Schlicker einfärben?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Jasmina
Beiträge: 2
Registriert: Sonntag 5. Mai 2019, 00:15

Schlicker einfärben?

Beitrag von Jasmina »

Hallo liebe Kalkspatzen,

ich heiße Jasmina und bin neu hier im Forum und auch neu beim Ton angekommen.
Ich habe einen wahnsinnig stressigen Job und mir als Ausgleich Ende letzten Jahres eine Drehscheibe und einen kleinen Ofen gegönnt.
Das neue Hobby macht mir sehr viel Spaß und die ersten noch leicht windschiefen Tassen „zieren“ auch schon den Küchenschrank.

Meine Keramik habe ich bisher immer mit Duncan Unterglasurfarben bemalt und dann klar glasiert.
In einem YouTube Video habe ich gesehen, was für wunderschöne Sachen man mit Schlicker machen kann.
Da würde Schlicker bunt gefärbt und dann teilweise weggekratzt.
Das würde ich sehr gerne mal probieren - doch wie färbt man den Schlicker ein? Kann ich einfach meine Unterglasurfarben dazu mischen oder braucht man dafür besondere Farben?

Vielen lieben Dank für eure Hilfe!

Jasmina
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schlicker einfärben?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Jasmina,

diesen Schlicker nennt man auch Engobe.

Falls du sowieso schon weißen, unschamottierten Ton verwendest, kannst du Reststücke davon klein zupfen und durchtrocknen lassen, oder falls größere Stücke schon trocken sind, mit dem Hammer zerklopfen, das geht ganz leicht, wenn der Ton ganz trocken ist. Falls er sich nicht zerklopfen lässt ist er noch nicht ganz durchgetrocknet.

Diese erbsen- bis walnussgroßen Brösel bedeckst du dann mit Wasser und lässt sie stehen, ohne darin herum zu rühren, sonst bilden sich schreckliche Klumpen. Das Wasser zieht in die winzigen Hohlräume des trockenen Tones und sprengt die Lagestruktur der mineralischen Tonteilchen, dadurch fallen die Tonstückchen in sich zusammen, wie wenn man eine Aspirintablette in Wasser auflöst.
Je nach dem wie dick die Stücke sind, dauert es kürzer oder länger bis sie ganz zerfallen. Erst dann, das ist spätestens am nächsten Tag, kann man darin herumrühren, ohne das Klumpen dazwischen sind. Dann hat man einen prima Schlicker, dessen Ausdehnungskoeffizient wunderbar zu deinen Töpfen passt, da er ja aus der gleichen Masse besteht wie der Gefäßkörper.

In diesen Schlicker kannst du keramische Farbkörper einmischen.
Am besten geht das, wenn du die Farbkörper (das ist ein Pulver) mit ganz wenig Wasser anmischt und flüssig unter den Schlicker rührst. 5 bis 10 % Gewichtsanteile an Farbkörpern wirst du schon brauchen. Dazu musst du den Ton vor dem Einsumpfen abwiegen, so lange er noch trocken ist. Vielleicht tut es Anfangs eine Briefwaage. Ich empfehle dir eine Versuchsreihe auf kleinen Tonplatten an zu legen und ein Notizbuch dazu, in dem du später nachschauen kannst wie die einzelnen Farben gemischt wurden. Du kannst die Farbkörper miteinander mischen und eigene Farbnuancen herstellen. Die endgültige Farbe entwickelt sich erst im Brand und hängt von der Temperatur ab die du wählst und der Glasur die darüber liegt.

Man kann Engoben auch mit Metalloxiden herstellen, dazu braucht man weniger Gewichtsanteile, je nach Oxid 2 bis 5 %, dafür sind Oxide gesundheitlich bedenklicher, falls man sie einatmet, GENERELL ALLE KERAMISCHEN ROHSTOFFE IN PULVERFORM!
Welches Oxid welche Farbe ergibt kannst du in der Fachliteratur nachlesen.
Grob gesagt kann man sich das z.B. so vorstellen:
Eisenoxid = Rost, ergibt Honiggelbe bis Rotbraune Farben, je nach Zugabe
Kupferoxid = Grünspan, ergibt grüne bis schwarze Farbtöne, je nach Zugabe

Da Engoben aus Ton gemacht werden, schwinden (ziehen sich zusammen) beim Trocknen und beim Brennen. Deshalb kann man sie meist nur auf Oberflächen aufbringen, die mit-schwinden, am Besten auf noch nicht ganz trockenen, so genannten lederharten Ton, so dass Gefäß und Oberfläche gemeinsam schwinden können. Andernfalls platzt die Engobeschicht möglicherweise wieder vom Gefäß ab.
Beim Engobieren nimmt das Gefäß noch mal Wasser auf und wird je nach Wandstärke noch mal recht weich.

Engoben aus ziegelrot brennendem Ton bekommen keine leuchtenden Farben, da der ziegelrote Farbton alle anderen Farben stark eintrübt.
Man kann aber Engoben aus weißem Tonschlicker auf rotem Ton aufbringen, so fern er ähnlich stark schwindet.
Je nach Dicke der Schickt schaut der rote Ton noch durch das weiß durch, was eventuell einen schönen Effekt ergibt.
Und man kann auch weißes Tonmehl kaufen, dadurch spart man sich das Zerkleinern zum selbst Ansetzen, aber das Tonmehl gibt es meist nur in größeren Mengen.

Schönen Gruß
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Schlicker einfärben?

Beitrag von carboncookie »

Schlicker färbt man am besten mit Farbkörpern oder verschiedenen Oxiden (zb Kobaltoxid) ein. Im Internet oder diversen Fachbüchern findest du viele Rezepturvorschläge. Hier ein Beitrag dazu aus dem Forum: viewtopic.php?t=1226

Für den Anfang würde ich dir aber dazu raten, einfach farbige Engoben zu kaufen. So bekommst du gleich satte Farben und kannst dich ein wenig in die Materie einarbeiten, ohne dich zuerst durch viele Rezepte durchtesten zu müssen.


Edit: Maria ist mir mit ihrem ausführlichen Beitrag zuvorgekommen. :D
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schlicker einfärben?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ha ha, liebes carboncookie!

das kommt, weil ich vor meinem Coming-Out als Töpferin zuerst als Tippse im Büro gearbeitet habe und deshalb rasend schnell elendlange Beiträge in die Tastatur hauen kann!

Ohne Spaß: Ich erinnere noch so gut, wie man sich am Anfang mit so lästigen Problemen wie Klumpen oder Abplatzern und ähnlichem plagen musste, weil keiner da war der es einem gesagt hat (bei mir) und deshalb habe ich die Motivation auch diese kleinen Details an Leute die Anfangen weiter zu geben. Kost ja nix.

Schönen Gruß
Maria
Jasmina
Beiträge: 2
Registriert: Sonntag 5. Mai 2019, 00:15

Re: Schlicker einfärben?

Beitrag von Jasmina »

Liebe Maria, liebe carboncookie,

habt tausend dank für die vielen tollen Ratschläge!
Damit habt Ihr mir mindestens einen Fehlschlag erspart.
Auch wenn das vielleicht noch nichts für Anfänger ist,
Werde ich das mit den Farbkörpern mal ausprobieren. Mir machen solche Testreihen eigentlich viel Spaß, und wahrscheinlich lerne ich auch noch was dabei und bekomme etwas Übung.
Ich habe zudem eine recht hohe Frust-Toleranz, was sowas anbetrifft :-)

Mein Ton ist sowieso sehr weiß und weißen Schlicker habe ich auch, fehlen nur noch die Farbkörper.
Keramik Kraft verkauft sowas, habe es gerade im Online Shop gefunden.
An Oxide traue ich mich noch nicht heran... ich bin eh ein ziemlicher Schussel. Da übe ich vorher noch etwas mit den ungefährlicheren Sachen :-)

Einige Bücher habe ich mir auch schon bestellt - die gibt es leider, wie ich herausgefunden habe, in solcher und solcher Qualität...
Ich wurschtle mich da einfach etwas durch, bin leider eh autodidaktisch veranlagt, aus den eigenen Fehlern lerne ich am Nachhaltigsten :)

Bin schon sehr gespannt wie mein erster Versuch aussehen wird!

Vielen vielen Dank für eure Zeit und Hilfe!

Liebe Grüße,
Jasmina
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Schlicker einfärben?

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Jasmina,
auch ich lasse meinen getrockneten Ton 1 Nacht sumpfen. Allerdings rühre ich dann am nächsten Tag ( abhängig von der Menge ) den gesumpten Brei mit einem Stabmixer auf, und dann siebe ich den Schlicker durch ein 900 erter Sieb durch, damit ich auch die Engobe mit einem Malball auftragen kann. Wennich das nicht tue, verstopfen mir sofort die Spitzen.
Gruß Ursula
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