Eignung für Geschirr / Verkauf

Dies ist das Forum für Glasuren, Dekorprobleme, Oberflächenbehandlung etc.
Antworten
Joh.
Beiträge: 25
Registriert: Montag 3. Februar 2020, 11:10

Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von Joh. »

Hallo,
beim Hersteller nach der Eignung für Geschirr für eine Glasur fragend, bekam ich die Antwort: "enthält Cadmiumfritte, dh. es muss an Ihrem Stück getestet werden (laut europäische Richtlinie 84/500/EWG vom 15.10.1984 mit der Änderungsrichtlinie 2005/31/EG)" - was mache ich nun daraus? Wo sendet man sowas ein, und wie teuer ist das?
Liebe Grüße
Joh.
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von hille »

Gib hier in der Suche *Konformitätserklärung* ein. War letztens erst Thema.
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von thomasb »

Ich hänge mich mal hier dran...

Ich hab mich jetzt mal versucht, in das Thema mit der Konformitätserklärung einzulesen, aber ich bin noch leicht verwirrt.

Im Internet habe ich einige Beispiele von solchen Erklärungen gefunden und auf allen sind ausschließlich Aussagen über die Blei- und Cadmiumlässigkeit zu finden, was ja so scheinbar auch von der EU-Richtlinie gefordert wird. Das scheint also auszureichen.

Die Konformitätserklärung muss ja ich als Hersteller erstellen, wenn ich das richtig sehe. Also kann ich da doch einfach rein schreiben „sämtliche verwendeten Glasuren enthalten weder Blei noch Cadmium als Rohstoff und sind daher zu EU-Richtlinie XYZ konform“? Es macht doch überhaupt keinen Sinn, ein Labor etwas suchen zu lassen, was ich nicht rein getan habe. So stumpf können doch nicht mal Beamte sein, oder unterschätze ich da den Starrsinn der Sesselfurzer?

Und mal abgesehen davon, was der Amtsschimmel will: Wie kann ich als Töpfer die Ungiftigkeit/Stabilität/etc. meiner fertigen Produkte selbst testen? Ich benutze zur Zeit nur fertige Glasuren (flüssig oder zum selber anrühren), die allesamt als säurestabil und Ess-/Trinkgeschirr geeignet gekennzeichnet sind und brenne bei 1240, aber ich benutze z.B. auch Botz Plus oder vielleicht möchte ich auch mal Glasuren übereinander ausprobieren, so wie das ja auch im Botz-Katalog teils zu finden ist. Eine Dame von Botz sagte mir mal bei einem Workshop, man könnte das alles auch wild kombinieren, weil sie wären ja komplett Kennzeichnungsfrei. Aber wenn man zwei Kennzeichnungsfreie Glasuren übereinander kippt, entsteht ja eine völlig neue Glasur. Ist die dann auch noch für Essgeschirr geeignet? Nicht zwingend vermutlich, oder? Und da man die Rohstoffe bei den Fertigglasuren ja nicht kennt, kann man darüber wohl auch keine Aussage treffen. Auch wenn ich bisher überhaupt nichts verkaufe möchte ich meine Familie, Freunde und mich nicht vergiften.
Joh.
Beiträge: 25
Registriert: Montag 3. Februar 2020, 11:10

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von Joh. »

Danke, Thomas, das sind so ziemlich auch meine Fragen, obwohl ich auch gern ein bisschen was verkaufen würde. Ist aber glaub ich auch egal, denn es geht glaube ich um das "in Verkehr bringen" von Essgeschirr - dummerweise weiß ich gerade nicht mehr, wo ich das gelesen habe.

Wenn ich z.B. bei BSZ (TerraColor Glasuren) nach der Geschirrtauglichkeit frage, bekomme ich folgende Antworten:
"Glasur ... enthält Cadmiumfritte (oder -pigment), dh. es muss an Ihrem Stück getestet werden (laut europäische Richtlinie 84/500/EWG vom 15.10.1984 mit der Änderungsrichtlinie 2005/31/EG).
Folglich sind die mit "nein" gekennzeichneten Glasuren für Trinkgefäße nicht oder nur bedingt geeignet, da es bei Langzeitnutzung zu einem optischen Verschleiß führt. Die Aussagen beziehen sich auf die aktuelle Rechtssprechung, evtl. sind für die Zukunft strengere EU-Verordnungen in Planung!  Auch die Art der verwendeten Säure hat erheblichen Einfluß auf die Ergebnisse.
Bitte beachten Sie, dass die Säurebeständigkeit ferner von sehr vielen Faktoren wie Brenntemperatur, Auftragsstärke, Scherben, etc. abhängig ist. Z.B. können Glasurdämpfe aus der Ofenmauerung austreten (von vorherigen Bränden) und das Ergebniss positiv und negativ beeinflussen. Bitte sehen Sie diese Werte nur als Richtwert, um eine endgültige Aussage treffen zu können, müssen Ihre gebrannten Stück in einem akreditierten Labor untersucht werden."

Wenn es bei der Konformitätserklärung nur um Blei und Cadmium geht, dann würde sich das ja auch nicht plötzlich bilden, wenn man zwei Glasuren mischt...

Also, ich tappe noch weitestgehend im Dunkeln. Dazu frage ich mich noch: wo testet man das und wie viel kostet es?
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von thomasb »

Joh. hat geschrieben: Montag 9. März 2020, 05:50 Dazu frage ich mich noch: wo testet man das und wie viel kostet es?
Dazu hab ich hier im Forum ein paar Adressen gefunden. Preisaussagen waren zwischen 40 und 150 Euro pro Glasur, je nach Institut.
kh-keramik
Beiträge: 13
Registriert: Montag 26. August 2019, 14:55

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von kh-keramik »

Hallo,

ich hatte vo einem Jahr das gleiche Problem. Die Konformitätserklärung sollte man pauschal schreiben, wenn weder Blei noch Kadmium in der Glasur ist, weil offiziell nichts Anderes verlangt wird.

Auch ich nutze nur Fertigglasuren und brenne bei 1240 Grad. Ein guter Eigentest zur Geschirrtauglichkeit ist z.B. der Säuretest. Man klebt auf den Boden einen kleinen Streifen Tesa-Klebeband und füllt dann Essigessenz (25 % Säure) auf, so dass Klebeband und nicht abgeklebte Glasur bedeckt ist. Nach 24 h sollte keine Verfärbung oder Änderung zwischen Klebestreifen und Glasur zu sehen sein. Selbst Glasuren im Labor testen zu lassen, macht ja nur Sinn, wenn man immer dieselbe verwendet, nichts vermischt und Zweifel hat. In Sachsen kenne ich keinen Töpfer, bei dem eine Glasurprobe im Steinzeugbereich durchgefallen ist, und bei uns kommt regelmäßig das Gesundheitsamt vorbei.
info@kh-keramik.de
0173 5737373
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
Kontaktdaten:

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von leckerpott »

Nur weil man keine Tütchen hat, auf denen Blei oder Cadmium steht, heißt das noch nicht, dass in den teilweise natürlich vorkommenden Ressourcen nicht Cadmium oder Blei enthalten sein können. Ein Feldspat oder andere Rohstoffe sind ja nicht rein. Bei dem Testen im Labor kriegt man zwar auch nur eine Momentaufnahme, aber so kann man sich zumindest sicherer sein, wenn man bei den verwendeten Materialien bleibt. Will sagen: nur weil man es nicht explizit mit rein tut, heißt es nicht, dass es nicht drin sein kann. Im Enddefekt stellt man ja nur sicher, dass der eventuell gebrauchte Ofen nichts beiträgt und der Ton und die verwendete Glasur in Ordnung sind und das dann bei zukünftigen Chargen zumindest unwahrscheinlich ist.
https://leckerpott.de
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von thomasb »

leckerpott hat geschrieben: Montag 9. März 2020, 14:41 Ein Feldspat oder andere Rohstoffe sind ja nicht rein.
Gutes Argument.

Aber sind Verunreinigungen mit Blei und Cadmium üblich? Bzw. muss man damit rechnen? Vor allem in so großen Mengen, dass es gesundheitlich nicht mehr unbedenklich ist? Und selbst wenn das mal vorkommen kann, nützt mir der Laborbericht ja auch nichts, wenn ich eine Charge testen lasse und in der nächsten ist dann eine Verunreinigung.

Muss da nicht der Rohstoff-Lieferant aufpassen, dass kein Cadmium und Blei in seinem Zeug ist?
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
Kontaktdaten:

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von leckerpott »

Das weiß ich nicht, ich nehme es an. Trotzdem nimmt man hier den Hersteller des Geschirrs in die Verantwortung, ob das nun aus Keramikerperspektive sinnvoll ist oder nicht. Der verändert die Rohstoffe, die er bekommt, um ein Endprodukt herzustellen, sei es nur durch den Brand. Hättest du Rückstände von Blei oder Cadmium im Ofen könntest du dich noch so sehr auf die Bleifreiheit deiner Rohstoffe berufen, dein Geschirr könnte die Grenzen trotzdem überschreiten.
https://leckerpott.de
Joh.
Beiträge: 25
Registriert: Montag 3. Februar 2020, 11:10

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von Joh. »

Dazu hab ich hier im Forum ein paar Adressen gefunden. Preisaussagen waren zwischen 40 und 150 Euro pro Glasur, je nach Institut.
[/quote]

Magst du mir schreiben, wo?
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von thomasb »

Joh. hat geschrieben: Montag 9. März 2020, 18:33 Magst du mir schreiben, wo?
Hier: viewtopic.php?f=17&t=6570&start=15
Die letzten 3 Posts

@Leckerpott: Das mit dem Ofen ist natürlich korrekt. Und dafür macht so ein Labortest definitiv Sinn.

Ok, Sinnhaftigkeit hin oder her... d.h. man MUSS zwingend so einen Test machen, wenn man Keramik verkauft, ja? Und zwar auch, wenn man immer nur transparente Glasur in einem nagelneuen Ofen brennt?

Danke für den Tipp mit dem Klebeband! Das probiere ich aus.
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Eignung für Geschirr / Verkauf

Beitrag von thomasb »

Ich hab mich mal durch die Gesetzestexte gewühlt.

Bedarfsgegenständeverordnung:
http://www.gesetze-im-internet.de/bedggstv/
Für uns relevant ist §10. Die Grenzwerte stehen in Anlage 6

Die EU-Richtlinie ist hier zu finden:
https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Le ... 017:de:PDF
Da steht aber nicht viel spannendes drin. Man darf halt niemanden vergiften und sein Essen nicht anders schmecken lassen, etc...

Ich denke, das lässt wenig Spielraum.
Antworten