Erst winterfest brennen, dann glasieren?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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kernig
Beiträge: 4
Registriert: Freitag 21. März 2008, 20:16

Erst winterfest brennen, dann glasieren?

Beitrag von kernig »

Hallo!

Ich habe noch nicht viel Erfahrung mit der Töpferei und meinem Brennofen, bisher ging alles glatt, vermutlich hab ich Glück gehabt :-)

Nun habe ich einiges an Gartenkeramik hergestellt, die ich gern einigermaßen frostfest haben möchte (Der Ton ist dafür geeignet). Die Glasuren für die hohen Brenntemperaturen gefallen mir gar nicht. Außerdem möchte ich nicht zwei "Sätze" Glasuren kaufen, lieber die Palette erweitern.

Nun habe ich gehört, man könne den Schrühbrand mit höherer Temperatur fahren und anschließend mit "normalen" Glasuren glasieren und brennen. Das würde sich etwas schwieriger gestalten, weil der heiß gebrannte Ton ja die Glasur nicht mehr so annimmt. Jetzt habe ich mir so einen Zusatz für meine Glasuren gekauft, um dem Problem entgegenzutreten.

Was muss ich bei dieser Vorgehensweise noch beachten? Hat jemand Erfahrungen damit gemacht?

Danke für Tipps

kernig
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volkmar
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Beitrag von volkmar »

Hallo Kernig

Der keramische Scherben und die Glasur sind ein kompliziertes Gebilde und besonders wenn mechanische oder witterungsbedingte Umstände eintreten ist eine gute Verbindung unerlässlich.

(Auszug aus meinen Lehrplan Unterlagen)

Zwischenschicht
Ebenso zuständig und äußerst wichtig für den guten Sitz einer Glasur ist die Bildung einer Schicht, zwischen Scherben und Glasur.
Die Glasur drinkt in die Poren des Scherbens ein, verglast und verfestigt sich beim Brand im Scherben. So entsteht ein Bereich im Scherben (Zwischenschicht), in dem die Glasur sich wie ein Wurzelwerk verhällt.
(Kalk im Scherben erhöht die Zwischenschichtbildung.)
Deshalb ist es wichtig, die Glasuren auf vorgebranntem Scherben aufzutragen, der noch ausreichende Saugkraft hat.
Bereits hochgebrannte Scherben lassen sich nicht mehr glasieren.

Ausdehnung der Glasur beim Brand
Die Spannungen zwischen Glasur und Scherben müssen nahezu gleich sein. Der Ausdehnungskoeffizient, ( AK ) genannt, ist zuständig für den sicheren Sitz der Glasur auf dem Scherben.
Durch Temperaturschwankungen dehnt sich das Material aus. Bei unterschiedlichen AK’s reißt die Glasur (Haarrissbildung) oder sie platzt ab Kantanabsprengungen), kann sogar auch unter Umständen den Scherben zertrümmern.

Nun weiß ich nicht, was für ein Zusatz das ist, der das glasieren von hochgebrannter Keramik ermöglicht. In "Außnahmefällen" ist ein erhitzen des Scherbens möglich, damit die Glasur beim aufspritzen schneller trocknet, doch als Generallösung nicht zu empfehlen.
Außerdem hat eine niedrig brennende Glasur einen anderen AK (s.o.) als der Steinzeugscherben und Du wirst auf alle Fälle Probleme bekommen.

Ich würde an Deiner Stelle für Deinen Zweck entweder eine für die Temperatur und den Scherben passende Glasur verwenden oder deine Gartenkeramik nur hoch brennen. Sie ist dann ja auch frostsicher.

Gruß
Volkmar
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.
bimisi
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Beitrag von bimisi »

@ volkmar

Ich möchte mich mal herzlich bei Dir für Deine Beiträge bedanken!! :D

Sie sind sachlich, hilfreich und ohne jede Überheblichkeit geschrieben. Da machts doch richtig Spaß hier rein zu schaun!

Viele Grüße
Brigit
kernig
Beiträge: 4
Registriert: Freitag 21. März 2008, 20:16

Vielen Dank

Beitrag von kernig »

Hallo!

Vielen Dank für die gut erklärte Antwort.

Ich werde von Experimenten also absehen und meine Gartenkugeln im Winter reinholen.

Und mir im Laufe der Zeit Steinzeugglasuren zulegen.

:-)

Grüße
kernig
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volkmar
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Beitrag von volkmar »

Hallo kernig

meiner Meinung nach ist das eine gute Entscheidung wenn Du Deine Gartenkeramik verschieden glasieren möchtest.

Im übrigen, wenn eine niedrig gebrannte Masse vor Nässe geschützt ist, kann sie ohne weiteres auch die frostige Kälte ertragen.
Mit geschützt meine ich unter einem Dach, in der Gartenlaube oder an der Hauswand wo kein Regen und Schnee rankommt.

Gruß
Volkmar
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