sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Andreas33
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Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Andreas33 »

ich habe schon öfters große Gefäße aufgebaut, bis 60 cm hoch. Lieder konnte ich es nie vollständig vermeiden, dass nach dem Brand noch Nähte sichtbar sind. Manchmal sind sie nur minimal, aber sie sind zu sehen.
Ich habe meine Gefäße mit Tonstreifen aufgebaut und diese mit Schlicker verbunden. Um sie noch gleichmäßiger und runder zu bekommen, habe ich die Gefäße manchmal noch auf der Drehscheibe nachbearbeitet.

Kann ich solche Nähte irgendwie vermeiden?
Migla
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Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Migla »

Hallo, Nähte sollten auch beim Aufbauen nicht mehr vorhanden sein, wenn die Wandung gut durchgearbeitet wurde. Ich nehme mal an, du rollst die Masse auf dem Tisch zu „Würsteln“oder Strängen, die du dann aufeinander legst, nachdem du die Stellen, an denen sich die Stränge berühren mit einer Gabel aufgerauht und eingeschlickert hast. Diese Technik birgt ziemlich viele Fehlerquellen bzw. Nachteile. Nähte können entstehen durch ungleichmäßiges Andrücken der Würste, ungleichmäßigen Schlickerauftrag, zu nassen Schlicker, der mehr trennt als verbindet, ungleichmäßige Schwindung durch unterschiedlichen Wassergehalt von Masse und Schlicker. Außerdem müssen die bei dieser Art des Aufbauens unvermeidlichen Fugen sehr gründlich ohne Lufteinschlüsse, am Besten von oben nach unten und dann quer, verstrichen werden, so dass die Wand, wenn man sie senkrecht aufschneidet, wie aus einem Stück Masse gemacht aussieht, also an der Schnittfläche nicht mehr zu erkennen ist, wie sie entstanden ist. Einfacher, sicherer und sehr viel schneller geht es mit der Technik des Wulstens, bei der die Stränge in der gewünschten Wandstärke nicht aufeinander, sondern hintereinander gelegt werden, immer direkt unter dem Rand, und dann mit Daumen und Fingern beider Hände durch deren Zusammendrücken in die Höhe getrieben werden. Durch den Druck wird schon die Form bestimmt. So entsteht sehr schnell eine homogene blasenfreie Wandung beliebiger gleichmäßiger Stärke, an der viel weniger nachzuarbeiten ist als bei allen anderen Techniken, außer dem Drehen. So hergestellte Objekte lassen sich in feuchtem Zustand auch sehr gut auf der Scheibe nachdrehen.
Gruß migla
Andreas33
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Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Andreas33 »

Die Verbindung der Tonstreifen mit Schlicker habe ich so in der Art gemacht, wie Du beschrieben hast, das müsste so passen.
Die Verbindung von zwei Teilen eines Gefäßes, das gedreht wurde (ich meine 2 gedrehte Teile zu einem Gefäß zusammensetzen), müsste dann ja auch nicht ohne Naht funktionieren. Ich habe das zwar noch nie praktiziert, aber wollte es mal probieren.

Die Technik des Wulstens fand ich immer umständlicher und langwieriger und habe sie eigentlich nie richtig praktiziert, außer einem kleinen Test. Aber das ist mir klar, dass dann keine Nähte entstehen, weil ja kein Schlicker verwendet wird, höchstens etwas am Rand angefeuchtet.

Vielleicht müsste ich das dann einfach mehr probieren und üben, vielleicht geht es irgendwann genauso gut.
Migla
Beiträge: 434
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Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Migla »

Zur guten Verbindung gehört nicht nur der Schlicker, sondern auch ordentlicher Druck. Das Wulsten ist die mit Abstand schnellste Methode unter der Aufbautechniken. Schneller geht nur Drehen.
Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Andreas33 »

Beim Durchlesen von alten Beiträgen ist mir die Idee gekommen:
Vielleicht funktioniert es, damit ich in Zukunft keine Nähte mehr bekomme, wenn ich das ganze Teil nach einer längeren Ruhezeit noch einmal abdrehe. ... ich meine jetzt meine alte Aufbau-Methode mit Tonstreifen und Schlicker ............ich bin noch nicht so ganz bereit mich von meiner alten Methode zu verabschieden :? .
Ono
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Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Ono »

Das müsste eigentlich gehen.
Wenn deine "Nähte" nicht im Ton selbst drin sind...
Vermute ich aber nicht, wenn du dick geschlickert hast.
Kriegst du halt je nach Schamotte eine rauhe Oberfläche vom Abdrehen, die dann wieder sehr mühsam zu glätten wäre, wenn du die nicht willst.
So oder so finde ich es ja eigentlich ganz schön, wenn man den handwerklichen Herstellungsprozess auch sieht und würde mir persönlich nicht so viel extra Mühe damit machen.
Migla
Beiträge: 434
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Re: sichtbare Nähte bei aufgebauten Gefäßen?

Beitrag von Migla »

Andreas33 hat geschrieben: Dienstag 24. Juli 2018, 18:03 Beim Durchlesen von alten Beiträgen ist mir die Idee gekommen:
Vielleicht funktioniert es, damit ich in Zukunft keine Nähte mehr bekomme, wenn ich das ganze Teil nach einer längeren Ruhezeit noch einmal abdrehe. ... ich meine jetzt meine alte Aufbau-Methode mit Tonstreifen und Schlicker ............ich bin noch nicht so ganz bereit mich von meiner alten Methode zu verabschieden :? .
Wenn Du im weichen Zustand auf der Scheibe nachdrehst, nicht abdrehst!,mit Drehschienen in verschiedenen Härtegraden, bekommst Du auch bei stärker schamottierten Massen eine glatte Oberfläche, und kannst so auch noch die Form evtl. korrigieren. Außerdem werden dabei Aufbaufehler deutlich sichtbar. Zum Abschluss dann mit der dünnen biegsamen Metallschiene und Leder glätten. Mit Abdrehen würde die Oberfläche sehr stark aufgerissen.
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