abplatzende Glasurkanten

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Petra Christensen
Beiträge: 4
Registriert: Freitag 16. September 2005, 10:16
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abplatzende Glasurkanten

Beitrag von Petra Christensen »

Hallo Töpferfreunde
bin neu in der Runde und kein Profi... Ich habe das bekannte Problem abplatzender Glasur an Kanten, allerdings bei gekaufter weißer Fertigglasur mit Brennbereich 1130-1170 °(A1121, Viebach, Bremen),auf Freidrehmasse ( bis 1280°) , 900° geschrüht.......im recht alten Elektro-Ofen.
bin ziemlich ratlos, die Kanten sringen oft nach Wochen ab oder ich hole sie schon abgeplatzt aus dem Ofen....Habe daraufhin einen Teller bei der Firma Viebach brennen lassen, der war dann in Ordnung...Liegt es am Brennvorgang?
Kann ich etwas zusetzen? Könnte Betonit helfen? Gruß, Petra
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Hallo Petra,

nun, wenn bei dem bei Viebach gebrannten Teller im Gegensatz zu den selbstgebrannten kein Fehler autritt, dann stellt sich die Frage: was hat man dort anders gemacht? Was sagt denn den Viebach dazu? :wink:

Grüße
Kerstin
Petra Christensen
Beiträge: 4
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Beitrag von Petra Christensen »

Hallo Kerstin,
Vielen Dank für die Antwort.Viebach hat angeblich mit der gleichen Brenneinstellung gebrannt. Glasiert hatte ich den Teller wie üblich......
Ein Profitöpfer in Bremen hatte mir Bentonit mitgegeben, was ich auch in die Glasur rührte, allerdings ohne wirklichen Erfolg, die Ränder platzen bei einigen Teilen immer noch ab.
1.Könnten die Becher evt. zu dünn gedreht sein?
2. Gibt es einen Zusatz, der die Glasur ausdehnungs- u. zusammenziehfähiger macht?
3. Kennt ihr eine weiß-glänzende , gut deckende Pulver-Fertigglasur, die nicht höher als 1150 gebrannt werden muss? Gruß,Petra
charlie
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abplatzende Glasurkanten

Beitrag von charlie »

Lehnhäüser empfielt in seinem Buch:
Produktios-und Oberflächenfehler in keramischen Bereichen:
Kantenabplatzer an Glasuer,
Glasurabplatzer zeigen zuerst an Kanten und Wekstücken-USW
Der Glasur AK ist bei diesen Abplatzer wesensich zu niedrig und er empfiehlt:
1.
Die einfachste Maßnahme ist eine geringe Zugabe
4-8 % von Alkaliverbindungen z.B. synth. Syenit, Nephelin, Feldspat, Alkalifritte u.Ä. zum Glasueversatz, wobei die Zusatzstoffe in der Glasurmühle mit aufgemahlen werden müssen.
2.
Die Glasur wesentlich dünner auftragen

Charlie
Petra Christensen
Beiträge: 4
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Beitrag von Petra Christensen »

Danke, Charlie, ich versuch´s mit einem der Zusätze.
Habe jetzt einen Brand mit der geringst-möglichen Höchst-Temperatur versucht, bisher ist noch alles dran.......Gruß, petra
volkmar
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Beitrag von volkmar »

Hallo Petra

Auch mir ist es vor etwa 15 Jahren passiert, daß ich Abplatzungen hatte. Mir sind dabei die Aufträge und die Arbeit einer Frankfurter Messe zerstört worden. Wenn man wie ich jetzt Einfluß auf die Masse hat, lässt sie sich leichter verändern als die Glasur. Größere Eingriffe in die Glasur sind meist mit einer Veränderung der Glasuroberfläche oder des Schmelzverhaltens verbunden.
Der AK des Scherbens muß in dem Fall verkleinert werden.

Bentonit verwendet man, damit der Glasurschlicker sich nicht so schnell absetzt. Es ändert im Brand nichts an der Glasur, also hilft Bentonit auch nicht den AK zu verändern.
Vielleicht versuchst Du mal eine andere Masse aus, um dem Problem Herr zu werden.

Glasurvorschlag:
Jäger Glasur: 1130°-1170° Nr. A1131 weiß glänzend

Viel Glück damit
Gruß Volkmar


Hier noch einpaar Hintergründe zum selben Thema (aus meinem Unterricht)

Schrühbrand
Der Vorbrand oder Schrühbrand ist für das Ergebnis des Glattbrandes sehr maßgebend.
Die Temperatur für einen Schrühbrand sollte etwa 100°C niedriger liegen als der Glattbrand.
Außnahmen sind nur spezielle Tone, die eine höhere Schrühbrandtemperatur brauchen (Steingut).


Zwischenschicht
Ebenso zuständig und äußerst wichtig für den guten Sitz einer Glasur ist die Bildung einer Schicht, zwischen Scherben und Glasur.
Die Glasur drinkt in die Poren des Scherbens ein, verglast und verfestigt sich beim Brand im Scherben. So entsteht ein Bereich im Scherben (Zwischenschicht), in dem die Glasur sich wie ein Wurzelwerk verhällt.
(Kalk im Scherben erhöht die Zwischenschichtbildung.)
Deshalb ist es wichtig, die Glasuren auf vorgebranntem Scherben aufzutragen, der noch ausreichende Saugkraft hat.
Bereits hochgebrannte Scherben lassen sich nicht mehr glasieren.


Ausdehnung der Glasur beim Brand
Die Spannungen zwischen Glasur und Scherben müssen nahezu gleich sein. Der Ausdehnungskoeffizient, ( AK ) genannt, ist zuständig für den sicheren Sitz der Glasur auf dem Scherben.
Durch Temperaturschwankungen dehnt sich das Material aus. Bei unterschiedlichen AK’s reißt die Glasur (Haarrissbildung) oder sie platzt ab Kantanabsprengungen), kann sogar auch unter Umständen den Scherben zertrümmern.

Gleiche Spannung spannungsfreier Glasursitz
Glasur AK > Scherben Zugspannung / Haarrissbildung
Glasur AK < Scherben Druckspannung / Abplatzungen
Petra Christensen
Beiträge: 4
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Beitrag von Petra Christensen »

Hallo Volkmar,
vielen Dank für die Ausführungen und Tipps zu meinem Problem. Die Jäger-Glasur werde ich ausprobieren, mal sehen, ob ich den Jäger bei google finde.....Und noch eine Frage: Durch welchen Zusatz kann ich den Glasur-AK größer machen? Ich hab noch so viel der weißen Problemglasur...
Gruß, Petra
volkmar
Beiträge: 170
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Beitrag von volkmar »

Hallo Petra
Hier mal die Adresse für den Ton ....

Fa. Carl Jäger GmbH
In den Erlen 4
56204 Hilgert

www.carl-jaeger.de

Ich würd mal die andere Masse versuchen, denn die Fertig-Glasur zu verändern ist kompliziert. Du kannst ja mal versuchen etwas niedriger zu brennen, das erniedrigt den AK des Scherbens auch etwas.
Deiner Fertigglasur kannst Du dann etwas Nephelinfeldspat beimischen und über empirische Versuche die richtige Menge ermitteln.
Jede Veränderung ändert auch die Glasur und eventuell auch den Schmelzbereich, also solltest Du es einfach mal ausprobieren.


Herstellung einer Mischungsreihe

Wenn man nicht weiß, wie eine Glasur zusammengesetzt ist, und das ist ja bei einer Fertigglasur der Fall, empfiehlt es sich eine Mischumgsreihe herzustellen.

Im linken Gefäß befindet sich die Glasur ohne Zusatz.
Im rechten Gefäß bereitet man die Glasur+Zusatz (mehr % als erwartungsgemäß notwendig) auf.
Zwischen den Gefäßen legst Du 5 Probeplättchen aus und stellst für die Mischungen 3 zusätzliche Gefäße parat.

Als erstes glasierst Du die beiden Ausgangsglasuren.
Dann nimmst Du von jeder Ausgangsglasur einen gleichen Anteil und mischst dies in einem Gefäß und glasierst damit ein Probeplättchen.

Nun wird diese Mischung verwendet, um mit der linken bzw. der rechten Glasur analog je ein weiteres Mischumgsverhältnis herzustellen und je ein Probeplättchen zu glasieren.
Auf diese Weise erhälst Du ohne erneutes abwiegen eine fortlaufende Reihe von 5 Proben mit ansteigendem Prozentsatz Deines Zusatzes.

Die Probeplättchen beschriften und ab in den Ofen ......

Diese Methode lässt sich übrigens in der Reihe auf jede ungerade Zahl erweitern.
Spannend wird es, dies in einem Quadrat auszuführen. :?



Grüße
Volkmar
Theo Kern
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Ist die Drehmasse

Beitrag von Theo Kern »

eventuell mit Resten von Gießmasse (Gießtrichterreste) versetzt?
Dann passiert das leicht durch Gipsbemischungen im Ton.
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