Tortenplatte auf Fuß bei 1220 Grad

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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pottbacker2016
Beiträge: 1
Registriert: Sonntag 14. April 2019, 09:07

Tortenplatte auf Fuß bei 1220 Grad

Beitrag von pottbacker2016 »

Hallo,
ich möchte eine Tortenplatte mit Fuß töpfern.
Folgendermaßen habe ich mir das vorgestellt:
- Platte und Fuß getrennt herstellen, Platte mit „Beschwerungssäckchen“ langsam trocknen lassen (reichen zwei Wochen?)
- getrennt in den Schrühbrand
- mit unterglasurfarben bemalen und transparent glasieren
- Zusammengesetzt mit fünf „aufgebockten“ Dreizacken zur Unterstützung der Platte bei 1220 Grad brennen.

Meine Befürchtung ist, dass sich die Platte verziehen wird. Was meint ihr? Habt ihr ggf Tipps, wie es besser funktionieren wird?

Liebe Grüße,
Gabi
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tortenplatte auf Fuß bei 1220 Grad

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Gaby,
Wie immer wenn man etwas Neues herstellen möchte, könnte es gut passieren dass es beim ersten Mal nicht klappt. Ob die Platte sich verzieht hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel von der Größe des Fußes, von der Dicke der Platte, vom Ton den du verwendest, und selbstverständlich von der Brenntemperatur, dabei sind 1220 Grad schon genug, damit sich auch bei Steinzeug eine horizontale frei schwebende Fahne verzieht. Es sei denn, der Fuß ist so breit, dass die Fahne ihr Gewicht selbst tragen kann. Dafür wird sich die Platte bei der Größe einer Torte vielleicht in der Mitte absenken, dagegen braucht es dann einen zweiten Fuß innen oder ein entsprechendes Teil das man nicht verbindet, nur drunter stellt. Natürlich ohne Glasur an der Stelle.Bei einem schmalen Fuß wird es recht schwierig. Man könnte aber ebenfalls einen entsprechend großen Ring machen, den man mit brennt Und dann weg wirft. Die Unterseite der Fahne darf dann nicht glasiert sein.

Wie lange ein Stück trocknen muss bevor man es schrühen kann, hängt nicht von der Zeit ab, sondern von der Feuchtigkeit der Raumatmosphäre in der es steht. Wenn es diese zwei von dir genannten Wochen durch regnet ( schön wärs ja...) Und die Platte oder der Fuß entsprechend dick ist, könnte es sein das die Luft so feucht ist, dass es noch nicht genug getrocknet ist. Es muss sich trocken anfühlen und am besten spürt man das an der Wange. Wenn du unsicher bist kannst du die Wange auf die Tortenplatte legen (oder umgekehrt :) )und wenn es sich irgendwie noch feucht anfühlt, wenn dann ist es noch nicht so weit.

Sandsäckchen zum Beschweren während der Trocknung können auch den Effekt haben, dass die Platte reißt wenn sie vom Gewicht des Sandes daran gehindert wird die Schwindungsbewegung zu machen.

Habe ich richtig verstanden, dass du Platte und Fuß getrennt schrühen möchtest und falls ja, weshalb? Solltest du beide Teile mit der Glasur verbinden wollen, so musst du in die Platte oder in den Fuß eine Rille und in das andere Teil einen Ring zur Verankerung einarbeiten. Glasuren können in der Schmelze richtig glitschig werden und die Teile könnten sonst im Brand gegeneinander verrutschen wenn sie nichts daran hindert.

Was wahrscheinlich nicht funktionieren wird, das ist die Unterstützung der Fahne durch aufgebockte drei Kant stützen. Der Ton schwindet nicht nur im Trockenen sondern auch beim Brennen. Die aufgebockten stützen schwinden nicht mit. Die Platte möchte sich dann absenken, kann aber nicht, weil die stützen Sie daran hindern. Es ist nicht anzunehmen, dass sie beim kleiner werden den Fuß mit nach oben zieht so dass er nach dem Brand in der Luft ist. Eher gibt es eine Art Rüsche, also immer da wo eine Stütze ist wird der Rand höher sein als da wo keine ist weil er sich da absenken kann. Oder es gibt sogar einen schönen Brandriss da die Platte an der Schwindung gehindert wird.

Viele Probleme und ich weiß auch keine gute Lösung, außer die unter uns Keramikern eigentlich verpönte, so genannte Kalttechnik, sprich: Platte und Fuß getrennt herstellen und nachher mit einem guten Kleber zusammenbringen. Dafür sollten die Klebe Flächen aber nicht glasiert werden.

Vielleicht weiß jemand anderes eine gute Lösung

Schönen Gruß,
Maria
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Tortenplatte auf Fuß bei 1220 Grad

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hmmm, das ist echt verzwickt. Wie Maria schon ausführlich beschrieben hat, so wie du dir das vorstellt, wird es nicht funktionieren. Es sei denn, dein Ton ist so stark schamottiert, dass er bei 1220°C noch überhaupt nicht erweicht. Ich hab das noch nie probiert, aber ich würde folgendes machen. Ich würde den Fuß und die Platte unglasiert und getrennt in den Hochbrand stecken. Die Platte kann dann, da unglasiert, auf ganzer Fläche aufliegen und wird sich hoffentlich nicht verziehen. Dazu brauchst du eine sehr ebene, sehr saubere Brennplatte, auf der das Trennmittel ganz glatt aufgestrichen ist. Ist die Platte sehr gross, kannst du auch eine dünne Schicht reinen Quarzsand (keinen Vogelsand aus dem Zooladen, denn der enthält oft Kalk) aufstreuen, und die Platte darauf betten. Die Körner fungieren wie ein Kugellager und erleichtern der Platte das Schwinden. Dann, wenn die beiden Teile dicht gebrannt sind, besorge dir Fertigglasuren zum Streichen für den Steingutbrand, so 1080°C oder so. Die von Botz lassen sich zB sehr gut auch auf dicht gebrannten Scherben auftragen. Einfach nach jeder Schicht gut trocknen lassen. Wenn du, wie Maria beschrieben hat, eine passende Rille in deine Platte einbringst, kannst du die beiden Kontaktflächen glasieren, zusammenstecken, die "Naht" glasieren und das ganze dann zusammenschmelzen lassen. Die Idee ist, dass bei dem zweiten, niedrigeren Brand, dein Steinzeug nicht genug erweicht, um sich zu verziehen. Theoretisch müsste das funktionieren... Die US Hersteller von Fertigglasuren (Duncan, Amaco) empfehlen immer, dass man seinen Ton erst dichtbrennt, und dann ihre niedrigbrennenden Glasuren verwendet, es sollte also einen Versuch wert sein.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tortenplatte auf Fuß bei 1220 Grad

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Super! So wie laborfuerdesign vorschlägt wird es vermutlich funktionieren. Du kannst ja vielleicht erst mal irgend ein weniger aufwendiges Stück aus zwei Teilen machen und dann mit der Glasur zusammenkleben um zu sehen wie das klappt. An der Klebestelle sollte ordentlich Glasur drauf sein. Bei diesen Glasuren zum Aufpinseln sollten zwei Schichten reichen, mit einem weichen Pinsel satt und nass in nass aufgetupft. Beim Aufstreichen muss man darauf achten, dass auch immer Glasur im Pinsel ist.
Ich habe beobachtet, dass Leute mit wenig Erfahrung immer weiter streichen, obwohl der Pinsel schon längst leer ist. Was man damit bewirkt ist, dass man Glasur eher wieder abträgt.
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