Absprengen der Glasur an Rändern und Kanten beim Abkühlen

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Christine

Absprengen der Glasur an Rändern und Kanten beim Abkühlen

Beitrag von Christine »

hallo,
ich mache mit engoben dekoriertes steinzeug, welches ich mit einer transparenten glasur überziehe und in einem gasofen bei etwa 1260°C brenne (einmalbrand). das problem ist, dass die glasur oft (nicht immer) an den rändern und kanten abspringt (auch dort wo die glasur direkt auf dem scherben liegt, also ohne engobenschicht dazwischen). zu anfang kam dies nur gelegentlich vor, seit einiger zeit ist es aber richtig schlimm geworden. dazu muss ich sagen, dass mein rohstofflieferant seinen feldspat geändert hat und ich in der neuen glasur den kalkspat mit kreide ausgetauscht habe.
1. könnte diese leichte veränderung die probleme derart verstärkt haben?
2. generell für dieses problem dachte ich mir, naja, das muss wohl daran liegen das der WAK der glasur kleiner als der vom scherben und habe mich in viele glasurtests gestürzt, die bis jetzt aber noch kein 100prozentig zuverlässiges ergebnis gebracht haben.
übrigens mein grundrezept ist folgendes:

Kaolin 10
Kreide (Kalkspat) 20
Quarz 30
Kalifeldspat 40

+ Bentonit 2 (sonst setzt sich die Glasur stark ab)
+ Glasurkleber 0.2 (sonst haftet sie nicht auf dem scherben)

ach ja ich habe auch fertigglasuren ausprobiert, das gleiche problem trat auf! (oder stimmt mit meinem ton was nicht?)

3. ich dachte auch, dass es vielleicht am einmalbrand liegt und habe angefangen die sachen zu schrühen- scheint mir aber auch nicht die lösung zu sein...

4.eine andere idee war, dass vielleicht der brandverlauf einfluss auf dieses problem haben könnte oder die tatsache dass mein gasofen recht ungleichmässig brennt (kalte und heisse zonen) (das wäre eine weitere frage: wie kann ich die temperatur in meinem ofen besser regulieren?)

was meinst ihr dazu??? würde mich echt über'n guten rat freuen und mach bis dahin weiter mit meinen versuchen... viele grüsse christine
Pit

Beitrag von Pit »

allerhand probleme! die temp. im gasofen halten, hängt bestimmt vom ofentyp ab.... was dein problem mit dem abspringen angeht, so scheint es ja nen unterschied zw. scherben und engobe zu geben...
ich erinnere mich an einen fall vor langer zeit da lag das ganze am abdrehen. der scherben war wohl zu "glatt". einfaches verputzen mit schwamm hatte da geholfen und das problem war weg.
hast du kaolin probiert? letztenendes muss man ja doch versuchen ton und glasur so "ähnlich" wie möglich zu machen. und die masse ändern macht sich meistens ziemlich schlecht...
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ralf burger
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kantenabsprenungen

Beitrag von ralf burger »

Hallo Christine,
ich kann aus eigener Erfahrung hier gut mitreden. Die Situation ist etwa die Gleiche.
Du hast einen Punkt völlig aussen vor gelassen. Die Masse!
Welche Masser verwendest Du?

Ich habe das Problem mit der Glausur definitiv nicht über meine Glasur lösen können, da die Glasur ein Ascheglasur ist, und auch versuche die anderst zu mischen, und gleichzeitig alles an Optik zu erhalten ist kläglich gescheitert. Manchmal sind bei mir sogar die Spannungen so groß dass es Schalen oder Tassen komplett in 2 Teile zerlegt.

Ich habe nun schon öfter gehört, dass die Steinzeugmasse von
Jäger (No. 9)
die ich verwende dazu neigt...

Meine Löscung war nun diese Masse zu ändern. Ich habe zum ersten Versuch einfach etwas Porzellan mit reingemischt, denn damit kann man den WAK der Masse doch recht stark beeinflussen. Und das Ergebniss ist doppelt gut, Masse ist schöner und auch die Glasur mag wieder....

ciao
Ralf
vanessa
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Beitrag von vanessa »

hallo ralf ,

wie mischt du denn unter deine ganze drehmasse etwas anderes unter?
nimmst du immer so einen ganzen hubel und knetest du das denn per hand darunter?

vielleicht bin ich ja manchmal nur etwas zu zögerlich ,aber ist das nicht ein riesiger aufwand?
Christine

kantenabsprengungen

Beitrag von Christine »

hallo, erstmal danke an alle die geantwortet haben!

hallo ralf!

als ich deine antwort las, viel mir echt ein stein vom herzen! bisher habe ich mir nicht wirklich vorstellen können, dass es an der masse liegt, einfach weil die anscheinend eine der meistverkauften massen von jäger ist und ich dachte, die muss einfach gut sein. ausserdem war ich oft mit dem verantwortlichen in kontakt und habe mein problem lang und breit erklärt. der hat mir dann auch kostenlos proben von verschiedenen rohstoffen geschickt, damit ich meine glasur verändern kann, ist aber nicht auf die idee gekommen, dass es am ton liegen könnte... jedenfalls kamen mir so langsam aber sicher doch zweifel und ich wollte grade anfangen, völlig andere massen auszupobieren, da schneite deine antwort herein. und es ist tatsächlich so, dass ich die 9er-masse verwende, zu anfang die 9SF und weil mir das zu grobschamottig war, habe ich beim zweiten mal 9ZF bestellt (das war ungefähr zum gleichen zeitpunkt wie die veränderung vom feldspat)
glaubst du, die veränderung der schamottengrösse könnte eine rolle spielen? (weil sich ungefähr seit dem die probleme sehr verstärkt haben...)
(übrigens sind mir beim letzten brand auch stücke kaputtgesprungen, beim abkühlen)

aber jetzt zur eigentlichen frage: in welcher form (puder-oder masse...)mischt du das porzellan unter die masse und in welchem mengenverhältnis? welches porzellan hast du genommen?
ich könnte vielleicht erstmal eine kleine menge per hand mischen, aber für den fall, dass dies auch für mich die lösung ist, lässt sich das mit einem kleinen tonschneider (stehend, der von rohde) vernünftig homogenisieren, kurz wie machst du es??? ( ich habe nämlich noch viel von dieser masse übrig...)

ansonsten hatte ich den eindruck, dass die kantenabsprengungen vor allem an bestimmten bereichen im ofen (gasofen) vorkommen, nämlich dort wo es am heissesten ist und wo es am langsamsten abkühlt. hast du das bei dir auch feststellen können und hast du eine erklärung dafür?

ich würde mich sehr über eine antwort von dir freuen und jedenfalls herzlichen dank für dein interesse und deine hilfe!!!!!
ich habe dieses forum erst vor kurzem entdeckt und finde es echt klasse!
viele grüsse christine
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ralf burger
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kantenabsprenungen bei Jäger Masse 9

Beitrag von ralf burger »

Hallo Christine,
ich habe das Problem auch mit der Fa. Jäger besprochen, und die rieten mir damals zur 9ZF oder noch einer anderen Sondermasse mit Kaolin. Alles gab die gleichen Ergebnisse, und ich habe sogar Teile die aus der grobschamotierten Masse 9GS sind aber sehr dünn gedreht, die es komplett zerlegt hat im:
Gasofen eher an den Wärmeren Stellen... (kommt Dir bekannt vor oder?)
Aber meine Glasur wird eben wenn's wärmer ist schöner...

Zum Porzellan. Also ich mische unter was ich gerade da habe, denn alle meine Porzellane haben mit der Glasur Haarrisse also liegt der WAK in der richtigen Richtung. Um es mir einfach zu machen habe ich 1/1 gemischt. Und da ich zwar zwei Tonschneider habe, aber die nur für den gröberen Ton nehmen würde, und eh lieber knete...ist es Handarbeit.
Ich habe noch 1/2 Tonne 9er und danach werde ich sicherlich umsteigen, so schade wie ich es finde, denn den Ton mag ich eigentlich gerne und auch die Fa. Jäger ist mir sympatisch, von meinen Kontakten.

Ich denke das bei mir auch das Brennen (ich habe an den heißen Punkten bis zu SK 11, und bemühe mich zwar dort kein Steinzeug zu stellen) Dann kühle ich langsam auf 1000 runter reduzierend, und lasse dann alles so wie der Ofen (Rohde selbsbau 300Liter) machen will.

Schreib mal was bei Deinem Brennen anders ist oder die Ergebnisse vom Mischen...

Ciao
Ralf
christine

Absprengen der Glasur an Rändern und Kanten beim Abkühlen

Beitrag von christine »

hallo ralf,

vielen dank für die antwort, sobald ich testergebnisse habe, melde ich mich wieder.
zum brand:(ich habe einen sälzer-ofen 490l ) ich habe eine interessante (aber auch recht verlustvolle) erfahrung in bezug auf die absprengungen und die abkühlungsweise gemacht.
ich brenne bis ca. 1260°(unten ist SK8 manchmal nur angeknickt,weiter oben gibt es ecken wo der SK9 völlig platt ist...) und kühle dann bis ca 1000°C runter, indem ich den kaminschieber ganz auf ziehe, dann mache ich dicht und lasse den ofen alleine weiter abkühlen.
irgentwann hatte ich dann die idee, dass es vielleicht besser sein könnte, den ofen langsam bis 1000°C runterzubrennen, bei kleiner flamme... und dann wie gehabt. das resultat dieses brandes war eine reine katastrophe!
bei so gut wie allen töpfen waren absprengungen, aber nicht nur so'n bisschen, sondern es regnete förmlich glasursplitter... einige krüge hatten sogar risse.
meine schlussfolgerung in bezug darauf und auch in bezug auf die anderen beobachtungen (mehr probleme in den heisseren zonen etc...) lassen mich daraus schliessen, das heisseres oder längeres brennen und langsameres abkühlen die ganze sache verschlimmert. denn die zonen, die am heissesten werden, sind auch die zonen, die am langsamsten abkühlen. ich würde gern mal einen test im e-ofen bei ausgeglichener temperaturverteilung machen, um zu sehen, was dann passiert. (hab aber leider keinen). aber selbst wenn der brand einfluss auf die absprengungen hat, ist dort allein wohl nicht die lösung zu finden...
somit zurück zu den glasur- und masseveränderungstests!

viele grüsse, bis bald christine
christine

Absprengen der Glasur an Rändern und Kanten beim Abkühlen

Beitrag von christine »

hallo ralf,

hier bin ich nochmal, habe mich vertan, nicht SK8 und 9 sondern SK7 und 8.
ciao christine
christine

Ausgleich der Ofenatmosphäre im Gasofen

Beitrag von christine »

hallo ralf,

hier also ein kleiner bericht meiner ersten testergebnisse.

ich habe mehrere tests mit verschiedenen tonen und tonmischungen gemacht.
die mischung 50% 9er-masse 50% porzellan ist auf den teststücken sehr schön geworden und zeigt bis nun keinen verdacht auf absprengungen.wobei ich mich da vorsichtig ausdrücken möchte, da ich nur eine beschränkte anzahl im ofen hatte und dieses problem ja recht unberechenbar ist. aber jedenfalls ist das schon mal positif! dazu kommt, dass auf reinem porzellan die glasur haarrisse bekommt, wie das auch bei dir der fall ist. ein weiterer grund zur freude!
ansonsten habe ich auch andere tone ausprobiert, die zusammen mit meiner glasur (bisher) keine absprengungen aufweisen oder sogar eher richtung haarrisse tendieren.
ach ja, ich habe auch einen test 9er-masse plus 10% kaolin versucht, da gab's ganz oft absprengungen.
jedenfalls waren im grossen und ganzen die ergebnisse recht positif!!! in den nächsten brand werde ich mehr pötte von der porzellanmischung mitreintun und sehen was passiert.
was ich dich noch fragen wollte, seit wann hast du mit diesen problemen zu tun (und von wann war deine tonlieferung) und seit wann arbeitest du mit der mischung porzellan plus 9er-masse, hast du eine grosse produktion mit dieser mischung? haben sich da nie wieder absprengungen ergeben? hast du auch andere steinzeugmassen ausprobiert, wenn ja, wie wird deine glasur damit?
na denn, viele grüsse und bis bald christine
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ralf burger
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Porzellan und Jäger

Beitrag von ralf burger »

Hallo Christine,
seit dem Mischen kann ich keine Absrengungen mehr finden, eher Haarrisse. Ich habe allerdings noch ca. 1 Tonne Jäger Ton und überlege mir den nun doch rauszuschmeissen, denn eine Tonne Porzellan zu verkneten sind schon zwei Tonnen. Ich habe zwar zwei Tonschneider aber beide sind eher nicht in Betrieb. Meine Probleme sind erst seit der Vorletzen Lieferung vor ca 1,5 Jahren gewesen. Sietdem habe ich aber immer mehr Porzellan gedreht, und nur für die Aufträge Steinzeug. Und die waren dann alle hinüber...
Mein letzter Brand war gut der 10er um und ich habe die Mischteile ohne Probleme aus dem Ofen genommen. Und da hatte ich sogar ein Porzellan von Wittgert mit drinnen, also wirklich nicht ein besonders edles, sondern eher was solides deutsches...

Das mit dem Kaolin finde ich interessant, denn ich habe mit dem Herrn von Jäger geredet und der hat mir dann eine Sondermasse mit extra Kaolin geschickt, und die war ganz und gar furchtbar im Bezug auf Absprengungen, da waren die Töpfe gleich ganz hin.

ciao
Ralf
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