Porzellan bleibt kleben

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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werkstatt314
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Porzellan bleibt kleben

Beitrag von werkstatt314 »

Hallo zusammen,

Ich habe gerade mein Ofen geöffnet um ein paar schöne Schalen heraus zu holen. Dabei sind meine Porzellanschalen am Trennmittel der Brennscheiben festgeklebt. Ich habe keine Glasur verwendet! Zudem haben sich auch manche Objekte stark verformt. Und ich denke eher das das am Eigengewicht lag und nicht am Memoryeffekt des Materials.
Gebrannt habe ich bei 1260°. Ich habe immer gedacht das Porzellan eigentlich noch viel heißer gebrannt werden muss.

Könnt ihr mir sagen was dort passiert ist beziehungsweise wie ihr das löst?
Zum Beispiel kein Trennmittel auf der Brandscheibe benutzen?

Liebe Grüße

Björn
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leckerpott
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von leckerpott »

Es gibt auch Porzellan mit niedrigeren Schmelzpunkt, ich hatte mal schwarzes, welches man bis 1240°C brennen sollte.

Allerdings ist hier die wichtigere Frage- weißt du wie heiß es tatsächlich in deinem Ofen wird? Ich kann nur immer wieder sagen, dass es nicht unbedingt die Temperatur ist, die man einstellt. Ich habe in meinem kleinen Brennofen durch den Einsatz von ptcr Ringen gemerkt, dass die Temperatur 50°C (!!!) höher ist als eingestellt.

Zu dem Anbacken des Trennmittels an das Porzellan, das habe ich auch ab und zu, ich vermute das liegt einfach an der Zusammensetzung des Porzellans, es hat mehr Feldspat und Quarz als Steinzeugton, daher kann es schon mal zum Ankleben kommen würde ich vermuten. Ich wachse meine Unterseiten der Töpfe eh immer mit Kaltwachs und füge dem Wachs einfach etwas Tonerdehydrat hinzu. Das hilft dass nichts abbricht oder festklebt.
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Ursula28
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Björn, bei dem 1. Gefäß hast Du wohl mit einer blauen Porzellan Engobe gearbeitet. In diesem Fall wirkt das Kobaltoxid als Flußmittel, und damit wird die Brenntemperatur herabgesetzt. Erst recht, wenn es eine durchgefärbte Porzellanmasse ist. Das Trennmittel kannst Du mit Schleifpapier entfernen.
Gruß Ursula
Ursula28
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Ursula28 »

Nachtrag:
Vielleicht solltest Du dem Trennmittel noch Tonerdehydrath zufügen???
leckerpott
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von leckerpott »

Ich würde auch dringend davon abraten kein Trennmittel zu verwenden. Ich hatte letztens eine Schüssel auf einer Tellerstapelhilfe stehen, die Rillen hat. Das Trennmittel lag nur leider nur in den Rillen und nicht darauf, daher backte das Porzellan an den Stellen ohne Trennmittel komplett an und ich konnte die Schüssel nur noch so entnehmen:
20210510_134225.jpg
Das ließ sich dann auch noch abschleifen, aber auch nur weil ich einen großzügigen Fuß mag.
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Ursula28
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Ursula28 »

Hallo,
wie trägst du denn das Trennmittel auf. Ich habe einen dickflüssigen Brei, mit diesem streiche ich die Platten ein.
Das klappt einwandfrei. Gruß Ursula
leckerpott
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von leckerpott »

Hallo Ursula,

Ja, ich mache das auch so, ich wollte auf dem Rillenteil nur nicht zu dick das Trennmittel auftragen und habe zu viel wieder abgewischt, nachdem es getrocknet war. Ich achte nämlich normalerweise drauf, dass es gleichmäßig und nicht zu dick liegt, damit es nicht anfängt zu bröseln. Es gibt nämlich nichts ätzenderes als in Glasur gebröckeltes Trennmittel. Das ist mir dann auch nur ein Mal passiert.
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Ursula28
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, wie kann denn das Trennmittel in die Glasur bröseln? Doch nur wenn sie läuft ???
Wenn das Trennmittel bröselt solltest Du noch Tonerdehydraht zugeben, damit magerst Du es ab. Aber im obigen Fall ist ja die blaue Fläche gesintert, das babt bei hohen Temperaturen fast immer an. Das blaue Gefäß sieht aus , als ob es überbrand ist.
Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

leckerpott meint vielleicht, dass das Trennmittel von der Platte z.B. beim Einsetzen in die Töpfe der unteren Platten reinrieseln kann. Wenn man es zu dick aufträgt fängt es tatsächlich an ab zu platzen und dann können kleine Stückchen davon abfallen. Schließlich muss man bei den meisten Öfen die Platten zum Einsetzen schräg halten, dabei kann was abfallen.
Dazu, und überhaupt, ist es hilfreich, die Platten vor dem Einsetzen immer mit einer Bürste ab zu fegen, damit lose Teilchen schon mal abgehen. Schlecht ist, wenn alte Trennmittelschichten auf der unterseite der Platte sind. Die können erst mal fest sein, aber sich dann beim Brand lösen und schon hat man sie eine Etage tiefer in der Glasur.
Frisch aufgepinseltes Trennmittel bleibt übrigens an der Unterseite durchaus mal kleben. Es ist besser, die frisch eingepinselten oder mit einer kleinen Farbrolle behandelten Platten ein mal leer zu brennen.
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werkstatt314
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von werkstatt314 »

Hallo zusammen, danke für Euren Input.

Ich habe jetzt nochmal nachgeschaut. Der weiße Porzellanton ist Audrey Blackman und hat eine Brenntemperatur von 1200-1280°. Der blau gefärbte ist Limoges Porzellanmasse und auch bei 1200-1280°. mit 1260° bin ich doch eigentlich noch in einem guten Bereich. Ich habe meinen Ofen auch mit PTCR Ringen ausgemessen und habe im Ofen je nach Position +-10° Schwankungen im unteren Bereich und Mitte etwas niedriger und oben Am Rand etwas höher. Aber gut vielleicht muss ich es tatsächlich mal mit niedrigeren Temperaturen probieren.
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Ursula28
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Björn,
Du kannst natürlich der blauen Masse noch weisse unterkneten, ich finde die ist sehr stark eingefärbt. Mach dach mal einfach kleine Proben mit 50 Teilen weisser und 50 Teilen blauer Masse, und schau wie die Farbe ist. Ich gehe davon das die blaue Masse sehr teur ist, somit kannst Du auch Geld sparen. Gruß Ursula
edelweiß
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Re: Porzellan bleibt kleben

Beitrag von edelweiß »

Hej.

ich glaube, dass du zu hoch brennst. Schau mal:

https://www.toepferglueck.de/produktwelt/1101
Audrey Blackman hat anscheinend schon bei 1200°C eine Wasseraufnahme von 0,1%, ist somit da schon gesintert.

https://shop.carl-jaeger.de/gesamtes-so ... ulver.html
Ich weiß nicht, welches Limogeporzellan Du gebrauchst, dies hier ist schon ab 1230°C dicht.

Wenn dann noch -wie Ursula beschrieb- die schmelzpunktsenkenden Farbkörper und die Temperaturdifferenz im Ofen dazu kommen, dann bist Du weit über dem Sinterpunkt. Ideal ist beim Brennen von Porzellan soviel wie nötig (Sinterung) und sowenig wie möglich. Diesen Punkt mußt du für deine Massen und deinen Ofen austesten, wobei natürlich auch die Haltezeit/Brennkurve eine Rolle spielt.
Die Deformationen werden natürlich auch doller wenn du weit und oder lang über den Sinterpunkt hinaus brennst.
Allerdings würde ich die Prognose wagen, dass du ohne Stützen eine frei hängende Form nicht ohne Deformation gebrannt bekommst. Suche doch mal im Internet bei den Manufakturen, die Figuren herstellen, nach Ofenbildern. Da sieht man, wie aufwendig dort mit Brennhilfen gearbeitet wird. Wenn du dir vorstellst wie geschmolzenes Glas sich verhält (z.B. bei Glasbläsern), dann kannst die vielleicht verstehen, warum einige Formen in Porzellan nur schwer zu realisieren sind. Natürlich ist es beim Porzellan nicht so extrem, wie beim Glas, aber dein Audrey Blackman hat zum Beispiel einen 70 %igen Qurzanteil...

Frohes Schaffen!
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