Hallo,
Mal wieder ein Update für Interessierte. Ich hab inzwischen etwas mehr an meiner Zink Barium Glasur schrauben können und ein bisschen was gelernt. Das alles hier aufzuschreiben würde in einem ewigen Sermon resultieren, also nur ein paar Eckpunkte.
Grundsätzlich arbeite ich jetzt nur noch mit der Nr. 377 aus dem Matthes. Das Originalrezept verlangt nach Zinkborat. Weil ich das nicht hatte, hab ich es so umgerechnet, dass Zinkborat durch Mehr Zink und Gerstely Borat ersetzt wird, dafür dann weniger Kreide und Quarz etc, damit es wieder aufgeht. Versuchsreihen haben aber ergeben, dass das Gerstley Borat kaum einen Einfluss auf die Kristalle hat. Bei Mengen unter 5% sieht man so gut wie keinen Unterschied. Viel größeren Einfluß haben Zugaben von Titandioxid oder mehr Quarz.
Zweitens hab ich für mich festgestellt, dass Strontium besser funktioniert als Barium. Ich hab es im Verhältnis 0.75 zu 1 ersetzt und durch die Bank weg sieht es in diesem Rezept besser aus. Das ist mir gerade recht, dann muss ich mir schon mal keine Sorgen machen, dass ich mich beim Mischen umbringe.
Drittens, diese Glasuren brauchen wirklich eine Haltezeit in einem bestimmten Temperaturbereich. Wenn sie ganz normal in meinem Brand mitfahren (Elektro-Kammerofen, 1240°C, 30 min Haltezeit, normales Abkühlen) dann werden sie so:
Es nutzt aber auch nichts, einfach einen Wert für langsames Abkühlen einzugeben. Ich hab es mal mit 60°C/h von 1240° bis 900° versucht, dann abgeschaltet. Dann sehen sie so aus, eindeutig viel zu viele Kristalle, die komplette Oberfläche wird matt.
Mit den Brennbereichen zu experimentieren ist schwer für mich, weil ich dazu den Rest des Ofens leer lassen muss, oder riskieren, dass alles andere was da drin ist fürchterlich rauskommt. Aber ich bin mir jetzt sicher, dass der ideale Bereich für eine Haltezeit irgendwo zwischen 1060° und 1020° Grad liegt. Eine weitere Haltezeit unter 1000° führt zum rapiden Wachstum der "Hintergrundkristalle". Was bei meinem Steinzeugton aber nicht gut ist. Das sind dann ganz schnell zu viele.
Viertens, diese Glasuren mögen dünn aufgetragen werden. Ich hab das am Anfang nicht verstanden und bin von den glänzenden Kristallglasuren ausgegangen, die man ja so dick wie möglich auf den Scherben bringt. Dieser Becher ist auf der einen Seiten einmal begossen, auf der anderen zweimal. Da sieht man den Unterschied schön.
Was man leider auch schön sieht sind die Nadelstiche oder eher Überfeuerungsblasen?
Die tauchen ständig ohne System über alle Rezeptvarianten hinweg immer mal wieder auf. Ich hab wirklich noch nicht erkennen können, was sie verursacht. Ich hab die Schrühtemperatur auf 1000° mit 20 min Haltezeit erhöht aber es ist schwer zu sagen, ob das geholfen hat. Dafür hab ich nicht genug Vergleichspunkte.
Während ich mich so durchs Internet gelesen habe und bei Facebook ein paar Gruppen beigetreten bin, ist was ziemlich cooles passiert. Sowohl John Britt, der Glasurguru Author und John Tilton höchstpersönlich!!!
haben mir geschrieben und mir ein paar Tipps angeboten. John Britt hat mir eine PDF mit Rezepten und Brennkurven gegeben, John Tilton hat mir erzählt, wie die Glasuren aufzutragen sind, welche Brennkurven ich versuchen sollte, dass seine Glasuren kein Borat enthalten und vieles mehr. Er hat mir sogar Aufschriebe eines seiner Workshops geschickt. Wie geil ist das! Leider brennt er wesentlich höher als ich, mit einem US Feldspat und auf Porzellan. Da ist bei mir der Groschen gefallen... das Hauptproblem, dass ich habe, ist nicht das Rezept, das funktioniert eigentlich schon. Es ist der Ton. Das grobe und dazu auch noch schamottierte Steinzeug bietet viel zu viele Kristallkeime. Dadurch ist es fast unmöglich die Balance zwischen zu wenig Kristallen und viel zu vielen zu finden. Mein Ziel ist es ja, möglichst runde Kristalle klar abgegrenzt auf einem andersfarbigen Hintergrund zu erhalten, so wie hier: