Stabilisieren von Tonröllchen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Uwe
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Stabilisieren von Tonröllchen

Beitrag von Uwe »

Hallo Leute,
ich bin ein absoluter Neuling, was das Thema Töpfern betrifft, knappe 45 Jahre alt und erst vor kurzem zu diesem Hobby gekommen, das mich immer mehr begeistert und in seinen Bann zieht.
Dieses Forum finde ich sehr gut, da vom Anfänger bis zum Profi wirklich die gesamte Bandbreite vertreten ist und es wirklich gut geführt wird.

Nun aber zu meinem eigentlichen Problem:
Ich beschäftige mich zur Zeit mit Aufbaukeramiken und bei einigen Werkstücken brauche ich dünne Tonstangen von ca 6 - 8 mm Durchmesser und einer Länge von 10 bis 12 cm. Also gesagt, getan - die Teile gerollt und am Ende festgestellt, dass sie einfach zu schlabberig für meine Zwecke sind.
Um sie zu stabilisieren, dachte ich mir: bei Beton armiert man auch - also warum keine Verstärkung in Form von Draht oder dünnen Hölzchen á lá Zahnstochern reinkneten :P
Nun die entscheidende Frage: kann es sein, dass beim Brennen (gerade bei innenliegenden Hölzchen) das Werkstück zur "Handgranate" wird? Wenn ja, meint Ihr, dass es hilft, sozusagen mit dem Dremel kleine Belüftungslöcher bis zum Holzkern (max. 2 mm Durchmesser) zu bohren, damit evtl. entstehendes CO2 entweichen kann?

Für Antworten bin ich dankbar - also bis dann und Grüße an alle

Uwe
Regina
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Beitrag von Regina »

Hallo Uwe,
kannst du nicht deine Tonröllchen vor dem Montieren etwas trocknen lassen? Dadurch würden sie wesendlich stabiler. Oder du stützt die Tonröllchen nach dem Montieen mit einem Material, was du vor denm Brennen entfernen kannst. ( Zeitungspapier, Schaumstoff, Ton …)
Beachte aber bitte, dass der Ton beim Trocknen schwindet, deine Stützen eventuell rechtzeitig entfernen! Von Armierugsversuchen würde ich abraten.

Mit freundlichen Grüßen von der Ostseeküste
Regina

www.hobbytoepferei.de
Uwe
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Tonröllchen

Beitrag von Uwe »

Hallo Regia,
vielen Dank noch für die Antwort. Wie's nun mal so ist - die Holzstäbchen sind schon im Ton und die Teile schon gut angetrocknet :oops: Ausgerechnet bei einem Stück, an dem ich rund sieben Stunden aufgebaut habe.
Dann drück' mir bitte die Daumen, dass es auch so klappt.

Schöne Grüße aus dem (heute) verregneten Bayern an die Ostsee
Uwe
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Hi Uwe,

Also ich würde an deiner Stelle ganz auf Stützen oder ander unorthodoxen Hilfsmittel verzichten. Es ist zwar nicht so dass man immer nach allen Regeln der Kunst vorgehen muss, bzw. darf Jeder nach seiner Facon... aber solche Experimente bringen oft mehr Probleme und Nachteile als man denkt. Sind unterm Strich umständlicher als es den Anschein hat.

Tip 1. Rolle deine Röllchen auf sauberen saugfähigen Platten (was du gerade auftreiben kannst) und falte sie einmal, nimm sie doppelt und rolle sie wieder. Dann werden sie nach mehrmaliger Wiederholung fester.

Tip 2. Arbeite mit System und lass die ZEIT für dich arbeiten. Im Klartext heißt das zeitversetzt an mehreren Stücke arbeiten. Du beginnst ein Objekt, setzt zwei oder drei Röllchen. Stellst das dann beiseite und lässt es ein wenig antrocknen bis es fester wird. Dann fängst du ein zweites Teil an und eventuell ein drittes. Dann ist das erste bereits fester geworden und du kannst wieder ein oder zwei Röllchen draufsetzen - u.s.w. - u.s.w..... :wink:
Uwe
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Tonröllchen

Beitrag von Uwe »

Hi Abrasol,
vielen Dank für Deine Ausführungen. Ich glaube, daß ich es das nächste 'Mal so machen werde. Macht auch Sinn.

Tja - was soll ich nun mit dem bestehenden Teil machen? Es ist schon ziemlich gut angetrocknet. Ich glaube, ich werde diese Teile entfernen (zur Not via Dremel) :? und neue Streben ohne innere Verstärkungen bauen. Ist glaub' ich besser, als nach dem Schrühbrand rumzuflicken.

Gibt's irgend einen Spezialtipp, nachträglich so etwas "ranzuschlickern"? Habe von einer Kollegin gehört, dass Essigwasser 'ne gute Idee wäre - sie hat es aber noch nie ausprobiert.

Weißt Du, wie das funktioniert und wie das Mischungsverhältnis von Wasser und Essig sein soll?

Vielen Dank noch für die ausführlichen Tipps.

Gruß
Uwe
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Hi Uwe,

Wenn ich nicht wüsste dass du 7 Stunden dran gearbeitet hast, würde ich dir schlicht empfehlen es radikal zusammenzuhauen und zu recyclen...

Die Holzteile rausrdremeln und ausbessern... naja ich weiß nicht :?
Wenn der Ton noch einen gewissen Feuchtigkeitsgrad hat, dann würde ich eher etwas (mit feuchten Tüchern) aufweichen und rausschneiden. Es hängt ein bischen von Wandstärke und Grösse der Objekte ab. Im Prinzip macht man sowas nicht, weil's dann doch irgendwann reißt und bröckelt - und man am Ende zuviel Zeit und Nerven verliert.... und das Teil am Ende doch nicht retten kann.

Essigwassser? Hab einmal eine Nuss an ein Eichhörnchen mit Essigwasser "angeklebt" - auch das ist so 'ne "Flickschustermethode"... Sowas macht man höchstens mit einer sehr anspruchsvollen Skulptur, in der Tage, Wochen stecken und unglücklicherweise ein kleines Teilchen abbricht. Geht glaube ich auch nur wenn ein gewisser Feuchtigkeitsgrad enthalten ist. Es kommt glaube ich nicht so auf die Mischung von Essig/Wasser an. Kannst ja mal 50/50 probieren. Wichtiger ist wohl, dass du die Stellen um die "Flicknaht" feucht hällst, damit die Spannung beim Trocknen nicht zu gross an der Stelle wird, und es trotz Esig reisst. Es muss 'weiträumig' angefeuchtet werden und dann auch mit feuchtem Tuch und Plastikfolie abgedeckt werden.

Viel Glück :wink:
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Günter
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Beitrag von Günter »

also das mit dem essig ist ein bißchen besser als wasser, weil der ton in essig mehr quilt als in wasser, aber wirklich helfen tut es nicht, so meine erfahrung damit. was aber richtig gut ist: ton mit zuschlag von papierbrei (paperclay) oder synthetischen fasern (Polypropylen) zur armierung! erstklassige reperaturmasse!
Uwe
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Tonröllchen

Beitrag von Uwe »

Hallo Abrasol und Günter,
vielen Dank für die Tips. Ich bin jetzt wie folgt vorgegangen:
Als erstes habe ich die Tonröllchen via Dremel entfernt und anschließend die Stellen ebenfalls mit Dremel und Korundstein plangeschliffen (bei passender Drehzahl geht das erstaunlich gut).
Der nächste Schritt war, neue Tonröllchen (ohne Armierung :D) zu erstellen, diese über Nacht zu trocknen.
Dann habe ich die Stellen, an die angesetzt werden soll gut und weiträumig angefeuchtet und anschließend mit genügend feinem Schlicker bestrichen, die Teile angesetzt und darüber jeweils ein dünnes Tonplättchen verstrichen.

Dann drückt mir bitte die Daumen, dass das Teil gut über den Schrühbrand kommt.

Auf jeden Fall vielen Dank für Eure freundliche Unterstützung - find ich echt klasse.

Gruß an alle
Uwe
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

@Uwe,

Na dann drücke ich die Daumen mal, probieren geht meist (wenn auch nicht immer) über studieren.

Der Günter bringt tatsächlich ein gutes Argument mit Paperclay. Das könnte tatsächlich was für dich sein. Damit kann man tatsächlich etwas freizügiger und unorthodoxer umgehen. Es passt glaube ich auch ein wenig zu deinem "Arbeitsstil". Hört sich an als tüftelst- und experimentierst du ganz gerne mit besagten "unorthodoxen Methoden". Die Erfahrung mit Ton fehlt dir allerdings im Gegensatz zu anderen handwerklichen Tugenden :D Und es ist tatsächlich so, dass Ton auch einen gewissen "Umgangston" benötigt, - ganz anders als viele anderer Materialien. "Das und das" geht, - und "das und das" geht ganz einfach nicht. Das ist einfach so... und damit haben viele Leute am Anfang etwas Probleme.

Mir war Paperclay bis vor einer Woche fremd, aber mittlerweile habe ich ein paar Versuche gemacht und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus! Ich hatte nocht eine Anzahl selbstgemachter Silikongießformen für Resingüsse (Kunstharz). Ich dachte die kannst du nicht mehr gebrauchen, aber jetzt fülle ich sie mit Paperclay und die Resultate sind sehr gut.

Habe auch kurzerhand eine eigene Methode entwickelt um kleine Mengen in recht kurzer Zeit und ohne grossen Aufwand selbst herzustellen, die ich an dieser- oder anderer Stelle gerne weitergebe! :wink:
Uwe
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Tonröllchen

Beitrag von Uwe »

Hallo Leute,
Daumen drücken hat geholfen :wink: . Beim Schrühbrand hat es rein gar nix zerrissen und ich bin heilfroh darüber.
Vielen Dank für Eure Hilfe und bis bald

Uwe
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Na dann, gratuliere! :D


Würde allzugerne sehen was du da "gedrehmelt" hast... übrigens Schade schade dass hier nur selten (wenn überhaupt) Bilder eingestellt werden. :?
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