Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

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Ono
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Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von Ono »

Ich versuche schon länger Mattglasuren zu entwickeln, die einigermaßen für Geschirr taugen, also keine Kratzspuren von Metallgegenständen hinterlassen und sich auch von schwarzem Tee oder roter Beete etc. nicht unwiederbringlich einfärben, drehe mich aber ziehmlich im Kreis. Manche sind etwas besser als andere, aber ich weiß nicht wirklich warum. Und das ich zufällig ein optimales Ergebnis finde, ist wohl nicht sehr wahrscheinlich. Der Matteffekt entsteht ja durch eine raue Oberfläche, an der das Licht diffus reflektiert wird. Raue Oberflächen sind aber anscheinend empfindlich?
Weiß jemand eine Lösung zu dem Dilemma?
Oder irgendeinen Ansatz, wie ich da weiterkommen könnte?
lnoral
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von lnoral »

Das hört sich interessant an.. ich wusste gar nicht das die sich einfärben können..

Bin mal gespannt ob jemand Ideen hat.
madame Alexis
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Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Der Matteffekt entsteht nicht nur durch rauhe Oberflächen. Sondern auch durch geeignete Mattierungsmittel (!) in der Glasur.
Titan, Rutil, Zink sind zb. solche Mittelchen. Die bilden kleine Kristalle und dadurch erscheint die Glasur dann matt. Mit dieser Methode lassen sich tatsächlich Mattglasuren (bzw Seidenmatte Gl. )entwickeln, die eine glatte Oberfläche haben. Rauhe Oberflächen finde ich für Geschirr absolut ungeeignet !
Schöne Grüße,
Axl
Ono
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Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von Ono »

Hallo Axl,
vielen Dank für die Antwort.
Mit Zink und Titanoxid habe ich schon experimentiert.
Zink scheint sehr schwach gegenüber Säure zu sein. Sobald die Glasuren soviel Zink enthalten, dass sie schön matt sind, überstehen sie einen einfachen Essigtest nicht mehr unbeschadet.
Und Titanoxid mattiert zwar auch, macht aber die Glasuren sehr farbempfindlich. Einmal schwarzen Tee reintun und die Glasuren sind unwiederruflich verfärbt.
Beides scheint also für Essgeschirr nicht wirklich geeignet.
Oder gibt es Möglichkeiten, diese Probleme zu vermeiden??
Vielleicht hatte ich ungünstige Zusammensetzungen?
Gibt es niemanden, der dazu was sagen kann?
Oder bin ich der Einzige, der jemals matte Essgeschirrglasuren machen wollte?
nicht mehr angemeldet

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Probier mal:
Wollastonit und/oder Talkum
oder Dolomit
in einer möglichst borhaltigen Grundglasur.
lnoral
Beiträge: 18
Registriert: Freitag 21. November 2014, 09:01

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von lnoral »

Mich interessiert es sehr, bin aber Anfänger und daher habe ich noch nicht viel Ahnung.. :/
Ich habe aber im Matthes ein Rezept gefunden welches "matt, glatt, weißopak" sein soll..
enthält, china clay, k feldspat, kalkspat, dolomit, magnesit und quarzmehl

Ist doch recht übersichtlich . Und wenn es Matt ist und die Oberfläche trotzdem glatt dann ist es vielleicht auch nicht so anfällig was die Kratzspuren mit Metallbesteck angeht..

lg nora
madame Alexis
Beiträge: 251
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Also ich mag keine glänzenden Glasuren und verwende auch eher die seidenmatten. Zink verwende ich als zusätzliches Mattierungsmittel - so 8 bis 10 % - . Meine Grundlage ist meistens Nephelin Syenit,
das ein schön milchig-trübes Glas bildet. Mit der Kombi hab ich gute Erfahrungen gemacht, was Härte und Säurebeständigkeit angeht. ( Bei 1200 °)
Vielleicht reden wir auch von verschiedenen Mattierungsgraden - wie gesagt, ich mag die Seidenmatte Glasuren gerne, die noch ein bißchen "Restglanz" haben.
Das Titan farbempfindlich sein soll , kann ich auch nicht bestätigen. Allerdings gehe ich mit meinen Zusätzen da auch nicht über 5 %.
Talkum und Dolomit solltest du mal testen - ich habe mit diesen Stoffen überhaupt keine Erfahrung, weiß aber, das die auch sehr schöne Oberflächen ergeben.
Viel Erfolg beim Experimentieren und berichte doch mal wieder !
Ono
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Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von Ono »

Vielen Dank für die Antworten.
@ Ulrike
Genau in der Richtung bin ich gerade unterwegs. Vielen Dank für die Bestätigung. Da mache ich ermuntert weiter.
@Nora
Manchmal sieht die Oberfläche glatt aus, fühlt sich glatt an, aber ein kleiner Kratzer mit einem Metallgegenstand geht nie wieder ab. Ritzhärte ist hier wohl das Problem.
@Axl
Ich meine schon matt und nicht seidenmatt, am besten ganz ohne Lichtreflexe. Seidenmatt habe ich schon ein paar brauchbare Ergebnisse. Aber richtig matt?!

Größere Mengen MgO mattieren zwar wunderbar, haben aber auch eine starke Tendenz zum Einfärben.
(Ich mache als Test mit dem Schwamm etwas Eisenoxid drauf und versuche es dann wieder abzuwaschen. Da fallen quasi alle wirklichen Mattglasuren durch. Entweder die Glasur ist porös oder die Farbe setzt sich in der Oberfläche fest?)
Die Kombination mit noch größeren Mengen CaO scheint mir da die richtige Richtung?
Beides scheint auch gut für die Ritzhärte.
Na vielleicht geht es ja in der Kombination mit Borfritte?
lnoral
Beiträge: 18
Registriert: Freitag 21. November 2014, 09:01

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von lnoral »

Halte uns auf dem laufenden, mich interessiert das Thema sehr!
suzy
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Registriert: Donnerstag 18. Dezember 2014, 08:50

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von suzy »

Sind Zink und Titanoid in großen Mengen nicht gesundheitsschädlich?
nicht mehr angemeldet

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Ono hat geschrieben: Manchmal sieht die Oberfläche glatt aus, fühlt sich glatt an, aber ein kleiner Kratzer mit einem Metallgegenstand geht nie wieder ab. Ritzhärte ist hier wohl das Problem.
Größere Mengen MgO mattieren zwar wunderbar, haben aber auch eine starke Tendenz zum Einfärben.
(Ich mache als Test mit dem Schwamm etwas Eisenoxid drauf und versuche es dann wieder abzuwaschen. Da fallen quasi alle wirklichen Mattglasuren durch. Entweder die Glasur ist porös oder die Farbe setzt sich in der Oberfläche fest?)
Die Kombination mit noch größeren Mengen CaO scheint mir da die richtige Richtung?
Beides scheint auch gut für die Ritzhärte.
Na vielleicht geht es ja in der Kombination mit Borfritte?
Größere Mengen MgO? - wieviel, das hängt von deiner Brenntemperatur ab.
Je niedriger du brennst, desto weniger solltest du davon einführen. Am Endpunkt dieser Reihe läge eine Glasur, die durch zu hohen MgO-Anteil nicht mehr völlig ausgeschmolzen ist, matt, aber mit rauher Oberfläche.
Eine Kombination von MgO mit CaO ist sinnvoller. Und, meine Erfahrung jedenfalls, wenn du eine gute Mattierung hast, Calciumboratfritte in ansteigenden Gew. % zugeben. dadurch bekommst du glattere Oberflächen, die mit steigender Zugabe seidenmatt und dann wachsartig glänzend werden.
Nimmst du halt die aus dieser Testreihe, die dir am besten gefällt. (Bor ist übrigens auch gut für die Ritzhärte)
... kannst auch eine davon, die dir noch zu "seidenmatt" ist, zusätzlich noch mit Titan mattieren

@suzy
Nicht in einer stabilen Glasur, wodurch sich große Mengen von selbst verbieten.
madame Alexis
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
In welchem Temperaturbereich bewegst du dich eigentlich?
Ich vermute, dein Problem mit den Kratzspuren und den Einfärbungen hängt mit der Oberfläche zusammen. Auf einer rauhen Oberfläche hinterläßt vieles Spuren...
Unterbrannte Glasuren sind meist matt, das ist aber nicht gut, weil instabil = Glasur löst sich "auf" und kann dann auch gesundheitsschädlich sein.
Die Haltezeit kann auch viel Einfluß haben, hast du mal in der Richtung experimentiert ?
Willst du eine bestimmte Farbe erzielen?
Grüße,
Alex
Ono
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Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
Wohnort: Brandenburg

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von Ono »

Ich brenne 1240 Grad mit 20 Minuten Haltezeit und möchte daran auch möglichst nix ändern, weil alle anderen Glasuren darauf abgestimmt sind.
Bin jetzt noch gar nicht dazu gekommen, eine neue Testserie zu machen, hatte aber vor, mal mit 10% Calziumboratfritte als Konstante und viel CaO und MgO eine größere Serie Glasurtests zu machen.
Hauptsächlich geht es mir um eine mehr oder wenige weiße Glasur auf dunklem Ton, aber andere Farbtöne sind auch willkommen, wenn sie mir gefallen. Das Weiß versuche ich mit Zirkonsilikat zu erreichen, aber ich will auch Tests ohne ZrSi machen. Farbkörper wären dann noch eine Option für später.
Übrigens habe ich inzwischen noch ein Kapitel zum Thema bei Matthes "Keramische Glasuren 2" gefunden. Sehr gute Info zum Thema. Für alle, die da sonst noch Interesse haben.
Danke nochmal für das Feedback.
nicht mehr angemeldet

Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Ja, ich komm grade auch nicht vom Fleck und produziere Spritzgebäck.
Nach Weihnachten aber ... nur mal so:
10% Calciumboratfritte als Konstante, das ist eine Menge. Hängt natürlich von der Zusammensetzung deiner Grundglasur und der Menge des verwendeten MgO ab, da hast du recht.
Doch rein von der Logik, ist es nicht einfacher zuerst mal zu mattieren - du hattest außerdem geschrieben, dass du schon ein paar, wenn auch nicht zufriedenstellende Mattglasuren hast?
Und danach erst die für eine glattere Oberfläche erforderliche Menge an Borfritte zu ermitteln?
Ich habe nämlich festgestellt, dass, je nach Viskosität der Glasur, dafür schon ein halbes % ausreichen kann. Bis höchstens 4 %, das war meine maximale Zugabe.
Allerdings brenne ich höher, bei ^ 9,5.
Viel Erfolg und frohe Weihnachten! :wink:
Ulrike
Ono
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Re: Essgeschirrtaugliche Mattglasuren

Beitrag von Ono »

Na bei Kegel 9,5 und 10% Calziumboratfritte müsstest du wahrscheinlich Brennplatten schleifen?
Bei 1240° habe ich aber schon ein paar Versuche gemacht. Das geht schon. Frage ist natürlich, wie es dann aussieht.
Mit etwas zuviel SiO2 sehr glänzend. Aber mit wie wenig SiO2 (und wieviel CaO/MgO) bekommt man noch eine stabile Glasur, die dann eventuell matt UND funktionell ist?
Das ist wohl so in etwa das Problem dann?
Gibt es eigentlich eine einfache Methode rauszufinden, ob eine Glasur stabil ist?
Ich lege sie immer ein paar Tage in Essig und schaue dann, ob sich was verändert hat.
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