Experimentierwut

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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fritz-rs

Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Kolleginnen, Kollegen,

mich hat mal wieder die Experimentierwut gepackt.
Nach meinem E-Ofenbau vor Jahren - -er läuft immer noch gut- - -wollte ich jetzt mal Gas und damit die Möglichkeit für Reduktionsbrand , probieren.
"Migla" hatte ein Baukastensystem angeregt. Die Anregung habe ich aufgenommen und 2 Pakete 26er Feuerleichtsteine und ein paar vorhandene, alte SIC-Platten verbaut.

Im Vertrauen darauf, daß die natürlichen Undichtigkeiten bei einem nicht vermörtelten Aufbau als staudruckmindernd genügen würden, habe ich es zuerst ohne bes. Kamin versucht. Das ging aber mit dem rein atmosphärischen Brenner nicht. Den Kamin habe ich heute morgen angebaut. Dazu sind aber wg. des Starkregens noch keine Berichte möglich.
Aber ich kann Euch meine Konstruktion schon einmal zeigen.

Gruß Fritz
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fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Nächster Bericht:

Nach dem Kamineinbau klappt das mit dem Staudruck. Der Brenner läuft stabil,
Da ich den Ofen nur mit einer Viertelsteinwandung aufgebaut habe, fehlt es an Dämmung.
Die nächste Überlegung ist, innen eine Cerawool-Matte vor die Steine zu legen; alternativ die Steinwandung auf einen halben Feuerleichtstein zu erhöhen oder außen mit der Matte zu dämmen.

Gibt es Ratschläge?

Mit dem Viertelstein komme ich nicht oder nur mühsam über 1070°C . Verbrauch knapp 5 kg Propan.

Gruß Fritz
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mädchenkiefer
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Re: Experimentierwut

Beitrag von mädchenkiefer »

Hallo Fritz,
hier findest du Dämmatten die auf über 1400 Grad gehen. Vielleicht ist da was für dich dabei. Habe mir die Matte für den Hochbrandbreich gerade gekauft, allerdings um mit Holz zu brennen.

http://www.contherm.de/produkte/
Gruß Heike

Es sind die Augenblicke die zählen - nicht die Dinge.
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Heike,
für die Info.

Ich habe einen Industrieofenbauer am Ort, bei dem ich nicht alles, aber fast alles, bekomme.

Mir ging es mehr um die Überlegung: Innen oder Außendämmung?
Wahrscheinlich werde ich die Matten jetzt innen einstellen und damit auch die Fugen in den Feuerleichtssteinen schließen.

Die Probiererei geht weiter.

Gruß Fritz
Gasbrenner
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Re: Experimentierwut

Beitrag von Gasbrenner »

Bei der Wahl der Bauweise und der Materialien spielen die Brennatmosphäre, die angestrebte Endtemperatur und die ´sonstige Beanspruchung z.B. durch flüchtige Glasurbestandteile, Anflugglasuren etc. eine Rolle.
Starke Reduktion bedeutet für viele Feuerfestmaterialien Stress und speziell Wolle zieht sich bei Reduktion oder Glasuranflug gerne zusammen und verliert ihre Elastizität. Man muss die entstehenden Ritzen dann immer wieder mit neuer Wolle nachstopfen. Schwache Reduktion mit Isolierwolle an der Feuerseite geht auch im Steinzeugbrand. Allerdings ist die dafür geeignete Wolle dann wirklich sehr teuer.

Wenn Du kräftig reduzieren willst, könntest Du etwas von Deiner Wolle bei einem Kollegen unter ähnlichen Bedingungen3-4 mal mitbrennen. Dann siehst Du schon, was die Wolle abkann und ob Du sie eher innen oder außen einsetzt.
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Gasbrenner für Deine Meinung.
Dein Forenname läßt vermuten, daß Du "eben mit Gas brennst" und Erfahrungen auf diesem Gebiet hast.

Der Händler behauptet, daß die Steine Reduktionsbrand bis 1340°C aushalten. Zur Wolle, die 1430°C können soll, hat er darauf hingewiesen, daß sie im Laufe der Brände versprödet.
Ich vermauer die Steine nicht und wollte die Wolle zur Fugenabdeckung der Steine daher innen in 2 Lagen, 'a 25mm einstellen und mit Kanthaldraht sichern.

Im Threadtitel hatte ich schon gesagt, daß ich experimentieren möchte und das Material variabel einsetzen will.
Wenn das dann klappt, kann immer noch verfestigt werden.
Vllt siehst Du Dir das Material mal an. Kennst Du es?
Bei früheren Öfen mit Kaowool habe ich die Oberfläche mit Kaliumsilikat abgespritzt, damit keine Abfaserung möglich ist.

Gruß Fritz
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Gasbrenner
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Re: Experimentierwut

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Fritz,

Da hast Du schon mal bei einem guten Lieferanten bezogen. Mit den Morgan Leichtsteinen habe ich vor Jahren mal gearbeitet. Die waren schön maßhaltig und im Brand auch bei Reduktion und Salz brauchbar (mit Verputz). Wenn diese Charge auch maßhaltig ist, kannst Du es mit trockenmauern versuchen. Du brauchst dann aber auch von Außen eine Abdichtung. Z.B. Kalziumsilikatplatten mit Feuerfestsilikon verklebt oder zumindest Kaolinpapier. Ideal für eine Reduktion ist ein leichter Überdruck im Ofen. Den kannst Du mit einem Schrägrohrmanometer messen. Wenn Dein Ofen bei Überdruck nicht auf Temperatur kommt, musst Du auf jeden Fall von außen was machen, sonst saugt er sich die Luft durch Ritzen und Watte rein. Die Watte ist dafür aber zu schade.

Ein Verspröden der Watte kannst Du nicht verhindern. Bei der Qualität wird es aber einige Brände halten. Beim Einbau solltest Du die Matten weit genug überlappen, damit sich beim Zusammenziehen keine Spalten auftun. Beschichten finde ich sehr sinnvoll, denn die Fasern sind mittlerweile als gesundheitsgefährdend eingestuft. Die Beschichtung schützt und bindet die Fasern. Ich habe mal mit Material von Heide Keramik Hundsdorf beschichtet. Sicabond hieß das, glaube ich. Das hat bei Steinen und Faser gut funktioniert.

Viel Erfolg!
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Gasbrenner.

Heute morgen habe ich den Ofen neu mit der Keramikwatte in 2*25mm, Stärke an der Innerseite von 1/4 Feuerleichtstein aufgebaut.
Heute nachmittag dann der Probebrand. Ich habe Migla angerufen, der nah kurzer Zeit erschien und mir profunden Rat beisteuerte.
Auf die Uhr habe ich nicht gesehen, das hat Migla gemacht. Nach meinem Zeitgefühl hat es ca. 2-2,5 Stunden gedauert, bis ich die gewünschten 1280° hatte und abschalten konnte.
Vllt korrigiert mich Migla.
Ergebnis:
Ich brauche eine 2. 11Kg-Flasche Propan, weil nach der Hälfte Entnahme Vereisung auftritt, die ich mit einer Lötlampe auftauen mußte.
Die Temperatur ist durch Keram-Watte, 2 Sic-Platten und 2.80mm Glaswatte-bzw. Rockwool in meine OSB Grundplatte gekommen, die am Ende schwelte und gelöscht werden mußte.
Verbrauch noch nicht gewogen. Nach der Vereisungszone schätze ich 8-9kg Gas.
Kamin und Luftzufuhr habe ich nach dem Brand nicht verschlossen. Nach 2 Std. war die Temperatur auf 370°C abgefallen.
Lt. Migla, ich kann das selbst noch nicht beurteilen, war die Atmosphäre weitgehend reduzierend.

Gruß Fritz
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LeonS
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Re: Experimentierwut

Beitrag von LeonS »

Er wir großer :)

In 2,5h von 20° auf 1260° ? Mit Ware ?

Das Vereisungs Problem lösen größere Flaschen, mehr raum zum verdunsten. Alternativ mehrere hintereinander anschließen.
Eine kolabierende Flasche mit offenen Feuer zu erwärmen, nicht gut.
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
Gasbrenner
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Re: Experimentierwut

Beitrag von Gasbrenner »

Glückwunsch, dass der erste Brand so gut geklappt hat. Um so besser, wenn Du die für Deine Ware nötige Reduktion ohne Abdichtung hin bekommst. Wie groß ist der Innenraum Deines Ofens ?
Du heizt und kühlst sehr schnell. Welche Masse setzt Du da ein?

Was Leon zu den Gasflaschen schreibt ist richtig. Lieber größere oder mehrere nehmen. Oder mit mehreren nacheinander arbeiten. Die mit wenig Restinhalt am Anfang anschließen, wenn Du noch mit kleiner Flamme arbeitest, die vollen Flaschen dann einsetzen, wenn Du volle Leistung brauchst.
Es gibt auch Leute, die vereisten Gasflaschen mit Wasserbad und Tauchsieder zu Leibe rücken. Das ist aber alles nur Bastelstandard.
Wahrscheinlich ist es aber auf Dauer günstiger und sicherer, die Gasflaschengröße an den Bedarf anzupassen.
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Leon, Gasbrenner,

Ich bin begeistert von meinem selbstentwickelten Brenner. Diesen Effekt habe ich nicht erwartet.

Nach dem erfolgreichen 1280°-Brand habe ich den Ofen neu aufbauen müssen , da die Temperaturfestigkeit meiner Dämmmaterialien völlig überschätzt wurde.
Die 16 cm Steinwolle mit einer Lage Cerawool unter den SiC-Platten sind bis auf die Grundplatte weggeschmolzen. Die Grundplatte aus OSB war verkohlt. Cerawool blieb heil.

Migla hatte noch 12mm-Eternitplatten, die er spendierte. Auf 2 Lagen ERternit, also 24mm, kamen jetzt 1 * 25mm Ceraplatte, 2 Lagen a 25mm Cerawool +12,5cm Feuerleichtstein.

Heute habe ich den 2. Brand ohne Besatz gemacht.
Mit dem Rest in der 11Kg-Flasche vom ersten Brand war der Ofen in 3/4 Stunde auf 1250°C. Dann Flasche leer.
Der Viertel-Feuerleichtstein + 50mm Cerawool auf der Innenseite
machte die Außenhaut nur gut handwarm.
Mit Stellplatte 40/42 cm und 38cm freie Höhe ist der Ofen nicht groß, läßt sich aber, da Baukasten, erweitern, besonders leicht erhöhen..

Jetzt muß ich noch an der Regelung arbeiten.
Ich will versuchen, da mir der Temperaturanstieg zu deftig ist, mein Regelgerät einzuschalten und die Leistungsflamme zu pulsen. Das geht aber nur mit einer separaten Zündflamme. Im kalten Bereich ist die Zündflamme des Hauptbrenners zu unsicher.

Ich habe Migla zu einem ersten Leistungsbrand eingeladen. Ich brauche noch den Rat erfahrener Keramiker.

Weitere Berichte folgen.

Gruß Fritz
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Gasbrenner
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Re: Experimentierwut

Beitrag von Gasbrenner »

Bei der Aufheizrate vermute ich einfach mal, dass Du noch ohne Besatz oder mit Ballast brennst?
Was für eine Brennerbauart verwendest Du? Pulsierende Flamme ist natürlich eine feine Sache aber kannst Du nicht die Flamme am Anfang klein machen und über eine Regelung hochfahren??
Wenn Du eine Regelanlage baust, ist es ein Vorteil, dass der Ofen im Freien steht. Sei aber trotzdem vorsichtig, wenn Du anfängst zu pulsen. Je nach Brennerbauart und -Zündung geht beim Pulsen immer wieder die Flamme aus und muss nachgezündet werden. Wenn Du da keine schnelle Flammüberwachung mit Gasfeuerungsautomat einsetzt, besteht die Gefahr einer Verpuffung. Die Feuerleichtsteine können dann ganz gewaltig beschleunigen :green:
Ich finde es übrigens klasse, was Du alles probierst.
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Gasbrenner,

Deine Warnung vor einer verlöschenden Zündflamme hatte Substanz.
Vorsorglich hatte ich dem Hauptbrenner einen dauernd brennenden kleinen Lötbrenner zugeordnet und dann beim pulsierenden Brennen feststellen müssen, daß die Zündflamme des Hauptbrenners, je nach Druckeinstellung, zu wenig Kraft hat und leicht verlöscht.
Die pulsierende Feuerung mit dem TC507 ist wesentlich perfekter, als am E-Ofen, weil der Ofen selbst kaum Wärme speichern kann und auf eine sensible Messung und Reaktion über die Feuerung angewiesen ist.
Mein Regler ist ein altes Teil einer nicht mehr unter diesem Namen existierenden Fa. GASTECHNIC.

Kann es sein, daß jemand im Forum noch eine Bedienungsanleitung zu diesem Gerät hat?

Gruß Fritz
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Experimentierwut

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Fritz,

Es kann sein, dass Du, wenn Du den Schritt zum pulsierenden Brennen gehen willst, an Gebläsebrennern mit leistungsfähiger Zündung und Flammüberwachung nicht vorbei kommst. Gas und Luft werden dann über Magnetventile und -klappen gefahren und elektrisch gezündet. Bei Deiner Ofengröße ist es in der Tat eine Herausforderung einen atmosphärischen Brenner mit Zünd- und Hauptflamme einzusetzen. In der Aufheizphase ist vielleicht schon die Zündflamme fast ausreichend und ein Pulsen der Hauptflamme lässt die Temperatur extrem hochschießen.

Abschließend noch die übliche Warnung, dass Gas nicht ganz ungefährlich ist, dass bei sicherheitsrelevanten Bauteilen keine Altteile verbaut werden sollte, und dass der Rat von Fachleuten der Gas- Wasser- Sch...Innung hier oftmals lebensverlängernd wirkt.
fritz-rs

Re: Experimentierwut

Beitrag von fritz-rs »

Gasbrenner,

Deine Warnungen sind sicherlich nicht unbegründet.
Meine von nicht allzuviel Fachkenntnis geprägten Versuche sind sicherheitstechnisch unvollkommen.
Ich bin mir dessen bewußt und brenne nicht ohne Aufsicht.
Das ist auch erforderlich, weil, gerade bei den kleinen Leistungen, wie Du schon beschrieben hast, die Zündflamme nicht ohne Einfluß ist. Dazu kommt, daß eine permanente Variation der Luftzufuhr, auch des Gasdruckes, für meine augenblickliche Erfahrung kaum ideal automatisierbar sind.
Ich habe ein paar Teile aus einem bisher nicht verwendeten, schamottierten Ton geformt und wollte nun wissen, wie meine Glasuren auf diesem Ton aussehen.
Dafür konnte ich mit meinem kleinen Probe-Faserofen in 3 Stunden ein Ergebnis ablesen. Mit allen, auch für einen großen Ofen programmierten Warte- und Haltezeiten und pulsierender Flamme, sowie einer deutlichen Zündflamme, die allein ca. 160°C schaffte, wurden die dazwischenliegenden Sprünge mit voller Leistung gefahren.
Oxidierende und reduzierende Klimata entstanden nicht automatisch, sondern gezielt.
Mit wirklicher Ware würde ich den Abkühlprozess auch noch steuern. Das habe ich bei den kleinen Probeplättchen nicht für erforderlich gehalten.
Das Ergebnis war jedenfalls gelungen und erwartungsgemäß.
Den Brenner mit wahlweise atmosphärischen Betrieb für die ersten ca 800°C, bzw. unter zwangsweiser Druckluftbeimischung habe ich für den kleinen Ofen extra gebaut und auf die Größe abgestimmt.
Hier zeige ich noch 2 Fotos, die ich heute morgen zwischen 9 und 12 Uhr gemacht habe:

Gruß Fritz
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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