Totaler Bruch beim Glasurbrand

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
hille
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von hille »

Puuuuh!

Vom Aussehen her, ja, da würde man schon denken, dass Feuchtigkeit die Sachen gesprengt hat. Bloß passt das eigentlich überhaupt nicht. Zum einen, wo soll die Feuchtigkeit denn hergekommen sein? Normalerweise ist es doch kein Problem, direkt nach dem Brennen alles in den Ofen zu stellen und zu brennen und an3010 hat damit ja sogar noch 16 Stunden gewartet. Ich habe nur ein einziges Mal einen solchen Bruch bei Keramik gesehen, die vorher geschrüht war, und da hatte das Stück stundenlang in Kupfersulfatlösung gelegen und dann fast direkt in den Ofen gestellt worden, war also vorher komplett durchnässt. Der Feuchtigkeitseintrag beim Glasieren ist doch viel geringer.

Zu schnelles Hochheizen würde ich bei einem Glasurbrand ebenfalls ausschließen. 1. wird der alte Ofen gar nicht so viel Leistung haben, dass er das hinbekommen würde. 2. ist es beim Raku z.B. doch so, dass man völlig problemlos innerhalb einer Stunde auf 1000° geht.

Außerdem passt es weder zur Hochheizgeschwindigkeits-, noch zur Feuchtigkeitstheorie, dass nicht alles schön zusammengebacken ist. Denn da wäre alles während des Aufheizens gesprengt worden und da die Glasur bekanntlich erst zum Höhepunkt des Brandes ausschmilzt, müsste in diesem Fall alles Glasierte aneinanderpappen. Tut es aber nicht, man sieht einen losen Trümmerhaufen, scharfkantig noch dazu, also hat der Bruch beim Abkühlen stattgefunden. Zu schnelles Abkühlen kann man aber wieder ausschließen, das geht gar nicht bei einem geschlossenen Ofen.

Mir fällt als Fehlerquelle eigentlich nur ein, dass du eventuell viel zu dick glasiert hast. Streichglasuren sind nicht zum Gießen gedacht. Vor allem die Innenseiten, da muss man selbst mit Glasuren, die zum Gießen gedacht sind, schon aufpassen, dass die Schicht nicht zu dick wird. Das kann ein Gefäß durchaus zerreißen, ist mir auch schon passiert. Also, du hast die Streichglasur reingegossen, die hat sich ganz dick abgesetzt, du hast sogar noch nachgepinselt, nochmal dicker. Außen aber nur aufgepinselt, also normaler Glasurauftrag. Das gibt ebenfalls Spannungen. Verstärkt dann eventuell noch durch ein nicht besonders gut zum Ton passendes Wärmeausdehnungsverhalten der Glasur.
Dieser Bruch ereignet sich beim Abkühlen, die Glasur muss dafür schon erstarrt sein. Es würde also eigentlich alles passen. Außer, dass du schreibst, dass ein paar Stücke doch zusammenkleben. :? *grübel*
Gasbrenner
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Gasbrenner »

Noch mal zu Aufheizgeschwindigkeit. Du sagst, dass Dein Ofen 3h bei 900°C gehalten wird?
Wichtig für das Gelingen eines Brandes ist die Aufheizgeschwindigkeit. Bei 100° pro Stunde ist man ín der Regel auf der sicheren Seite. Natürlich gibt es Masen, z.B. für Raku, die auch nach dem Schrühen viel schneller hochgeheizt werden können, aber auch die sind mir schon geplatzt, wenn ich sie glasurnass zu schnell hochgeheizt habe.

Auch ein alter Ofen kann durchaus schnell hochheizen. im dampfkritischen Bereich schaffen das alle, sonst kämen die nicht mehr auf Endtemperatur.
Luft würde ich als Ursache ausschließen. Ich habe schon viele Scherben aufgeschnitten und z.T. große Luftblasen gefunden, die den Brand ohne Probleme überstanden haben. So lange man nicht z.B. bei Kugeln das Loch vergisst, explodiert nichts. So ganz lassen sich Blasen nie vermeiden. Natürlich sammeln sich da, wie auch in Strukturfalten, gerne Wasserdampf und andere Ausgasungen und bauen Druck auf. Aber ohne Ausgasungen sind die meisten kleinen Luftblasen harmlos.


Wie schnell steigt Dein Ofen von Zimmertemperatur bis 250°C?
Kannst Du ggfs. bis 250°C mit kleinerer Leistung brennen?
an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

IMG_20150827_155056-600x800.jpg
Ich habe zu diesem Ofen Informationen besucht, leider bekomme ich keine weiteren technischen Angaben ausser diesem Blatt
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an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

IMG_20150827_154926-800x600.jpg
Weitere Splitter, die meisten sind nicht verpacken
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an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

IMG_20150827_154955-640x480.jpg
Der Rest zerkrumelt
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an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

Den Gedanken mit der Glasur dicke, dass würde ich nachvollziehen können, es war definitiv dicker als sonst.Der Henkel stand zu den Krügen und dieser Topf war gepinselt. Der Henkel wurde getroffen und dann getrennt.

Er war ja ansonsten ganz, auch die flachen Teile.
Gasbrenner
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Gasbrenner »

Ich kann die Bedienungsanleitung auf dem Foto nicht entziffern, aber den Hersteller gibt es noch. Der sitzt in Osnabrück.
Versuch bitte mal Deine Aufheizgeschwindigkeit bis 250°C zu ermitteln. (Einfach den Ofen mit Platten und ein paar mehr Stützen füllen um auf das Besatzgewicht zu kommen, wie für Glattbrand einstellen, anstellen und alle 15 Minuten die Temperatur aufschreiben) Bei 250°C ausstellen.
Verstehe ich es richtig, dass hauptsächlich die dickwandigen Stücke zu kleineren Splittern zurplatzt sind und dass die dünneren nicht so "geplatzt" aussehen?
an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

An diesem Gerät ist kein Thermometer, welche andern Möglichkeiten habe ich, um die Temperatur zu ermitteln ?

Ich habe mir den Bruch nochmals angeschaut, es gibt keine dicken Teile, sehr viele kleine Bruchstücke
Fotomanni
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Fotomanni »

an3010 hat geschrieben:An diesem Gerät ist kein Thermometer, welche andern Möglichkeiten habe ich, um die Temperatur zu ermitteln ?
Wenn es nur um den Bereich bis 250°C geht einfach den Deckel aufmachen und mit einem Infrarot Thermometer messen.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Gasbrenner
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Gasbrenner »

Keine Temperaturanzeige? Na das ist aber ein spannendes Arbeiten. Das heißt, der Ofen fährt im Blindflug sein Programm und weder er noch Du wissen, ob nach soundsoviel Stunden bei vorgegebener Leistung die vorgesehene Temperatur wirklich erreicht wurde? Oder misst der Regler, hat aber keine Anzeige?
Versuch doch bitte mal die Bedienungsanleitung einzuscannen.

Bei Jäger gibt es für relativ kleines Geld Pyrometer (Temperaturfühler) und Anzeigegeräte, wenn Du dein Hobby aber auf Dauer erfolgreich betreiben willst, wäre ein Regler mit Temperaturfühler und Anzeige auf Dauer vielleicht eine sinnvolle Investition. Pyrotec hilft da sicherlich weiter und dürfte auch nicht zu teuer sein.

Wenn also derzeit keine Temperaturerfassung möglich ist, hilft nur gutes Vortrocknen der Ware und ein langsameres Aufheizen, also weniger Leistung in der Anfangsphase.
CoPoint
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von CoPoint »

Botz-Fertigglasuren verwende ich auch sehr oft. Sie sind meist zu dickflüssig, vorallem wenn sie schon mal geöffnet waren, muss man immer noch Wasser hinzugeben, um sie richtig gut auftragen zu können. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass das so einen Schaden anrichten kann.
an3010
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von an3010 »

Bei Jäger habe ich jetzt nachgefragt, es gibt eine andere Regel Steuerung, ob die bei meinem Ofen passen würde. Dort ist der Temperatur Verlauf erkennbar
Schraube
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Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Schraube »

Ja genau: 'Puuhhhh' - ich bin ganz neu hier und konnte deshalb nicht früher antworten...
Vielleicht Hast Du schon Antworten auf alle Fragen - dann wäre es vielleicht auch für andere interessant, sie hier kurz als Lösung dieses Rätsels einzustellen.

Zur Temperaturkontrolle benutze ich bei meinem Ofen immer die Drehknöpfe für die Umschalttemperatur (unterhalb der Umschalttemperatur auf 100% Leistung) bzw für die Endtemperatur
(überhalb der Umschalttemperatur). Dazu drehe ich den Knopf so weit zurück bis entweder die Kontrollampe für die Maximale Leistung angeht oder der Ofen sich abschaltet bzw Haltezeit anzeigt.
ich kann dan die ungefähre Temperatur am Drehknopf ablesen. Danach stelle ich alles wieder ein wie gewünscht und drücke erneut auf Start, damit es auch weitergeht wie gewünscht.

Eine mögliche Ursache für für das Desaster wäre ein zu früh abgebrochener Schrühbrand - z.B. durch
kurzzeitige Spannungsunterbrechung oder einen Fehler in der Steuerung - das könnte erklären, daß das Kristallwasser noch gar nicht ganz raus war und außerdem die Scherbenbildung nicht soweit abgeschlossen war, um einen Glattbrand zu überstehen.

Deine Brennkurve ist mir nicht ganz klar - 30% bis zu welcher Temperatur? Das wird wohl durch die Wahl des Programmes (2) festgelegt?

Nach Ähnlichen Erfahrungen bin ich wesentlich vorsichtiger geworden und stelle auch bei manchen Glasurbränden Umschalttemperaturen von mehr als 600°C ein, bevor mein Ofen vollgas geben darf.
Dies entspräche dann einem Schrühprogramm - nur eben mit höherer Enttemperatur und ggf Haltezeit.

Aus Fehlern lernen wir eben am besten und müssen sie machen, um wirklich zu begreifen, was wir theortisch eigentlich hätten wissen müssen...
Schraube
Beiträge: 4
Registriert: Sonntag 18. Oktober 2015, 23:31

Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von Schraube »

So jetzt hab ich nochmal das Bild mit der Anleitung studiert und glaube zu wissen was Du mit
Programm 2 meinst und wie Dein Ofen funktioniert:

Die Zeiteinstellung beeinflußt die Anheizzeit (nicht die Haltezeit).
Die Leistungseinstellung beeinflußt die Leistung während der eingestellten Anheizzeit - danach schaltet er auf 100% bis zum Abschalten bei der mit der Temperatureinstellung eingestellten Endtemperatur.

Eine Haltezeit wäre damit nur zu realisieren, wenn man den Ofen ca. 10min nach dem Abschalten
noch ein(paar)mal startet.

Programm 1 empfiehlt für Schrühen 3 Stunden Anheizzeit bei 30% Leistung und eine Endtemperatur von 900°C.

Programm 2 empfiehlt für Glasurbrand eine Anheizzeit von 1 Stunde bei 50% Leistung und eine Abschalttemperatur von 1050°C.

Welche Temperatur nach 3 Stunden bei 30% bzw. nach 1 Stunde bei 50% erreicht wird müßte ermittelt werden.

Da es emfehlenswert wäre, einen Schrübrand bis ca. 600°C mit einem Temperaturanstieg von ca. 80°- 120° pro Stunde zu fahren kommt mir die Anheizzeit fürs schrühen von 3 Stunden zu kurz vor.
100°C pro Stunde bis 600°C sollte demnach ca. knappe 6 Stunden dauern.

Wenn ich so einen Ofen hätte würde ich einen sicheren Schrühbrand so machen:
Endtemperatur auf knapp 100°C, Anheizzeit auf mehr als eine Stunde und Leistung auf 50% -> Start.
Der Ofen heizt relativ zügig (in weniger als 1 Stunde) auf knapp 100°C und schaltet dann entweder ab (wahrscheinlich) oder er hält evtl die knapp 100°C so lange, wie die Anheizzeit eingestellt wurde (das geht aus der Anleitung nicht klar hervor). nach ca. 1-2 Stunden dann den Ofen mit 20% und einer Anheizzeit von ca. 5 Stunden starten und versuchen herauszubekommen, wie die Temperatur nach einer einer weiteren Stunde ist(Endtemperatur 900°C). Danach entscheiden, ob es mit 25% weitergeht oder mit 30% oder 20%vielleicht noch ausreichen... je nachdem, wie der Temperaturanstieg in dieser Stunde von zuvor knapp unter 100°C jetzt war.
Dabei auch beobachten, ob er die neue Leistungseinstellung auch durch verlängerte Heizintervalle umsetzt (sonst Anheizzeit um ca 1 Stunde reduzieren und erneut Start drücken).
Ab ca. 350°C kannst Du mit der Leistung dann wahrscheinlich auf die emfohlenen 30% gehen und es ist dann nicht mehr so dramatisch, wenn die Aufheizung etwas schneller als 100°/h ist.
Du wirst beobachten, daß der Ofen mit den eingestellten 30% immer langsamer auf dein Zwischenziel von ca. 600°C zuheizt, weil mit zunehmender Temperatur der Wärmeverlust immer größer wird und die Aufheizung dann langsamer erfolgt.
Früher oder später kann man dann auf 40, 50 oder sogar mehr % Leistung gehen, um die Aufheizung
nicht zu sehr zu bremsen oder gar zum Erliegen zu bringen. Wenn es gut läuft hast Du nach 5h 600°C
erreicht und der Ofen schaltet auf 100% hoch. Beobachte, wie lange er dann zum erreichen der 900°C
braucht. Ich emfehle danach noch einmal auf 950°C - 1000°C weiterzuheizen (Anheizzeit: 0, Leistung maximal.) Danach hast Du ein Gefühl für Deinen Ofen. Ich habe eine ähnlich primitive Steuerung und
mir ca. 5 Seiten Aufzeichnungen über Einstellungen, Temperaturen und Uhrzeiten sowie weitere Bemerkungen während eines Schrühbrandes und eines Glasurbrandes gemacht, die mir später noch oft geholfen haben eine gute Einstellung zu wählen bevor ich den Ofen sich selbst überlasse, während ich noch einige Stunden Schlaf zu bekommen versuche (und beim Einschlafen immer horche, ob es im Ofen rumpelt und scheppert, was jetzt sehr selten geworden ist).
Ich Stelle jetzt meistens innerhalb der ersten 2-3 Brandstunden 2-3mal an meinem Ofen rum und dann macht er den Rest allein - fast immer gut und immer besser.
fegora
Beiträge: 645
Registriert: Montag 25. Juni 2007, 16:40
Wohnort: 40882 Ratingen

Re: Totaler Bruch beim Glasurbrand

Beitrag von fegora »

Liebe Leute,
seit wann explodiert vorher geschrühte beim nachfolgenden Glasurbrand??
Risse, Blasen, Glasur Abrutscher, Nadelstiche usw. aber nicht explodieren!

Wer die Bilder genau betrachtet kann unschwer erkennen:
da war m.E. nach ein ziemlich dickwandiger, ungeschrühter Gegenstand mit im Ofen,
welcher beim Aufheizen explodiert ist und dadurch den Trümmerhaufen produziert hat.

VG
fegora
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