Tiere modellieren

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Lumai
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 10. Juni 2017, 20:22

Tiere modellieren

Beitrag von Lumai »

Hallo.
Ich hab da mal ne Frage. Ich möchte gern mal ein paar Tiere modellieren zb ein Pferd oder Drache... muss ich die auch hohl aufbauen oder können die aus einem Stück sein?
Danke.
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tiere modellieren

Beitrag von hille »

Das kommt auf die Größe an.
BrittaBohne

Re: Tiere modellieren

Beitrag von BrittaBohne »

Hallo,
ich modelliere sehr viele Tiere, diese sind fast immer hohl aufgebaut.
Bei einem Mäuschen z.B., welches auf einer Käseglocke (Größe einer Butterdose etwa) sitzt, arbeite ich massiv. Das ist aber das Maximum. Versuche einfach, mit einer passenden Schlinge auszuhöhlen. Wenn Dir dies nicht mehr gelingt, da die Plastik zu klein ist, dann lass sie massiv. Größere Figuren mittels Aufbautechnik von Anfang an hohl aufbauen.
Gutes Gelingen!
Lg, Britta :daumen:
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1023
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tiere modellieren

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Der Grund, weshalb Sachen die dicker als ca. 4 cm sind hohl sein sollten ist der, dass außer dem Anmachwasser im Ton und der Luftfeuchtigkeit im Raum, auch bei ganz trockenen Sachen noch das so genannte Kristallwasser in den Ton-Molekülen enthalten ist. Dieses muss beim Brand langsam entweichen können (was wiederum der Grund für das langsame Aufheizen beim Schrühbrand ist)
Wenn nun ein Gegenstand so dick ist, dass das Wasser aus der Mitte einen zu langen Weg nach außen hat, wird beim Erhitzen der Dampfdruck in den winzigen Hohlräumen so stark, dass er den Gegenstand in lauter kleine Splitter sprengt.

Bei hühnereigroßen Figuren genügt es, von unten z.B. mit einem Pinselstiel, ein Loch hinein zu drücken, bei faustgroßen entsprechend mehrere Löcher. Achtung! Nicht erst die Löcher rein machen und dann weiter modellieren, weil sonst Gefahr besteht, dass man die entstandenen Luftkanäle wieder zu drückt und geschlossene Hohlräume zurückbleiben! Also ganz am Schluss die Löcher machen. Man kann auch den Gegenstand etwas antrocknen lassen, damit er sich nicht mehr verformt wenn man ihn in die Hand nimmt, und dann mit einer Abdrehschlinge, die man wie einen Schraubenzieher in den Ton hinein dreht, ein größeres Loch machen.

Es muss aber nicht die ganze Figur ausgehöhlt werden, sondern nur die dickeren Teile, z.B. Bei einem Pferd je nach Größe nur den Körper und den Hals, aber nicht die Beine, wenn diese nicht dicker sind als ca. 4 cm. im Durchmesser.

Größere Figuren auf zu bauen kann recht kompliziert werden. Man kann sie stattdessen in ihrer Grundform vor modellieren, und bevor man mit den Einzelheiten beginnt, mit dem Schneidedraht vertikal aufschneiden, aushöhlen und wieder zusammenfügen.
(Man verbraucht dabei mehr Ton als wenn man aufbaut)
Dazu den Draht hinlegen, die Figur drauf stellen und gespannt nach oben durchziehen. Aushöhlen kann man sehr gut mit einer Abdrehschlinge. Die Wände brauchen nicht dünner als 3 cm zu werden. Achtung beim Aushöhlen in die Tiefe! Dabei immer mit einer Hand von außen kontrollieren. Dann erst nach dem Aushöhlen und wieder zusammenfügen die Einzelheiten anbringen.
An der Stelle wo z.B. ein Arm oder Bein angebracht wird das ausgehöhlt werden muss, macht man erst ein Loch zum Innenraum des Körpers hin. Der Körper muss selbstverständlich nach unten auch ein Loch haben. Die Luft darf nicht eingeschlossen sein.

Beine bringt man am Besten "kopfüber" an, sonst knicken sie vom Gewicht des Körpers ein. Dazu baut man aus Resteton ein passendes "Bett", auf dem die Figur mit dem Rücken aufliegt. Dann Beine ran kleben und mit einem Brettchen oder ähnlichem, das man oben drauf legt, die Beinlänge angleichen. Stützen immer aus dem gleichen Ton machen. Resteton eignet sich prima dazu. Z.B. das was man beim Aushöhlen herausgeholt hat. Er schwindet beim Trocknen mit. Damit die Stütze nicht an der Figur kleben bleibt, kann man ein kleines Stück Papier dazwischen legen. Z.B. bei einem abstehenden Arm:
Man nimmt ein längliches Stück Ton das ungefähr unter den Arm passt, legt ein Papierchen drauf, stellt es unter den Arm und quetscht die Stütze. Dadurch wächst sie nach oben und passt sich in der Größe genau an. Falls man vor hat eine höhere Temperatur zu brennen, die den Beispiel-Arm sinken lassen würde und die Stütze keine Luft enthält, kann man diese auch im Brand verwenden.

Viel Spaß!
Maria
Suha
Beiträge: 6
Registriert: Donnerstag 15. Oktober 2015, 14:01

Re: Tiere modellieren

Beitrag von Suha »

Vielen Dank Maria für deine ausführliche Antwort, die auch mir sehr geholfen hat, auch wenn ich diese Frage nicht gestellt habe. Ich habe ebenfalls ein Pferdeskulptur gefertigt, (30cm) die ich genauso wie du beschrieben auch ausgehöhlt habe.Der Körper ist also hohl, ebenfalls die Oberschenkel...aber dann die Unterschenkel, da wurde es problematisch bis unmöglich. Zum Glück haben sie nur einen Durchmesser von 2 cm. Deine Antwort hat mich bezüglich dieser Problematik etwas beruhigt.
Es stellt sich für mich aber noch die Problematik des trocknens. Ich habe das Pferd seit dem 20.7 getrocknet. Um Trocknungsrisse zu vemeiden zunächst ein paar Tage unter Folie dann jetzt ca 10 Tage offen. Das Pferd kann nicht stehen (es ist Teil einer größeren Skulptur die als Stele gebaut wird) daher habe ich es auf der Stütze trocknen lassen, die ich beim Aufbau gefertigt habe. die letzten Tage würde ich es gern liegend auf einem Rost im Heizungskeller trocknen lassen, da hier die Luft wärmer und trockener ist. Die Wandungs ist ca 1,3cm dick muss ich befürchten, dass es im Liegen brechen könnte? Im Schrühbrand (langsam hochfahren 60 Grad/Std bis 600 Grad dann 4 Std bis 900 Grad) würde ich es liegend im Sandbett brennen für den Rakubrand arbeite ich eine Stütze aus Feuerleichtsteinen nach, modell ist hier die Arbeitsstütze aus Lehm, die aber massiv ist und daher nicht mitgebrannt werden kann.
Das Pferd ist aus 40%schamottiertem Raku Ton gefertigt.
Ist das nun ein guter Plan oder habe ich etwas übersehen?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
liebe Grüße aus Telgte

Suha
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tiere modellieren

Beitrag von hille »

Der gefährlichste Punkt ist der Rakubrand. Um alles andere würde ich mich nicht besonders sorgen, vor allem, weil du mit starkschamottiertem Ton gearbeitet hast. Aber zwischen den dünnen Beinen und dem Pferdekörper ist beim Rausholen aus dem Ofen natürlich schnell eine große Temperaturdifferenz, da hilft wohl nur Daumendrücken, dass alles gut geht.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1023
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tiere modellieren

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Wenn es keinen besonderen Grund gibt, braucht man bei Figuren nicht so dünne Wände zu machen.
Du sagtest, es seien nur 1,3 cm, das ist wirklich wenig. Schon 2 cm würden eine weit aus größere
Stabilität bringen und der Sache an sich nicht schaden. Du willst ja sicher nicht, dass das fertige
Pferd dann bei jeder leichten Berührung umfallen könnte. Da ist ein Wenig Gewicht ganz nützlich.

Man kann das Pferd sicherlich seitlich hinlegen, nimm einfach etwas weiches darunter, ein Stück
Schaumstoff oder noch besser einen alten Pullover zusammengefaltet, da kommt noch mehr Luft
durch.

Vorsicht mit den Stützen die du zum Brennen verwendest! Sie sollten aus dem gleichen Material
sein wie die Figur, denn diese schwindet im Brand, und wenn die Stütze nicht gleichermaßen
mitschwindet weil sie aus etwas anderem gebaut ist, könnte es Belastungsprobleme und Risse
in der Figur geben.

Mit Raku habe ich leider gar keine Erfahrung. Ich habe mal aber Figuren von jemandem
gesehen, der sie absichtlich zerbrochen hat, um die im Rakubrand zwangsläufig unterschiedlich
gefärbten Scherben wieder zusammen zu setzen. Das sah sehr "altertümlich" und interessant aus.
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