Alternative Farbstoffe für Glasur

Dies ist das Forum für Glasuren, Dekorprobleme, Oberflächenbehandlung etc.
Antworten
fransin
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 4. Mai 2017, 17:27

Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von fransin »

Hallo an Alle,

für ein neues Projekt beschäftige ich mich mit alternativen Farbstoffen die eine transparente Grundglasur einfärben sollen.
Als Beispiel wären farbige Mineralien aus zb stillgelegten Abbaugruben oder Metallspähne als Abfallprodukt aus einer Werkstatt zu nennen.
Hat jemand schon Erfahrungen mit eingefärbten Glasuren gemacht ohne gekaufte Oxide oder Pigmente? Wenn ja, was könnte als hitzebeständiges Pigment sonst noch benutzt werden?

Vielen Dank, freue mich auf eure Antworten.

fransin
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von Laborfuerdesign »

Ich habe mal den Rost, der sich an unserer Feuerschale gebildet hatte, abgekratzt, in einem Mörser grob zerstoßen, unter eine Transparentglasur gemischt und bei 1240° gebrannt. Der Effekt war aber nicht der einer eingefärbten Glasur. Es wurde eher eine transparente Glasur mir Spots, dunkel honigfarbenen Flecken und krustigen, metallisch glänzenden Stellen, wo der Rost zu grobkörnig war, um sich in der Schmelze zu lösen. Sah interessant aus, aber total untauglich für Gebrauchskeramik. Hätte man den Rost richtig fein zerstossen, dann währe das Ergebnis vielleicht anders gewesen... aber dann könnte ich ja auch einfach Eisenoxid rot oder schwarz kaufen und mir die Mühe sparen. :?
isam
Beiträge: 71
Registriert: Mittwoch 1. Juni 2011, 11:40

Re: Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von isam »

Feingemahlener Rost müsste funktionieren. Metallspäne sind m.E. nicht fein genug und schmelzen in der Glasur nur zu unschönen schwarzgrauen Klumpen aus. Ich habe einmal mit roten Erden (aus Frankreich und Spanien) experimentiert, auch mit Schlick aus dem Wattenmeer, damit habe ich bräunliche bis schwarze Einfärbungen erreicht, aber es wurde rauh und nicht besonders attraktiv. Vielleicht hätte ich es noch feiner sieben müssen. Ich denke, es wird schwierig, Alternativen zu finden. Vor allem für ein breites Farbspektrum. Alles Organische verbrennt dir spätestens ab 450 Grad und färbende Mineralien und Oxide in der Natur zu finden, ist hierzulande sicher nicht so ganz einfach. Mit gesiebtem Lehm kann man Braun- oder Grüntöne erzeugen, je nach Brennverfahren, damit habe ich in meiner Lehrzeit Bekanntschaft gemacht.
Auch mit verschiedenen Pflanzenaschen lässt sich etwas färben. Die muss aber gut gewaschen sein, sonst fließt dir das Ganze auf die Brennplatten.
Vieles auszuprobieren, wenn du Zeit und Geduld hast, würde ich dir raten.
Viel Erfolg dabei und Gruß, Isam.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von Gasbrenner »

Eigentlich gibt es unendlich viele Steine und Erden, die man in Glasuren verwenden kann. Leichter ist es natürlich bei Brenntemperaturen oberhalb 1200°C, aber auch darunter kann man einiges machen, wenn man vermahlt und/oder eine stark lösende Transparentglasur als Basis verwendet.
Sucht man günstige und gut schmelzende Mineralien, so sind die Vulkanite die Hauptverdächtigen. Die bringen zum Metalloxyd meist auch das Flussmittel mit. Lava, Basalt, Trachyt, Phonolith, Bims, Tuff etc, etc. Granite können interessant sein, ggfs. auch deren Verwitterungsreste. Aber es gibt auch sonst noch eine Vielzahl an Gesteinen und farbigen Erden, die einen Versuch lohnen. Wenn man nicht weiß, was man da vor sich hat, kann man kleine Proben im Ofen mitbrennen. Ich würde das Material zerkleinern, bis es maximal 1mm groß ist. Dann drei Proben. Erst eine Prise trocken in einem Daumenschälchen brennen, Dann die gleiche Probe, diesmal eine Prise Gestein mit einem Teelöffel Transparentglasur, dann noch ein wenig Ton mit etwas von dem Gestein verkneten und brennen.

Zur Materialbeschaffeng empfiehlt sich ein Blick in die Umgegend. Steinbrüche, Tongruben etc bieten eine Vielzahl von Materialien. Wenn da eine Sieb- oder Brecheranlage steht, gibt es meist auch gegen etwas Trinkgeld Gesteinsstaub zum mitnehmen.
Der Gang zum örtlichen Steinmetz kann auch ertragreich sein. Die schneiden Stein meistens nass. Dabei fällt ein Steinschlamm an, der zwar meist ein Gemisch ist, aber manchmal schöne Ergebnisse bringt.

Vorsichtig wäre ich nur bei Kalkstein, (Marmor) Kohlehaltigen Gesteinen und anderen Carbonaten. Die wirken meist stark schmelzpunkterniedrigend, kochen gerne und bringen keine schönen Farben.
fransin
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 4. Mai 2017, 17:27

Re: Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von fransin »

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten! An Rost hatte ich auch schon gedacht und werde dies auf jeden Fall versuchen.

@Gasbrenner :
Danke für deine ausführliche Antwort und deine Tips. Das hört sich alles sehr gut an und in den nächsten Wochen beginnen dann auch die kleinen Expeditionen um Mineralien in Norddeutschland zu finden!
Falls du dafür noch einen konkreten Tip hast freue ich mich.

Und dann wollte ich noch fragen ob du für die genannten Transparentglasuren als Basis eine gute Empfehlung einer fertigen Glasur oder eines Rezeptes hättest :
Gasbrenner hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2017, 19:09 Eigentlich gibt es unendlich viele Steine und Erden, die man in Glasuren verwenden kann. Leichter ist es natürlich bei Brenntemperaturen oberhalb 1200°C, aber auch darunter kann man einiges machen, wenn man vermahlt und/oder eine stark lösende Transparentglasur als Basis verwendet.
Danke und liebe Grüße!
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Alternative Farbstoffe für Glasur

Beitrag von Gasbrenner »

In Norddeutschland fallen mir hinsichtlich Glasurrohstoffe vorrangig die dortigen Lehm- und Tongruben ein. Alte und neue Ziegeleistandorte haben fast immer auch Gruben in ihrer Nähe. Z.B. der Friedländer Ton, aus dem früher wunderschöne Rottöne gebrannt wurden. Über Gesteine weiß ich da zu wenig. Moränengebiete sind meist Wunderkisten, in denen naturgemäß alles gemischt ist. Auch bei lehmigen Stellen ist da viel Nasssieben und Mahlen angesagt, bevor man etwas brauchbares bekommt. Das ist für unsere Zwecke meist nicht ergiebig. Im Harz wird es hinsichtlich der Gesteine ergiebiger. Da gibt es zahlreiche Steinbrüche, in denen auch Mehle anfallen. Interessant sind auch Verwitterungsprodukte des Granits, wie Diabas, der als Grus oder Sand anfällt. Nur bitte nicht Kalk oder Naturgips sammeln, das macht nur Ärger. Auch Bergwerkshalden sollte man dort besser meiden, weil die häufig Schwermetall(blei)haltig sind.

Hinsichtlich der Transparentglasuren kommt es natürlich auf die Brenntemperatur und das Brennverfahren an. Aber ich würde zunächst die Transparentglasuren ausprobieren, die der Fachhändler des Vertrauens vorhält.
Antworten