Katastrophenofen oder alles im Lot?

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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Keramagie
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Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Keramagie »

Moinmoin!

Bin seit heute neu im Forum und seit gestern stolze Besitzerin meines ersten eigenen, gebrauchten Brennofens. Ein Traum wurde wahr, aber inzwischen bin ich leider leicht verzweifelt :(

Der Ofen stammt aus einem Bastelladen und ist dort bis vor zwei Wochen gelaufen. Nachdem wir das gute Stück in den Keller gewuchtet und ich es mir mal genauer angeschaut habe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob der Kauf eine gute Idee war!
Er scheint noch nie ausgesaugt worden zu sein, überall Splitter und Bröckel, es ist allerlei Zeug drin fest- und eingebrannt, Steine sind gesprungen und ein Wendel hängt heraus. Die Spirale scheint ansonsten noch intakt zu sein. Die Platten haben noch nie Trennmittel gesehen, aber okay, der Teil lässt sich ersetzen.

Auf den passenden Stromanschluss muss ich leider noch ein paar Tage warten, kann also nicht ausprobieren, ob er noch läuft.
Ich hab den Ofen jetzt erstmal vorsichtig ausgesaugt, bin aber gerade ziemlich bedröppelt und frage mich, ob er in diesem Zustand überhaupt zu gebrauchen ist?
Kann ich irgendwas tun? Mit Ofensanierung kenne ich mich nicht aus und ein professioneller Ofenbauer ist bestimmt teuer...
War es ein Fehler, diesen Ofen zu kaufen? Oder was kann ich noch retten? Oder dreh ich gerade vor lauter Aufregung einfach nur am Rad? Ich freue mich sehr über Meinungen, Ratschläge und vielleicht ein kurzes "Händchenhalten"!

Ein paar technische Daten:
GAC Pri mus 90, BJ 2006, 400 V
Steuergerät wurde anscheinend mal getauscht?
Ist jetzt ein Bentrup TC 40

Liebe Grüße!
Anja

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emden
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von emden »

Kopf hoch ,wenn die Elektrik ok ist dann kannst Du noch lange mit dem Ding Brennen.
Das Heizwendel nicht in derVertiefung bleiben ist normal.
Wenn das Zeug unten nicht weggeht lege drei 3 kleine Stücke von einer alten Ofenplatte hinein und fange mit einer neuen Ofenplatte als unterste Schicht an
Maria Ortiz Gil
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Keramagie,

ob es ein Fehler war diesen Ofen zu kaufen hängt davon ab, wieviel du dafür bezahlt hast.

Die Steine sehen beschmutzt, aber nicht wirklich kaputt aus. Spiralen lassen sich auswechseln.
Unten kannst du eine fingerdicke Schicht Quarzsand rein legen, auf die du dann die unterste
Brennplatte bettest. Dabei verteilt sich das Gewicht der folgenden Brennplatten mit samt
dem Brenngut gleichmäßiger. Stützen oder Bruchstücke von alten Platten "fressen" sich sonst mit
der Zeit gern in die weicheren Schamotte-Steine auf dem Grund. Ausserdem rieselt der Sand in die Schlitze oder Risse zwischen den unteren Steinen und dichtet so auch ein Wenig ab.
Falls du es so machen möchtest achte aber darauf, dass diese Sandschicht nicht an die unterste Spiralreihe kommt.

Nur Mut und schönen Gruß
Maria
hille
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von hille »

Ich würde auch sagen, bis auf den Dreck ist alles gut. Ich würde sowieso keine Sachen direkt auf den Ofenboden stellen, sondern habe in meinen Öfen eine Platte zuunterst. Der Zustand der Ausmauerung ist normal, die Wendel sind sowieso irgendwann fällig.
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Keramagie
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Keramagie »

Puh das erleichtert mich jetzt doch etwas, ich danke euch! :)
Bezahlt habe ich für den Ofen und ein paar Brennhilfen 350 Euro.
Macht es Sinn, Glasurnasen und festgebrannte Splitter vorsichtig herauszubrechen? Oder lieber lassen?
Das mit dem Quarzsand ist ein toller Tipp, danke Maria! Ich muss nur schauen, wie hoch ich den einfüllen könnte, da der eine Wendel ja fast auf den Boden hängt. Wandert der Sand beim Brennen oder könnte ich da eine kleine Aussparung lassen?

Ansonsten habe ich beim Zubehör jetzt eine Schachtel mit Segerkegeln gefunden. Das verwirrt mich etwas, ohne Kiln Sitter kann man damit ja eigentlich nichts anfangen, oder?
Trisman
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Trisman »

Die Kegel kannst du im normalen Brand auch mit der Bentrupsteuerung mit in den Ofen stellen. Meist stellt man ein Paket von Kegeln auf. Wenn du bspw. auf Kegel 6 brennen möchtest, stellst du einen Kegel 5, einen Kegel 6 und einen Kegel 7 in den Ofen. Das ganze an einer möglichst aussagekräftigen Stelle, also nicht ganz oben, nicht ganz unten. Oder du stellst mehrere solcher Pakete an verschiedenen Stellen im Ofen auf. Der Kegel 5 sollte dann optimalerweise komplett "gefallen" sein, dass heißt ziemlich zusammengefallen am Boden liegen. Der Kegel 6 sollte optimalerweise mit der Spitze auf Höhe der Kegelbasis verbogen sein und der Kegel 7 sollte sich schon etwas biegen, aber noch keinen sehr weiten Bogen machen.
Wenn die Kegel deutlich weniger verbogen sind, ist an dieser Stelle der Kegel 6 nicht erreicht worden, wenn sie deutlich weiter verbogen sind ist der Kegel 6 Brand überschritten worden. An den Kegeln 5 und 7 kannst du erkennen um wie viel der Brand abgewichen ist.

Ein Kegel gibt nicht nur eine bestimmte Temperatur an, sondern ist auch abhängig von der Ausheizrate und der Haltezeit.
Wenn du passende Kegel vorhanden hast macht es also durchaus Sinn sie Mal mit zu brennen um zu überprüfen ob die Steuerung und das Thermoelement das tun was sie sollen. Wenn du die Kegel auf mehrere Ebenen im Ofen stellst kannst du auch die Wärmeverteilung im Ofen kontrollieren und dann dementsprechend einräumen. Bspw. Hitzesensible Glasuren an eine etwas kühlere Stelle und umgekehrt.
Maria Ortiz Gil
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Keramagie,

Wegen dem Sand:

du kannst zwei oder drei (wegen der Kurve) Bruchstückchen alter Schamotteplatten an die heraushängende Spirale dran legen und an die Ofenwand anlehnen, so dass sie nicht im Sand vergraben wird. Zwischen Sand und Ofenwand kannst du sowieso ein paar Zentimeter Platz lassen. Am Besten du schüttest ein flaches Häuflein in der Mitte auf, legst die Ofenplatte drauf und ruckelst mit leichtem Druck so lange, bis sich der Sand gut drunter verteilt hat und anfängt seitlich raus zu kommen. Da die Ofenplatten nicht bis zur Ofenwand reichen, bleibt da noch etwas Sandfreier Raum. Das ist auch der Bereich, in dem bei deinem Ofen so viel angeschmolzener Dreck liegt. Sieht hässlich aus, sollte aber nicht weiter stören. Die Glasurnasen lass mal lieber dran, sonst bricht wo möglich unnötig zu viel aus dem Stein raus. Sollte Glasur auf die Spiralen getropft sein, kann das manchmal problematisch sein.
Muss aber nicht. Musst du erst mal beobachten.

Wenn du den ersten Probebrand machen konntest wird sich vielleicht sogar rausstellen, dass du den Spiralsatz sowieso auswechseln musst und die neue Spirale liegt dann brav in der Rinne drin. Neue Spiralen kosten einiges, aber da du lediglich 350 Euro bezahlt hast wird sich das rechnen. Hier im Forum gibt es Leute die Spiralen anfertigen.
Wie sieht denn der Ofendeckel aus?

Segerkegel dienen hauptsächlich zur Temperaturbestimmung. Darüber hinaus werden sie in manchen Ofentypen eingesetzt, um bei der Erweichung einen Ausschaltmechanismus aus zu lösen. Wenn du Segerkegel googelst und auf "Bilder" klickst, wirst du einen Überblick bekommen wie man sie einsetzt.

Schönen Gruß
Maria
hille
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von hille »

Es gibt hier im Forum einen ganzen Berg von Beiträgen, die sich mit dem Thema Segerkegel beschäftigen, gehe mal in die Suche. Es ist immer sinnvoll, bei einem dir neuen Ofen mit Kegeln zu brennen, Trisman hat gut erklärt, wie. Man steckt die Kegel in ein Röllchen Ton.
Aber wie gesagt, lies dir bitte einiges durch, was bereits hier dazu geschrieben wurde, dann verstehst du, warum Kegel wichtig sind.
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Keramagie
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Keramagie »

Okay das habe ich verstanden. Tolle Erklärung Trisman, danke :) Wie die Cone Sitter Brennöfen funktionieren hatte ich mir schon mal angesehen, aber der Ofen hat ja ein normales Thermoelement. Ich wäre gar nicht darauf gekommen, dass man die Kegel auch einfach zur Temperaturüberprüfung benutzen kann. Das ist ja ziemlich clever! Es gibt noch so viel zu lesen und lernen... ich töpfer zwar seit 30 Jahren, aber immer nur in Kursen etc, weiter als bis Ofen einräumen ging es da immer nicht.

Hier mal Bilder vom Deckel - er ist nicht hübsch, wirds aber wohl tun? Kann man die Steine obendrauf irgendwie säubern/abschleifen?
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Jetzt warte ich ungeduldig auf meine Steckdose... wünsch euch eine gute Woche!
LG
Anja
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Maria Ortiz Gil
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Meine Güte! Die Vorbesitzer sind aber wirklich respektlos mit dem armen Ofen umgegangen!

Dass der Deckel von außen so schmutzig aussieht beeinträchtigt allerdings nicht die Funktion und ich würde auch nicht daran herumschleifen oder ihn belasten. Der Grund: diese feinen Risse auf der Innenseite habe ich so vorher noch nie gesehen und ich frage mich, wie die wohl entstanden sein mögen.
Was sagen die Ofenspezialisten hier im Forum, ist der wohl mal überbrannt worden?
So lange da aber keine Stückchen rausbröseln, die dann in die glasierten Sachen reinfallen, sehe ich erst mal kein Problem. Auf jeden Fall würde ich den Deckel deshalb aber möglichst pfleglich behandeln und nichts drauf stellen.
Man sieht auch, dass zu hohe Sachen in den Ofen gestellt wurden. Besser ist ist, wenn man mindestens die obersten drei oder vier Zentimeter frei lässt. Da man dies bei einem Toplader manchmal schlecht erkennen kann, hilft es wenn man beim Befüllen eine Holzleiste oder ähnliches über die Ofenöffnung legt, die man zur Kontrolle hin und her schieben kann um den Abstand vom obersten Stück zum Deckel zu erkennen.

Zum Glück ist es wenigstens kein Faserdeckel, die hängen nämlich irgendwann alle in den Ofenraum hinein. Das Problem habe ich.

Schönen Gruß
Maria
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Keramagie
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Keramagie »

Könnten das Spannungsrisse sein? Vielleicht mal zu heiß den Deckel aufgemacht? Bisher bröckelt es immerhin nicht und dann lass ich ihn wohl auch lieber in Ruhe. Hier bekommt schon jeder Ärger, der "mal eben" was auf dem Ofendeckel abstellen will. Aber da hab ich dann ja Glück gehabt mit meinem Deckel, trotz optischer Mängel. Das mit dem Faserdeckel klingt ja ziemlich lästig.
Die Bilder von den Brennplatten zeige ich lieber gar nicht. Ich wusste bis dahin noch gar nicht, dass man aus Cordierit Krater rausbrechen kann, wenn man Festgebranntes mit Gewalt abreißt. Die werde ich wohl alle ersetzen müssen.
Der Tipp mit der Leiste ist jedenfalls prima, werd mir eine hinlegen.

Wenn bloß der Elektriker mal in die Pötte komme würde... er kommt jetzt Freitag erstmal nur zum gucken. Keine Ahnung, was er sehen will, wahrscheinlich wie ungeduldig ich schon bin :)

LG
Anja
Maria Ortiz Gil
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Anja,

falls du den Platz des Deckels als Ablagefläche brauchst, kannst du ein Stück dünne Spanplatte oder ähnliches drauf legen, das größer ist als der Deckel. Dadurch würde er nicht punktuell belastet. Allerdings VORSICHT MIT DER GEWOHNHEIT, FALLS DANN JEMAND DAS BRETT DRAUFLEGT WENN DER OFEN GEBRANNT WIRD ODER NOCH AM ABKÜHLEN IST ! So was geht eigentlich nur, wenn man Kontrolle darüber hat, wer alles in dem Raum arbeitet und wie verantwortungsbewusst der jenige ist. In Schulen usw würde ich das nicht empfehlen.

Schönen Gruß
Maria
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Keramagie
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Keramagie »

Hallihallo,

wollte nur mal vermelden, dass der Ofen seinen ersten Brand ordnungsgemäß absolviert hat! Ich bin fast gestorben vor Neugier, bis ich endlich den Deckel aufmachen konnte. Ortonkegel sind bei eingestellter Temperatur geschmolzen, also alles prima. Puh!

Danke nochmal an alle, die mir so lieb weitergeholfen haben mit dem Strubbelofen und viele Grüße aus dem Norden <3

Anja
Maria Ortiz Gil
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Re: Katastrophenofen oder alles im Lot?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Anja,

freut mich sehr, dass alles gut klappt! Ich kann mir die Spannung gut vorstellen.
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß!

Maria
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