Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
Franskawka
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Franskawka »

Mich wundert´s , das die Marketingabteilungen von Witgert und Co.noch nicht Lunte gerochen haben.......
Sabine W.
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Sabine W. »

Ach ja, die Schwingungen, die alles überstehen... Ist schon immer wieder erstaunlich, was alles an völlig Überflüssigem bis Schädlichem erfunden wird, um Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, aber der Esoterikmarkt ist eben einer der lukrativsten. Ich habe mich ja nun in meinem alten Beruf als Lebensmittelchemikerin recht intensiv mit Trinkwasser befasst und obgleich ich Esoterischem und Alternativem gegenüber durchaus aufgeschlossen bin, ist es gar zu haarsträubend, wie auf den Internetseiten der „EM“-Verfechter mit chemischen Begriffen hantiert wird, das kann man als Ex-Chemikerin kaum zu Ende lesen, ohne Schreikrämpfe zu kriegen, übertrifft sogar den anthroposophischen Ernährungsschwachsinn um ein Vielfaches. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass das für Laien alles total plausibel und wissenschaftlich klingt und der Glaube versetzt ja sowieso Berge. Zum Glück sind zumindest in Deutschland die lebenden "EM" verboten, die Keimbrühe soll ja schon Todesfälle bei immungeschwächten Menschen verursacht haben. Ich kenne eine Frau, die ihrem Hund etwas Gutes tun wollte, ihm "EM" gegeben hat und ihn damit umgebracht hat, hat schlimmen Brechdurchfall ausgelöst bei dem armen Tier. - Da ist "EM-Keramik" natürlich völlig harmlos gegen, aber zu sagen "kann doch jeder halten, wie er's will", finde ich trotzdem nicht richtig, weil es eben das Geld nicht wert ist, das unsichere, unwissende und daher leichtgläubige Menschen dafür auszugeben bereit sind, die in wirklich alles krampfhaft einen höheren Sinn legen wollen.
Eine Anfrage bezüglich "EM-Keramik" hatte ich bislang und man könnte den Leuten ja sonstewas als solche verkaufen, aber das ist gegen mein Berufsethos. Die Verblödung der Massen schreitet von ganz alleine voran, muss man nicht auch noch zu beitragen. Ich habe der Kundin meine ehrliche Meinung zu dem Thema geschrieben und dass in meinem Ton vor dem Brennen ganz ohne mein Zutun unzählige Mikroorganismen waren, die den Ton sehr effektiv verfeinert haben (er liegt ja schon ein paar Jahre in der Ecke) und sich im Schlicker stets sehr effektiv über meine abgestorbenen Hautzellen hermachen (so, wie der nach kurzem immer stinkt) und ob das vielleicht ausreichen würde? War okay für sie. - In meiner Keramik steckt vor allem Herzblut und das ist auch gut so!

Sabine
hille
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von hille »

:lol: Die abgestorbenen Hautzellen einer ehemaligen Lebensmittelchemikerin sind mit Sicherheit noch einmal etwas gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz besonderes! :green: Ist dann LCEM-Keramik! :lol:
Danielache
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Danielache »

Ich finde das ganz witzig, wie hier auf die "Geld-aus-der-Tasche-Zieherei" mittels EM geschimpft wird - also gerade so eine Lebensmittelchemikerin söllte da doch ganz andere Branchen im Auge haben, die ganz andere Dimensionen einfahren, als ein paar esoterische Keramiker... Und z.B. Dieter, der einen Beitrag dazu geschrieben hat auf der ersten Seite, hat angegeben, daß seine Kunden gar nicht darauf aufmerksam gemacht werden, also er verdient z.B. gar nichts extra. Außerdem, wenn mir ein Wasser besser schmeckt, daß in so einem Krug war, und ich mir den Kauf von Flaschenwasser sparen kann, da ist mir das eigentlich egal, ob der Krug etwas teuerer war (wenn er es denn überhaupt ist...). Also wer es noch nicht probiert hat, sollte das mal nachholen - und vielleicht ein bißchen zu Masaru Emoto im Internet stöbern. Viel Freude dabei,
Daniela
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dieser
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von dieser »

Hallo zusammen,

es gibt viel Okkulteres in der Keramik als EM! Immer wieder höre und lese ich von Töpfern die Knochenasche verwenden – das nenn ich mal abgefahren. :lol:

Spaß-Gruß von
Dieter
Das Blöken eines Schafes sagt nichts über die Qualität seiner Wolle.
Sabine W.
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Sabine W. »

Hallo alle zusammen!

@ Hille,
Oh ja - LCEM-Keramik klingt schon sehr vielversprechend! Ich könnte bestimmt noch die Kontakte zu einem Klärwerk und einem Institut für Gärungstechnologie aufwärmen, das ergäbe eine interessante Mischkultur im Ton! (Aber ob ich damit noch drehen wollen würde?) Und dann noch kräftig mit esoterischen und naturwissenschaftlich klingenden Begriffen in abstruser Mischung um mich werfen und mir ein Monopol sichern (wie der EM-Typi, der sein Zeugs kartellartig vertreibt) und ein paar schicke Flyer drucken, dann würden sich bestimmt erschreckend viele beeindrucken lassen...

@ Daniela: Ich bin ja aus gutem Grund EX-Lebensmittelchemikerin! Und sicher geht es da um ganz andere Geldbeträge, aber ich finde es prinzipiell nie gut, Leuten mit haltlosen Versprechen Geld aus der Tasche zu ziehen, egal mit was. Ansonsten ist das typische Berufbild aber zum Glück ein anderes, als allgemein angenommen wird; die meisten arbeiten in der Lebensmittelüberwachung und ich kenne da eher recht kritische Geister, die sich dafür einsetzten, dass Grenzwerte niedriger angesetzt werden, unseriöse Werbung verboten wird, Inhaltsstoffe klar verständlich deklariert werden, bedenkliche Zusatzstoffe verboten werden, Hygienestandards in Betrieben/Restaurants eingehalten werden etc., die also verbraucherorientiert arbeiten, was teilweise wegen der Industrie-Lobbyisten recht aufreibend ist, die leider noch immer großen Einfluss auf die Poliitk haben. Umweltanalytik ist auch ein ganz großer Sektor, Greenpeace, Ökotest u. a. sähen ohne Lebensmittelchemiker alt aus. - Ist nur eben furchtbar dröge in der täglichen Arbeit - immer nur vorm Computer hocken, Messergebnisse auswerten, Gutachten schreiben und neue Analysen vorbereiten - schon lange absolut nichts mehr für mich!

@ Dieter: Solange es keine Menschen-Knochenasche ist :wink:

Viele Grüße und frohes Schaffen
Sabine
Danielache
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Danielache »

hallo sabine,
die interessante frage für mich ist die, warum es dann aber doch viel besser schmeckt, wenn an der ganzen sache nichts dran ist - hast du das denn jemals probiert?
grüße
daniela
(übrigens hat mir auch die homöopathie bei einigen erkrankungen geholfen, bei denen die nachweisliche (!!) schulmedizin gar nix gebracht hat - obwohl ich damals überhaupt nicht daran "geglaubt" habe - es gibt zum glück mehr auf der welt, als sich im labor nachweisen läßt, zumindest bis heute...)
emden
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von emden »

Mit der Logik eines 5-Jährigen ist es effektiver an den Osterhasen und das Christkind zu glauben, als daran zu zweifeln. Die sichtbaren Erfolge ( Ergebnisse, Geschenke ) beweisen ja das diese existieren müssen und wenn nicht, dann schmeckt wenigstens das Wasser besser. Viele Prozesse, nicht nur im religiösen Bereich funktionieren auf diese Weise, der Glaube versetzt manchmal auch Berge. Das Phänomen ist bekannt und an für sich harmlos, solange die Konsequenzen tolerabel sind. Schlimm wird es, wenn sich die Auswirkungen massiv in das Leben der Anderen einmischen und dieses bestimmen will.
Ich weiß nicht mehr ob ich lachen oder weinen soll, wenn in jeder Zeitung der BRD in den Kleinanzeigen diese Novenen an die heilige Klara stehen, oder um wieder die Kurve zu den Bakterien zu kriegen, welche Wundermittel von mehr oder weniger exotischen Pflanzen, Muscheln, Extrakten etc. an die Menschheit verkauft werden sollen. Am besten noch an Menschen, die schwerkrank sind. Und in dieser Liga möchte ich nicht mitspielen, auch wenn sich ein geldwerter Vorteil darstellen läßt. Pecunia tamen olet !
Franskawka
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Franskawka »

Gerade im www eine schöne Anleitung zur Herstellung größerer Mengen em´s gefunden : http://www.youtube.com/watch?v=DOZw6Mp1FAc.
Besonders interessant im Bereich Bau und Großkeramik sowie Ofenkacheln.
Gerade bei Em-Kachel und Kaminöfen verbessert sich das Brennverhalten von Buche, natürlich von Jungfrauen bei Vollmond geschlagen, exorbitant !!!
@ Harry war das nicht der ehemalige TV Pfarrer?? aber wurscht... der Verein ist eh der Gleiche :-)
Ihr Leut , wos werds blos noch werrn.....
Starigard
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Starigard »

... habe mir nicht alle (Nonsens-)Kommentare durchgelesen und auch den Artikel nicht. Da ich kein Esoterikinteresse habe.
Ich interessiere mich aber für die Keramik des Frühmittelalters. Eine Quelle kann ich gerade leider nicht benennen, lese aber gewöhnlich Fachlektüre.
In einem Artikel war davon die Rede das dem Ton, welcher in Gruben gelagert wurde Mikroorganismen beigesetzt worden sind, um eine bessere Qualität des Tons zu erreichen. Ich kann mir vorstellen, das nicht in allen Gebieten Deutschlands gleich hochwertiger Ton gefunden wurde/werden konnte.
Vorstellbar ist auch das man Lehm/Ton in der Qualität verbessern kann, indem man natürliche Vorgänge beschleunigt, z.B. durch Mikroorganismen. Auswirkungen dieser Organismen nach einer Temperatur von 600 (frühmittelalterlicher gebrannter Ton) - 1200°C sind jedoch grundsätzlich in Frage zu stellen (außer kleinst Poren die diese hinterlassen könnten)

Wenn jemand Informationen zu dem Thema Mikroorganismen zur Aufbereitung selbst gesammelten Tons hat/ oder diesen Vorgang in Frage stellt, würde ich mich sehr freuen.

Gruß Starigard
Starigard
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Starigard »

Harry hat geschrieben:man kann es auch kurz fassen....in die Gruben wurde gepinkelt von welchen Lebewesen auch immer....das sind dann effektive Mikroorganismen....
... ich habe Interesse an Meinungsaustausch und nicht an lapidaren Kommentaren. es bringt mir wenig wenn du schreibst, dass jemand in Ton-Aufbereitungs/Aufbewahrungsgruben uriniert hat. Woher auch immer du diese Information hast. Falls du mir sagen könntest woher du weißt, das vor 1500 Jahren in Tongruben gepinkelt hat, wäre ich dir hingegen dankbar.
Fachliche Frage war: Schaffe ich eine Verbesserung eines minderwertigen Tons (Ton den ich selber gesammelt hatte, hatte nie die Qualität des bestellten), wenn ich Bakterien zusetze? Bin zwar kein Fachmann, aber Ton ensteht doch durch Zersetzungsprozeße oder? (aus Lehm wird Ton?) Oder kann man diese Vorgänge die natürlich (was weiß ich) 1000de Jahre andauern garnicht in 1-2 Jahren nachvollziehen.
Starigard
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von Starigard »

Danke! War mir unsicher, ob deine Antwort ernst gemeint war.
nicht mehr angemeldet

Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

der Harry ist immer bierernst ..
ohne Spass, die alten Chinesen haben wirklich in ihr Porzellan gepinkelt, um die Plastizität zu verbessern

Mikroorganismen

:lol:
hille
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von hille »

Und um Starigards Frage etwas umfassender zu beantworten:

Ton wird plastischer durch organische Stoffe, die sozusagen als Gleitschicht zwischen den Tonteilchen sitzen. Die Tonminerale kannst du dir als Plättchen vorstellen, die durch Feuchtigkeit aneinander haften, gleichzeitig aber verschiebbar sind. In groß wie Glasplatten, zwischen denen Wasser ist. Wenn du eine davon abheben möchtest, mußt du ganz schön Kraft aufwenden, hin und herschieben geht aber problemlos. Durch dieses physikalische Phänomen (Adhäsion) ergibt sich die Plastizität des Tons. Wenn nun zwischen den Plättchen sich nicht bloß Wasser, sondern eine Art Gelschicht durch organische Teilchen befindet, dann wirkt sich das positiv auf die Plastizität aus.
Und das haben die Töpfer früher erreichen wollen (und auch erreicht). Besonders wichtig war das übrigens beim Porzellan. Kaolin ist ziemlich unplastisch, da es noch nicht so stark verwittert ist (gröbere Tonminerale). In China hat man quasi die Porzellanmasse für die Enkel vorbereitet, indem man das Kaolin mit den schon erwähnten organischen Beigaben (um es jetzt mal vornehm auszudrücken :lol: ) in Gruben gelagert hat, nach Jahrzehnten war es dann so plastisch, daß es verarbeitet werden konnte.

Und auch unser Plastiktütenton ist übrigens plastischer, wenn er eine Weile gelegen hat.
hille
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Re: Keramik mit effektiven Mikroorganismen??

Beitrag von hille »

Oh, und wo ich's gerade lese:
Ton entsteht nicht aus Lehm, es ist gerade umgekehrt!
Der Verwitterungsprozess ist Kaolin, Ton, Lehm, um es stark vereinfacht auszudrücken. In dieser Reihenfolge werden die Tonminerale immer feiner (durch physikalische Prozesse), gleichzeitig aber immer stärker mit anderen anorganischen Stoffen verunreinigt, der tonige Anteil also geringer. Minderwertigen Ton kannst du durch Mikroorganismen nicht aufpäppeln. Nur unplastischen.
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