Rote Glasur, nicht mehr farbig!

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Tonzirkel
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Rote Glasur, nicht mehr farbig!

Beitrag von Tonzirkel »

Ich wurde gebeten meine Frage im Forum zu stellen ...

Ich habe eine Frage zu einer gekauften Pulver-Glasur, welche ich vor ca. 38 Jahren kaufte :green:

Eine rote Glasur für den Brennbereich bis 1080°
Dieses Pulver befindet sich in der Originalverpackung, wie damals üblich in einer Kunststoffflasche.
Immer trocken gelagert, aber im laufe der Jahrzehnte mehrfach gefroren gewesen.
Das Pulver ist immer noch Pulver, ohne Klumpen, nichts deutet darauf hin was da vor sich ging.
Nun ist das Glasurpulver ganz farblos weiß.
Ich kann mich nicht mehr erinnern ob das Pulver jemals farbig war,
ich habe nur noch nie ein gekauftes Rotpulver gesehen welches farblos war.
Diese Glasur zeigt auch keinerlei Farbe nach dem Glattbrand!

Nun zu meiner Fragen: was ist da geschehen?
Ich habe ich versucht eine Erklärung zu finden, leider ohne Erfolg.

Werden Glasuren einfach unbrauchbar?

Keine andere Glasur ist davon betroffen, auch keine Engoben.

Ein schönen Advent mit guten Umsetzen wünscht

M.
VG M.
Gasbrenner
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Re: Rote Glasur, nicht mehr farbig!

Beitrag von Gasbrenner »

Glasuren bestehen in der Regel hauptsächlich aus mineralischen Bestandteilen, die üblicherweise in trockener Form nicht altern.
Was altern kann sind organische Bestandteile wie Kleber oder Reduktionshilfsmittel. Ansonsten kann es eigentlich nur zu Entmischungen kommen.
Bei Nasslagerung sieht es schon etwas anders aus, da kommt es zu Auswaschungen, Lösungen oder auch zu der Bildung von Agglomeraten und Konglomeraten (Klümpchen) und die gante Organik leidet stark.

Zurück zu Deiner roten Glasur.
Folgende Ferndiagnosen:
1.) Ja, vor 38 Jahren waren Farbkörper und Einschlusspigmente, die heute die Glasuren so schön farbig machen, noch etwas sehr exotisches. Und damals hat man bisweilen rote Glasuren noch auf Kupferbasis gemacht. Der Versatz ist dann fast weiß und wenn man ihn nicht optimal reduziert, wird die Glasur entweder blassgrün oder weiß-transparent. Ich kenne diese Kupferglasuren allerdings nur für höhere Brennbereiche.

2.) Auch Selen kann farblos daherkommen und die früheren Rotglasuren galten allgemein als kapriziös wie Operndivas, sprich: sie waren zickig, launisch und häufig nicht produktionssicher. Oder sie enthielten Cadmium, Blei etc in Mengen, dass es eigentlich nur noch für Zierkeramik vertretbar war.
Es gibt Gründe, warum Farbkörper und Einschlusspigmente über die Rotfarben ihren Siegeszug antraten

3. Es kann natürlich auch sein, dass irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten irgendjemand einen Behälter suchte um Transparentglasur zu verwahren und dass da gerade das leere Gefäß der Rotglasur zur Hand war......
Tonzirkel
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Re: Rote Glasur, nicht mehr farbig!

Beitrag von Tonzirkel »

Hallo Gasbrenner,

herzlichen Dank für deine Ausführliche Antwort.
Gasbrenner hat geschrieben: Der Versatz ist dann fast weiß und wenn man ihn nicht optimal reduziert, wird die Glasur entweder blassgrün oder weiß-transparent. Ich kenne diese Kupferglasuren allerdings nur für höhere Brennbereiche.
Zur Reduktion habe ich diese Glasur bisher noch nie benutzt.
Gasbrenner hat geschrieben: 2.) Auch Selen kann farblos daherkommen und die früheren Rotglasuren galten allgemein als kapriziös wie Operndivas, sprich: sie waren zickig, launisch und häufig nicht produktionssicher
Ja, das könnte es sein! Die Glasur war zickig, launisch und nicht produktionssicher!
Auf dem Behälter steht KGG 23 Rot Welte, damals habe ich diese in Hürth bei Welte direkt gekauft.
Ich habe diese beiden Links gefunden, und auf Seite 4 lesen - es soll Selenrot sein.

http://www.keramikos.nl/website/databas ... _Welte.pdf
http://aft-keramikbedarf.at/data/files/aft-hp.WELTE.pdf

Hier konnte ich diese Glasur nicht finden.
Gasbrenner hat geschrieben:3. Es kann natürlich auch sein, dass irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten irgendjemand einen Behälter suchte um Transparentglasur zu verwahren und dass da gerade das leere Gefäß der Rotglasur zur Hand war......
Das kann ich ganz sicher ausschließen.
20 Jahre war alles in einem Umzugskarton, ordentlich beschriftet.
Danach kam alles in ein Regal.

Ich möchte dann noch bitte eine Frage nachreichen.
Ist es ratsam dem Glasurpulver rote Einschlusspigmente zuzugeben, um es nicht entsorgen zu müssen?
Oder hast Du, bitte, einen Ratschlag für mich was ich versuchen könnte?

Einen schönen Adventssonntagabend und liebe Grüße

M.

PS : Die Fa. Reimbold & Strick hat meine Nachfrage zur Glasur leider nicht beantwortet.
VG M.
Gasbrenner
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Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Rote Glasur, nicht mehr farbig!

Beitrag von Gasbrenner »

Eigentlich tendiere ich eher dazu solche historische Reste zu entsorgen.
Ich würde an der bestehenden Glasur nichts ändern, sondern allenfalls versuchen, ob man sie zum Funktionieren bekommt.
Ob und welcher Farbkörper etc. das Zeug rot machen kann, könnte man zwar ggfs. über Versuchsreihen herausfinden. Aber da ist der Ausgang ungewiss und es besteht die Möglichkeit, dass man Zeit und Geld einsetzt ohne zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Zudem geht es ja offenbar nur um eine Restmenge einer nicht mehr verfügbaren Glasur.
Früher wurden selenrote Glasuren gerne auf schwarzen Massen eingesetzt und mussten recht dick aufgetragen werden. War immer ein Eiertanz, denn bei etwas zu viel Temperatur oder altem Kleber zog sich die Pampe zusammen oder floss bis auf die Brennplatten.
Tonzirkel
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Re: Rote Glasur, nicht mehr farbig!

Beitrag von Tonzirkel »

Hallo Gasbrenner,
Gasbrenner hat geschrieben:Eigentlich tendiere ich eher dazu solche historische Reste zu entsorgen.
tja, nur die Problemabfallstelle will das Pulver nicht annehmen.
Ich kann ja nichts über die Zusammensetzung sagen ....
Ich muss den 700gr. Rest ja eh auf Platten oder in Schalen mit brennen um es zum Restmüll geben zu können.
Also werde ich mal versuchen etwas mit Eisen zu erreichen. Da halten sich dann die Kosten ja in engen Grenzen.

Herzlichen Dank für deine Antwort.

Eine schöne Woche und liebe Grüße,
M.
VG M.
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