undicht nach dem Glattbrand

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
Nikola
Beiträge: 12
Registriert: Samstag 14. Dezember 2019, 21:02

undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Nikola »

Liebe Kalkspatzen,
ich bin Hobbytöpferin und habe einen alten Ofen. Schon immer hatte ich das Problem, dass die meisten Stücke nach dem Glattbrand nicht richtig dicht waren. Ich bin froh, dieses Forum hier entdeckt zu haben und möchte nun fragen, was ich wohl falsch mache. Oder liegt es ganz einfach an dem alten Ofen?

Zum Beispiel der letzte Brand:
Die Massen hatten einen Brennbereich von 1000-1300 °C, bzw. 1100-1280°C,
geschrüht habe ich bei 900°C,
die Glasuren (von Botz) hatten einen Brennbereich von 1020-1060°C, bzw. 1000-1100°C,
Glattbrand bei 1060°C, eine Stunde Haltezeit.

Ich habe gelesen, dass eine längere Haltezeit, die Dichtigkeit erhöht. Soll ich alles nochmal brennen und die Haltezeit verlängern?
Oder habt Ihr noch andere Tips, was ich nachträglich tun kann bzw. in Zukunft besser machen kann?

Vielen Dank im Voraus!

Nikola
Regina
Beiträge: 139
Registriert: Freitag 18. Februar 2005, 07:53
Wohnort: bei Rostock
Kontaktdaten:

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Regina »

Bei 1060°C ist auch kein dicht brennen zu erwarten.
Du kannst schwarzen Tee oder reiswasser oder Milch in den Gefäßen stehen lassen, dann werden sie allmählich dicht.
Es gibt im Fachhandel auch Dichtungsmittel zu kaufen.
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Holzkopf »

Haarrisse in der Glasur sind oft die Ursache von Undichtigkeiten. Die führen dann dazu dass der Boden des Gefäßes feucht wird. Das kommt von der unterschiedlichen Ausdehnung von Ton und Glasur. Bei einem dicht gebrannten Scherben fällt das nicht auf, der ist ja von sich aus dicht. Bei mir hatten vor allem klare Glasuren dieses Problem. Ich hatte verschiedene probiert, konnte aber solche Ausfälle durch Undichtigkeit nie ganz vermeiden. Brennt man nicht so hoch kann man das Risiko reduzieren wenn man die Glasur sehr dünn aufträgt. Was sehr gut funktioniert ist auch eine Sinterengobe. Die besteht zu einem großen Teil aus Ton und hat bei mir noch nie Haarrisse bekommen. Die dichtet auch ab, hat allerdings so niedrig gebrannt eine matte Oberfläche. Da kann man ganz dünn eine Schicht klare Glasur drüber machen. Sinterengoben sind nicht teuer und sie verlaufen auch nicht. Man kann damit also auch Muster mit scharfen Rändern machen
Nikola
Beiträge: 12
Registriert: Samstag 14. Dezember 2019, 21:02

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Nikola »

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten!

Leibe Grüße ! Nikola
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Holzkopf »

Um bereits gerissene Glasur dicht zu bekommen habe ich auch schon mal Leinöl genommen. Das härtet ja aus. Wenn das Gefäß richtig trocken ist (nicht nur oberflächlich sondern auch der Ton selbst) einfach dünn einreiben und gründlich auswischen. Dann eine Woche stehen lassen und es müsste dicht sein, sofern nicht neue Risse hinzu kommen.

P. S. Ich finde eine Stunde Haltezeit übertrieben.
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, nicht die Glasur erfüllt den Zweck des Dicht werdes. Es ist immer der Scherben der Dicht gebrannt sein soll. Die Tonminealteilchen rücken im Brand zusammen und beginnen in eine Schmelzphase über zu gehen. Das ist das Schmelzintervall. Es gibt Massen, die ein sehr kurzes Schmelzintervall haben, diese kann man gar nicht Dicht brennen, die würden mit Beginn des Schmelzintervalls zusammensacken.
Am Besten lasst ihr euch beim Händler ein Datenblatt geben, ab wann die Masse Dicht brennt. Wenn ich eine Steinzeugmasse bei 1040°C brenne wird mein Gefäß nicht dicht. Also der Niedrigband ist keine gute Wahl um dichte Keramik herzustellen. Selbst wenn sie zunächst dicht ist, ist es meistens durch die Glasur Anfangs möglich. Allerdings entstehen oft erst später Haarrisse in der Glasur ( Spannungen zwischen Masse und Scherben sind entstanden ) , wodurch ein Scherben auch noch nach Wochen oder Monaten undicht werden kann. Mit Dichtmittel zu Arbeiten geht natürlich nur bei Keramiken, die nicht für Lebensmittel benutzt werden. Man kann Milch im Gefäß sauer werden lassen, dass soll die Poren schließen, habe ich in der Berufschule gelernt.....
Gruß Ursula
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Holzkopf »

Es ist ein Unterschied ob ich sage "Der Ton ist dicht" oder "das Gefäß ist dicht".
Ein glasiertes Gerfäß kann dicht sein obwohl es der Ton nicht ist. Niedrig gebrannte Keramik kann durch eine Glasur dauerhaft dicht werden. Ich habe hier Teller, Becher, Krüge und Tassen, die nur bei 1060°C gebrannt wurden und dicht sind. Die Standfläche ist porös, aber sie wird nicht feucht. Abgesehen von den Gefäßen die innen mit Sinterengobe beschichtet sind haben die alle gemeinsam dass sie innen sehr dünn glasiert sind. Ich habe auch schon etwas von dem Ton den ioch zum drehen benutze mit klarer Glasur gemischt und so eine Art eigene Sinterengobe hergestellt, nur mit höherem Glasanteil, so dass die Oberfläche seidenmatt war. Blieb bisher auch dicht.
Will man auf Nummer sicher gehen, brennt man einfach dicht. Es gibt dunklen Ton, der bereits ab 1080°C dicht brennt. Das machen auch die meisten Glasuren für Niedrigbrand mit. Eine weitere Möglichkeit ist Glasmehl (Sintermehl), das mit dem Ton vermischt wird und ein frühes Sintern der Masse bewirkt.
Es gibt also schon Mittel und Wege abseits von sauerer Milch, aber mittlerweile brenne ich einfach dicht, was dicht sein soll.
Nikola
Beiträge: 12
Registriert: Samstag 14. Dezember 2019, 21:02

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Nikola »

Liebe Kalkspatzen,

nochmal vielen Dank für die Antworten.
Was haltet Ihr von der Idee, die Haltezeit zu verlängern, um eine bessere Dichtigkeit zu bekommen? Das hatte ich irgendwo gelesen.

Viele Grüße! Nikola
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Holzkopf »

Dicht wird das so nicht. Du musst schon hoch genug brennen dass der Ton sintert. Großartige Haltezeiten brauchst du höchstens bei extrem dickwandingen Stücken, da der Ofen ja eh nicht so schnell abkühlt. Ich brenne ganz ohne Haltezeit und hatte nie Probleme den Ton dicht zu bekommen.Allerdings brenne ich meinen roten unschamottierten Ton bei 1180°C, dicht ist er ab 1150°C. Der dunkelbraune ist ab 1080°C dicht, dem gebe ich 1100°C.
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
Kontaktdaten:

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von leckerpott »

Welchen Ton verwendest du denn? Meistens kann man nachgucken, bei welcher Temperatur der Ton sintert.

Das Erhöhen der Haltezeit bewirkt meiner Meinung nach nur, dass die eingestellte Temperatur aufjedenfall erreicht wird. Wenn die Temperatur prinzipiell zu niedrig ist, erhöht das die Dichtigkeit des Tons nicht. Man kann z.B. auch die Haltezeit erhöhen, wenn eine Glasur nicht vernünftig ausschmilzt, damit mehr Zeit vorhanden ist, wenn z.B die Glasur dick aufgetragen ist. Ich halte meine Haltezeit ziemlich kurz, da ich bisher keine Probleme habe und ich die Energie nicht unnötig aufwenden will.
https://leckerpott.de
Nikola
Beiträge: 12
Registriert: Samstag 14. Dezember 2019, 21:02

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Nikola »

Vielen, vielen Dank für alle Antworten!!!!
:D Nikola
Benutzeravatar
Sabixel
Beiträge: 30
Registriert: Freitag 28. Januar 2022, 18:19

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Sabixel »

Hallo Leute,
ich habe ein ähnliches Problem (auch Anfängerin) und obwohl ich nun fast alles was ich zum Thema "undichte Gefäße dicht bekommen" hier im Forum gelesen habe, bleiben Fragen offen :)

Leider wurden die Sintertemperatur meiner Drehmassen (WM2520 = 1230°, WMS2502 = 1270°) beim Glasurbrand unterschritten.
Ich möchte die Teile an Familie/Freunde verschenken (Esspresso-/Tassen, Becher und Müslischalen, Teller). Sie sind mit Engobe (leider keine Sinterengobe - sowas kannte ich seinerzeit gar nicht) angemalt und mit Lebensmittelglasur transparent glasiert. Ich habe sie getestet (Zeitungspapier) alle undicht :-(..es bildet sich sehr schnell Feuchtigkeit unter dem Boden.

Hat jemand nen Tipp, wie ich die nachträglich dauerhaft als Essgeschirr dicht bekomme? Oder meint ihr, der SEHR charmante - und so nachhaltige! - Reiswasser Trick does the job? Hab schon nen Topf aufgesetzt.

Milch wäre dann mein nächster Versuch - muss ich erst kaufen.

Ich hab neuerdings auch einen Ofen, bin da aber noch nicht so firm...ich hab gehört man könne glasierte Gefäße auch "nachbrennen", nur denke ich, dass die Botz Engobe (die soll nur bis 1100 gehen) das nicht aushält wenn ich nun versuche die Sintertemperatur nachzuholen (1270). Oder geht das? Falls ja wie gehe ich bei sonem Nachbrand dann vor? Brennkurve?

Mir wurde auch gesagt, Glasur könne im Ofen bei zuviel Hitze anfangen zu "kochen" und dann evtl. spritzen und so Heizwendeln beschädigen. Gilt das auch für Engobe oder zerstört es nur die Farbe? Verbrennt quasi und alles würde braun? Und was macht die Transparete Glasur die drüber ist?
Wäre nicht ganz so schlimm solange man die Teile dann benutzen kann. Es sind zuviele zum Wegschmeißen!
Bin sehr dankbar für nen Hinweis..dieses Forum ist für mich gerade der Renner!
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von hille »

Hallo, also wenn ich dich richtig interpretiere, dann war der Brand wohl bei ca. 1050°C, ja? Sowohl die verwendete Engobe als auch die Glasur sind auf diese Temperatur abgestimmt, die kannst du jetzt nicht einfach nochmal bei 1250° brennen. Ja, bei zu hoher Temperatur verschwinden Farben, kochen Glasuren auf, laufen ab... Lass die Sachen, wie sie sind, sonst kannst du sie erst recht wegwerfen. Es ist auch gar nicht tragisch, entweder versuchst du die Abdichttricks, oder die Sachen werden sich beim Gebrauch sowieso abdichten. Es lässt normalerweise auch keiner ein Schälchen voll Müsli ein paar Stunden irgendwo stehen. Es ist halt nicht wie hochgebranntes Steinzeug, aber das heißt ja nicht, dass man es nicht benutzen kann.

Und wenn du nun sogar einen eigenen Ofen hast, dann investiere noch einige Zeit darein, dir theoretisches Wissen anzueignen. Ist halt doch nicht ganz so easy mit der Keramik. Wenn du Stücke wegschmeißen musst, ist das schon nicht schön, wenn du dir den Ofen versaust, ist das noch viel unschöner.
Benutzeravatar
Sabixel
Beiträge: 30
Registriert: Freitag 28. Januar 2022, 18:19

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Sabixel »

Danke Hille, das hat mir geholfen ich werde die Stücke so belassen. lg
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: undicht nach dem Glattbrand

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Sabixel, meine Erfahrung ist, dass im 2. Glasurbrand die Keramiken zu 50 % kaputt gehen.
Besonders bei Tellern.
Was das dicht Brennen angeht, niedrig brennende Massen haben in der Regel nur ein kurzes Zeitintervall in dem sie dicht brennen ( der Kegelfallpunkt gibt darüber Auskunft ). Heißt: wenn die Masse z.B. bis 1200°C brennbar ist, brennen sie erst ab ca. 1180C dicht. Diesen Punkt beim Brennen im ganzen Ofen genau zu erreichen, ohne Keramiken zu überfeuern ist schwierig. Nun kannst Du Dich fragen, warum verwenden denn Keramiker dann niedrig brennende Massen? Weil sie in dem Nierigbrand oft farbiger arbeiten können und vielleicht auch keine Vasen herstellen wollen.
Gruß Ursula
Antworten