Rohen Ton aufbereiten!

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Kletscher
Beiträge: 2
Registriert: Sonntag 29. Januar 2017, 11:01

Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von Kletscher »

Hallo Community!

Ich habe eine Frage an euch:

Da ich selbst roten Ton besitze, in Form eines großen Vorkommens, wollte ich fragen wie ich diesen aufbereite. Er ist absolut Roh.

Wie kann ich ihn schnell und effizient nutzbar machen?
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KerstinZ
Site Admin
Beiträge: 204
Registriert: Mittwoch 4. Februar 2004, 17:27

Re: Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von KerstinZ »

So eine ähnliche Frage hatten wir vor einigen Jahren schon mal. Vielleicht hilft dir das Lesen hier schon mal weiter :Tongrube entdeckt.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von Gasbrenner »

Erst mal untersuchen, probieren, was das für ein Ton ist. Danach kann man sagen, was man damit machen kann und welche Art von Aufbereitung für den Ton, die Verarbeitung und das Endprodukt geeignet ist.

Hier einige einfache Voruntersuchungen:

Ich gehe mal davon aus, dass der Ton plastisch ist.

Kneten, Plättchen machen, Schwindungsmaße einritzen und jeweils zwei Plättchen bei 900/1000/1050 °C brennen. Wenn es da noch gut aussieht, weitere Plättchen in 50°C -Schritten höher brennen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die Plättchen mit höherer Temperatur nicht weiter schwinden, sondern größer werden. Ab diesem Punkt ist der Ton überbrannt. Plättchen immer unterlegen (z.B. mit Bruchstücken kaputter Brennplatten) , weil die irgendwann festkleben oder schmelzen.

Dann mal eine größere Probe (so 5-10 kg) zerbröseln, ,trocknen, mit viel Wasser und einem Mörtelquirl aufschlämmen, den Schlicker durch ein feines Küchensieb laufen lassen und mal sehen, was an Verunreinigungen und Verwitterungsresten im Ton ist.

Die Verunreinigungen aufheben und, wenn die Anwendungstemperatur des Tons fest steht, einen Teil davon in einer Kapsel bei dieser Temperatur brennen um zu sehen, ob da was von den Verunreinigungen schmilzt oder expandiert.

Eine kleine Probe der Verunreinigungen mit Salzsäure beträufeln um zu sehen, ob da was blubbert.
Toepfer
Beiträge: 17
Registriert: Mittwoch 4. Januar 2017, 10:50

Re: Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von Toepfer »

Wenn du nicht unbedingt emotional daran hängst, kaufe weiter fertigen Ton in Tüten. Wirtschaftlich wird sich das nie rechnen. Allein die Kosten der Arbeitszeit, falls du mit Spaten und Eimer "schürfst" sollten das klar machen. Eine komplette Massemühle mit Trommel, Kammerpresse, Pumpe, Strangpresse, Rührwerk usw kostet nun mal. Dabei bekommst du das Kilogramm fertige Masse für 50ct.
Wenn es im Hobbybereich bleiben soll, würde ich etwas fördern. Ein Jahr lang frei liegen lassen (aber schon unter einem Dach). Trockenen Ton dann in Wasserbottiche schaufeln. Dort sollte er sich ziemlich homogen auflösen. Dann hast du halt das Problem des trocknens. Nach dem abziehen des überschüssigen Wassers bleibt Schlicker. Eventuell unten abgesetzt, die unplastischen Bestandteile. Wahrscheinlich in Gipsformen dann trocknen lassen? Wenn es soweit ist, kräftig kneten :green:
Also weder schnell noch effizient. Das muss man einfach einsehen.
Stell dir vor, du würdest 500kg Ton fördern. 250 Euro gespart. Aber 1 Tag schaufeln, 1 Tag Muskelkater. Wenn du die 500kg dann in 2 zusätzlichen Tagen fertig hättest - sind das 3 Tage (ohne den Muskelkatertag). Drei Tage Arbeit, um 250 Euro zu sparen! Schlechte Rechnung! Wenn du wie Gasbrenner noch 14 Tage Experimente machst, wird die Rechnung entsprechend noch schlechter.
Ich gehe aber mal davon aus, das du das ohnehin nur als Hobby machst. Aber auch dann ist es die Arbeit nicht wert.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Toepfer,
Vom ökonomischen Standpunkt betrachtet hast Du völlig Recht. Selbstaufbereitung von Ton rechnet nicht, wenn man den Preis der Fertigmasse gegen Maschinen- und Arbeitskosten setzt. Allerdings kann es auch sehr viel Spaß machen, wenn man mit selbstgegrabenen Rohstoffen was zustande bringt.
So lange man kein Geld damit verdienen muss und das nur als Hobby betreibt ist das ja ok. Vielleicht taugt der Ton ja auch nicht für die Masse, aber für eine Engobe? Wer weiß.
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Günter
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Re: Rohen Ton aufbereiten!

Beitrag von Günter »

Klar, ökonomisch rechnet sichs nicht - aber es macht SPASS! Es ist DAS Experiment, mit dem die Töpferei beginnt! Was ist die Jämmerlichkeit dagegen, eine Plastiktüte aufzuschneiden?! Und: es gibt durchaus einen Haufen Profis, die ihren Ton selbst gewinnen und aufbereiten, weil der selbstgegrabene und aufbereitete Ton zB. ganz hervorragende Eigenschaften hat.
Man muss natürlich erstmal herausbekommen, ob man überhaupt ETWAS mit dem Ton anfangen kann. Wenns so ein superplastisches Zeug mit 25% Schwindung ist, wie es Markus Böhm im letzten Töpferblatt beschreibt ... dann sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Aber um das herauszufinden, reicht ja auch schon ein Lagerfeuer - na gut, ist ja schon beschrieben worden, ganz so einfach ist es nicht. Aber der Spass an der Sache wiegt die Mühe weit auf.
Viel Erfolg Günter
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