Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

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Oleli
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag 15. April 2018, 22:34

Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Oleli »

Hallo,
mir gefällt bei dieser Glasur besonders, dass die blauen Linien in den weißen Untergrund "ausbluten". Ich habe jetzt schon einiges ausprobiert, sowohl mit Glasuren als auch mit Engobe, Unterglasurfarben und Farbkörpern..., bekomme den Effekt aber einfach nicht hin.
Wer weiß, wie es gehen könnte?
Liebe Grüße!
Keramik .jpg
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Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Oleli,

möglicherweise ist in der blauen Glasur nicht nur Kobaltoxid, was der "normale" Werkstoff für blau ist, sondern auch ein Wenig Kupferoxid. Das hat die Eigenschaft in andere Glasuren hinein auszustrahlen.

Schönen Gruß
Maria
Oleli
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag 15. April 2018, 22:34

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Oleli »

Liebe Maria,
das ist ja interessant! Da ich mir Glasuren aber noch nicht selber zusammengemischt habe, stellt sich nun die Frage, wie ich weiter vorgehe...
Kannst Du mir auch da noch weiterhelfen?
Liebe Grüße Barbara
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Oleli,

nein, da kann ich dir leider nicht ernsthaft helfen, dazu verstehe ich zu Wenig von Glasurrezepten.
Es gibt aber viele Glasurspezialisten hier im Forum, die dir vielleicht etwas genaueres dazu sagen können. Ich weiß nicht mehr..., irgendwie ist es so, dass das Kupferoxid, je nach dem ob die Glasur in die es eingebracht wird alkalisch ist oder nicht, eher olivgrün, oder wie auf dem Foto türkis ausstrahlt. Ich bin jetzt Rentnerin und die Berufsschule ist schon so lange her...

Ganz allgemein ist es aber so, dass Glasuren ein komplexes Gemisch aus verschiedenen Silikaten und Metalloxiden sind und die Ergebnisse nur unter bestimmten Temperaturen und der Art des jeweiligen Auftragens wiederholt werden können. Selbst wenn man das Rezept einer bestimmten Glasur hat, so heißt das noch nicht, dass man den gesehenen Effekt einfach nach machen kann, denn darin spielt auch sehr die Handhabung eine Rolle.

Du kannst ja mal folgendes probieren: nimm etwas von der transparenten oder weißen Glasur die du schon benutzt (ca eine kleine Tasse voll) und rühre eine sehr kleine Messerspitze Kobaltoxid (teuer) und einen winzigen Bruchteil davon Kupferoxid (bezahlbar) hinein, am Besten in dem du die Oxide mit ganz wenig Wasser verflüssigst und erst dann zur Grundglasur dazu gibst. Glasiere das Stück mit der Grundglasur die du schon hast und male mit der Mischung mit einem sehr weichen Pinsel in die pulvrige Glasuroberfläche hinein.

Das ist ein sehr unwissenschaftlicher Versuch, der dir lediglich eine Richtung zeigen soll. Wenn es dem nahe kommt was du dir vorstellst, müsstest du exakt dokumentierte Versuchsreihen machen, die Bestandteile des Rezeptes auf einer Feinwaage in variierten Verhältnissen abwiegen und probieren. Das ist der normale Weg.
...ist halt nicht so einfach wie mit Bastellack...

Schönen Gruß
Maria
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Wie schon erwähnt wird Kupfer in Glasuren mit vielen Alkalien (Natrium, Kalium, Lithium) türkis. Das Türkis ist aber viel krasser und viel leuchtender als in deinem Beispiel. Das sieht für mich nach einer Mischung aus Kobalt, Kupfer und wahrscheinlich ein wenig Mangan oder Eisen aus. Weniger wahrscheinlich ist es, dass zu dem Kobalt noch Chrom dazukommt. Chrom verdampft bei Steinzeugtemperatur und schlägt sich überall im Ofen nieder. Normalerweise sieht man das nur bei Zink- oder Zinnhaltigen Glasuren, die dann Braun und Pink werden können. Ich hab aber auch schon grüne Anflüge gesehen. Es sieht ausserdem so aus, als sei das ganze liegend gebrannt worden. Ansonsten würde ich nämlich erwarten, dass die Schwerkraft die schmelzende Glasur etwas nach unten zieht und dieser Blutende Effekt vertikal sichtbar wäre.

Wenn du die Zusammensetzung deiner Glasuren nicht kennst, ist das grundsätzlich ein enormer Nachteil, da du nicht gezielt experimentieren kannst und nicht weisst, was du ändern musst, wenn etwas schief geht. Trotzdem, wollte ich den Effekt in dem Bild reproduzieren, würde ich das Chrom erst mal ausklammern und folgendes machen: Nimm dir 100gr trockene Grundglasur und mische sie in einem Becher mit Wasser so an, dass sie die Konsistenz von Schlagsahne hat. Gib etwas Glasurkleber dazu, um sie besser malbar und grifffester zu machen. Wiege auf einem Stück Papier sehr genau 2gr Kobaltoxid ab. Teile die 2gr mit einem Messer in vier gleiche Teile a 0,5gr (wie Koks lol). Mache das selbe mit Kupferoxid. Wiege 4gr Rotes Eisenoxid ab. Teile das in 4 Teile je 1gr. Jetzt nimmst du dir einen geschrühten Becher oder irgendein anderes Teststück mit genügend Fläche. Mische das erste halbe Gramm Kobaltoxid in deine 100gr Grundglasur und mixe alles mit einem AUSRANGIERTEN Stabmixer gut durch. Tauche einen Pinsel ein und mache einen satten Strich auf deinem Teststück. Pinsel gut abstreichen (du musst so viel wie möglich von der Glasur erhalten, damit die drauf folgenden Tests nicht zu ungenau werden). Dann das erste Halbe Gramm Kupferoxid hinzugeben, mischen, malen, abstreichen. Ein Gramm Eisen dazu, mischen, malen, abstreichen. Dann wieder Kobalt und so weiter, bis alle Zutaten hinzugefügt sind. Das ganze musst du so systematisch auf deinem Teststück machen, dass du später nachverfolgen kannst, welcher Strich, welche Mischung war. Du kannst deine Teststriche auch am inneren Rand deines Teststückes mit zB verdünnter schwarzer Engobe beschriften.

Zum Schluss tauchst du das Teststück in deine ungefärbte Grundglasur. Es ist absolut essentiell, dass du das ganze mit 100gr trockener Grundglasur machst, denn nur so kannst du später ausrechnen, wie viel von den Oxiden du brauchst, um das Ergebnis zu reproduzieren. Jetzt brennst du dein Teststück und schaust dir die Ergebnissen an. 2% Kobaltoxid in einer Glasur sind normalerweise schon knackend Blau, plus 2% Kupferoxid und 4% Eisen dürfte fast schon schwarz sein. Aber das hängt extrem von deiner Grundglasur ab, deswegen hast du dich ja in 0,5% Schritten rangetastet. Jetzt kannst du auch sehen, wie sich deine Grundglasur über den Oxiden verhält. Kobalt und Kupfer sind extreme Flussmittel, oft führen sie dazu, dass die Glasur lokal sehr dünnflüssig wird und die Farbe in langen Bahnen am Gefäß entlang zieht. Manche Glasuren sind aber auch so steif oder haben so wenig Lösekraft, dass nichts passiert. Das weisst du ja leider bei deiner nicht. Wenn bei deiner Grundglasur kein "Bluten" zu erkennen ist, dann machst du folgendes:

Mische wieder 100gr trockene Grundglasur an. Suche dir den Test-Strich, der dir von der Farbe her am besten gefällt und mische deinen 100gr die entsprechend Menge Oxide zu. Nimm dir 6gr Lithiumcarbonat. Lithium ist das stärkste aller Flussmittel und bringt schon in kleinen Mengen jede Glasur zum Laufen. Teile die 6gr mit dem Messer in sechs Teile. Mische jeweils ein Teil zu deiner gefärbten Grundglasur und mache je einen Probestrich. Wieder überglasieren und Brennen. Es sollte sich ein deutlicher Unterschied einstellen. Wenn du vertikal brennst, würde ich ein deutliches "mitlaufen" der Oxide erwarten. Wenn du horizontal brennst, sollte die Glasur trotzdem wesentlich aktiver werden. Es könnte aber auch zu lokalen Überfeuerungsblasen/Nadelstichen und starkem Ablaufen kommen. Schütze also deine Ofenplatten bei JEDEM Test durch eine untergelegte Platte aus dem gleichem Ton, die deutlich größer als dein Teststück ist. Ich würde mich nicht alleine auf das Trennmittel verlassen.

Kannst du keinerlei "blutenden" Effekt beobachten dann wiederhole den Test von oben mit 100gr Grundglasur, 1% Kobalt und Schritten von 0,25% Chrom bis 1% Chrom.

Das ganze hört sich nach viel Arbeit an, aber das ist nun mal so. Diese Art experimentieren kann sehr viel Spaß machen und wenn du akribisch vorgehst, lernst du sehr viel und kannst das Gelernte in Zukunft immer wieder anwenden.

Was auch noch gesagt werden muss, Kobaltoxid, Chromoxid und in geringerem Maße Kupferoxid, sind giftig. Zieh dir beim Hantieren vorsichtshalber Latexhandschuhe und ne Staubmaske an. Mache langsame, sorgfältige Bewegungen um jeden Staub zu vermeiden. Kippe Oxide oder Glasurpulver nie in einen trockenen Behälter, sondern immer in Wasser oder bereist gemischte Glasur. Wenn du etwas verschüttest, nimm es mit einem tropfnassen Schwamm auf. Entsorge alle Reste deiner Tests in einem Eimer. Wenn du ein Kilo zusammen hast, lass das Wasser abtrocknen, geh nach Draussen und kippe alles in eine geschrühte, dicke Schüssel. Stell die Schüssel in eine weitere Schüssel und brenne das ganze im Glasurbrand mit. Die Rohstoffe verwandeln sich dann in einen krustigen, "neutralisierten" Haufen, den du mitsamt der Schüssel in den Müll schmeissen kannst. Alternativ kannst du die Rohstoffe sammeln und eine neue, meistens braungrüne Mystery-Glasur draus machen.



Das ganze oben beschriebene Procedere ist natürlich kein Garant für Erfolg, es sollten sich aber sehr Interessante Erkenntnisse ergeben.
Viel Spaß!
Oleli
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag 15. April 2018, 22:34

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Oleli »

Ganz lieben Dank für diese ausführlichen Anleitungen! Das ist ja echt ne Wissenschaft für sich--!
Ich werde mich mal ranwagen, hab dazu noch zwei Fragen:
Ist Kobaltoxyd nicht giftig? Kann man die Keramik dann als Essgeschirr verwenden?
Wo bekomme ich eine ganz kleine Menge davon?
Liebe Grüße Barbara
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
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Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von leckerpott »

Also ich habe mal Unterglasur in so einem Farbtöpfchen (in blau) gekauft und auf ein Plättchen gemalt, welches in einer weißen Glasur glasiert wurde (ich malte also auf das Pulver). Das hat auch so ein wenig ausgeblutet. Hast du das mal versucht? Ich habe das Foto gerade nicht zur Hand, kann das aber bei Interesse auch mal zeigen wie das dann aussah.

Kobaltoxid kann man in einer Menge von 100 g bei BSZ Keramik kaufen.

Zur Geschirrtauglichkeit: Das müsstest du natürlich testen lassen, bevor du das verkaufst, aber das musst du ja sowieso. Im Enddefekt benutzt man das in einer minimalen Menge, ich las mal unter 2 % als Richtwert (ohne Garantie!) sollte ok sein. Aber insgesamt hängt das auch von der Glasur ab, die du darunter verwendest und ob es sich aus der Glasur leicht herauslöst oder eben nicht.
https://leckerpott.de
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Wie erreiche ich dieses "Ausbluten" der Farbe?

Beitrag von Ursula28 »

Hallo zusammen,
meine Beobachtung ist, dass die Glasur starken Einfluß auf das Ausbluten hat. Dann kommt es auch darauf an, ob du unter oder auf die Glasur malst.
Also viel probieren.
Gruß Ursula
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