brauche detaillierte Infos und Hilfe

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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biggi
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 23:55

brauche detaillierte Infos und Hilfe

Beitrag von biggi »

Hi,
ich bin relativ neu "im Geschäft".
ich töpfer mit Kids in einer Schule... bisher haben wir nur "Kleinkram" gemacht, aber wir möchten uns an "Blumenübertöpfe, Vasen, Tassen usw" heranwagen sowie an Dinge, die für den Garten gedacht sind...
also Sachen, die wasserundurchlässig sein sollten und möglichst eben auch frostsicher...
bisher habe ich das Material benutzt, was in der Schule vorhanden war... eben der obligatorische Schulton und Farben von Botz und Prisma, bei denen eine Höchsttemperatur von 1040, 1060 oder 1080°C angegeben ist...
nun sagte man mir, dass ich frühsinternden Ton nehmen kann , der eine Maximaltemperatur von 1150°C angegeben hat also frühsinternd... ich die Glasuren aber trotzdem verwenden kann und im Glasurbrand diese ohne weiteres auf 1100°C brennen könnte...
nun stellt sich mir die Frage, ob ich das wirklich ohne Risiko machen kann, denn auf der Packung steht ja nur "bis 1060°C"....
können diese Farben eine Hitze von 1100°C ab?
die andere Kollegin sagt "nein", will aber auch keine anderen Glasuren anschaffen ... und sie ist verantwortlich für den ganzen Bereich "Töpfern" :-(...
was kann ich tun?
sie will auch auf keinen Fall über 1040°C brennen, aber dann werden meine Töpfersachen doch nicht wasserundurchlässig oder?
die andere Idee die ich hatte ist, dass ich meine Sachen getrennt von ihren brenne, aber ich habe null Ahnung vom brennen und habe bisher ergebnislos nach detaillierten Infos gesucht... also nach Antworten für die Fragen:
- wie geht der Schrühbrand genau? wie langsam muss ich hochheizen und wie lange müssen welche Temperaturen eingestellt sein?
- wie lange müssen die Klappen offen bleiben, wann müssen sie geschlossen werden und wann müssen sie wieder geöffnet werden?...
genauso beim Glasurbrand...
- wie langsam heize ich mit welcher Temperatur hoch, wie lange muss welche Temperatur gehalten werden, wann darf der Ofen wieder geöffnet werden?
- was gibt es noch zu beachten? müssen auch beim Glasurbrand die Klappen geöffnet oder geschlossen werden? usw...

es wäre grenial, wenn man bei euch hier eine "detaillierte Anleitung zum Brennen" erhalten könnte, denn ich habe dies bisher vergeblich gesucht... nirgends steht etwas von den verschiedenen Heizphasen, wie lange und wie hoch usw...:-(

ich hoffe ihr könnt mir helfen, denn es bahnt sich da ein Konflikt an und mir fehlen einfach diese Infos um vernünftig argumentieren zu können oder eben mich auf eine Diskussion mit der Kollegin einzulassen. Ich will aber auch mal was anderes mit den Kids machen und auch mal mit Engoben usw arbeiten

gruß biggi
charlie
Beiträge: 123
Registriert: Sonntag 13. Juli 2003, 16:09
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Beitrag von charlie »

Hallo Biggi,

bevor Dir geholfen werden kann, brauche ich und auch jeder andere
Angaben über Hersteller von Ofen und Regelung (Steuerung).

Gruß
Charlie
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Günter
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Beitrag von Günter »

Ich habe dir aus den Beiträgen von Ulrike was zu ihrer Brennkurve kopiert - generell hat aber jeder für jeden Ofen und jeden Ton/Glasur eine eigene Brennkurve, darum kann das bei anderen sehr abweichen. Aber wenn du überhaupt nicht weißt, was in der Kiste vor sich geht, hoffentlich ein Anhaltspunkt.
Die Frostfestigkeit ist eines der meistgefragten, aber leider auch unerklärlichsten Themen - es ist nämlich nicht so, daß gesinterter Ton automatisch frostfest ist! Außer bei Porzellan ist immer eine Restporösität vorhanden und es gibt frostfeste poröse Keramik - ein schönes Beispiel sind Dachziegel.
Ich möchte darauf hinweisen, daß dieses Forum auch eine SUCHFUNKTION hat!! Oben in der Titelleiste, sucht präzise nach Stichwörtern!

Zitat "Ulrike":
bis 150 °C wird das mechanisch gebundene Wasser aus dem Ton abgegeben, d.h. du musst bis dahin die Temperatur ganz langsam erhöhen -
150 - 400°C verbrennen die organischen Bestandteile, die Bildsamkeit geht verloren und die Porosität nimmt zu, du kannst schneller mit der Temp. hochfahren -
400 - 600 °C musst du vorsichtig sein, denn bei 575 °C erfolgt der sogenannte Quarzsprung, langsam brennen, sonst können Risse auftreten -
500 - 600 °C wird das chemisch gebundene Wasser abgegeben und die Tonsubstanz zerfällt zu gebranntem Kaolin, Porosität nimmt weiter zu, die Festigkeit verringert sich, geringer Temperaturanstieg -
Nach 800°C langsame Verfestigung, erste eutektische Schmelzen -
Wenn alle gasförmigen Zersetzungsprodukte ausgebrannt sind, kann dieser sogenannte Schrühbrand beendet werden, das ist je nach Tonzusammensetzung zwischen 900 und 980 °C der Fall -
Dann kannst du glasieren und ein zweites Mal brennen (kannst schneller hochfahren und musst nicht mehr so vorsichtig sein), dafür musst du die Temperatur in Erfahrung bringen, bei der deine Masse höchstens gebrannt werden darf, die solltest du keinesfalls überschreiten, weil sonst das Gefäss weich wird und dir beim Brand in die Knie geht -
Für Trommeln würde ich so hoch brennen wie möglich und dein Ton es verträgt, desto höher ist die Festigkeit -
ab 950°C beginnt nämlich eine langsdame Verdichtung der Masse, das sogenannte Sintern und die Tonsubstanz zerfällt zu Mullit - so zwischen 1000 und 1100°C, je nach Masse -
Bei Steinzeug noch später, es ist erst um die 1200°C gesintert und somit wasserdicht - man hört das auch am Klang, wenn man an das gebrannte Stück klopft.
Meine Brennkurve (die sehr vorsichtig gestaltet ist, da ich sonst schnell mal Risse hatte in meinen Sachen) war so:
Für den Schrühbrand -
Je nach Füllung und Trockenheit
20 - 30% bis 200°C - 30 Min. Ausgleich
50 - 60% bis 850°C - 60 Min. Ausgleich
(falls ich zu Hause war zum Umschalten:
50% nur bis 850°C, dann mit 100% bis 910°C und 60 Min. Haltezeit)
Abluftöffnung schliessen während der Haltezeit bei 850°C

Der Glasurbrand bei mir, Endtemperatur 1230°C:
30% bis 180°C
50% 180 - 640°C
100% 640 - 1230°C
Abdeckstein schliessen bei 550°C

Das alles hängt natürlich auch von der Grösse deines Ofens ab. Je kleiner er ist, desto schneller heizt er auf, dann musst du die % Heizleistung eventuell etwas verringern.
Eine ideale Brennkurve wäre etwa diese:
Vorwärmen bis 150°C mit 75° Temperaturanstieg pro Stunde
Anwärmen bis 450 °C mit 100 °C pro Stunde
Vorbrennen bis 600°C mit 50°C pro Stunde
Brennen bis Endtemperatur mit 200°C pro Stunde

Für den Glattbrand:
Anwärmen bis 960°C mit 200°C pro Stunde
Durchwärmen bis 1000°C mit 40°C pro Stunde
Glattbrennen bis Endtemperatur mit 100 °C pro Stunde
Eine Stunde Haltezeit
(eine so lange Haltezeit ist vielleicht bei dir nicht nötig, ich habe das gemacht, weil ich Glasuren hatte, die sich nur dann richtig entwickeln konnten)
biggi
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 23:55

Beitrag von biggi »

ich danke euch für die schnell reaktion....

charlie hat geschrieben:Hallo Biggi,

bevor Dir geholfen werden kann, brauche ich und auch jeder andere
Angaben über Hersteller von Ofen und Regelung (Steuerung).

Gruß
Charlie
also...
das ist ein "Naber - Temperatur - Processor - TP 1 - Industrieofen"...
Modell N150, Baujahr 1983... ist so ein großes Ding - normale Fronttür... also kein Toplader....

Regelung ??... nunja... gibt 4 Temperatureinstellungsbereiche... 1) "Slope", 2) "Temp.2", 3) "Temp.2", 4) "Time" also Haltezeitm und eine Einstellung für die Zeit "time"....
noch haben wir keine Zeitschaltuhr, so dass der Hausmeister wohl in Abständen irgendwas am Ofen schaltet oder irgendwelche Klappen öffnet und schließt....
andererseits sagte man mir mal, dass die Klappen eigentlich offen bleiben könnten *grübel*.. was sit denn nun richtig?....
Für den Schrühbrand -
Je nach Füllung und Trockenheit
20 - 30% bis 200°C - 30 Min. Ausgleich
50 - 60% bis 850°C - 60 Min. Ausgleich
(falls ich zu Hause war zum Umschalten:
50% nur bis 850°C, dann mit 100% bis 910°C und 60 Min. Haltezeit)
Abluftöffnung schliessen während der Haltezeit bei 850°C
was bedeutet dies denn nun?.. wie lange dauert das alles... heizt man gleich auf 200°C oder erst langsam hoch und in welcher Zeit... was heißt "Ausgleich"? wann fängt die Haltezeit an?

wie lange ist die haltezeit beim glasurbrand und wann beginnt sie?

sorry, der vielen fragen, aber ich habe mich bis dito selten um das brennen gekümmert :-(

lg biggi
charlie
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Registriert: Sonntag 13. Juli 2003, 16:09
Wohnort: Mönchengladbach

brauche detaillierte Infos und Hilfe

Beitrag von charlie »

Hallo Biggi,
ich habe noch eine Betriebsanleitung für alter Naber-Regelungen die zu dem von Dir genannten Ofen passt.

Mit dieser alten Betriebsanleitung habe ich hier schon manchen geholfen.

Auch Dir könnte ich damit aushelfen, dazu benötige ich jedoch eine E-Mail Adresse oder eine Faxnummer an die ich diese Anleitungen senden kann.

Gruß Charlie
hille
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Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Hallo Biggi,
um das Problem mit den Glasuren zu umgehen, könntest du natürlich auch einen Ton mit schöner Brennfarbe verwenden und diesen dann so hoch brennen, daß er sintert, also dicht ist, wenn gewünscht. Manchmal sehen Sachen nach dem Glasieren viel weniger schön aus als vorher. Und das hat jetzt zwar nicht direkt mit deiner Frage zu tun, aber mir fällt auf, daß du mit den Kindern sehr "produktorientiert" arbeitest, so "aus Ton macht man Töpfe"-mäßig. Ich habe sehr schöne Erfahrungen mit Projekten gemacht, die z.B. "Baut ein Dorf!" hießen. Dann braucht man sich gar nicht so mit technischen Problemen zu beschäftigen. Und ich sehe dabei immer sehr viel kindliche eigene Kreativität und erfahre auch einiges über ihre Gedankenwelten. Wäre vielleicht ein anderer Zugang auch für dich?
Hille
biggi
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Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 23:55

Beitrag von biggi »

hi hille :)

diese "Projekte" ala "baut ein Dorf" oder "wir bauen uns einen Zoo", haben wir bereits gemacht... das war der "Kleinkram" :D... wir haben auch schon das Thema "Obst" ausgiebig "ertöpfert" usw... aber danke :D...
nun wollten die Kids gerne etwas für die Klaae machen und da finde ich es überhaupt schon toll, wenn an die Gemeinschaft gedacht wird und möchte dieses auch unterstützen...
mit der "Kreativität" ist das so ein "Problem", da die Kids alle geistig und mehrfach behindert sind und der "Kreattivität" manchmal Grenzen gesetzt sind, obwohl bei den "frei gestalteten" Dingen auch interessante Sachen herausgekommen sind, auch wenn "unsereins" nicht erkennen kann, was es sein soll, aber hauptsache war, dass die Kids es wussten und es einfach toll fanden :D
es stehen nun Wünsche wie "Blumentopf", "Vogeltränke", "Becher" auf dem Zettel... es waren Wünsche der Kids... nebenbei entstehen auch die "obligatorischen" Weihnachtsgeschenke für die Eltern... kleine Kerzenhalter, Schalen, Aschenbecher und auch Ketten werden von den Kids gemacht... ich lasse ihnen da ziemlich freie Hand und versuche sie zu unterstützen, damit ihr Vorhaben auch gelingt... z.B. helfe ich beim Schjlickern ... oder letztens hatte ien Kind Probleme mit dem Rüssel des Elefanten....
besonders schön finde ich oft die Sachen, wo die Kids einfach den Ton in ihrer Hand "zusammenknüllen"... und die Abrücke danach... dies sind viele Sachen von den Mehrfachbehinderten.... aber sie haben Spaß an der Sache und nebenbei ein wenig "motorische Schulung" :D :roll:
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Hallo Biggi,
freut mich sehr, was du geschrieben hast. Das alles konnte ich ja nicht wissen. Ich treffe eben immer wieder auf Erzieherinnen/Lehrerinnen, die mich mit ihren Scheuklappen sehr zum "Seufzen" bringen.
Dann wünsche ich euch einfach weiterhin viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit! Das Brennen schaffst du auch noch!
Grüße von Hille
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Pit
Beiträge: 386
Registriert: Mittwoch 16. März 2005, 22:56
Wohnort: im wilden Osten

Beitrag von Pit »

so das wird sicher viel text.
erstmal sehr ungünstig, wenn man vorgesetzte hat, die selber wenig ahnung haben und deshalb vorsichtshalber zu allem neuen nein sagen (müssen)....

euer ofen macht das höher brennen erstmal problemlos mit.

das hat nichts mit dem schrühen zu tun. egal wie hoch später der glasurbrand ist. der schrühbrand bleibt. er dient dazu das die stücken die mechanische härte für den glasurvorgang haben. auch ist der übergang von ton zu keramik dann abgeschlossen. gase, welche bei diesem prozess abgegeben werden sind dann schon dem stück entwichen. die müssten sonst durch die glasurschicht. aber ok - das ist hier jetzt nicht wichtig.

es gibt tone, welche bereits bei ca. 1100°C dicht brennen. kenne euere tone und den laden nicht wo ihr kauft. dort müssen die verkäufer beraten. manganton wird früh dich (schwarzer ton). aber wenn behinderte kinder basteln, ist immer schamottierter ton das material. 1130 °C und 60 min. halten sind ein guter versuchswert. man muss das ganze evl immer steigern.
die glasuren sind nicht für diese temperaturen geeignet. man kann es probieren. sie können ablaufen oder "verbrennen". sie sind dann unansehlich. probieren in schalen wäre eine möglichkeit.
doch einen ganzen ofen nur wegen einigen proben brennen ist sicher nicht im sinne der schule.
man könnte die glasuren durch zugabe von 10% kaolin oder 5% quarz temperaturbeständiger machen. sie können dabei aber ihr aussehen leicht ändern. und da in solch schulen ohnehin kein quarz oder kaolin da ist - müsste man das kaufen. wenn man aber ohnehin in den laden einkaufen muss, kann man gleich eine passende 11er glasur kaufen.

ich glaube du hast es schwer das umzusetzen. durch fehlende kenntnisse bei dir und deiner vorgesetzten, muss neuland beschritten werden. und im job geht es ja gleich um werte. der ofen, strom, die platten, glasuren.
versuche zuerst die ofensteuerung zu begreifen.
ein glattbrand besteht aus endtemperatur und haltezeit. nichts mit klappe. die bleibt immer zu und kann beim abkühlen genutzt werden.
sprich mit deinen vorgesetzten ab, das ihr die qualität der keramik erhöhen wollt. dafür würde ich die temperaturen stück für stück erhöhen. maximal 10°C oder 5minuten schritte. vergesst also die haltezeit nicht. so riskiert man nicht so viel.
um zu sehen ob die keramik dicht ist empfiehlt sich als erster grober test: einfach nal den finger nass machen und an eine unglasierte stelle fassen. zieht das wasser nicht ein ist das ein gutes zeichen...

zur erklärung der bedeutung der haltezeit. einmal 1100°C hochbrennen und sofort abschalten, hat ungefähr das selbe ergebnis wie 1050°C hochbrennen und 90 minuten diese temperatur halten. ich bevorzuge das halten einer kleineren temperatur, da sich die wärme im ofen besser verteilt.
durch das schrittweise erhöhen kommt ihr irgendwann an einen punkt, wo die glasuren ausgereizt sind. evl fangen manche glasuren eher an. sie laufen oder haben blasen.
die mehrkosten an energie für eine höhere temperatur kann man vernachlässigen. das sind centbeträge.
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