Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Dies ist das Forum für Glasuren, Dekorprobleme, Oberflächenbehandlung etc.
Antworten
Benutzeravatar
werkstatt314
Beiträge: 45
Registriert: Freitag 20. September 2019, 18:13
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von werkstatt314 »

Hallo zusammen,

Ich hoffe ihr habt eine Antwort für mich.

ich bin aktuell am experimentieren farbige Tropfen als Glasur auf meinen Tonkörpern zu entwickeln. Dazu habe ich zwei Rezepte angemischt.

01.
Feldspat 84%
Zink Oxid 8%
Mason Stain (Rot) 8%

und 02.
Nefelin Syenit 84%
Zink Oxid 8%
Mason Stain (Rot) 8%

Jetzt kommen bei mir vollkommen unterschiedliche Ergebnisse raus obwohl ich nur Nefelin Syenit gegen Feldspat getauscht habe. Wenn ich beide Grundstoffe (Feldspat und Nefelin Syenit) brenne sehen sie fast identisch aus. Hat einer von Euch eine Erklärung für mich warum die Glasur so aufgeschäumt hat? Liegt wohl am Zinkoxid oder?

Bilder sind angehängt:
Glasur test 314.jpg

Liebe Grüße
Björn (immer noch erstaunt)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Instagram.com/dirty_clayground
Ursula28
Beiträge: 446
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Björn,
ich denke , du hast ein sogenanntes Eutektikum eingewogen. Ein Eutektikum ist der gemeinsame niedrigste Schmelspunkt einer Mischung. https://de.wikipedia.org/wiki/ Eutektikum heißt , dass die Mischung überbrannt ist, so sieht es jedenfalls aus. Diese Eutektikum mach man sich z.B. zu eigen um niedrig brennende Glasuren zu entwickeln. Du machst z.B. eine Versuchsreihe, Stoff A schilzt bei 1250°C. Der Stoff B schilzt bei 1280°C. Stoff . Dann wiegst du dei Mischungsreihe ein: A = 90 T B = 10 T 2. A = 80 T B = 20 T und so weiter. Man würde vielleicht vermuten,, dass das Schmelzverhalten der beiden Stoffe linear ist... eben nicht immer. Plötzlich sinkt der Schmelzpunkt bei der 4. Probe signikifant auf vielleicht 1150°C , also die Kurve macht einen sprunghaften Verlauf nach unten.
Das ist meine Erklärung dazu.
Gruß Ursula
Yaki
Beiträge: 121
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von Yaki »

werkstatt314 hat geschrieben: Montag 27. April 2020, 15:23 ...nur Nefelin Syenit gegen Feldspat getauscht habe.
Das ist wie mit den Äpfeln und den Birnen...
Nephelin Syenit bzw. Feldspat plus Zinkoxid machen aber noch keine richtige Glasur aus.
Hinzu kommt, dass zwischen dem Schmelzpunkt von Feldspat und Nephelin Syenit mehr als 2 Segerkegel liegen.
Grüßchen
Benutzeravatar
werkstatt314
Beiträge: 45
Registriert: Freitag 20. September 2019, 18:13
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von werkstatt314 »

Ich danke Euch beiden für die Info.

Ich hatte bereits ein paar Schmelzversuche hinter mir und dabei reagierten für mich die beiden Stoffe nahezu identisch. (Siehe Foto) Temp. 1230°C. Zumindest was die Tropfenbildung anbelangt und deshalb war mein Gedanke wenn ich es mit dem Farbkörper mische sollte ein ähnlich Ergebnis zu erwarten sein. Das Zinkoxid habe ich lediglich dazu gemischt, das die Masse beim Kugelformen bevor ich brenne nicht so zerfließt.
Bildschirmfoto 2020-04-27 um 20.17.53.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Instagram.com/dirty_clayground
Trisman
Beiträge: 23
Registriert: Samstag 11. Februar 2017, 15:30

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von Trisman »

Ein weiteres Problem in diesem Fall könnte auch am Farbkörper liegen. Die roten Farbkörper sind häufig Einschlussfarbkörper, also Pigmente, die in Zirkonium eingeschlossen sind, damit die giftigen Inhaltsstoffe wie Cadmium nicht frei vorliegen und gefährlich werden können. Diese Einschlussfarbkörper machen häufig Probleme. Ich hatte auch schon Glasurproben, die ausgesehen haben, als wenn man roten Rasierschaum auf das Testplättchen gesprüht hat. Manche Glasurrezepte funktionieren gut damit, manche nicht. Das würde die beiden unterschiedlichen Ergebnisse erklären.

Hier kannst du mehr über der Thema lesen, wenn du englisch kannst: https://digitalfire.com/glossary/encapsulated+stains

Da du aber nicht genau angegeben hast, welche Maison Stain nummer du genutzt hast, weiß ich natürtlich gar nicht, ob es ein Einshlussfarbkörper ist, oder nicht.
Benutzeravatar
werkstatt314
Beiträge: 45
Registriert: Freitag 20. September 2019, 18:13
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von werkstatt314 »

Hallo Trisman,

das war die Nummer 6021 auch mit dem Blau 6315 hatte es Probleme gegeben.

Danke für den Link, auf Digitalfire habe ich schon einiges nachgelesen.

Liebe Grüße

Björn
Instagram.com/dirty_clayground
Trisman
Beiträge: 23
Registriert: Samstag 11. Februar 2017, 15:30

Re: Meine Glasur sieht aus wie Baiser, wieso?

Beitrag von Trisman »

Hallo Björn,

die 6021 ist ein Einschlußfarbkörper, die 6315 ist es wohl nicht. Allerdings ist die 6315 ein Zirkonium Vanadium Farbkörper.
Vielleicht verträgt sich die Glasur nicht mit Zirkonium oder Zink, oder eines von beiden wirkt wie Ursula angemerkt hat als Eutektikum und die Glasur überfeuert.

Ein möglicher Testaufbau, mit dem du den/die Übeltäter gut herausfinden könntest:

1x Basisglasur (Damit ist sichergestellt, dass keine veränderten Brandparameter schuld sind, wenn etwas unvorhergesehenes passiert)
1x Basisglasur +10% Zink (Im Forenpost schreibst du 8%, aber auf deinem Zettel im Foto steht 10%)
1x Basisglasur +8% Mason Stain Rot ohne zusätzliches Zink
1x Basisglasur +8% von einem Farbkörper, der sicher Zirkonfrei ist
1x Basisglasur +8% von einem Farbkörper, der sicher Zirkonfrei ist +10% Zink

Damit hast du eigentlich alle Eventualitäten abgedeckt und kannst an den Ergebnissen ablesen, wo das Problem liegt.

Viele Grüße


Stephan
Antworten