierte islamische Lüstertechnik geschrieben habe.
Danke, Danke!

Nichts wie her mit dem Ofen! :wink:
Bin nun voller Enthusiasmus.

Ima
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Milan
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Mini-Gasofen

Beitrag von Milan »

Hallo Ima, die Bilder vom "neuen" Ofen sind hier.

Die meisten Materialien sind nicht teuer: Grill 10 Euro, Fasermatten 30 Euro, Gasbrenner 20 Euro, Alulochplatte 15 Euro, Schlauchbinder 8 Euro. Aber dann die Röhrenmodule und Platten aus kristallinem Aluminiumoxydfaser. Musst Du bei Rath unter Vakuumformteile suchen. Da können ca. 300 Euro bei draufgehen, wenn Sie Dir überhaupt was geben...., ist ein Riesenunternehmen.

Habe damals wohl etwas Glück gehabt und ja auch gleich Material für 6 Öfen gekauft. Die Vakuumteile gibt es bis 1800° C.
Aber das teuerste ist wohl der Zusammenbau, dabei muß viel improvisiert werden.

Aber die Vorteile sind beeindruckend:
- Energie wird fast nur für die Erwärmung des Ofenbesatzes gebraucht
- der Ofen ist federleicht und schnell in der Aufheizung
- weil Haubenofen ist er auch einfach zu besetzen, Schmuck kann quasi mit einer Fischstäbchenzange vom Halter genommen werden und der Ofen direkt neu besetzt werden, etc.
- die Hitze bleibt in der Haube, meist muss ich noch warten bis die Hitze in der Haube auf unter 500° C gesunken ist.

Dann mal nichts wie ran....

Aber wo schon eine Frau vom Fach da ist: Stichwort: Reduktionsglasuren

Schau Dir mal diese Glasur an: http://www.milan-keramik.de/Goldglasur2.jpg
Ist eine alte Reduktions-Glasur, wahrscheinlich schon 30er-50er Jahre, mindestens 1170 C. Hast Du eine Ahnung über die möglichen Bestandteile? Soviel weiss ich mittlerweile sicher: Kein Eisen, kein Kupfer, kein Kobaltverbindung in der Rohglasur!
Hast Du einen Tipp?
[img]http://www.milan-keramik.de/L.jpg[/img]
www.milan-keramik.de
hopfen
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Beitrag von hopfen »

Hallo,
habe einen mini Elektroofen in einen normalen Ofenstein eingebaut.
Brennraum ca. Durchmesser 7x 4 cm hoch.
Die Ofenmulde wurde mit der Tischbohrmaschine ausgefräst.
Der Brenndraht zylinderförmig gewickelt und mittels 3 geschlitzten Distanzsäulen gehalten.
Der Deckel ist ebenfalls nur ein lose aufgelegter Ofenstein.
Unterhalb und seitlich ist der Brennstein noch mit Ytong Ziegel als weitere Isolierung belegt.
Wichtig:
Aus Sicherheitsgründen läuft die Heizung mit Niederspannung.
Dafür hab ich einen alten starken Trafo (24 Volt 800 W) aus meinen Elektronikschrot verwendet.
Dafür kann ich aber bedenkenlos (außer Hitze) im glühenden Ofen rumwerken.
Benötigt wird aber für 1100 Grad nur eine Leistung von max 250 Watt.

Geregelt wird mit einem normalen Helligkeitsregler (Dimmer)
Die Temperatur wird über einen Thermofühler kontrolliert und von Hand nachgeregelt.
Aufheizzeit ist minimal.

Für höhere Temperaturen hab ich noch keinen Fühler der das überleben würde.
Außerdem hält mein verwendeter Heizdraht auch nur ca. 1200 Grad aus.

Der Ofen hat noch nicht ganz den letzten Schliff.

Die Auslegung des Heizdrahtes mit Trafo (z.B 12 Volt) erfordert geringe elektrotechnische Rechenkenntnisse.

MfG
Horst
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Günter
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Beitrag von Günter »

Um jetzt nochmal auf Milans Ofen zurückzukommen: der ist nicht nur technisch sehr ausgetüftelt, der ist auch aesthetisch ein Meisterwerk. SO EINEN HÜBSCHEN OFEN HABE ICH NOCH NIE GESEHEN! Ehrlich!
Da beherrscht offensichtlich jemand auch die Metallbearbeitung perfekt.
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Moderationsanmerkung:

Die Beiträge zu Milans Glasurenfrage finden sich jetzt hier
Hochtemperatur Reduktionsglasuren / Lüsterglasuren.
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