frühsinternder Ton

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Ohnepunkt
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 29. Januar 2015, 08:42

frühsinternder Ton

Beitrag von Ohnepunkt »

Hallo Ihr Lieben,
hat jemand Erfahrung mit frühsinterndem Ton, der bei 1080 Grad dicht wird? Ich habe festgestellt, dass es manchmal vorkommt, dass die Sachen direkt nach dem Brand noch nicht 100% dicht sind aber später dann doch dicht werden. Kann es sein, dass der Ton sich nach dem Abkühlen noch weiter ausdehnt?
Mich würde aber auch generell interessieren, ob jemand frühsinternden Ton verwendet und wie zufrieden ihr seid.
Vielen Dank
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Jens Adam »

Hallo Ohnepunkt,
gibt doch mal "frühsinternd" in der Suchfunktion ein, da kommt dann schon etwas. Welchen Ton verwendest Du? Bei welcher Temperatur brennst Du, mit welcher Brennkurve? Wie lange nach dem Abkühlen scheinen Deine Sachen dicht zu werden, woran merkst Du es? Ton dehnt sich nach dem Abkühlen nur aus, wenn man ihn wieder erhitzt. (Korrigiert mich bitte).
Gruß, Jens
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Ohnepunkt, Gefäße, die niedrig gebrannt wurden sind meistens nicht dicht. Früher hat man in solchen Gefäßen um sie dicht zu bekommen Milch darin sauer werden lassen. Das Eiweiß hat sich dann in die Poren gesetzt und diese verschlossen.
Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich hatte es mal mit mit so genanntem frühsinternden Ton versucht um Energie zu sparen. Die Gefäße waren tatsächlich schon bei 1150 komplett dicht, allerdings hatte der weiße Ton eine für mein Empfinden scheussliche Brennfarbe, so eine Art beige-grau. Wenn man farbig deckende Glasuren nimmt wird das wohl egal sein, da ich gerne auf die Gefäße zeichne und transparent glasiere kam er für mich dann nicht in Frage.

1080 Grad sind auch für frühsinternd ganz schön niedrig...
Dass es so sein soll, dass die Sachen erst nach dem Abkühlen dicht werden finde ich sehr rätselhaft.
Könnte nicht irgend ein anderer Grund dafür verantwortlich sein?
Z.B.:
heiss aus dem Ofen genommen und gleich mit Wasser aufgefüllt - "pling!" ein kleiner kaum sichtbarer Riss, der Wasser durchlässt = undicht.
Die gleiche Probe bei einer anderen Vase die schon abgekühlt ist = dicht.

Schönen Gruß
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von carboncookie »

Ich benutze als Gießton "Sinter-Rapide-T" und für Aufbauarbeiten die Masse "Vitroblanc". Bei beiden handelt es sich um frühsinternden Ton. Die Masse sintert ab 1080°C aus.

Ich habe noch nie festgestellt, dass die Gefäße nach dem Brand erst noch Zeit brauchen bis sie dicht werden. Bei mir sind sie entweder gleich dicht, oder sie wurden nicht hoch genug gebrannt. Manchmal kann es auch helfen die Haltezeit etwas zu verlängern um den Effekt von ein paar Grad mehr zu simulieren. (Sofern es die Glasur zulässt.)

Die Erfahrung von Maria kann ich bestätigen. Zumindest der Gießton Sinter-Rapide-T hat eine sehr unschöne beige Farbe. Vitroblanc wird da bedeutend schöner. Es gibt also hier auch Unterschiede.
Da ich auch gerne mal etwas auf die Gefäße zeichne, grundiere ich in so einem Fall zuerst entweder mit einer weißen Engobe - oder mit einer weißen Unterglasurfarbe (zb von Café Colors). Das ist zwar umständlich, macht aber manchmal durchaus Sinn, wenn man nur wegen ein paar Stücken aus anderem Ton keinen extra Brennvorgang starten will.
Ohnepunkt
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 29. Januar 2015, 08:42

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Ohnepunkt »

Danke euch allen für die Antworten. :-) Ist auf jeden Fall sehr aufschlussreich, ich werde das weiter beobachten.
@Jens, ich verwende den Vitroblanc, oder den 10/L von Jäger. Und brenne bei 1080 Grad mit der Standardbrennkuve.
Ich habe mir angewöhnt, Tassen mit Wasser einige Stunden stehen zu lassen, um zu sehen, ob sie dicht sind. Aber natürlich nicht, wenn sie heiß aus dem Ofen kommen, ich warte bis sie abgekühlt sind. Mein Eindruck ist, das manche Tassen erst nicht komplett dicht sind, aber wenn ich es dann nochmal versuche, scheinen sie plötzlich dicht zu sein. Ist manchmal gar nicht so einfach festzustellen, die Tassen laufen ja nicht aus, lediglich der Boden wird minimal feucht. Das ist aber manchmal so wenig, dass es kaum aufällt.
Ich werde noch mehr drauf achten, und auch das mit der Haltezeit versuchen.
Vielen Dank!
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Jens Adam »

Wenn der Scherben nicht dicht gebrannt ist (oder nicht so ganz dicht oder irgendwo im Grenzbereich) kannst Du die Stücke in der Spülmaschine spülen, anschließend abtrocknen und mit Heißgetränk füllen (Tee oder Kaffee nach Wahl); falls der Scherben nicht dicht ist, bildet sich sehr schnell ein feuchter Fleck unter dem Gefäß, weil das Wasser dann wieder aus dem Scherben ausgetrieben wird.
Sibelco gibt für den Vitroblanc 4,5%Wasseraufnahme bei 1080° Brenntemperatur an, dicht (<2%) ist er erst ab 1095°.
Gruß, Jens
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Um fest zu stellen ob ein Gefäß dicht ist, braucht man es nur mit Wasser über Nacht auf einem Stück Küchenrolle zu stellen. Aber man muss natürlich darauf achten, dass beim Einfüllen des Wassers nicht etwas daran herabläuft und den Boden von außen nass macht. Am nächste Tag, notfalls am übernächsten, kann man am Papier sehen ob Feuchtigkeit durchgekommen ist.
Ohnepunkt
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 29. Januar 2015, 08:42

Re: frühsinternder Ton

Beitrag von Ohnepunkt »

Danke Euch. Jens, das mit den 1095 Grad ist ja interessant. Dabei dachte ich, ich hätte mir alles genau angeschaut! :lol:
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