reduzieren im holzofen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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zeder

reduzieren im holzofen

Beitrag von zeder »

Seit Jahren brenne ich in einem Elektroofen, nun habe ich mir einen Holzbrennofen Typ Phönix gebaut.
Natürlich möchte ich nun gerne reduzierend brennen (1250 -1260°)
Meine Fragen wären nun:
Bei welcher Temperatur leite ich eine Reduktion ein?
Wie lange sollte diese anhalten?
Muss ich um eine Reduktion zu erhalten das Feuer ausgehen lassen, oder einfach die Luftzufuhr stark drosseln, zb. mittels Steine vor die Öffnung und Abdeckung des Kamins?
Habe schon einiges an Literatur studiert, aber das Red. Brennen im Hozofen wird kaum behandelt.
Wäre dankbar für eure Hilfe.
Gruss Zeder
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tuxpert
Beiträge: 131
Registriert: Sonntag 16. Dezember 2012, 20:42
Wohnort: Mannheim

Re: reduzieren im holzofen

Beitrag von tuxpert »

Hallo Zeder, einen sehr schönen Ofen hast du da :)
Darf ich fragen, woher du den Bauplan hast? Ich liebäugele schon länger mit einem Phoenixofen, konnte aber bisher kaum Informationen zum Bau finden.

Ich habe selbst nur wenig Erfahrung mit Holzöfen, kann dir aber einige Tipps durch meine Erfahrung mit Gasöfen geben:
Der Reduktionsbrand im holzgefeuerten Ofen ist im Vergleich zum Gasofen ungleich schwieriger, weil man die brennstoffzufuhr nur unregelmässig steuern kann. Um einen Reduktionsbrand durchzuführen muss man etwa ab dem Schmelzbeginn der Glasur eine Ofenathmosphäre schaffen in der ein Sauerstoffmangel bzw. Brennstoffüberschuss herrscht. Hierdurch wird der Temperaturanstieg verlangsamt. Bei den meisten Steinzeugglasuren liegt der Schmelzbeginn der Glasuren bei etwa 1050-1150°C. Wenn man die Reduktion zu früh beginnt, kann es zu Kohlenstoffeinlagerungen kommen, die in der Glasur schwarz-graue Flecken und eine Störung der klaren Farben ergeben. Um eine reduzierende Ofenathmosphäre zu erreichen muss man das Verhältnis von zu verbrennendem Material zur Verbrennungsluft verändern.

Entweder man entzieht dem Feuer Luft durch Verkleinerung der Luftöffnung / Schüröffnung, oder man reduziert den Durchmesser des Schornsteins durch das Auflegen von Brennplatten auf den Abzug. Hierdurch wird der Luftzug durch den Ofen vermindert und entsprechend auch die Menge an einströmender Luft vermindert. Alternativ kann man auch bei gleichbleibender Luftzufuhr mehr Brennmaterial zuführen (dh. Man legt häufiger und mehr Holz nach).

Wenn man die Zieltemperatur erreicht hat, kann man zunehmend die Luftöffnungen am Ofen und den Schornstein verkleinern, da man zum Tempern ja keinen Temperaturanstieg mehr benötigt.
Wenn man die Luftzufuhr schließlich auf ein Minimum verringert, kann man so auch einen gesteuerten Temperaturabfall in reduzierender Atmosphäre erreichen. Dies kann bei Glasuren die zur Reoxidation neigen vorteilhaft sein und sollte etwa bis zum Erreichen der Erstarrungstemperatur der Glasur fortgeführt werden.

Die reduzierende Ofenathmosphäre ist durch einen Austritt von unverbrannten Gasen aus dem Schornstein gekennzeichnet. Dies hat zur Folge, dass die heißen Verbrennungsgase direkt an der Schornsteinspitze beim Kontakt mit der Sauerstoffhaltigen Luft anfangen zu verbrennen. Diese Verbrennungsflamme am Schornstein nennt man Fuchs (am besten in der Dunkelheit sichtbar) – erfahrene Töpfer können allein mit dem Fuchs als Kontrolle die Ofenathmosphäre verlässlich steuern. Moderne Ofenkonzepte verfügen über eine Lambdasonde, welche die Ofenatmospäre in Echtzeit messen kann. Hier zeigen Messwerte über 4,5mV eine reduzierende Ofenatmosphäre an.
Konkret würde ich dir für den ersten Brand raten das Holz möglichst fein zu spalten und den Brand so zu planen, dass in keinen Zeitdruck gerätst.

Beispielschema
0-200°C langsam mit einem kleinen Feuerchen anwärmen (ox): min. 1h
200-1050°C Holzmengen & Häufigkeit langsam steigern: min. 4h
ab 1050°C Reduktion einleiten indem du den Schornstein zT. bedeckst
ab 1200°C Langsam die Reduktion verstärken, der Fuchs sollte stets >20cm lang sein
ab 1250°C Schornstein und Schürloch so verkleinern, dass die Temperatur konstant bleibt -> Tempern
Nach der Temperzeit möglichst reduzierend bis etwa 1000°C wieder abkühlen

Ob du eine streng reduzierende Abkühlung brauchst hängt von der Glasur ab und bedarf einiger Experimente, manche Glasuren werden in einem steigen Wechsel von Reduktion und Oxidation am schönsten (zB. Shino), andere werden schöner wenn man sie oxidierend abkühlt. Eine Sturzkühlung würde ich dir bei einem Steinofen höchstens bis etwa 1100°C empfehlen, lieber machst du nach dem Tempern schon alle Öffnungen dicht zu und überlässt den Ofen dann sich selbst.

Ich hoffe das hilft dir schon ein bisschen - ist immer schwierig so ein Thema in einem Text zu beantworten.

lg,
tuXpert

PS: Ich bin gelegentlich - so alle 1-2 Monate - beruflich in Bern, vielleicht könnte ich mir den Ofen mal anschauen kommen? Wäre ja nur ein Katzensprung...
zeder

Re: reduzieren im holzofen

Beitrag von zeder »

Hallo tuxpert
Herzlichen Dank für deine sehr ausführlichen Informationen.
Den Bauplan habe ich durch studieren von verschiedenen Büchern zusammengestellt, aber auf meine gewünschte Ofengrösse, und auf vorhandene oder zu vernünftigen Preisen erhältliche Materialen umgerechnet. Unter Anderen:

Brennofenbau Stein für Stein von Joe Finch,
Holzbrandkeramik in Meklenburg-Vorpommern,
Holzbrand Geheimnisse japanischer Meister

Wollte im Juni einen Holzbrennkurs bei Lehmhuus in Basel besuchen, der wurde aber leider wegen zu wenig Kursteilnehmern und Krankheit des Kursleiters abgesagt :(

Den Brennofen im Bild habe ich bereits wieder ein wenig umgebaut, unter anderem ein höherer Kamin, und Deckenelemente auch aus Feuerleichtsteinen, die ersten waren aus Schamotteplatten, die frassen aber viel zu viel Hitze.

So wie du das reduzieren im Holzofen beschreibst, habe ich es mir in etwa vorgestellt.
Werde also die Reduktion frühestens bei ca 1050° machen.

Hätte da aber noch eine Frage, muss ich dann die Reduktion bis zur gewünschten Temperatur einhalten, oder kann ich zwischendurch wieder versuchen oxidieren zu brennen?
Sicher werde ich dann keine Sturzkühlung machen, sonder alle Öffnungen verschliessen und den Ofen abkühlen lassen.

Da morgen Montag das Wetter gut sein wird, werde ich versuchen einen solchen Brand machen.

Ps: Du darfst dich gerne bei mir melden, um den Ofen anzuschauen wenn du in der Region bist. Bin allerdings ja nur ein Hobbytöpfer und Berufstätig. Daher bitte frühzeitig melden. Schreib mir dann einfach eine PN.

lg, zeder
tuxpert
Beiträge: 131
Registriert: Sonntag 16. Dezember 2012, 20:42
Wohnort: Mannheim

Re: reduzieren im holzofen

Beitrag von tuxpert »

Hallo Zeder,

Wie streng du die Reduktion einhalten musst hängt von den verwendeten Glasuren ab. Meist ist es kein Problem, wenn man mal kurz in die Oxidation kommt. Einige Glasuren werden sogar besonders schön, wenn man stetig zwischen Oxidation und Reduktion wechselt.

Kurzer Überblick:

Shino: muss nicht obligat reduziert werden - verträgt gut einen stetigen Wechsel von Ox & Red.
Seladon: ist eher unempfindlich für Re-Oxidation, hängt aber von der Glasur und ihrer Viskosität ab
Ochsenblut: ist eher empfindlich für Re-Oxidation - hier sollte man strenger versuchen reduzierend zu bleiben
Tenmoku: ist eher unempfindlich für Re-Oxidation, wird aber schöner wenn es gut reduziert ist

Ich war noch nicht da, aber wenn du den weiten Weg nicht scheust gibt es hier: http://www.zephyr-brennoefen.de/html/aktionen.html regelmässig Holzbrandseminare die einen guten Ruf haben.

lg & viel Erfolg!
tuxpert
zeder

Re: reduzieren im holzofen

Beitrag von zeder »

Hallo Tuxpert und Intressierte

Habe am Montag den Ersten Brand gemacht.
Im grossen und ganzen klappte es gut.
Der ganze Brand dauerte 8 1/2 Stunden ( nach 7 1/4 h waren alle Kegel gefallen), der Ofen wäre aber auch schneller oben gewesen, mit Rücksicht auf die Keramik wollte ich das aber nicht.
Das grösste Problem war mein ungenaues Messgerät, während der untere Ortonkegel (1270°) längst gefallen war, zeigte das Messgerät erst 1200° an. Muss mir vermutlich ein besseres kaufen.
Beim oberen Kegel dauerte es ca. 1/2 h länger. Die Hitzeverteilung im Ofen war vermutlich nicht gleichmässig.
Ich vertraute den Ortonkegeln, und brannte dann noch ca 1 1/4 h weiter, um einen hoffentlich besseren Ascheanflug zu bekommen.
Am Schluss machte ich alle Löcher dicht.
Ich muss das mit der Temperaturverteilung versuchen zu korrigieren, vermutlich mit einer kleinen Prallmauer, damit die Flamme vorwiegend zuerst nach oben steigt.
Ab 1050° Grad habe ich begonnen reduzierend zu brennen, mit Rücksicht auf die Nachbarn habe ich aber immer wieder oxidierend gebrannt, es rauchte jeweils gewaltig, und die Temperatur viel zurück.
Heute Morgen nahm ich dann die Ware aus dem Ofen, ich habe vorwiegend Glasurtestplatten von meinen vorhandenen Glasuren gemacht. Aber auch einige selbst hergestellte Ascheglasuren auf kleiner Keramiken habe ich getestet.
Mit dem Resultat bin ich zufrieden, einige (fertige)Glasuren zeigten sich im Holzofen als unbrauchbar, während andere ein gutes Ergebnis lieferten.

Ich bin begeistert von dem Holzbrand, das innere Feuer ist definitiv entbrannt, und möchte dir für deine Tipps herzlich danken, Sie waren sehr wertvoll. Ein Dank auch an Sabina, die mir via PN wertvolle Tipps gegeben hat.
Nun muss ich erst wieder Ware herstellen, durch die Grösse des Ofens braucht es da einiges.

Einige Bilder vom Brand und den ersten Gefässen als Anhang.

Lg zeder
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zeder

Re: reduzieren im holzofen

Beitrag von zeder »

und noch 3 Fotos, ging nicht alles auf einmal.
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