Absetzen von Glasurschlicker

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Miri
Beiträge: 17
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 15:48

Absetzen von Glasurschlicker

Beitrag von Miri »

Hallo Ihr alle!

Hab ein schon wieder ein Anfaenger-Problem... Und zwar setzt sich mein Glasurschlicker rasend schnell ab - obwohl ich einen Verfluessiger benutze. Oder vielleicht sogar "weil", denn mit Verfluessiger ist es schlimmer.
Hab ich zu viel Wasser drin? Ich mach den Schlicker zum Giessen und nehme auf 100g Pulver ca. 75 ml Wasser.
Oder liegts an meiner Schlicker-Zubereitungsmethode? Ich misch meine Rohstoffe erst ein bissl trocken, geb dann Wasser dazu, ruehr schoen durch und sieb das ganze dann zweimal mit nem 180 micro Sieb.
Oder ist das normal, dass sich das Zeug so schrecklich absetzt? Das faengt gleich nach dem stehen lassen an und nach spaetestens zwei Stunden ist am Becherboden ein zaeher oder sogar ziemlich harter Tonbatz und ich brauch bestimmt 10 minuten zum wieder aufruehren...
Ich hoff, Ihr rollt jetzt nicht mit den Augen... :roll:
Danke schon mal!
Viele Gruesse, Miri
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ralf burger
Beiträge: 181
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absetzten von Glasuren

Beitrag von ralf burger »

Hallo Miri,
ich habe sowohl Glasuren, die sich wunderbar in Schwebe (über Tage) halten, als auch welche, die sich schnell absetzten (nach 5 Minuten ist ein 1cm Bodensatz wie Beton). Meine Erfahrungen sind, dass sich feinere Glasuren leichter absetzen, Tonreiche Glasuren setzten sich auch schwerer ab, und ich habe eine Ascheglasur, bei drich das Gegenteilige Problem habe, wenn die zu lange steht, setzt sie sich gar nicht mehr ab, und ist ein dicker schlicker, der aber nur aus Wasser besteht, wie ein Gel, und man kann dann auch nicht mehr damit Glasieren.
Also wenn sich die Glasur nach 2 Stunden absetzt, dass Du 10 Minuten Rühren mußt, würde ich sagen das ist nicht im Extrem.
Also beim Glasieren reicht es wenn Du nach jedem Stück kurz umrührst. Und um die 10 Minuten nach einigen Tagen zu verkürzen kannst Du ja mit ner Bohrmaschine und einen Rührquirl umrührst.

Ciao
Ralf

PS:
- nach meinem Sprchgefühl heiß das was Du verwendest Stellmittel und nicht Verflüssiger, den verwendet man bei Gießmassen.
- Und wenn sich wirklich einTonklumpen unten ansammelt, so ist das auch seltsam. Normalerweise sind 5-10 % Ton/Kaolin o.ä. in Glasuren. Und die bilden keinen Klumpen in der Glasur.
Miri
Beiträge: 17
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 15:48

Danke!

Beitrag von Miri »

Hallo Ralf!

Vielen Dank fuer Deine Antwort! Dann bin ich ja beruhigt, dass das normal ist... ;)
Passt denn mein Wassergehalt so? Ich hab da in der Literatur keine genauen Angaben dazu gefunden. Wie lange kann ich denn meine angeruehrte Glasur verwenden? Wird die irgendwann "schlecht" oder kann ich sie so lange verwenden, wie ich es schaffe, den Betonsatz wieder aufzuruehren? Ich habe keine Fritten drin.
Das Wort Verfluessiger steht zumindest auf dem Packerl drauf und schimpft sich auch Dispergierungsmittel. Aber vielleicht passt es ja wirklich nicht zu Glasuren. Hab es allerdings empfohlen gekriegt. Naehere Angaben als "Besteht aus Kieselsaeure, Natriumsalz" und mein anderer Verfluessiger aus " Polycarbonsaeure und Silicatverbindung" hab ich nicht.
Ich habe in meiner Momentanen Glasur 20% Kaolin drin. Ist das denn dann zuviel? Beim Verarbeiten verhaelt sie sich jedenfalls prima.

Vielen Dank schon mal fuer Deine Hilfe!
Gruessle, Miriam
Holger Jarnicki
Beiträge: 36
Registriert: Dienstag 22. Juni 2004, 07:20

Beitrag von Holger Jarnicki »

Hallo Miri,

bei deinem Problem gibt es verschiedene Dinge zu beachten.
Wenn du deinen Glasuren ein Stellmittel zusetzt, musst du beachten, wie der ph-Wert eingestellt ist.

Eine zu grosse Menge Stellmittel kann die gegenteilige Wirkung erzielen.

Der ph-Wert kann einfach über entsprechend präparierte Papierstreifen ermittelt werden.

Das Verhältnis von wasseraufnehmenden Rohstoffen (Tone) zu inerten (z.B. Fritten) muss optimal eingestellt sein.

Verwende Rohstoffe die in einer wässrigen Suspension nicht auskristallisieren. (Petalit,Lithiumcarbonat)

Lagere deine Glasuren nicht bei zu grossen Temperaturunterschieden.

Verwende Kunststoffgebinde (Plastikeimer) und keine
Metallgebinde.

Manche Zusätze bewirken eine Thixotrophie.(Stellwirkung)
die durch Energieeintrag (z.B. durch Rühren) wieder zerstört werden.

Ganz profan, setzte weniger Glasur an, um so leichter lässt sie sich aufmischen.

Wen du mir dein Rezept nennst, kann ich dir kokretere
Hinweise geben.

mfg Holger
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ralf burger
Beiträge: 181
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kaolin in glasuren

Beitrag von ralf burger »

Hallo Miri,
ich denke wenn Du 20% Kaolin in Deiner Glasur hast, so würde ich erstmal gar kein Stellmittel ausprobieren. Bei der Menge müßte di Glasur doch eigentlich eh schon sehr gut in der Schwebe bleiben.
Aber genaueres kann man wie Holger schon schrieb, erst mit dem Rezept sagen.
ciao
Ralf
Miri
Beiträge: 17
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 15:48

Vielen Dank!! ...und hier das Glasurrezept

Beitrag von Miri »

Hallo Holger, hallo Ralf!

Vielen Dank fuer Eure Antworten! Das Stellmittel hab ich primaer erstmal genommen, damit ich weniger Wasser fuer den Schlicker brauch, nicht so unbedingt als Anti-Absetzmittel. Bei 85% Wasser (bzgl. Trockengewicht) war mein Schlicker naemlich noch definitiv zu pampig um irgendwas damit anfangen zu koennen. Oder darf da mehr Wasser rein? Ich hab nur festgestellt, dass ich dann irgendwann Trockenrisse kriege. Das Stellmittel habe ich in der empfohlenen Menge zugesetzt. Und mim Verfluessigen hat es ja ganz gut geklappt.

Mein Rezept ist:
15 % Nephelin Syenit
5 % Dolomit
10% Wollastonit
20% Kaolin
8 % ZnO
42 % Quarz

Segerformel:
MgO 0,1
CaO 0,4
ZnO 0,39
K2O 0,05
Na2O 0,06
Al2O3 0,4
SiO2 4

Ich hab auch pH-Werte gemessen. Der schwankt so zwischen 7,8 und 8,7.
Kann dann das Stellmittel eventuell den Schlicker weniger haltbar machen? Also ich mein dass da dann irgendwas "schlecht" wird?
Nochmal und schonmal Riesendank fuer Eure Hilfe! :)

Viele Gruesse, Miri
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ralf burger
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stellmittel

Beitrag von ralf burger »

Hallo Miri,
hast Du die Glasur shcon jemals ohne Stellmittel ausprobiert?
Sieht aus wie eine Steinzeugglasur...
Ich verwende keine Stellmittel.

Ciao
Ralf
Miri
Beiträge: 17
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 15:48

Tonklumpen und Wassergehalt

Beitrag von Miri »

Hallo Ralf!

Nein, ganz ohne Stellmittel hab ich sie noch nicht ausprobiert, weil ich gedacht hab, dass dann zuviel Wasser drin ist. Sie war bei 85% ja noch wirklich total pampig. Und bei einem anderen Rezept hatte ich bei diesem Wassergehalt schon Trockenrissprobleme. Oder wuerdest Du sagen, dass der Wassergehalt normal bis gering ist? Ich hab nur mal fuer Fertigpulverglasuren gelesen, dass man die je nach auftragsweise mit 550 bis 850 ml auf 1kg anruehren soll. Da dran hab ich mich so ein bissl orientiert.
Aber ich probier es einfach mal aus, soviel Wasser dazuzugeben, bis ich die gleiche Konsistenz wie mit Verfluessiger kriege. Es ist nur so, dass ich zusaetzlich auch mit Blasenproblemen kaempfe und da dacht ich, dass es besser ist, wenn die Glasurschicht insgesamt dichter (aber duenn aufgetragen) ist und im Schlicker moeglichst wenig Wasser. Bin ich da auf dem falschen Dampfer?

Danke und nen lieben Gruss, Miri
Espacio
Beiträge: 31
Registriert: Montag 14. Februar 2005, 11:33
Wohnort: Regensburg

Beitrag von Espacio »

Liebe,

es ist wegen den hohen Kaolingehalt pampig. Es ist normal, dass es mehr wasser braucht als eine Glasur mit weniger Kaolin. Das, was sich absetzt ist vielleicht der Quarz, sicher nicht der Kaolin.

Natriumsilikat als Stellmittel würde ich nicht verwenden. Wenn es wirklich sein muss, benutze lieber 1-2% Bentonit. Aber jeglicher Zusatz zu vermeiden ist manchmal das Beste, weil jede so seine Nebenwirkungen hat.

Vielleicht hast du jetzt auch keine Trockenrisse, weil Kaolin auch eine gewisse Plastizität hat. Probiere es mal aus und berichte. Es würde mich sehr interessieren.

Liebe,
Espacio
Miri
Beiträge: 17
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 15:48

Habs ausprobiert!

Beitrag von Miri »

Hallo Ihr alle!

Also, erstmal riesenlieben Dank fuer Eure Antworten und Tipps!

Ich habs jetzt mal ausprobiert und die Glasur ganz ohne Verfluessiger angeruehrt. Fuer mein Proebchen hab ich auf 100g Glasurpulver 110ml Wasser gebraucht. (Mit Verfluessiger warens nur 75 ml auf 100g) Naja und es war halt immernoch ziemlich pampig. Aber der Schlicker hat sich thixotrop verhalten. Haett ich aber nicht gedacht, dass er sich dann noch so gut auftragen laesst. Ist schon irgendwie witzig, dass so ne gelige Pampe dann doch so toll fliesst... :wink: Trockenrisse hab ich keine gekriegt - allerdings einen Haufen kleiner Trockenblaeschen. Das ist doch auch nicht gut, oder? Und wie ist das mit Thixotropie? Die will man doch auch eher lieber nicht haben, oder?
Naja, jetzt muss ichs nur noch brennen... Mal schaun, was dann bei rauskommt.
Es ist nur echt komisch. Ohne Verfluessiger ist mein Schlicker total stabil - wie Ihr gesagt habt. Versteh allerdings nicht so ganz warum, weil der Verfluessiger ja auch als Dispergierungsmittel deklariert ist. Die Wirkungsweise ist so beschrieben, dass sich die Polymerketten der Polycarbonsaeure an die Tonmineralteilchen anlagern und die Teilchen sich somit sterisch abstossen. Und ausserdem wird durch Kationenaustausch die el. Doppelschicht der Tonmineralteilchen beeinflusst, was auch wieder zu einer gegenseitigen Abstossung der Teilchen fuehren soll. Und dann eben zu einer Stabilisierung des Schlickers. Das mim Verfluessigen klappt ja auch prima, nur eben setzt sich mein Schlicker wirklich sofort boese ab. Was ich mir jetzt ueberlegt hab - kann der Grund dafuer sein, dass ohne Verfluessiger ich ne Wasserhuelle um die Teilchen hab und der Schlicker deshalb so gelig stabil ist und alles schoen in Schwebe? Und der Verfluessiger diese Wasserhuelle dann kaputt macht und so sich alles absetzen kann?

Viele Gruesse!
Miri
volkmar
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Beitrag von volkmar »

Hallo Miri

Am Besten eignet sich BENTONIT, um eine Glasur mit wenig plastischem Anteil in Schwebe zu halten. Bentonit hat keinerlei "Nebenwirkungen" auf die Glasureigenschaften. 20% Kaolin wie R. Burger empfiehlt finde ich etwas riskant.
10% Bentonit reichen in den meisten Fällen...

Nur mit Verflüssiger eine Glasur in Schwebe zu halten ist gefährlich...zuviel kann die Glasur sehr stark verändern und Fehler herbeiführen.
Ich verwende den Verflüssiger nur im äußersten Notfall, wenn eine Glasur zu lange von der Kelle läuft (kann das grad nicht anders schildern).

Alles Gute für Deine Versuche

Puccini
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