Zu hoch oder zu niedrig geschrüht?

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Lehmkugel

Zu hoch oder zu niedrig geschrüht?

Beitrag von Lehmkugel »

Hallo erst einmal,
ein völliger Neuling stellt sich vor und ist froh, dieses Forum gefunden zu haben.
Jetzt habe ich eine Frage: wenn die mit dem Pinsel aufgetragene Glasur nach dem Trocknen auf dem Scherben extrem reißt, also richtige kleine Teilchen sich hochwölben, dann sieht das meiner Meinung nach so aus als ob der Scherben nicht richtig saugt. Oder ist die Glasur zu dick bzw. zu flüssig? Hatte jemand schon einmal den gleichen Effekt? Oder "schmilzt" sich diese Geschichte beim Glasurbrand dann wieder zusammen?
Material: Drehton ohne Schamotte, geschrüht bei 900°, Glasur Botz 1150
Für Antwort und Diskussion dankbar ist
MfG
Meister Lehmkugel (der es noch werden will...) :-)
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Martin Fricke
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Beitrag von Martin Fricke »

Wenn die Schollen nicht abfallen, so schmelzen sie in der Regel glatt aus - ist meine Erfahrung... die Risse hab ich nach dem Brennen nicht mehr gehabt.
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Ich hatte solch einen Fall auch schon. Ebenfalls mit einer Glasur von Botz.
Nach dem Aufpinseln der Glasur, bekam sie Risse. Man sah auch, da sie recht dick aufgetragen war.

Hier ein Bild, wie das Stück nach dem Brennen aussah. Ist vielleicht nur undeutlich zu erkennen, aber die Glasur ist nicht gleichmäßig ausgeschmolzen. Sie zeigt weiterhin Risse. Leider sind die nicht so stark ausgeprägt, daß das Stück schon wieder interessant aussehen würde. :(
Bild
Leider weiß ich nicht, bei welcher Temperatuir geschrüht wurde bzw. der Glasurbrand erfolgte.
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Martin Fricke
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Beitrag von Martin Fricke »

Bei dünnerem Auftrag wird es weniger passieren... Aber deckt die Glasur dann noch?!? Ggf. noch einmal brennen, wenn der Scherben die Glasur nicht annehmen will im Backofen erwärmen... dann geht es besser.

Es ist nicht Botz-spezifisch, andere Glasuren haben das auch...
Ob sie glatt ausschmelzen oder nicht kann dann auch an Brandtemperatur und Haltezeit liegen. Und davon, wie das Fließverhalten der Glasur ist. Von Botz nehm ich fast ausschließlich Effektgalsuren, die laufen eher. Die Unifarben sind mir einfach zu teuer im Vergleich zu Pulverglasuren.

Auf dem Bild die Flecken -> sehen nicht so aus wie das Rissmuster -> könnte ev. auch von abgefallenen Schollen sein?
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Martin Fricke hat geschrieben:Auf dem Bild die Flecken -> sehen nicht so aus wie das Rissmuster -> könnte ev. auch von abgefallenen Schollen sein?
Ne, ganze Schollen sind da nicht abgefallen. Das weiß ich zufällig noch. Eigentlich hatte ich ja gehofft, daß sich ein noch extremeres Glasurbild ergibt. Bei einer anderen Dame, die die selbe Glasur verwendete, ergab sich das. Das sah nach dem Brand so richtig geil aus. :oops:

Nochmal werd ich das Stück aber nicht brennen. Immerhin ist es meine allererste Keramik. Die bleibt so stehen, wie sie ist.

Die Glasur, das war übrigens auch so halb eingetrocknete Glasur, die jemand wieder mit Wasser engerührt. Soweit ich mich erinnere, waren da auch lauter kleine Klümpchen drin, die einfach nicht mehr wegkriegen waren.
Lehmkugel

Jaja, Klümpchen...

Beitrag von Lehmkugel »

...genau, natürlich ist eine eingetrocknete Glasur voller kleiner und kleinster Klümpchen, die schwer wegzukriegen sind. Deshalb habe ich sie ja mit dem Pürierstab "püriert", um ganz feine Masse zu bekommen. Nun habe ich in der Zwischenzeit aber gelesen, dass die Botz-Glasuren eine Art "Kleber" oder Stellmittel enthalten, das bewirkt, dass die Glasur gut am Scherben haftet und sich beim Stehen nicht absetzt. Genau dies dürfte aber bei einer eingetrockneten Glasur ausgehärtet sein. Nämlich setzt sich die wieder flüssiggemachte, "pürierte" Glasur sehr schnell ab. Habe nun den Tipp befolgt (also eher ein Experiment) und diese mit gaaaanz wenig Tapetenkleister (Zellulose) versehen. Jetzt haftet sie gut. Wie es nach dem Glasurbrand aussieht werden wir sehen... ;-)
Grüsse an alle von Meister Lehmkugel

Und: ein ganz grosses und dickes Dankeschön und Lob an die Betreiber des Kalkspatzens. einzigartig! Weitermachen Ralf & Co.! Trotz Meckerns. Beethoven haben auch nicht alle Leute toll gefunden zu seinen Lebzeiten...
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Martin Fricke
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Re: Jaja, Klümpchen...

Beitrag von Martin Fricke »

...genau, natürlich ist eine eingetrocknete Glasur voller kleiner und kleinster Klümpchen, die schwer wegzukriegen sind. Deshalb habe ich sie ja mit dem Pürierstab "püriert", um ganz feine Masse zu bekommen. Nun habe ich in der Zwischenzeit aber gelesen, dass die Botz-Glasuren eine Art "Kleber" oder Stellmittel enthalten, das bewirkt, dass die Glasur gut am Scherben haftet und sich beim Stehen nicht absetzt. Genau dies dürfte aber bei einer eingetrockneten Glasur ausgehärtet sein.
Nein, "aushärten" tut der nicht... Kleister ja auch nicht, mit Wasser löst er sich an. Aber Glasuren können auskristallisieren, und dann nahezu unbrauchbar hart werden.

Zucker, ev. auch Kleister u.a. organische Verbindungen können beim Brand aufschäumende Wirkung haben. Probier es aus...
Ansonsten kann man auch Stellmittel kaufen.

Wenn man z.B. in der Trommelmühle oder im Mörser eine eingetrocknete / auskristallisierte Glasur wieder gängig macht, kann es sein, dass das Stellmittel "kaputt" gerieben wird. Auch z.B. gröbere Körner, die bei Effektglasuren für Sprenkel sorgen, werden dann "homogenisiert". Die Glasur ist dann nicht mehr dieselbe wie vorher. Wenn man eine alte, verfestigte Glasur mühsam wie oben angedeutet wieder aufbereitet, ist ein Stellmittelzusatz ggf. sinnvoll. Ein Zuviel an Stellmittel ist aber auch nicht gut. Eher vorsichtig dosieren und nachdosieren.

Dass die Glasur sich nun schneller absetzt kann aber auch an der zugesetzten Wassermenge liegen: Botz-Flüssigglasuren sind im Vergleich zu angerührten Pulverglasuren dickflüssiger eingestellt.
Margit
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Registriert: Montag 3. Mai 2004, 11:38

Beitrag von Margit »

Hatte dieses Problem auch schon, auch mit einer Botz-Glasur (Pinselglasur) , da war später auf einigen Stellen gar keine Glasur.
Beim erneuten Überglasieren trat das Problem dann wieder an anderen Stellen auf.
Beim 3. Glasur-Brand ging das Teil dann zu Bruch ...
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Martin Fricke
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Beitrag von Martin Fricke »

Margit, dann ist es ein glasurchemisches Problem, - kann auch das der chemischen Zusammensetzung der Masse /des Scherbens sein...

du kannst zwar nachlesen, wann sich Glasur tropfenförmig zusammen zieht, welche Bestandteile in der Masse das fördern und welche in der Glasur, aber weiter helfen wird dir das nur dann, wenn du selbst Glasuren mischen oder veränden willst.

Ansonsten bleibt dir nur das Probieren mit dem Wechseln der Glasur oder der Masse.
Margit
Beiträge: 8
Registriert: Montag 3. Mai 2004, 11:38

Beitrag von Margit »

Hallo Martin,

danke für Deine Antwort. Ich habe mich für die erste Möglichkeit entschieden, und diese Glasur verwende ich nicht mehr, obwohl sie mir gut gefallen hat.
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