Welchen Ton für Gebrauchskeramik?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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akrobine
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Welchen Ton für Gebrauchskeramik?

Beitrag von akrobine »

Welche Ton Schmottierung verwendet man am besten für Gebrauchskeramik, wie Auflauformen, Müslischalen und Suppentassen.
Die Schalen sollen per Gipsform hergestellt werden.

Auf wie viel Grad würdet ihr die Schalen schrühen? Und wie hoch sollte der Glasurbrand sein? 1060° oder eher höher?

Akrobine
emden
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Beitrag von emden »

Bitte sei mir nicht böse, wenn du so wenig Fachkenntnisse hast, solltest du besser keine Gebrauchskeramik machen, zumindest nicht zum Verkauf oder Ähnliches.
Es ist eine hohe Verantwortung für diesen Zweig der Keramik zu produzieren, nicht nur wegen der Glasuren, sondern auch was Qualität und Gebrauchseigenschaften anbelangt.
Wenn ein Automechaniker in einem Forum sich danach erkundigen würde wie man am besten Bremsen repariert, wäre die Akzeptanz meiner Kritik größer, aber es geht ja nur um ein paar Tellerchen.
Viel Erfolg beim Service herstellen.
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akrobine
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schade emden

Beitrag von akrobine »

ich bin zwar nur Hobbytöpfern und Handarbeitslehrerin. Meine Töpferkenntnisse Ton und Glasuren basieren auf 13 Jahre Erfahrung.
Verkaufen tue ich gar nichts. Ich habe für mich auch schon Auflaufformen
und Müslischalen gemacht. ich weiß auch, dass die Zusammensetzung der Glasur eine bestimmte Kennzeichnung haben muss, dass ich LM reintun darf.
Nun wurde ich gefragt, ob ich gegen reine Materialkosten Suppenschalen
für ein Mittelalterfest machen kann. Ich hab also außer Arbeit nix davon.
Nur, wie Du schon richtig erkannst hast, soll, wenn man für Außenstehende was macht, das ganze Hand und Fuß haben. Daher wäre
mir schon geholfen gewesen, wenn ich man mir gesagt hätte, dass man
vielleicht ein 40ziger Ton nimmt und ihn dann auf 1220° C brennt oder
einen 25ziger Ton nimmt und dann nach dem Schrühbrand nur mit 1060°
fährt.
Schade, dass ich gleich so nieder gemacht wurde.
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Akrobine,
die Antwort auf Deine Fragen steht in quasi jedem besseren Töpferbuch. 13 Jahre Töpfererfahrung sind beeindruckend, aber dann ist es vielleicht nun an der Zeit, einen nächsten Ausbildungsschritt mit etwas Literatur zu beginnen.

Antworten:
- Schamottierung ist nicht soo wichtig, sondern die Sintertemperatur.

- Schamottierungsgrad ist wichtig bei der Herstellungsart (Aufbau, Drehen).

- Fertigglasuren gibt es für den Steinzeugbereich von vielen Händlern.

- Die Schrühtemperaturen sind (fast) unabhängig von der Glasurbrandtemperatur aber wohl von der Tonsorte.


Gruß,
Wolfgang
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akrobine
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Beitrag von akrobine »

Hallo Wolle,

o.k. das würde heißen, Gebrauchskeramik wird immer mit Steinzeugglasur
überzogen. Brennbereich 1220° C. Daraus ergibt sich wieder, dass wenn
ich eine Schale fürs Mittelalter mache, der rote oder lederfarbene Ton
sich entsprechend von der Farbe verändert. Wenn mir der Ton nicht
gefällt müsste ich auf weißen Ton zurückgreifen, den ich wiederum eigentlich von der Endfarbe nicht haben will. Somit sollte ich wieder eine
Glasur haben, die vielleicht dann etwas hergibt.

Danke für die Info.

akrobine
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Akrobine,
das verstehe ich jetzt wiederum nicht ganz.
Fast alle Tone, die bis in den Steinzeugbereich brennbar sind haben auch Brennproben bei 1200 Grad. Die Farben sind zu finden in jedem Töpferzubehörkatalog.
Wenn Du gar nicht glasieren willst, dann nimm einen Ton, der bei niedrigeren Temperaturen sintert. Aber auch der wird je nach Temperatur eine andere Farbe haben.
Wenn Du Glasur drauf schüttest, dann ist die Farbe unterschiedlich je nach Tonfarbe. Auch dafür gibt es bei den Glasuren Proben.
Eine gute Quelle für Abbildungen ist der Keramik Kraft Katalog.

Vielleicht wäre es einfacher, Du würdest uns konkret schreiben was Du vorhast, dann können wir gemeinsam überlegen.

Gruß,
Wolfgang
hille
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Beitrag von hille »

Halt, nein, den roten Ton nicht bei 1220° brennen! Das wäre dann wahrscheinlich eher verflüssigen. Roter Ton sintert viel früher.
Bei dem Projekt geht es um Schälchen für ein Mittelalterfest, sollte also auch mittelalterlich aussehen. Also empfehle ich roten Ton, guck' im Katalog nach, ab welcher Temperatur der sintert, innen eventuell mit einer zu diesem Brennbereich passenden Transparentglasur glasieren, fertig!
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akrobine
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Beitrag von akrobine »

meine Grundlage war der Katalog von Keramik Kraft. Wollte nur keine Schleichwerbung machen.

Meine erste Vorstellung war auch außen rot und innen glasiert. Inzwischen habe ich mit der Firma Kraft telefoniert und mir ein paar
Infos geholt.
Leider scheitert das Schälchen von außen unglasiert an der Hygiene.
Mittelalterfest hin oder her, wir leben in Deutschland und das Gewerbeaufssichtamt ist ziemlich kleinlich. Daher sollte zur Reinigung
der Schalen diese unbedingt außen glasiert sein.
Tonfrage ist noch nicht geklärt. Zum Glück gibt es tolle Abbildung im
Katalog von Keramikkraft.
Ich werde vom Endergebnis berichten.
brokkoli
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Beitrag von brokkoli »

Hallo Akrobine,

eine Möglichkeit wäre, die Schälchen im lederharten oder trocknen Zustand innen weiß zu engobieren und nach dem Schrühbrand transparent farblos zu glasieren.
Ich persönlich würde einen roten Ton mit 25% Schamotte, Körnchengröße 0,2mm verwenden, man kann damit auch größere Sachen machen und hat trotzdem keine Probleme mit den ewigen Körndln. Brennen würde ich bei 1080°C.
Gutes Gelingen und viel Spaß auf dem Mittelalterfest.
:D
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Brokkoli,
welche Ton/Glasurkombination nimmst Du, damit Du auf Dauer Haarrisse vermeidest bei 1080 Grad? Ist ja aus Hygienegründen schon wichtig.
Gruß,
Wolfgang
brokkoli
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Beitrag von brokkoli »

Hi Wolfgang,

ich selbst mach Steinzeug, meine Antwort war also nur als eventuelle Möglichkeit für Akrobine gedacht. Sie hat ja schon von Fa. Kraft geschrieben, vielleicht gibts da eine haarriss"freie" Glasur. :mrgreen:
Glaubst Du wirklich, dass das gegen die Hygienevorschriften verstößt, oder ist das Deine eigene Empfindung. Ich denk mir halt mal, dass es für ein Mittelalterfest, das wahrscheinlich einmal im Jahr stattfindet, schon denkbar ist, oder nicht?
Ich kenn Keramiker, die ihr Leben lang tagtäglich aus haarrissiger Irdenware, vom Müsli bis zum Sonntagsbraten alles essen und sogar Butterdosen verwenden. Für mich wärs nichts, vor allem letzteres. :?
Hab jetzt grad im Katalog von Kraft gesehen, dass die schon Transparentglasuren haben, deren WAK auf bestimmte Tone abgestimmt ist, also kann man hoffen, dass Akrobine gut beraten wird!
Schöne Grüße, Brokkkoli.
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Brokkoli,
die Haarrisse lassen sich m.E. mit den Kraftglasuren auch nicht vermeiden. Ich habe hier noch welche zu liegen aus meiner Anfangszeit, ist alles nichts, weil Spannungen so viele verschiedene Ursachen haben können. Und Du kannst mal an einer Steingut-Schüssel riechen, die 6 Monate in Gebrauch war, die stinkt. Das Zeug zieht durch den Riß ein, kommt aber nicht mehr raus und ranzt dann. Ob die Schüssel dann 12 Monate gebraucht wird oder nicht ist egal, eklig ist es allemal.

Das wurde hier aber vor Kurzem erst diskutiert.

Gruß,
Wolfgang
brokkoli
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Beitrag von brokkoli »

Hallo Wolfgang,

Du hast Recht.
Wie gesagt, ich bin im Irdenwarebereich nicht sehr erfahren, kenne die Kraftglasuren für den Temp.bereich nicht und für Akrobine wars nur ein Vorschlag und keine Optimallösung.

Zu meiner "Entschuldigung": ich bin erst seit gestern hier, habe zwar schon öfter mal geschmökert, aber nicht annähernd alles gelesen. Aber im Grunde ist das wohl ein Dauerbrenner und wurde bestimmt nicht das letzte mal thematisiert.

Bei Kraft gibts ja auch rote, bzw. farbige Massen, die man bis 1200°C brennen kann, das wäre wohl für Akrobine die bessere Wahl.

Schöne Grüße, Brokkoli.
anouk
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Beitrag von anouk »

Salut,
ein paar realitäten...
Irdenware bekommt immer risse, wenn nicht sofort, können sie nach jahren erscheinen... Nanu Wolfgang, wirklich sehr extrem deine meinung... Hätte dich nicht soo ignorant eingeschätzt...
Im Mittelalter wurde nach bisherigen forschungen sehr niedrig gebrannt ~1000°... Wenn man eine Steingutglasur sehr dünn aufträgt, formen sich weniger und sehr feine risse... Für sehr experimentierte kann dieses probleme mit silice ausgeglichen werden...
Von meiner seite gesehen stimme ich brokkoli zu, da es keine dünnen und feine teller werden sollten, sondern eher rustikale, ist chamottierter ton schon besser geeignet...
@Hille, habe schon einige tonnen roten steinzeugton in den armen...

grüsse

anouk
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Anouk,
ich habe bisher lediglich gefragt, welche Tone/Glasurmischung unsere Experten denn empfehlen. Die Antwort war: ich mache das selbst nicht.

Meine Erfahrungen sind durch die Bank schlecht. Früher oder später gab es bei mir immer Haarrisse. Ich bin nicht ignorant, sondern aus Erfahrung skeptisch.

Ich will einfach mal eine konkrete Antwort von Leuten, die das auch selbst so machen und nicht nur angelesenes Wissen weitersagen.

Anouk, wie sind Deine Erfahrungen bei glasiertem Steinzeug, welchen Ton verwendest Du und welche Glasur (AK)? Kann man die Glasur fertig im Laden kaufen, oder ist das ein Eigen-Produkt aus langer Experimentierphase?

Klar kann man Dichtmittel reinschütten. Hast Du das bei Geschirr schon gemacht? Wie lange hat es gehalten, wie lange war es spülmaschinenfest? Ist es dann noch lebensmittelecht?

Sorry, aber solange mir keiner nachvollziehbare erfolgreiche Beispiele nennen kann, bleibe ich skeptisch (oder eben ignorant).
Mich wundert nur, daß soo viele gewerbliche Geschirr-Töpfer Steingut brennen, wo doch Steinzeug viel kostengünstiger wäre.

Gruß,
Wolfgang
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