Probleme bei Majolika-Technik

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
lehmslust
Beiträge: 59
Registriert: Mittwoch 28. Januar 2015, 16:19

Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von lehmslust »

Guten Morgen!

Ich habe folgendes Problem:
Ich stelle Teller mit Majolika-Technik her (Masse: Witgert 19, geschrüht bei 1000°, Zinnweiß-Glasur, Transparentglasur bis1100° eingefärbt mit Farbkörpern, Glasuren von Kraft-Keramik). Die Malerei ist dabei nach dem Brand (1100°) leider häufig von unzähligen weißen Pünktchen übersät. Woran liegt das? Nach meinen Erfahrungen könnte eine zu hohe Temperatur im Ofen schuld sein, oder ein zu dicker Auftrag der Zinnglasur, aber manchmal klappt es auch gut bei eben diesen Bedingungen. :roll:
Sind Fertig-Aufglasurfarben weniger anfällig für Probleme?
Habt Ihr Tipps für mich?

Viele Grüße von

lehmslust
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von Gasbrenner »

Das Problem ist ohne Foto nur grob einzugrenzen.
Die Ursache für weiße Punkte in der eingefärbten Transparentglasur könnte in einem Aufkochen der Zinnglasur liegen. Wenn die im Bereich der höchsten Temperatur Blasen bildet, durchstoßen diese die farbige Transparentglasur und es bilden sich weiße Flecken.

Als Ursache kommen z.B. in Frage:
- Abstimmungsprobleme zwischen den Glasuren
- Eine für Majolika ungeeignete Zinnglasur
- Ausgasungen aus dem Scherben, welche als Blasen durch die Glasurschichten steigen und diese vermischen.

Zu den ersten beiden möglichen Problemen kann man aus der Ferne wenig raten.
Aber du könntest vielleicht die Haltezeit beim Schrühen etwas verlängern und die Schrühtemperatur etwas hochsetzen (aber vorsichtig, sonst macht die 19er Masse dicht und lässt sich nicht mehr gut glasieren). Dadurch gast die Masse bereits im Schrühbrand besser aus.
lehmslust
Beiträge: 59
Registriert: Mittwoch 28. Januar 2015, 16:19

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von lehmslust »

IMG_5798.jpg

Danke für die Antwort!
Ich weiß nicht, ob das mit dem Bild geklappt hat.
Ich vermute auch die zu hohe Temperatur, da die Teller, die unten im Ofen stehen, ganz gut geworden sind. Komischerweise sind die Sachen im oberen Ofenbereich teilweise auch gut geworden, aber eben nicht alle.
Die Sachen waren bei 1000° geschrüht, deshalb denke ich, dass aus dem Scherben nichts mehr kommt (20 min. Haltezeit).
Die Zinnglasur ist ausdrücklich für Majolikatechnik (zumindest laut Verkäufer...).
Kann man vielleicht an der Transparentglasur was verändern, dass sie nicht aufreißt???

Viele Grüße von lehmslust
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
emden
Beiträge: 175
Registriert: Montag 12. November 2007, 19:55

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von emden »

Solche Flecken bekomme ich, wenn ich direkt nach dem Glasieren bemale. Deshalb warte ich einen Tag bis ich zum Pinsel greife.
Kann, aber muß nicht die Ursache sein.
Viel Glück
jasminlucia
Beiträge: 137
Registriert: Donnerstag 18. September 2014, 10:26

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von jasminlucia »

Ist F 500 drin?
Liebe Grüße, jasmin
emden
Beiträge: 175
Registriert: Montag 12. November 2007, 19:55

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von emden »

Bei wem ? Bei lehmslust oder in meiner Glasur. F500, nach emsigem googeln habe ichs gefunden.
nicht mehr angemeldet

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Lehmslust,

nach dem Foto sieht es mir ziemlich eindeutig nach Ausgasungen aus, die dann wieder zugeschmolzen sind.
Was Du von unterschiedlichen Ergebnissen in einem Brand berichtest ist interessant. Da lohnt es sich, nachzuforschen, was Du bei den fehlerfreien Stücken anders gemacht hast als bei den fleckigen. Was ist das Gemeinsame der fehlerfreien Stücke im Unterschied zu den fleckigen?
War es eine andere Ton-/Glasurcharge? Waren die guten Stücke länger/kürzer im Trockenregal? Waren die guten Stücke gemeinsam im Schrühbrand? Sind dünnwandigere Stücke besser/schlechter als dickwandigere?
Ich würde vielleicht die Haltezeit im Schrühbrand noch etwas verlängern. Die Witgert 19 ist eine schöne Masse, enthält aber Kohlenstoff und der braucht etwas Zeit um rauszubrennen. Bei Elektroöfen spricht man zwar immer von einem "oxydierenden" Brand, aber so richtig viel Sauerstoff ist da bei geschlossenen Schiebern meist nicht zur Verfügung. Es dauert ein Weilchen, bis auch in der Mitte des Scherbens alles aufoxydiert und alle Gase raus sind.
jasminlucia
Beiträge: 137
Registriert: Donnerstag 18. September 2014, 10:26

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von jasminlucia »

Ich hatte ein solches Ergebnis mal als der Glasurzuatz F500 nicht ordentlich gelöst war in meiner Glasur. Der 19er von Wittgert braucht in der Tat viel Sauerstoff, beim Schrühen auf jeden Fall lange Belüften und auf mind. 950 im Schrühbrand. Dann saugt der Scherben auch nicht mehr so massiv und malen funktioniert besser. Viel Erfolg
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von Gasbrenner »

Der Hinweis mit dem Glasurzusatz F500 geht in die gleiche Richtung. Es ist ein Stell- /Malhilfsmittel, welches im Brand oxydiert und dabei ausgast. Wenn es gut aufgelöst ist, hat das Ausbrennen keine Schäden zur Folge. Wenn es nicht richtig aufgelöst ist, verbrennen die Bröckchen und hinterlassen Fehlstellen in der Glasur.
lehmslust
Beiträge: 59
Registriert: Mittwoch 28. Januar 2015, 16:19

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von lehmslust »

F 500 ist nicht beigemischt, auch sonst keine Hilfsmittel.
Masse und Glasuren stammen komplett aus einer Charge, geschrüht wurde auch alles in einem Brand. Die Stärke der Werkstücke weicht nur unwesentlich voneinander ab. Das einzige, was ich definitiv sagen kann, sind die guten Ergebnisse im untersten Ofenbereich. Das könnte auf zu hohe Temperatur im oberen Bereich hinweisen, aber wie gesagt, nicht alles aus dem oberen Teil war fehlerhaft. Es ist mir wirklich ein Rätsel. Ich habe eine Tasse, bei der sich die Bläschen nur an der Stelle zeigen, an der die Zinnglasur beim Glasieren etwas heruntergelaufen und deshalb dicker aufgetragen ist. Aber an einem anderen Werkstück ist die Unterglasur auch ziemlich dick aufgetragen, und die Malerei ist perfekt...
Ich kann natürlich, um auf der sicheren Seite zu sein, die Majolika-Teile nur in den unteren Ofen stellen, und den Rest mit anderen Dingen füllen, aber so richtig befriedigend ist das nicht.
Was den Ofen anbelangt: der hat gar keine Lüftungsöffnungen - oder bin ich zu doof, sie zu finden? :wohow:

Viele Grüße von
lehmslust
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von Gasbrenner »

Es sind mir durchaus schon Toplader ohne Lüftungsklappe/Lüftungsstopfen im Bodenbereich untergekommen. Im oberen Bereich sollte aber eine Entgasungsöffnung vorhanden sein.
Wenn Du in Deinem Ofen keinen "Durchzug" zum Belüften machen kannst, hilft zum vollständigen Entgasen tatsächlich nur eine deutlich längere Haltezeit im Schrühbrand.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Brenntemperatur und Entgasung, die ja sowohl beim Schrühen, wie auch beim Glasurbrand eine Rolle spielen:
Elektroöfen haben einen schlechten Temperaturausgleich. Anders als z.B. bei Gasöfen wird die Luft im Brennraum wenig umgewälzt, so dass wenig Wärmeübertragung über Konvektion stattfindet.
Es findet in erster Linie eine Erwärmung durch Strahlungsübertragung statt. Bei Temperaturen um 1000°C kann es auch in vollfunktionsfähigen Öfen zu großen Temperaturunterschieden kommen. 50° und mehr sind hier keine Seltenheit. Wenn Keramiken dann z.B. im Schrühbrand in engen Reihen stehen, kann es sein, dass Stücke, die am Rand an der Spirale stehen, deutlich wärmer werden und zudem besser "belüftet" werden als Stücke im Zentrum der Reihe. Dazu kommen dann noch die Temperaturunterschiede oben/unten.
Das kann sehr unterschiedliche Ergebnisse beim Ausgasen im Schrühbrand und auch zum Glasurergebnis im Glattbrand erklären.
Es hilft da nur ein möglichst gleichmäßiger Besatz und eine Haltezeit, in der sich die Temperatur ausgleicht und sich die Prozesse in Scherben und Glasur gleichmäßig vollziehen können.
lehmslust
Beiträge: 59
Registriert: Mittwoch 28. Januar 2015, 16:19

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von lehmslust »

Danke für die ausführliche Antwort!
Ich werde jetzt mal die Temperaturen im Ofen durch Kegel testen, und die längere Haltezeit werde ich auch ausprobieren, und dann von den Ergebnissen berichten.
Migla
Beiträge: 435
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von Migla »

Hallo, Fa. Witgert hat vor Jahren ausdrücklich empfohlen , wegen des besonders hohen Kohlenstoffgehaltes bei Masse 19 besonders langsam aufzuheizen und bei ca. 750 Grad eine zusätzliche Haltezeit von min.30 Min. einzulegen um späteren Aufblähungen vorzubeugen. Ich habe das auf über 1 h ausgedehnen müssen.VG migla
lehmslust
Beiträge: 59
Registriert: Mittwoch 28. Januar 2015, 16:19

Re: Probleme bei Majolika-Technik

Beitrag von lehmslust »

Ist das auch für Witgert 2 zu empfehlen? Oder reichen hier die 1000° Schrühtemperatur?
Antworten