Mini-Brennofen / Eigenbau?

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von thomasb »

Hallo zusammen,

ich habe dieses Jahr angefangen, auf der Scheibe zu töpfern und es macht mir großen Spaß. Was mir keinen großen Spaß macht, ist ständig zum Brennen 1,5 Stunden im Auto zu sitzen, da ich noch keinen eigenen Brennofen habe und den Brennservice nutze. Grundsätzlich wäre das kein riesen Problem, aber v.a. um Glasuren einzustellen, Temperaturen zu testen oder auch mal ein paar Kleinteile zu brennen, dachte ich, ein kleiner Brennofen wäre doch gar nicht unvernünftig. Allerdings habe ich bei der Internet-Recherche das Gefühl bekommen, dass ein Ofen umso teurer wird, je kleiner er ist ;-)

So ganz einleuchten mag mir das auf Anhieb nicht. Die Konstruktion eines Brennofens ist ja doch recht primitiv. Da kam mir der Gedanke, selbst so einen Mini-Ofen zu bauen. Gibt es dazu vernünftige Literatur? Ich hätte gern einen Elektroofen für 230V und würde gern bis 1250°C brennen, weil der Brennservice nur 1050 und 1250 anbietet und ich die gleiche Temperatur benutzen möchte. Von der Größe her so, dass ca vier Tassen oder eine kleine Kanne rein passen, also etwa 20x20x20cm. Also hauptsächlich zum Testen oder um mal eben schnell was zu brennen, was zum Geburtstag von Tante Inge fertig werden muss.

Gibt es sowas für deutlich unter 1000 Euro zu kaufen? Und ist es realistisch, so einen Ofen für unter 500 Euro selbst zu bauen?

Sicherheitsbedenken a la "du sprengst dich in die Luft", "dein ganzes Haus wird abbrennen" und "mit Strom ist nicht zu spaßen" sind herzlich willkommen ;-)

Viele Grüße
Tom
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von Ursula28 »

Simplyash
Beiträge: 4
Registriert: Montag 30. September 2019, 14:16

Re: Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von Simplyash »

Hallo Tom,

ich bin wie du auch Anfänger und nehme seid knapp einem Jahr Unterricht im drehen. Ich habe inzwischen auch einen kleinen Ofen. Ich kann dir nur empfehlen einen kleinen Gebrauchten zu kaufen. Wobei "klein" eher Toplader mit ca. 40x40x40cm sind.
Man braucht etwas Geduld beim Suchen, aber wenn man Ebay und Ebay-Kleinanzeigen fleißig beobachtet, dann lässt sich auf jeden Fall was zwischen 200-300€ finden. Meiner kleiner Vico Ofen hat 200€ gekostet (die Profis werden jetzt würgen :)) aber für mich als Hobbytöpfer und Anfänger ist er perfekt.
Wenn du was richtig kleines willst, dann bekommt man bei Ebay Muffelöfen hinterher geworfen, die haben aber nur ganz kleine Minikammern von ca. 10x10x10cm. Ich glaube die können auch so hoch brennen?

Ich hoffe das hilf dir etwas, ich hatte letztes Jahr genau das selbe Problem.

Grüße
Stefanie

EDIT:
Ursula war schneller, aber genau sowas meinte ich. Aber ein 45 Liter reicht auch auf jeden Fall.
https://www.ebay.de/itm/keramikbrennofe ... SwG4ZdyEH4
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von carboncookie »

Als ich mit dem Thema angefangen hab, hab ich mir für genau diesen Zweck einen Muffelofen (Emaillierofen) zugelegt. Die gibt es von ganz klein, bis etwas größer. Ich hab den Efco 180. Da passen pro Brand etwa 4 Tassen hinein. (https://laborofen.com/de/Efco-Oefen/Brennofen-Efco-1801)
Allerdings braucht man dazu noch eine Temperatursteuerung, da der Ofen sonst einfach unkontrolliert hoch heizt.
Diese Öfen findet man immer wieder auch gebraucht auf Ebay etc für weniger Geld zu finden.

Für Testzwecke und das Hineinschnuppern in die Materie fand ich den Ofen wirklich genial! Ich nutze ihn auch heute noch (obwohl ich mittlerweile einen richtigen Brennofen habe) für so manche Tests.

Der Nachteil ist allerdings, dass du hier keine Brennkurve einprogrammieren kannst. Du musst jeden Temperaturwechsel manuell vornehmen. Das bedeutet, dass du während des Brennvorgangs zb jede Stunde zum Ofen musst um eine Stunde höher zu schalten etc. Da kleinere Stücke aber oft nicht so sensibel auf schnelleren Temperaturanstieg reagieren, habe ich hier bei weitem kürzere Brennkurven verwendet, als ich es bei meinem großen Ofen mache. Es ist also wirklich machbar.
Dann kommt noch dazu, dass diese Öfen meist bis nur 1100° brennen. Damit fällt natürlich ein Hochbrand weg.

Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber dieser kleine Ersatz-Ofen war für mich am Anfang ideal.
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von Holzkopf »

20x20x20 cm wären 8 Liter. Das wäre schon sehr klein, denn man sollte etwas Abstand zwischen Brenngut und Heizwendel haben, vor Allem beim Glasieren. Sonst kann es sein dass die Glasur an der Seite zur Heizwendel schon läuft und die andere Seite noch nicht warm genug ist. Oder die Glasur überhitzt direkt neben der Heizwendel. Für ein paar Glasurproben wäre das Volumen schon ok, aber da eine übliche Tasse einen Durchmesser von etwa 8-9cm hat, wäre das zu knapp wenn 4 Stück rein passen sollen.
Ein etwas größerer Ofen braucht nicht viel mehr Strom, da sich mit doppeltem Volumen die Oberfläche und Masse (also der Energieaufwand) nicht mit verdoppeln. Ein doppelt so großer Ofen braucht also nicht doppelt so viel Strom.
Es gibt kleine Öfen, zum Beispiel einen 16 Liter Toplader von Nabertherm oder einen 12 Liter Ofen von pyrotec. Vielleicht kommt man an sowas gebraucht ran, wenn man sich etwas Zeit lässt.
Selbstbau ist nicht ganz einfach. Man müsste die Heizwendel richtig dimensionieren, Nuten in die Feuerleichtsteine machen und dann fehlt noch die Temperaturregelung. Der Deckel bräuchte einen Endschalter, denn die Heizwendeln stehen im Betrieb unter Spannung. Die Elektrik müsste vernünftig isoliert werden und das Gehäuse sollte geerdet sein.
Für unter 1000€ bekommt man reichlich gebrauchte Brennöfen in gutem Zustand. Ich habe mir erst einen Toplader mit etwa 35 Liter Volumen angeschafft, den ich für 320€ bekommen habe und der ist schon ziemlich klein, wird aber vorerst reichen.
Wie ich selbst feststellen musste, ist der Selbstbau von Brennöfen ein komplexes Thema und auch nicht ganz billig, wenn man es vernünftig machen möchte, vor allem für so hohe Temperaturen. Wenn du einfach einen Ofen brauchst, beobachte besser die Anzeigen im Internet. Schau aber jeden Tag nach (am besten mehrmals), denn die Schnäppchen sind schnell weg, oft innerhalb weniger Stunden.
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Mini-Brennofen / Eigenbau?

Beitrag von thomasb »

Vielen Dank für die super Tipps! Das rückt doch manchmal alles wieder ins rechte Licht.
Ich werde versuchen, einen kleinen gebrauchten Ofen zu finden.

Vielen lieben Dank euch!
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